Speisen und deren Zubereitung.
Bei Anbruch des Tages beeilt sich einer der Burschen des Meierhofes (Missatges), die Suppe
(Sopa) zu kochen. Dieselbe besteht aus Weizenbrodschnitten (Llescas), in Wasser gekocht, wozu
kleine Paprikastücke (Pebre) in O el gethan werden. Bisweilen erhalten die Arbeiter zu ihrem
Frühstück statt der Brodsuppe gekochte Buffbohnen, denen man eine Mischung von Paradiesäpfeln
(Tomätigas), Knoblauch
(Ais), Salz und O el zusetzt.
Um die Mittagszeit erhalten
sie die Hauptmahlzeit, bestehend
aus Buffbohnen mit
Kohl (C o l), Erdäpfeln
(Patatas), welche mit Zwiebeln
(Cebas) und Oel v ermengt
werden. Abends
erhalten sie wieder eine
Ration dieses Bohnengerichts
und etwas mehr
Brod zum Eintauchen. Bei
allen Mahlzeiten essen die
Arbeiter viel Brod und
Oliven, welche die wesentlichen
Bestandtheile ihrer
Kost ausmachen. In der
geeigneten Jahreszeit w e r den
Paradiesäpfel verwendet
und Feigen (Figas),
Opuntienfrüchte (Figas de
Moros) verabreicht. Die
Schnitter erhalten ausser-
dem um 9 Uhr ein zweites
Frühstück, bestehend aus
gekochten Erdäpfeln, mit
einer aus Paradiesäpfeln
und Knoblauch bereiteten
Sauce übergossen, und um
| Uhr Nachmittags zum
Vesperbrod einen Salat von
Salatblättern (Lletuga) und
Oliven.
^ n H H t Die Mallorqumische Lucernas. . . Meie, r (\A rren„d ad. o.r s,*
Arnos) und ihre Familien
essen gewöhnlich dasselbe
w ie die Arbeiter, doch fügen sie noch ein Gericht von Eierspeisen, Wurst oder Speck hinzu. An
Sonn- und Feiertagen wird gekochter Reis mit Speck und Safran als Mittagsmahl gegessen. In den Ortschaften
besteht dieselbe Eintheilung der Essstunden für die Mahlzeiten, es kommt aber mehr Gemüse,
Obst und Käse auf den Tisch. Die Bemittelten speisen aber täglich w ie die Stadtbewohner
Fleisch und Fisch und andere Gerichte. Es ist nicht Sitte, dass die Landarbeiter Wein bei
ihren Mahlzeiten erhalten; die Amos und die reichen Bauern dagegen trinken stets Wein bei ihren
Mahlzeiten. An Sonn- und Feiertagen wird selbst von den Landarbeitern, die dann in den Ortschäften
bleiben, W e in getrunken, leider verlegen sie sich aber auch auf das verderbliche Branntweintrinken.
Die Mitglieder der ärmsten Klassen von Palma essen des Morgens Brod mit Käse,
Brod in O e l getaucht, Feigen, auch gebratenen Speck, doch w ird die Sitte des Kaffeetrinkens
immer allgemeiner; zu Mittag isst man gewöhnlich Reis und Nudeln, billige Fische, Früchte und
Gemüse. Viele backen Kuchen aus Brodteig zum Abendessen, die sie mit Paprika und Zucker
bestreuen, mit Obst oder Fischen belegen. Die Aermeren kochen Erdäpfel, Vie le haben nur in Oel
getränktes Brod und Olivén.
Die reicheren Ortsbewohner sowie die Städter nehmen zum Frühstück stets eine Schale
Chocolade, mit Wasser oder Ziegenmilch gekocht, in welche sie verschiedenes Gebäck, w ie die
Ensaimadas, Cocas, Cochins, Bescuyt und Medrichos eintauchen. Da die fremdartigen Namen der
ebenerwähnten Backwerke, welche eine Specialität der Balearen sind, unseren Frauen, die vielleicht
einmal Lust hätten, ihre Gäste mit mallorquinischen
Delicatessen zu bewirthen, keine Vorstellung von
denselben geben können, so w o llen w ir darüber
noch einige W o r te sagen. Die Ensaimadas sind
eine Art weiche, runde Kuchen, die aus einem Teige
vom feinsten Weizenmehl (Jéxa), Eiern, Zucker und
Wasser bereitet werden. Den Teig lässt man ein
oder zwei Tage stehen, je nachdem man sich in der
warmen oder kalten Jahreszeit befindet,, dann rollt
man ihn auf einer Holzplatte auf, bedeckt ihn mit
einer leichten Schweineschmalzschicht (Saim), kehrt
ihn um und bildet daraus die einzelnen Kuchen, die
nun in den Backofen kommen, und wenn sie denselben
verlassen, mit Zuckerpulver bestreut werden.
Man bereitet Ensaimadas von sehr verschiedener Grösse
und Werth. Die, welche zum Frühstück dienen,
werden gewöhnlich für 3, 4 oder 6 Centesimos de
Escuddi. verkauft (etwa 8, 10 oder 15 Centimes).
Eine grössere Sorte, auf welche dünne Schnitte
von Sobrasada und Speck, bisweilen auch kleine
Schnitte oder Stückchen von Carabassät (in Zucker
eingemachter Kürbis) bald allein, bald mit Sobra-
sadastücken gelegt werden, geniesst man in der
Regel zum Vesperbrod oder beim Mittagsmahl
als Dessert. Die Cocas ähneln den Ensaimadas, sie
sind aber rund und ohne Schweineschmalz und
Zuckerpulver. Die Cochins bereitet man aus demselben
Teige, w ie die Ensaimadas, sie unterscheiden sich von diesen aber durch ihre Form, die an
ein Kissen erinnert, daher auch ihr Name. Dasselbe gilt von den Bescuyt (castillanisch Bizcocho),
nur bleibt hier das Schweineschmalz w e g ; man bildet dann aus dem Teig ein langes schmales und fast
flaches Brod, lässt dieses im Backofen backen und zertheilt es hierauf in Schnitte, die nun auf eine
Blechplatte kommen, um abermals im Backofen geröstet zu werden. Die Cuartos, w e lch e aber
mehr zu Gefrorenem gegessen werden und in ihrer Gestalt den Cochins ähneln, bilden eine
mallorquinische Specialität und gehören wegen ihrer Zartheit und leichten Verdaulichkeit zu den
trefflichsten Backwerken, die ich je genossen habe. Sie werden folgendermafsen bereitet: man
schlägt in einem Becken (Ribella) sorgfältig Eidotter mit Zucker feinster Sorte und in einem anderen
Gefässe Eiweiss; dann mischt man beide Substanzen zusammen, schüttelt die Mischung sorgfältig
durcheinander und fügt mit einem kleinen Siebe so lange Stärkemehl hinzu, bis ein ziemlich dicker
Teig entsteht. Damit füllt man kleine viereckige Formen von Blech oder Papier und röstet diese
im Backofen. S owie sie aus demselben herauskommen, bestreut man sie mit gestossenem Zucker