liehe Gebirgskette, die sich fast ohne Unterbrechung von der Punta del Jueu im Westen bis zum
Cabo Formentor im Osten hinzieht. Dieser aus hohen, malerischen, zackigen Bergen zusammengesetzte
Gürtel erreicht eine Breite von nicht über 14 km. Im Westen desselben gipfelt der 980 m hohe
Puig d’en Galatzö und in der Mitte der 1463 m hohe Puig de Torrellas,. sowie die bedeutendste
Höhe Mallorca’s, die Silla de Torrellas, die sich 1570 m über das Meer erhebt, von dem sie nur
4 km absteht. Sie bildet mit dem nahen, 562 m hohen Co li de Soller den Hauptknotenpunkt der
Sierra. Der von dieser Gruppe etwas weiter ostwärts gelegene Puig mayor de Lluch ist noch
1163 m hoch; hierauf nimmt aber die Gebirgskette beträchtlich an Höhe ab, indem sie mit einer
Reihe von etwa 600 m hohen Hügeln in den zackigen schmalen Vorsprung des Cabo Formentor
ausläuft. Im südwestlichen' Theil der Insel löst sich dieser Gebirgszug in mehrere, von einander
mehr oder weniger abgesonderte Ketten auf, welche nur durch niedriges Hügelland mit einander
Zusammenhängen. Unter diesen ist die in ihrem südlichen Theil als Sierra de sa Burguesa be-
zeichn'ete Kette die ansehnlichste. Sie zw eig t sich von dem Stock des Puig de Galatzö ab und
Mallorca von der Südwestseite.
erstreckt sich zuerst nach Westen bis zu der 794 ra hohen Mola del Esclop; alsdann schlägt sie
eine südwestliche Richtung ein, erhält hier den Namen Sierra de sa Burguesa und läuft nicht weit
von den westlichen Ufern der Bahia de Palma aus. Zwischen den verschiedenen Zügen der Sierra
finden sich zahlreiche Thäler, die sich theils gegen das Meer öffnen, w ie die von Andraitx, Soller,
Pollenza u. a., theils rings von Höhen umschlossen sind, w ie die von Valldemosa, Orient, Lluch
und viele kleinere, zum Theil auch hochgelegene beckenartige Einsattelungen mitten zwischen .den
Bergspitzen bilden, w ie die Valle de Olofra zwischen dem Co li de Soller und dem Puig de Olofra
und die V a lle de Aumellutx zwischen dem Puig de Torrellas und dem Puig mayor de Lluch.
Durchaus verschieden von dem Gebiete der Sierra, erscheint der ganze südöstliche Theil der Insel
als eine einförmige Ebene. Nur an sechs Punkten steigen kleine Berge empor, deren höohster, der
Puig de S» Salvador, sich 743 m über das Meer erhebt. Diese sechs Berge bilden einen Kreis oder
vielmehr eine Ellipse. Die Ebene dehnt sich bis zum östlichen Theil der Insel aus und schliesst
mit dem Gebirgsstocke des Bec de Farrutx ab.
In Folge der grossen Verschiedenheit, die zwischen dem gebirgigen und dem ebenen Theile
von Mallorca herrscht, zeigen auch die Küsten ein von einander sehr abweichendes Gepräge; sie
sind jedoch überall, mit Ausnahme der zw ei grossen Bahias, fast geradlinig und nur sehr wenig
eingebuchtet. Die nordwestliche Küste besitzt hohe Wände, die w ie die ganze Gebirgskette, von
der sie begleitet wird, ernst und malerisch sind; sie bereitet aber der Schifffahrt nicht geringe
Schwierigkeiten. An ihren steilen, schroff abfallenden Ufern finden sich auf der ganzen, gegen
15 Meilen, langen Strecke nur drei Häfen, nämlich Andraitx im Südwesten, Soller und Tuent
im Nordosten; von diesen sind aber eigentlich blos die zw e i ersten einer Erwähnung werth. Die
Calas, welche man an der ibizaner Küste so zahlreich antrifft, kommen hier zw ar ebenfalls vor,
sie sind aber ganz unbedeutend und offen, so dass sie nicht einmal den kleinsten Fahrzeugen einen
sicheren Ankerplatz gewähren können. Die Küste des ebenen Theils von Mallorca senkt sich
gleichfalls jäh in das Meer hinab; eine Ausnahme hiervon machen nur die niedrigen Sandufer des
Arenal del Sur, sowie die westlich von dem Cabo de Salinas sich befindenden, und die der
Bucht von Alcudia. Die genannte Küste tritt mit ihren flachen tafelförmigen Rücken, die jenen
von Formentera ähnlich sehen, an mehreren Stellen weiter in das Meer hinaus und bildet vier
ansehnliche Vorgebirge: das Cabo Enderracat( das Cabo Regana, das Cabo blanco und das Cabo
de Salinas, welches am weitesten nach Süden liegt. Die Schifffahrt ist an dieser Küste mit keinerlei
Schwierigkeiten verknüpft, denn ausser den fünf Häfen Puerto Pi, Palma, Campos, Puerto Petra
Die Sierra vom Wege nach Valldemosa aus.
und Puerto Colon, welche sich für grössere Schiffe eignen, bieten die vielfach vorhandenen Calas
die ansehnlicher sind, als jene der Nordwestküste, kleineren Fahrzeugen einen sicheren Ankerplatz.
Die Ufer des östlichen Winkels halten hinsichtlich der Küstenbildung die Mitte zwischen den
beiden vorerwähnten Formationen. Die Abhänge der Hügel fallen auch hier stellenweise senkrecht
gegen das Meer ab und springen mit der schmalen Punta d’en Amer und den ansehnlichen Cabos
de Pera und de Farrutx, die w ir bereits zu’ erwähnen Gelegenheit hatten, ziemlich w e it vor. Sonst
ist aber die Küste ziemlich geradlinig und nur w enig eingebuchtet; sie besitzt ausser den zwei elenden
Häfen Port v e y und Puerto de Canamel in der Bahia de Arta, nördlich von der Punta d’en Amer,
keine weiteren Ankerplätze. Hinter dem Vorsprung des südwestlichen Winkels senkt sich die
Küste abermals so stark, dass sie als Ebene in’s Meer abfällt. Sanddünen und kleine Kalksteinabstürze
an den mittleren vortretenden Hügeln des Cabo del Pinar folgen in einförmiger Wiederholung
längs der doppelt eingebuchteten Bahia de Alcudia, bis sich endlich der mächtige Vorsprung
des anfangs erwähnten Cabo Formentor wieder erhebt.
Wenn man auch durchaus nicht sagen kann, dass Mallorca einen besonderen Reichthum
an süssen Gewässern besitzt, so ist diese1 Insel doch unter allen Balearen damit noch am besten
versorgt. Sie verdankt diesen Vortheil einerseits ihrer beträchtlicheren Grösse, andererseits und
ganz besonders ihren hohen und zum Theil mit ausgedehnten Wäldern bedeckten Gebirgen.
Balearen I. jgj