Vorticella constricta sp. nov. (Abb. 101).
K ö rp e rlän g e 100—110 [J-, K ö rp e rb re ite im oberen b re ite sten K ö rp e rte il 55 y- Der
K ö rp e r h a t die F o rm eines langgestreckten, um gekehrten Kegels. Die P e ristom b re ite geht
ü b e r die B re ite des K ö rp e rs in dessen oberem Teil n ic h t hinaus. Wimperscheibe sehr
hoch u n d s ta rk sc hräg abgestntzt. P e ristom ra n d ziemlich dick, n ic h t umgeschlagen. Am
K ö rp e r is t eine fü r diese A r t ch a rak te ristisch e , tiefe, rin g fö rm ig e Q uerfurche vorhanden,
welche sich in d e r Mehrzahl d e r F ä lle au f d e r Höhe des Anfangs des u n te re n K ö rp e rd r ittels
an o rd n e t, zuweilen ab e r etwas üb e r oder u n te r dieser Höhe gelegen ist. P la sm a fe in g
ek ö rn t, farblos. Makronukleus in Gestalt eines langen Bandes, welches a n einem oder an
beiden E n d en nmgebogen ist; län g s dem K ö rp e r gelegen. Pu lsie ren d e Vakuole hoch, am
Beginn des Ve stibulum angeordnet. Ve stibulum u n d P h a ry n x g u t entwickelt; sie reichen
bis an die halbe K ö rp e rlän g e . Stie l ziemlich dick, von verschiedener Länge, in Abh än g ig k
e it von der Lage des In fu so rs am K ö rp e r des T rä g e rs ; e r k a n n das 4— öfache d e r K ö rp
e rlän g e erreichen.
V. constricta sp. nova w urde von u n s au f Gammariden nachgewiesen, die au s einer
Tiefe von 1175 m (im März 1928, im M a ritu jb e z irk ) gehoben wurden. Die In fu so rien
saßen in ein e r ziemlich g roßen Z ahl a n den K iem en p la tten u n d an den E x trem itä te n , gewöhnlich
an deren Innenseite, wobei sie au s I n 20 In d iv id u e n bestehende Kolonien
bildeten.
Cardiesium spectabile Ehrnbg. (Abb. 102).
Zu dieser A r t ste llen w ir eine F o rm m it folgenden Merkmalen: K ö rp e r „camp an u le “
oder ab g erundet; L änge von 45—90 y-, die entsprechende B re ite im M itte lte il von 37 bis
75 u., bei den ab g erundeten In d iv id u e n von 45— 85 p.. K ö rp e r fe in g e s tre ift. P e ristom ra n d
dick, au sgebre itet, ab e r n ich t umgeschlagen. K e rn in ein e r Längsebene, in d e r F o rm des
Buchstaben S oder Z. Stie l ziemlich dick, seine Oberfläche u n reg e lm äß ig n a rb ig , was an
dem k o n tra h ie rte n S tie l besonders deu tlich h e rv o rtr itt. Kolonien wenig in d ividuenre ich.
C. spectabile k am häufig a u f Gammariden v o r, wobei sie v ornehmlich die B ru s tgliedmaßen
u n d Kiemen besetzte. In d e r V e rtik a le w urde C. spectabile vom H fe r bis zu
g roßen Tiefen von 1175 m beobachtet (0, 25, 150, 294, 724, 1175 m). Beme rkenswert
ist, daß die g rö ß e ren In d iv id u e n h äufiger in g e rin g e re r Tiefe Vorkommen u n d um gek
eh rt: in g ro ß e r Tiefe herrsch en Kolonien m it kleinen Köpfchen vor. Die T em p e ra tu rgrenzen,
bei welchen diese P e ritric h e n beobachtet wurden, sind ziemlich we it: von 16-—3 .
Diese A r t g eh ö rt zu den wenig v e rb re ite ten , u n d deshalb liegen sehr sp ä rlich e A n gaben
ü b e r sie vo r: sie w urde wäh ren d a lle r Ja h re s z e iten in k leinen re in en Becken der
Schweiz, Deutschlands (alte V e rfa sse r u n d R o u x , 1901), in reinem Sumpfwasser, aber
auch in ziemlich stinkendem Flu ßw a sse r e rw äh n t (nach S c h ö n i c h e n , 1900).
Carchesium polypinum (Linn£).
Diese sehr gewöhnliche A r t kommt im Ba ik a lse e a lle ro rten an den H fe rn vo r, wobei
sie um fangreiche Stöcke a u f den ins W a sse r eingesenkten Gegenständen, a u f Algen, selten
e r a u f den U fe rg am ma rid en bildet. T ie fer als 5— 8 m wurde sie von u n s n ic h t an g e tro ffen.
Sie kommt bei ein e r T em p e ra tu r von 3— 10° vor.
Nach den Literaturangaben besitzt C. p o lyp in um eine große ökologische Amplitude. Aus der großen Zahl der Angaben,
welche in der Literatur über dies Infusor vorliegen, das nicht nur in Süßwasser, sondern auch in Meerwasser
vorkommt, wollen wir das Vorhandensein dieser Art im Plankton der Seen, der großen Teiche und der Flüsse in frei
schwimmendem Zustand und als Planktonepibiont erwähnen: Balaton-See ( F r a n c d , 1897), Gr. Plöner See, Schöhsee
( Z a c h a r i a s , 1893—1902), Glubokoje-See (Du p l a k ow , 1925), Moritzburger Gr.-Teich bei Dresden ( T h a l lwi t z ,
1907), Oka-Fluß ( S a s s u c h i n , 1924), N.-Donjez-Fluß ( F a d e j e w , 1926), Illinois River ( K o f o i d , 1894). K o f o i d
hat gezeigt, daß die im Plankton frei schwimmenden C. p o lyp in um stets Kolonien sind, die vom Substrat abgerissen wurden
und zahlreiche tote Zooide enthalten. Die Art wurde häufig als Uferforin erwähnt: Schpankan-See ( S ams o n ow,
1908), Unterpotzernitzer Teich (Svec, 1897) u. a. und in vielen kleinen Becken (viele alte Autoren und von den späteren
T h i e b a u d , 1906; R o u x , 1901; Ga d e t , 1900; E d m o n d s o n , 1906; Z s c h o k k e , 1911; K e i s e r , 1921, und
viele andere). Im Baikalsee wurde C. p o lyp in um schon von L. R o s s o l im o (1923) an den Bodengewächsen in der Tschi-
wyrkui-Bai erwähnt. In bezug auf die Auswahl des Substrates für die Festsetzung weist C. p o lyp in um gar keine
Spezifität auf; es wurde sowohl an leblosen Gegenständen, wie.auch auf den verschiedensten Wasserpflanzen und Tieren
angetroffen, deren Verzeichnis wir an dieser Stelle nicht geben, in Anbetracht der großen Zahl derselben und des erwähnten
Fehlens einer Spezifität.
Cardiesium ladimanni S. K. (Abb. 103).
Die ch a rak te ristisch e n doldenförmigen Kolonien dieses P e ritric h e n kommen a n den
U fe rn a u f lebenden u n d toten Ulothrix u n d Tetraspora in g e rin g e r Z ahl u n d ziemlich
selten vor, wobei sie an diesen Stellen n ic h t ein so dichtes Gewächs bilden, wie fü r diesen
a-Mesosaproben in den v e ru n re in ig te n Gewässern e igentümlich is t (siehe Mez , 1898;
D o l g o w , 1926; H e n t s c h e l , 1916; F a d e j e w , 1926 u n d viele andere).
Cardiesium epistylis CI. et Lach. (Abb. 104).
Zu dieser A r t stellen w ir eine F orm, die folgenden Grundmerkmalen en tsp rich t: K ö rp
e rlän g e 60 (/-, B re ite im m ittle re n Teil 30 (x; d e r K ö rp e r is t g e s tre ck t oval, gegen das v o rdere
und besonders gegen das h in te re E nd e ersch e in t e r v erschmälert. D e r peristomale
R a n d is t g u t entwickelt, jedoch n ic h t umgeschlagen. Die Wimperscheibe is t sehr hoch.
E in e seh r g u t entwickelte und u lie ren d e Membran. D e r hufeisenförmige K e rn lieg t qu e r in
d e r oberen K ö rp e rh ä lfte . E in e p u lsie ren d e Vakuole is t oben gelegen. Die Oberfläche des
K ö rp e rs is t g la tt. D e r Stie l is t von verschiedener Länge u n d k a n n die a chtfache K ö rp e rlän
g e übersteigen. E r tr ä g t Q uerringe n ic h t n u r an den F u rk a tio n sste llen , wie dies bei
C l a p a r e d e und L a c h m a n n nachgewiesen wurde, sonde rn auch zwischen denselben.
Dieses letztere Kennzeichen is t wohl das einzige, wodurch sich C. epistylis des Baikalsees
von d e r von C l a p a r e d e und L a c h m a n n beschriebenen Fo rm u n terscheidet. Jedoch
erscheinen die Ringe bei dieser A r t Carchesium allem Anschein nach ü b e rh a u p t als ein
wenig konstan te s Merkmal: so bem e rk t z. B. R o u x , daß bei C. epistylis au s d e r Umgegend
von Genf n ich t bei allen In d iv id u e n Ringe a u f den Stielen aufzuweisen waren. Die
Kolonien sind wenig zahlreich, bestehen se lten au s meh r als 5— 6 In d iv id u en .
C. epistylis wurde von u n s im Ba ika lsee a u f verschiedenen Gammariden an g e tro ffen,
u n d zwar ausschließlich in d e r Küstenzone, dabei in etwas v e ru n re in ig ten Bezirken,
z. B. am L eu ch ttu rm Ko b y lja Golowa, d e r O rtsch a ft Goloustnoje (Sommer 1927), bei 5 bis
12°. Dies In fu so r bedeckt in ü p p ig e r Menge die E x trem itä te n d e r Crustaceen, zuweilen
ab e r auch den P an z e r selbst.
Es ist bereits von A. K e i s e r (1921) festgestellt worden, daß sich C. epistylis ausschließlich auf beweglichen Tier-
formen ansiedelt und ruhende Substrate, darunter auch Pflanzen, vermeidet. In bezug auf die Wahl des Wirtes weist
dies Infusor keine große Spezifität auf und wurde auf einer ganzen Reihe schnell wie auch langsam beweglicher Arten
konstatiert: auf verschiedenen Cyclops-Arten ( T h i e b a u d et F a u v r e , 1906; K e i s e r , 1921), auf Larven und Gehäusen
von Phryganeiden-Larven ( C l a p a r ö d e und L a c h m a n n , 1858—59; K e i s e r , 1921), auf Ephemera- und Perla-
Larven ( Roux, 1901; K e i s e r , 1921), auf Culex-Larven ( C l a p a r ö d e und L a c hm a n n , 1858—59), auf Käfern
( K e i s e r , 1921), auf Plumatella rep e n s r,(S. Ke n t , 1880—82) und einer Reihe von Bewohnern stehender und schwach
fließender Wasserbecken.
Zoothamnium limneticum Svec (Abb. 105).
Zoothamnium limneticum g eh ö rt zu den wenigen P e ritric h e n , die sich niemals fe stsetzen
u n d freischwimmende pelagische Fo rm en vorstellen. Als e rste r h a t S v e c (1897)
dies In fu so r im U n te rp o tz e rn itz e r Teich in Böhmen nachgewiesen. D a fü r Z. limneticum