Gesimse in fünf Abtheilungen und sieben Stockwerke eingetheilt, mit accolirten Spitzbogenfenstern
auf jeder Seite, trägt eine obere Terrasse und einen kuppelartigen, steinernen Helm. Das schlichte
Innere zeigt ein Tonnengewölbe, dessen Bogen auf römischen Pfeilern ruhen. A u f jeder Seite sind
vier Rundbogenkapellen mit Tribünen, unter der Empore zwei Seitenkapellen und zwei Kapellchen
nach vorn zu. Die letze Kapelle links, die als Sacramentskapelle dient, ist grösser, mit kleiner
Kuppel überwölbt und enthält das Bild der Beata Mariana de Jesus. In der letzten Kapelle rechts
steht ein alter Renaissancealtar. Das Material für die Pfeilersockel der Hochaltarkapelle bildet
rother Marmor aus Binisalem. Neben der Kirche ist ein alter, jetzt von Armen bewohnter Klosterhof,
von einer Säulenhalle mit vier jonischen Säulen und flachen Segmentbogen umgeben.
Die Kirche von S» Miguel war eine Moschee, vermuthlich die, welche Jaime I., als er am 31. Dezember
1229 in Palma eintrat, zuerst sah; sie wurde dem Erzengel Michael gewidmet und in derselben
die erste Messe in der Stadt gelesen. Man bewahrt noch immer in' dieser Kirche die Statuette der
Nuestra Señora de la Salut auf, dieselbe, w elch e nach der Ueberlieferung Jaime I. in der Kapelle
seiner königEchen Galeere hielt, und die er nach glücklicher Vollbringung seines Unternehmens in
der neuen Kirche aufstellte. Bis ins vorige Jahrhundert erhielt sich auch der Kelch, der für die
erste Messe, verwendet, dann aber zur Anfertigung einer Monstranz 'eingeschmolzen wurde. Die
Gebäude der alten Moschee erhielten sich. bis 1390,. um w elche Zeit die Kirche auf denselben
Grundmauern neu aufgebaut wurde. In dem Thurme waren einige Räume, w o man in alten Tagen
Verbrecher im Sacrum aufnahm. W iew oh l S» Miguel die erste Kirche Palma’s ist, die man nach
der Eroberung dem christlichen Cultus widmete, so betrachtet man sie als die vorletzte der Pfarren
Palma’s , deren Reihenfolge so lautet; Almudaina, St» Eulalia, St» Cruz, S» Jaime, S» Miguel und
S" Nicolás. Die Kirche steht isolirt am Hügelabhang mit der Front auf die Calle de S» Miguel;
sie hat ein einfaches Aeussere; zur Rechten der blanken Vorderseite mit Rose erhebt sich der in
sieben Stockwerke eiugetheilte, von zw ei Spitzbogenfenstern auf jeder Seite durchbrochene und
mit einem Schlussgesims und pyramidenförmigem Helm versehene Thurm. Das Portal ist gothisch.
A u f beiden Seiten sind Pfeiler, mit zw e i roh gearbeiteten Statuetten versehen. Das Feld des mit
Krabben verzierten Bogens enthält die sitzende heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde, auf jeder Seite
musicirende Engel. Die Kreuzblume w ird von dem drachentödtenden Erzengel Michael gekrönt
Zur Rechten ist ein schmuckloser Seiteneingang. Das Innere ist sehr verzopft; es hat ein Tonneng
ew ö lb e mit sieben Rundbogen, welche auf pseudojonischen Capitälen ruhen, fünf Rundbogenkapellen
mit zopfigen Altären auf jeder Seite, eine Empore über dem Eingang und zwei Kapellen
darunter, sow ie eine sich verengende Hochaltarkapelle mit einer kleinen Rose darüber, welche,
w ie der Hochaltar, mit Marmor und Jaspis geschmückt ist. A u f beiden Seiten des Hochaltares sind
zw ei Altäre.
S »Antonio de Viana, w iew o h l von alter Stiftung, wurde in neuerer Zeit umgebaut. Die
Mönche des Antonianer-Pflegeordens von der Regel des heiligen Augustin etablirten sich nämlich
auf Mallorca kurz nach der Eroberung, bei w e lch er Gelegenheit ihnen der König D» Jaime I. im
Jahre 1230 das Haus in der Calle de S» Miguel, w o jetzt noch die Kirche und das ehemalige
Kloster und Spitalgebäude besteht, schenkte. Die Bogen und Wände gegen das Gässchen neben
der Kirche sind noch alt; sonst stammt das Ganze aus dem vorigen Jahrhundert, w o Dank dem
Comendador D» Damian Gelabert die Kirche und das Kloster im Jahre 1729 vom Grunde aus neu
aufgebaut wurden. Die Könige von Mallorca und Aragon begünstigten dieses Kloster durch viele
Schenkungen und Privilegien, worunter jenes, auf der ganzen Insel betteln zu dürfen, und die
Ziehung der Rifa del Cerdo de Sn Antonio, welche jährlich seit 1573 stattfand, zu nennen sind. K a r lV .
verlieh den Antonianern das Recht, das Tartige-Kreuz, das alte Wappen ihres Ordens, auf den
kaiserlichen Adler zu setzen, den sie seit der Zeit führten. Die Rifa del Cerdo ist aufgehoben, und
von den Festlichkeiten, die man dabei übte, bleibt blos die Sitte, v o r dem Thore des Portals de
S» Antonio am Tagesfeste (17. Januar) die Thiere zu segnen, von welchem Volksfeste bereits im
Allgemeinen Theil die Rede war. Die Kirche hat zwar eine rohe schmucklose, in einen Giebel
endigende Vorderseite, aber ein hübsches Innere. Es ist eine elliptische Rotunde mit zw ei Nischen-
vorsprüngen, von denen der eine für den Hochaltar, der andere für den Eingang dient. Die Kuppel
weist zehn Gurte auf, zwischen denen sich unten in jedem Zwischenräume ein kleiner Rundbogen
befindet; oben ist ein Kuppelchen mit Fenster dazwischen. Die Kuppel ist mit Fresken
geschmückt, welche die Begebenheiten aus dem Leben des hl. Anton von Viana darstellen. Pfeiler
trennen auf jede r Seite .drei Kapellen in Rundbogen und Segmentbogentribünen mit Dockengeländer.
Dies wiederholt sich auf der Seite der Hochaltarkapelle und der Eingangshalle, w o das
Gesims fortläuft. Der zopfige Hochaltar ist aus den schönsten Marmorarten der Insel hergestellt.
Die luftige Sacristei weist eine auf Consolencapitälen ruhende W ölbung von vier Gurtbogen auf;
in derselben ist ein alter Retabel mit fünf Giebeln, in der Mitte ein Heiliger, und in drei Reihen
an den Seiten sind Monumente aus seinem Leben dargestellt. Neben der Sacristei ist ein Aufgang
zu den Chortribünen und zu den Patio-Hallen. Es befindet sich daneben auch der alte elliptische
Klosterhof, von 16 runden Segmentbogen gebildet, und mit zwei Reihen von Hallen, von rustischen
Säulen getragen; oben läuft eine Dockenterrasse hin. Alles ist aus schönem Santagny - Stein.
Linker Hand ist der Treppenaufgang mit eisernem Dockengeländer. Das Klostergebäude, w iew o h l
im Innern in etwas vernachlässigtem Zustande, dient seit vielen Jahren für die Aemter der beiden
Gerichte der ersten Instanz von Palma und seit neuerer Zeit auch für jene der beiden Municipal-
gerichte des Partido, nämlich derjenigen der Catedral und der Lonja, In dem Klosterhofe pflegt
man die Abstimmung für die Wahlen der Municipalämter von Diputados provinciales und Di-
putados a Cortes abzuhalten.
Gleich daneben, auf das gleichnamige Plätzchen stossend, ist die Yglesia de la Concepcion
del Olivar, einst dem gleichnamigen Franciscaner-Nönnen-Kloster gehörig. Seine erste Stiftung erhielt
dieses Kloster unter dem Namen von S,a Magdalena auf dem Puig d'Jnca, in welchem nachher
Jeronimiter-Nonnen lebten. Im Jahre 1515 wurden die Franciscaner-Nonnen der Pfarre von
Esporlas an derEsglayeta überwiesen, w o damals ein dichter Oelbaumwald stand, woher auch der
Name ihres Klosters, unter welchem man es allgemein kannte, kam. Im Jahre 1549 gründeten sie
ein neues Kloster in Palma in der Calle de S» Miguel und gaben ihre Behausung in der Esglayeta
auf. Die Kirche wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts vollendet. Bei der Aufhebung und
Reduction der Klostergemeinden gingen die Nonnen der Concepcion del Olivar am 2r. April 1837
ins Kloster von Sla Clara, während ihr Kloster von nun an als Presidio correccional verwendet
wurde. Die Kirche ist in sehr schlechtem Zustande und dem Publicum nicht offen; es wird darin
blos Messe für die Gefangenen und Beamten der Anstalt gelesen.
Die CapuChinos-Kirche, auf der gleichnamigen Calle, ist neueren Ursprunges. Einige
Kapuziner eines Klosters von Zaragoza kamen im 17. Jahrhundert nach Mallorca und gründeten
ausserhalb der Stadt ein Kloster, das 1778 an die heutige Stelle übersiedelte, woselbst Kirche und
Kloster aufgebaut wurden. Heutigen Tags ist das Klostergebäude Gefängniss der Provinz des
Partido de Palma und enthält gleichzeitig das correctionelle Depot der Stadt. Die Kirche, mit
schlichter Renaissance - Vorderseite, hat oberhalb des Einganges ein spanisches Wappen. Das
Innere ist sehr nüchtern, mit vier Kapellen auf jeder Seite und steinernen Altären. Sie ist
noch officiirt.
Die Kirche von Sta Catalina de Sena, an der Ecke zwischen der Ca lle de S» Miguel und
der Plaza der Puerta Pinteda, hat eine Vorderseite mit zopfigem Portal, zwei Seitenthürmchen und
einen Centralgiebel. Das Innere ist ganz aus Steinquadern nahezu in Form eines lateinischen
Kreuzes ziemlich hübsch gebaut. Die Kuppel tragen gewundene Bogen, w elch e sich über accolirten
Pfeilermassen mit römischen Knäufen, die ein starkes Gesims stützen, erheben; oben ist ein kleines
achteckiges Kuppelchen, mit kurzen, ebenso gewundenen Pfeilerchen versehen, zwischen welchen
Rundbogenfenster durchgebrochen sind. In der sich verengenden Hochaltarkapelle befindet sich
das Monument eines Despuig in Marmor, eine knieende Figur, mit dem Mantel des Ordens von
Santiago drapirt; oben ist das Wappen der Familie angebracht.
Im Längstheil sind auf jeder Seite zw ei Kapellen mit zopfigen Altären; über dem Eingänge
erhebt sich eine grosse Empore mit gewundenen Segmentbogen, von Säulen getragen, und in jedem
Arme des Kreuzes sind hineingebaute Emporen, welche durch einen Pfeiler getrennt sind.