Innern derselben unsere Aufmerksamkeit zuwenden. Man wird gleich beim Eintreten von der
geradezu imposanten Einrichtung überrascht. Die Kirche ist dreischiffig; das grosse Mittelschiff
erreicht eine Höhe von 156 Fuss. Sieben grosse, schlanke, achteckige Pfeiler von seltener
Formgefälligkeit tragen die Wölbung. Sie ruhen auf einem achteckigen Postament, sind gegen das
Mittelschiff mit einem Knauf versehen und werden mit einander durch ein Gesims verbunden, das
den Raum, der vom Bogen der Wölbung gebildet w ird, begrenzt, welcher jedesmal von einem
langen Spitzbogenfenster eingenommen wird. Diese Fenster sind bis auf ein schmales viereckiges
Fenster unten alle geschlossen. Dass dies aber nicht erst nachträglich geschah, sondern schon ursprünglich
der Fall w a r , geht daraus hervor, dass zwei schmale Pfeilerchen das vermauerte Feld
durchziehen. V on dem achteckigen, tieferen, zu den Seitenschiffen gehörigen Knauf der Pfeiler
Bogenfeld des Portal del Miiador.
gehen doppelt verkehlte Bogen ab. Die Seitenschiffe reichen nur bis zur Höhe der Knäufe des
Mittelschiffes. Die die Wölbung tragenden Bogen sind, gleich den sie vom Hauptschiff trennenden
Bogen, doppelt verkehlt. Die Rippen kreuzen sich in den Wölbungen einfach durch einen meist
mit Wappenschildern geschmückten Schlussstein. Das Trennungsgesims des Bogenraumes geht nicht,
w ie beim Hauptschiff, vom Knauf der Pfeiler, sondern v iel tiefer ab; es ist, w ie das des Hauptschiffes,
von einigen Spitzbogenfenstern durchbrochen.
Die Seitenschiffe sind nach der äusseren Seite mit acht gleichen, gothischen, nicht tiefen
Kapellen versehen, die eine Art Blende bilden, mit oberem Schlussstein, von dem zumeist sechs
Rippen zu ganz dünnen Pfeilerchen führen* die unten in Tragsteine endigen. Zwei derselben ruhen
auf dem Knauf des Kapellenraumbogens. Die vierte Kapelle auf beiden Seiten dient nicht als solche,
und die flache Wand trägt blos die accolirten Eingänge des prachtvollen Portal del Miradof, dessen
Halle gleichsam in die Kirche hineingebaut, man könnte sagen, eine von aussen offene Kapelle ist;
die links stehende führt, vier Stufen hinaufgehend, zum Portal de la Almoina und ist oben von
einer Rose durchbrochen. Von dem Portale aus nehmen die Kapellen auf der linken Seite eine
etwas verschiedene Gestalt an, da sie nicht mehr nischenförmig sind, sondern hinten eine gerade
Wand haben, wobei die Rippen sich einfach kreuzen, indem sie von einem Schlussstein abgehen
und sich auf den äusseren und hinteren Bogen stützen. Die Kapellen sind meist durch Eisengitter
abgesperrt und mit äusserst üppigen, zopfigen Altären, alle von Schnörkeln und Vergoldungen
strotzend, versehen. Besonders
reich und ganz aus Marmor ist
der Altar der Purisima, von der
Familie der Condes de Montenegro
gestiftet, in der ersten Kapelle zur
Linken. Hinter dem Altar hat jede
Kapelle ihre kleine SacristeiW-? Die
fünfte, bezw. sechste Kapelle links,
wenn w ir den Raum des Seitenportals
mitrechnen, ist viel niedriger
als die ändern, w e il der
obere Raum von einer Orgel in
gothischem Styl eingenommen wird;
sie hat ebenfalls eine gothische
Wölbung mit einem mittleren
Schlussstein, von welchem sechs
Rippen abgehen; nach aussen hat
sie aber einen vergoldeten Rand
und ist mit zahlreichen Heiligenbildern
versehen. Zw e i prachtvo
lle , sehr interessante, spät-
gothische Thüren in Kielbogen mit
vortretenden Thieren und Epheu-
arabesken, die w ie Spitzenarbeit
aussehen, sind auf beiden Seiten
im Grunde derselben. Die letzte
Kapelle links enthält das Marmormonument
des Generals Marquez
de la Romana, welches früher in
Sn Domingo war. In den Feldern
der Seitenschiffe und des Hauptschiffes
oberhalb der Bogen, welche
die Kapellen darbieten, sind Rosen,
die zw ei seitlichen vermauert, die
mittlere gross und in Losangen-
Zeichnungen, mit bunten, abwechselbaren
Scheiben versehen. Portal de la Almoina.
DiezweiSeitenschiffe endigen in zwei
grösseren Kapellen, die nur halb so weit w ie die Hochaltarkapelle reichen. Sie haben einen Spitzbogen
in der Mitte und gothische Wölbungen mit zwei grossen rosenartigen Schlusssteinen.
Rothe, marmorne Parapeten mit einer mittleren Oeffnung trennen diese, sowie die übrigen Kapellen
von der Kirche. Die rechts befindliche Capilla de Sn Pedro dient als Sacramentskapelle und enthält
einen grossen, neuerlich in Rom ausgeführten, antikisirenden Altar, sowie das einfache Grabmal
des letzten Bischofs, Dn Miguel Salva. In der Kapelle links, der Capilla de Corpus Christi,
ist ein reich verzierter und trefflich geschnitzter Platereskenaltar und ein schönes gothisches Monu