die Mehrzahl der Obstbaumpflanzungen gehören den bewässerten Gründen an. A u f Mallorca cul-
tivirt man nahezu alle europäischen Obstsorten; die am zahlreichsten vertretenen sind: der Apfel-,
Birn-, Aprikosen-, Pflaumen-, Kirsch-, Pfirsich- und Albergenbaum. Dazu kommen: der Granatapfel,
Azerolen-, Quitten-, Ebereschen-, Mispel- und Zinseibaum, von denen man einzelne Stämme
in allen Gegenden der Insel vorfindet. Auch trifft man den Nussbaum und die Dattelpalme an. Die
Kastanie und die Haselnuss fehlen; man hat w o h l versucht sie zu acclimatisiren, aber bisher erfolglos.
Die Obstbäume werden auf Mallorca häufig durch Würmer angegriffen, namentlich die
Raupen der Zygaena durchhöhlen die Aepfelbäume so sehr, dass sie dieselben bald zu Grunde richten,
wenn man sie nicht vernichtet. Die Aepfel werden von Würmern (Cores) durchstochen. Die
Pflaumen haben, namentlich bei anhaltendem Nebel, den Fehler, dass ihr Obst länglich nach
der Art von Johannisbrod (tornan Gorrovas) und saftlos wird. Die Quitten- und Mispelbäume
haben durch eine Kryptogame (Cendrada) zu leiden.
Die Obstbäume liefern einen guten Ertrag, der auf der ganzen Insel jährlich im Mittel auf
netto 258730 Reales (68086 Frcs.) = 162 Frcs. per Hektar geschätzt wird.
V on allen Obstbäumen ist der A p f e lb a um der verbreitetste (Pomera, castillanisch Manzano);
vorzüglich trifft man ihn in den Distrikten von Söller, Inca, Validemosa, Pollenza, Puigpunent,
Deyä, Petra und Manacor an. Er wächst sehr rasch, geht aber bald zu Grunde. Der Apfelbaum
wird durch Samen und Stecklinge (Estaca) vermehrt; in beiden Fällen geschieht dies in den Monaten
Dezember und Januar; nach zw ei Jahren verpflanzt man zur selben Jahreszeit die Bäumchen und
propft sie. Gewöhnlich rechnet man 493 Apfelbäume auf ein Hektar. Man kennt eine grosse
Menge von Apfelsorten, die Mehrzahl sind aus dem Festlande eingeführt, einige durch Combinationen
beim Propfen erzielt worden. Die geschätztesten von den Sommeräpfeln sind die Marineras und
von den Winteräpfeln die Bausanas.
Die Aepfelbäume tragen auf Mallorca sehr viel Obst; eine reiche Ernte (gran Esplet) liefern
sie gewöhnlich jedes zweite Jahr. Die Winteräpfel werden gewöhnlich im November gepflückt,
häufig bevor sie vollständig reif sind. Man breitet sie dann in den Dachböden (Porchos) am Boden
aus, und sie erhalten sich so. bis Neujahr, ja viele bis zum Frühjahr und noch länger, sodass es
keine Seltenheit ist, dass alte Aepfel zur Zeit der neuen Ernte verzehrt werden. Die Ravas erhalten
sich am besten. Für den Sl Thomas-Jahrmarkt (21. December) und die darauffolgenden Tage, d. h.
für die Weihnachtsfeiertage, bringt man sie nach Palma, w o sie auf der Plaza mayor in grossen
Pfahlrohrkörben (Covos) feilgeboten werden; meist sind es Winteräpfel, und zwar die schönsten
und grössten, die man eigens hierfür aufbewahrt. Man verkauft sie dann das Dutzend zu
2 Reales (% Frcs.), andere zu 3 Reales und die besten zu noch höherem Preise.
Der B irn b aum verlangt so ziemlich dieselbe Kultur w ie der Apfelbaum; er gedeiht besser
in kühleren, windigeren Gründen als in den wärmeren; er liebt einen tieferen und weniger feuchten
Boden wie der Apfelbaum. In fast allen Distrikten der Insel tritt er in grösser Menge auf, namentlich
aber in jenen von Inca, Selva Banalbufar, Soller, Valldemosa und ändern des gebirgigen Theiles
oder dem der Sierra näher gelegenen Theile der Ebene; an Baumzahl und Production ist diese
Kultur nicht so bedeutend, w ie die des Apfelbaumes. Man kennt auf Mallorca eine grosse Anzahl
von Birnenarten, — dasErgebniss von zahlreichen Combinationen durch Propfung und der Einführung
neuer Sorten aus Spanien und dem Auslande. Zu den gewöhnlichsten Sorten gehören die Peras
de la Nau, Cul d’Ou, Primerencas, de San Juan (die schon im Juni reifen), Sermenas, d’aygo, de
San Miguel, Rosses, d’Ivern, die später reifen; dann sind noch zu erwähnen die Peremens, deren
man zwei Klassen unterscheidet, beide sehr gross, die eigentlichen Peremens, die frühzeitig reifen,
und die spätreifenden, die man Perots nennt. Ausländische Sorten giebt es sehr viele; man bezeichnet
sie gewöhnlich schlechtweg mit dem Namen Peras forasteras. Grosse Mengen Birnen
werden auf Mallorca in frischem Zustande gegessen; doch werden auch viele zur Verfertigung von
Confitüren verwendet, und zwar trocken und in Syrup. Der Preis der Birnen variirt sehr je nach
der Qualität, Oertlichkeit und Ergiebigkeit der Ernte, gewöhnlich werden die besseren für 4 Duros
(etwa 20 Frcs.) der Viatge von zwei Covos, von denen jeder etwa ein Quintal (40,7 Kilogramm)
wiegt, verkauft.
Der Aprikosenbaum (Aubercoqu^) ist noch zahlreicher verbreitet, als der Birnbaum, fast so
sehr, w ie der Apfelbaum. Diese Bäume lieben warme Gründe und v ie l Nahrung; im Allgemeinen
gedeihen sie nicht gut in lehmigen, festen Bodensorten. Man vermehrt sie durch Seitentriebe
(Bordais); doch auch aus Kernen herabgefallener Früchte entstehen oft junge Bäume, ohne dass
man sich darum kümmerte. In beiden Fällen müssen sie, um gutes Obst liefern zu können, gepfropft
werden. Sie bringen etwa nach zw e i Jahren Früchte. Man kennt viele Sorten von Aprikosen;
die besten sind die De Pinol dols und die Lluents; die Taronjals sind die grössten. Es giebt
Aprikosen, die schon im Juni, andere, die erst im August oder noch später reifen; sie werden g e wöhnlich
sehr billig verkauft, die guten Aprikosen kosten aber immer 2—3 Duros (10— 15 Frcs.)
der Viatge von 2 Quintais. (etwa 81 kg). Man verbraucht viele Aprikosen in frischem Zustande,
aber es werden auch grosse Mengen zu Confitüren, trocken oder in Syrup, verwendet; auch macht
man in der Haushaltung Aprikosenteig davon.
/ Der Pflaumenbaum (Prunera) gehört auch zu den häufigsten Obstbäumen der Insel, er gedeiht
überall und man vermehrt ihn durch Säen des. Kerns, häufiger noch durch Seitentriebe, die man
vom Baume nimmt. Nach zwei Jahren werden die jungen Bäume gepfropft. Die geschätztesten
Pflaumen sind die Claudias (sehr gross,r von grünlicher Farbe), die röthlichen D ’en Frau, de Don
Andreu und die Ivernencas oder Winterpflaumen. Man geniesst sie frisch, trocknet sie aber auch
vielfach für den Hausbedarf.
Die Pfirsichbäume (Presegues) und die Albergier (Melicotones) sind nicht so zahlreich w ie
die Obstbaumsorten, von denen w ir bisher sprachen; man trifft sie jedoch in fast allen Distrikten
an, namentlich in Gegenden von lockerem, feuchtem Boden, die v o r den Winden geschützt sind.
Sie werden durch Seitentriebe (Bordais) oder auch, w a s zumeist geschieht, durch die Kerne fortgepflanzt,
indem man sie in Baumschulen pflanzt. Gewöhnlich werden sie nicht gepfropft. Sie
*{§eben die Bewässerung sehr; im Herbste liefern sie ihre Früchte, von denen es mehrere Varietäten
giebt, die sich jedoch wenig von einander unterscheiden. Die Albergier (Melicotons) sind g e wöhnlich
grösser, besser und schmackhafter und der Kern sitzt fest, bei den Pfirsichen (Presechs)
trennt sich der Kern mit Leichtigkeit. Man verkauft gewöhnlich die besseren Alberg ier um 2 Duros
den Quintal oder 4 Duros den Viatge (etwa 10 bez. 20 Frcs.). Die Pfirsiche werden billiger, v e r kauft.
Ein grösser Theil der beiden Obstsorten w ird frisch verbraucht; man benutzt sie auch, um
Confitüren, trocken oder in Syrup, zu bereiten. In dem Privathaushalte macht man Pfirsichteig
daraus.
Auch der Kirschbaum (Cerese) kommt auf Mallorca v o r , namentlich in den kühleren
Gegenden der Insel. In dem Distrikt von Binisalem ist er am stärksten vertreten. Er liebt leichten,
kalkigen, etwas feuchten Boden und gedeiht nicht so gut in den schweren und warmen Gründen,
namentlich wenn er nicht bewässert werden kann. Man vermehrt ihn nicht durch Saat w ie anderwärts,
sondern durch Seitentriebe (Bordais), welche später gepfropft werden. Die Bäume wachsen
sehr rasch, verfallen aber auch bald, indem sie hohl oder morsch werden und absterben.
Man kennt viele Kirschenarten; die geschätztesten unter denselben sind die Biancas d’ es
Capella, De Serrö, die Camosas und die De Grä; die beiden letzteren sind die grössten. G ew öh n lich
sind die Camosas zuerst reif, nämlich schon während des Monats Mai; die anderen Sorten
folgen nach und nach, bis in den August hinein. Man verkauft die besseren Kirschen um 30— 42 Sous
(5—7 Frcs.) den Quintal (40,700-kg), je nach den Verhältnissen; die minder guten Sorten werden
um niedrigeren Preis verkauft. Sie werden in frischem Zustande verbraucht. Das Holz w ird zur
Verfertigung von Möbeln verwendet.
Der Granatapfelbaum (Magraner) ist nicht sehr verbreitet, am häufigsten trifft man ihn in
der Gegend von Andraitx und Soller in Hecken um kleine Besitzungen, in der Nähe von Bachbeeten,
oder in Gruppen bei Häusern. Um ihn zu vermehren, steckt man Zweige und Aeste nach
unten in den Boden, auf diese W eise fasst er leicht Wurzel. Die Granatbäume entwickeln sich
sehr schnell, häufig tragen sie nach 2—3 Jahren schon Früchte. Die Mehrzahl der Granatäpfel
unterscheidet sich von einander nur durch kleine Abweichungen in Form, Grösse und Geschmack.
Man unterscheidet nur zwischen den süssen Granatäpfeln (Magränas dolsas) und den saueren
Balearen I. 32