Auch am Vorabend vom Feste des hl. Antonius und der Bonanova werden von den
ärmeren Klassen Palma’s Feuer angezündet, um die man sich lagert und bei deren Schein man
sich dem Tanze widmet.
Ein sehr besuchtes Volksfest findet am Jahrestag des Puig de Pollenza statt. Der hierbei
aufgeführte öffentliche Tanz wird la Matexa del Balle (Tanz des Bürgermeisters) genannt, weil er
dem Mädchen, dem er zuerkannt wird, die Ehre verschafft, beim Herabsteigen vom Puig vom Alcalde
und ihrem Geliebten nach Hause begleitet zu werden. Ihnen folgen alle Tänzer und Tänzerinnen
und voran zieht bei Carritx-Fackelschein (Tayos) die ganze Comitiva der Cheremias.
Im nächtlichen Dunkel bringt diese lange, den Berg sich hinabwindende Procession bei
Fackelbeleuchtung eine überraschende
Wirkung hervor.
Bei der Ankunft des Zuges
in der Ortschaft strömt die
ganzeBevölkerung zusammen
und geleitet denselben zu dem
Hause des Mädchens, w e lchem
die Ehre des Matexa
del Balle zu Theil wurde,
und hier bewirthen ihre Angehörigen
die ganze Comitiva
mit einem reichlichen Re-
fresco. -
Einige Feste verdanken
einem geschichtlichen Moment
ihren Ursprung. Das
grösste dieser Feste wird in
Soller gefeiert zur Erinnerung
an die tapfere ile r -
theidigungderOrtsbewohner
unter dem Commando des
Kapitäns Juan Angelats gegen
einen räuberischen t'eberfall
der Mauren im Jahre 1561.
Die kleine Schaar tapferer
Krieger schlug den weitüberlegenen
Feind in die Flucht,
wobei derselbe 500 Todte
gehabt haben soll. Noch
lebt in der Ueberlieferung
Aguila de Pollenza. der Name zweier Schwestern,
_ . . , ■ S B welche ein merkwürdiges
Beispiel heroischen Muthes gaben; dafür erhielten sie die ehrenvolle Bezeichnung der Valentas
Donas de Can Tamany, und bei dem Jahrestage dieses Ereignisses w ird auch ihr Andenken mit
gefeiert. Bei der Procession wird der Kapitän Angelats dargestellt, und an seiner Seite schreiten
zw ei junge Mädchen, w elche die Valentas Donas de Can Tamany vorstellen.
Am ändern Morgen begiebt sich die ganze Bevölkerung zum Hafen, w o eine Art Scheingefecht
stattfindet. Von den beiden Corps ist das eine in Landestracht, das andere nach Art der
Mauren gekleidet; es werden Gewehrsalven abgegeben, bis die Bauern endlich Sieger bleiben und
alle Mauren als Gefangene nach der Ortschaft führen, w orauf sich Jeder bis zum Beschluss des
1 agesfestes unterhält
Im 16. Jahrhundert wurden viele Ortschaften von den Mauren angegriffen, jedoch von den
Bewohnern heldenmüthig vertheidigt. In den meisten Fällen feiert man den Jahrestag dieser
glorreichen Ereignisse durch kirchliche Feste. In Pollenza wird anlässlich einer solchen Jahresfeier
am 2. August ebenfalls ein Scheingefecht abgehalten.
Zu den ältesten Volksbelustigungen muss manauchdieFestasde Carré (Gassenfeste) in Palma
rechnen. Den Anlass zu denselben giebt ein kleines Heiligenbild oder eine Kapelle an irgend einer
Hauswand oder Kirche, welche den Gegenstand besonderer Verehrung für die Bewohner des betreffenden
Stadtbezirkes bildet. Dergleichen Gassenfeste sind mehr unterhaltender als religiöser
Natur, sie finden nur zur Sommerzeit Nachts statt. Schon acht Tage zuvor kündet eine Musikbande
mit Blasinstrumenten und grösser Trommel, die alle Gassen des Bezirks durchzieht, das Fest an.
Gleichzeitig hängt man Fahnen an Stricken, die von einem Hausfirst zu dem gegenüberliegenden
ausgespannt werden, über der Gasse auf, w o sie ganze acht Tage verbleiben. Am Festtage sind
alle Häuser des Bezirks mit Tüchern und grünem Laubwerk geziert. In geringer Entfernung von
einander werden für die nächtliche Beleuchtung Reverberen, Armleuchter und Festers, das sind eiserne
Körbchen zum Verbrennen harziger Hölzer, angebracht. Kaum ist die Nacht angebrochen, so stellt
jeder Bewohner der hell erleuchteten Gassen v o r seinem Hause Bänke für seine Freunde und
Bekannten auf, damit sich diese niedersetzen können. Männer, w e lch e die Cheremias, den Tamburino
und Fabiol spielen, durchziehen am Vorabend und am eigentlichen Festtag die Gassen bis
um 10 Uhr Nachts. Um diese Stunde erscheint eine neue Musikbande mit Blas- und Streichinstrumenten,
für welche eine vorher errichtete geschmückte Tribüne reservirt ist und welche Stücke
aus Opern, Tänze und Märsche bis 3 Uhr Nachts aufspielt. Erst mit dem Auftreten dieser Musiker
fängt das eigentliche Gassenfest an, die Bänke bevölkern sich mit Frauen und Mädchen sowie
mit jungen Männern, die sich mit diesen unterhalten, während eine unabsehbare Menschenmenge
alle Gassen des Bezirkes durchstreift und theils den fröhlichen Melodien der Musik lauscht theils
die kühle Nachtbrise geniesst. Die Mannigfaltigkeit der Anzüge, die verschiedenen Klassen der Bevölkerung,
die Decoration und Beleuchtung der Gassen, die namentlich an dem Kapellchen des
betreffenden Heiligen wahrhaft verschwenderisch ist, indem sich hier Wachskerze an Wachskerze
reiht, und endlich die Klänge der Musik bringen in diesen südlichen Nächten ein wunderbar bewegtes
Lebensbild hervor. Confits- und Bonbonsverkäuferinnen haben sich an kleinen Tischen
aufgestellt; Orchataverkäufer durchziehen die Gassen und bieten Erfrischungen an. Um dem Feste
Abwechslung zu geben, pflanzt man einen mit Seife oder O e l bestrichenen Freudenbaum auf, an
dessen Spitze eine Myrtenkrone mit verschiedenem Backwerk, Bonbons, Hühnern u. dergl. befestigt
ist, damit die Buben ihre Geschicklichkeit im Klettern zeigen können. Ferner werden Burattini-
buden (Teresetas), die einen Hauptanziehungspunkt für die junge W e lt bilden, errichtet, bisweilen
wird ein Feuerwerk ahgebrannt. Trotz des bei der grossen hin- und herwogenden Menschenmenge
unvermeidlichen Lärmens und Drängens finden bei dem ruhigen Charakter der Mallorquiner nie
Unordnungen statt.
Die Kosten für dieses Fest werden von einer Bruderschaft bestritten, deren Mitglieder
jährliche Beiträge bezahlen. Zum Schatzmeister derselben wird gewöhnlich eine vornehme Person,
o t ein Kind aus adeligem Hause erwählt, das dann von seinem Vater vertreten wird, und vier
Sobreposats, meistens jungen Handwerkern, liegt die Leitung des Festes ob. Zu den wöchentlichen
eiträgen der Mitglieder für die Auslagen kommt dann noch der Betrag einer ausserordentlichen
Sammlung im ganzen Bezirk und selbst in anderen Theilen der Stadt. Die Mitglieder werden
a urch ausgezeichnet, dass ihre Häuser mit Reverberen versehen werden, damit der Platz davor
wahrend der Fastnacht beleuchtet sei. Ausserdem erhält jedes Mitglied ein Pfund gutes Rindfleisch
und eine grosse, aus Ensaimadateig verfertigte Coca. Während des Festes wird die Hausthüre des
m u m g rune“ Pfahlrohr geschmückt, und die Musikbande zieht nach Beendigung des Festes
h™ 1 , 7 Ì NaÌ tS na0h dem Hause desselben> ™ eine Toccata aufzuführen. Diese Ehrenbezeugung
, aza_ Clavan damit, dass er eine grössere oder geringere Summe zur Deckung des Deficits
• I .r] kosten zuschiesst. Ehemals waren die Gassenfeste viel häufiger als gegenwärtig, gleichwohl
s ihre Zahl noch immer bedeutend, sie wurden ehemals auch viel zahlreicher von vornehmen
eu en besucht; selbst Damen aus den ersten Familien erschienen und Hessen sich auf den Stühlen