und in den Ortschaften, sondern auch von vielen Familien in Palma geübt. Zu diesem Zwecke versammelt
sich die ganze Familie in einem Zimmer des Hauses, und die Hausfrau, der Ch e f oder der
Aelteste der Anwesenden beten vor. In den Häusern der grossen Predio’s nehmen alle Arbeiter
an der Andacht Antheil. Sie versammeln sich hierzu bei eintretender Nacht in dem Gemach,
das ihnen als Speisezimmer dient; hier setzen sie sich um einen langen Tisch und beschäftigen sich
mit Buffbohnenschneiden; dadurch entsteht ein eintöniges, unmelodisches Geräusch, und bei demselben
findet das Abbeten des Rosenkranzes statt; und so heilig ist den schlichten Leuten diese
Pflicht, dass sie w ie eine Gott abzutragende Schuld angesehen wird. Darum sagte immer der
Felanitx. Palma. Felanitx.
Mallorquinerinnen.
greise Amo von Comasema, wenn er seine Leute zum Rosari rief: „Gehen w ir die Schuld zu
bezahlen“ oder: „Es ist nun Zeit, die Schuld zu bezahlen“ . Der Kirchenbesuch wird auf Mallorca
sehr fleissig geübt, und weder schlechtes W e tte r noch Entfernung hält an Sonn- und Feiertagen
die Arbeiter und die Bauern ab, mit ihren Familien zur Kirche zu kommen.
In den Dorfkirchen haben nur die Männer Bänke, die letzte Bank zeichnet sich durch
besondere Verzierungen aus und ist für den Bürgermeister (Alcalde) und für den Gemeinderath
(Ayuntamiento) bestimmt, der den grösseren Festlichkeiten und auch fast überall an den Sonn-
und Feiertagen dem Hochamt beizuwohnen pflegt. Der übrige Theil der Kirche besitzt keine
Bänke und ist der für die Frauen reservirte Platz, die während des Gottesdienstes entweder knieen
oder sich auf Stufen etc. setzen; einige von ihnen benutzen auch kleine Stühle, die sie sich bringen
lassen oder selbst mitbringen.
Die Trennung der Geschlechter während des Gottesdienstes ist so vollständig durchgeführt,
dass in vielen Kirchen für die Frauen eine andere Thür zum Ein- und Ausgang bestimmt ist, als
für die Männer. Endlich muss noch- bemerkt werden, dass in den meisten Kirchen der O rtschaften
noch die alte Sitte besteht, dass man die Kinder beiderlei Geschlechts sich auf dem
Presbyterium versammeln lässt, w o sie von- einem alten Manne, den man Mayol nennt, überwacht
werden.
Religiöse Festlichkeiten und Gebräuche; Wallfahrtsorte.
In Palma betheiligt sich der Ayuntamiento an vielen religiösen Festlichkeiten und bezahlt
auch für einige derselben die Kosten. So wohnt der Gemeinderath am letzten Camevalssonntag
Inca. Soller. Söller. Manacor.
A lte Mallorquinerinnen.
der Messe der Cuarenta horas, die man alljährlich an diesem Tage zu feiern anfängt, in der Domkirche
bei. Am folgenden Dienstag, dem letzten Tage der Cuarenta horas, nimmt er auch an der
Procession der Grablegung des Allerheiligsten Theil, womit diese Feierlichkeit abschliesst. Am
2. Februar betheiligt sich der Gemeinderath ah der Feier von Maria Lichtmess oder Maria Reinigung
(Purificación) oder der Einsegnung der Kerzen, die man in der Domkirche vor der Abhaltung
des Hochamtes vornimmt. Bei dieser Gelegenheit schenkt die Domkirche jedem Mitgliede des
Gpmeinderathes eine Wachskerze. Am Palmsonntage ist der Ayuntamiento in der Domkirche bei
der Einsegnung der Palmen, bei der Messe und Procession zugegen. Seit neuerer Zeit giebt man
eigenthümlicher Weise jedem Mitgliede der Municipalität statt einer Palme, w ie in älterer Zeit, einen
Blumenstrauss. Am Chärdonnerstag wohnt der Ayuntamiento dem Hochamte bei und empfängt
Balearen I. 01