ku rz , k aum die K ö rp e rlä n g e ü bertreffend, dick, zuweilen m it unrege lmäß ig en Querfa lten
; am u n te re n E nd e e rw e ite rt er sich u n d bildet die k re isru n d e Ansatzscbeibe. Der
Stielmuskel w ird gegen das u n te re E nd e dü n n e r. Der Stie l is t zu k e in e r S p ira lw in d u n g
fäh ig ; bei d e r K o n tra k tio n wird e r n u r k ü rz e r u n d dicker, wobei sich die F a ltu n g der
Cuticula s tä rk e r a n d eu te t u n d die gesamte Vorticelle gleichsam n ied rig e r wird.
Diese b a ikalische Vorticella-Form p a ß t also, ih re n Me rkmalen nach, vollkommen
zu r A r t V. sertularium, die bis je tz t eine re in m a rin e A r t wa r: sie wurde zue rst von
J . K e n t , 1882 (= Rhabdostyla sertularium S. K.) in d e r B u ch t St. Clement bei J e rs e y
a u f den Hydroidenstöcken von Aglaophenia pluma, fe rn e r a u f demselben H y d ro id en im
Golf von Neapel von K. B r a n d t und G. E n t z , 1884 (Spatostyla sertularium E n t z ) gefunden.
D e r einzige U nterschied is t das F eh len von Zooxanthellen, welches fü r die in
Süßwasser lebenden P ro tis te n sehr n a tü rlic h ist, wäh ren d sie bei den m a rin en V . sertularium
Vorkommen.
Im B a ika lsee wurde V. sertularium von u n s a u f den K iem en b lä tte rn d e r Gammariden
gefunden, die au s ein e r Tiefe von 720, 1176 u n d 1320 m (März 1928) g efangen w u rden.
Aus g e rin g e re r Tiefe wurde diese Vorticelle bis je tz t noch n ich t nachgewiesen. Den
v e rän d e rten D ruck beim Gelangen a n die Seeoberfläche e rtru g e n die In fu so rien gut,
ebenso wie den weiteren A u fen th a lt, zusammen m it ih ren W irten , in Thermosflaschen-
Aqu a rien , bei ein e r T em p e ra tu r von 3—4 .
In A n b e tra ch t dessen, daß V. sertularium bis je tz t ausschließlich im Meer gefunden
wurde u n d im Süßwasser h ie r zum erstenmal angegeben wird, sin d w ir geneigt, sie zu den
m a rin en Elementen d e r Protozoenfaunen des Ba ika lsees zu stellen.
Vorticella crassicaulis S. Kent (Abb. 96).
Zu dieser A r t ste llen w ir eine F o rm m it folgenden Merkmalen. K ö rp e rlä n g e 50
K ö rp e rb re ite im m ittle re n Teil 22 [a. Das P e ristom is t schmal. D e r P e ristom ra n d is t wulstig
verd ick t. Die Wimperscheibe ist konvex. D e r Stiel is t sehr dick, na ch oben v e rd ick t
u n d e rre ic h t a n der Ansatzstelle am Köpfchen die Dicke des u n te ren K ö rp e rte ils : bis 12 (/..
Der Muskel von fibrillä rem B a u v e rd ick t sich ebenfalls allmäh lich von u n te n nach oben.
D e r Stie l is t in d e r L än g srich tu n g fe in g e s tre ift u n d weist außerdem eine grobe u n reg e lmäßige
Q u e rfa ltu n g au f. Die L änge des Stiels ü b e rtrifft n u r um weniges die K ö rp e rlänge.
Der K e rn is t hufeisenförmig. Die k o n tra k tile Vakuole is t normal. Das P la sm a
en th ä lt eine große Z ahl von kleinen Einschlüssen, welche ihm eine du n k e lg rau e F ä rb u n g
verleihen, u n d zahlreiche F e tttro p fen . Bei d e r K o n tra k tio n ru n d e t sich d e r K ö rp e r ab u n d
n e ig t sich a u f die Seite; der Stie l wird k ü rz e r u n d dicker, u n d die F a lte n a n ihm w e rden
tie fe r.
V . crassicaulis k am häufig an den K iem en b lä tte rn d e r Gammariden vor, wobei die
In fu so rien bald einzeln, bald in kleinen Kolonien von je 5— 8 Stück, saßen. I n d e r V e rtik
a le e rre ic h t sie seh r gro ß e Tiefen; sie w urde nämlich in g e rin g e r Menge noch a u f einer
Tiefe von 1176 m angetroffen. Sie w urde bei ein e r T em p e ra tu r von 3,5—11° beobachtet.
V. crassicaulis g eh ö rt zu den seltenen F ormen. Im S ch rifttum liegen wenige H in weise
a u f das Vorkommen dieser F o rm in kleinen Becken a u f Asellus aquaticus v o r (S.
K e n t , 1882; R i c h a r d , 1899; K e i s e r , 1921).
Vorticella sinuata Za ch a r ia s (Abb. 97).
C h a rak te ristisch fü r diese A r t sind die regelmäßigen wellen a rtig en K o n tu ren des
s ta rk in die L änge gezogenen Kö rp e rs. Es werden a u f dem K ö rp e r von V. sinuata von
3-—5 solcher H e rv o r Wölbungen verzeichnet; am d eutlichsten ausgesprochen ersch e in t die
zweite Wölbung, wenn w ir vom v o rd e re n Kö rp e ren d e nach h in ten zählen. Be i den k o n tra
h ie rte n In d iv id u e n tre te n die He rvorwölbungen, a n s ta tt zu verschwinden, noch k ra s se
r zum Vorschein. D e r p e ristomale R a n d is t g u t entwickelt, d e r p e ristomale Diskus sehr
h e rv o r stehend. D e r K e rn is t lang, b andförmig, gewunden. Das P la sm a is t farblos, gek
ö rn t. E in e p u lsierende Vakuole im oberen K ö rp e rte il. K ö rp e r län g e 75 (a, bei ein e r B re ite
im oberen Teil u n te r dem D iskus von n u r 25—27 (/.. D e r Stie l is t dick, bis 5—7 (x im D u rch messer,
n ich t lang, seine L änge ü b e rste ig t gewöhnlich ganz wenig die K ö rperlä iige. Bei
d e r K o n tra k tio n des Stiels w ird keine völlige sp ira lig e W in d u n g beobachtet, sonde rn n u r
wellenartige Krümmu n g en ; h ie rb e i bilden sich a u f d e r Oberfläche des Stiels an den konkav
en Stellen r in g a rtig e F a lten .
Die b aikalische F o rm stim m t n ich t vollkommen m it d e r von 0 . Z a c h a r i a s beschriebenen
V. sinuata überein. Sie u n te rsch e id e t sich von ih r durch ih re bedeutend k le ine
ren Ausmaße (nach Z a c h a r i a s b e trä g t die K ö rp e rlä n g e 125 die B re ite 60 die
Länge des Stiels bis 300 f¿), d u rch den d e r F o rm nach ähnlichen, jedoch län g e ren Kern
un d schließlich d urch das F eh len von Zoochlorellen, die bei den Holsteinschen F ormen
gewöhnlich im P la sm a v o rh an d en sind. D a ab e r das Grundmerkmal, die w ellenartige Oberfläche
des Körp e rs, einmal besteht, h a lten w ir es n ich t fü r nötig, die b a ikalische F o rm zur
se lbständigen A r t zu erheben.
V. sinuata w urde zu e rst von 0 . Z a c h a r i a s (1903) fü r den Utricularia-Tümpel in
Holste in angegeben. Der Verfa sse r m a ch t keine g enauen Angaben, woran dieses In fu so r
an g eh e fte t wa r, wahrsche inlich a n Wasserpflanzen. Seitdem wurde, soweit m ir bekannt,
V. sinuata von niemandem meh r erwähnt.
Die Fundb ed in g u n g en dieser Vorticelle im Ba ika lsee u n terscheiden sich wesentlich
von denjenigen des e rw äh n ten e rsten F alles: das In fu so r wurde häufig u n d in ziemlich a n sehnlicher
Z ahl a u f den Gliedmaßen von Gammariden, h au p tsä ch lich a u f d e r Oberfläche
ih re r Kiemenlamellen gefunden, dabei a u s b e trä ch tlich en Tiefen: von 120—1320 m. Aller
Wah rsch e in lich k e it nach wird dies In fu so r im Ba ika lsee auch in gerin g en Tiefen an g e tro ffen
werden.
Vorticellaconesoma?Stokes (sp.nov.?) (Abb. 98).
Von a llen m ir bekan n ten Vorticellen n ä h e r t sich die vorliegende F o rm nach dem
H ab itu s des Köpfchens am meisten d e r V. conesoma S t o k e s , wie sie bei R. F r a n e é
(1897) in seiner A b h andlung ü b e r die Protozoa des Balaton-Sees (flg. 41, p. 58) abgebild
e t ist. L eider w a r uns die von S t o k e s in se iner Monographie üb e r die Protozoen Amer
ik a s (1888) gelieferte Beschreibung dieses In fu so rs n ich t zugänglich, d a dieses Buch eine
g roße R a r itä t d a rste llt. Deswegen k an n ich n ic h t m it vollkommener Be stim m th e it au f
d e r Id e n titä t beider Vorticellen bestehen. Im F a lle die vorliegende Vorticelle des B a ik a lsees
in ih ren Grundmerkmalen u n d speziell in d e r Be schaffenheit ih re s Stiels n ic h t m it
V. conesoma S t o k e s übereinstimmen sollte, h ie lten w ir es fü r an g ebracht, diese F o rm als
neue A r t abzusondern.
Die H au p tm e rkm a le dieser F o rm sind folgende: Kleines In fu so r, K ö rp e r län g e nich t
ü b e r 40 [i.. Durchmesser der Wimperscheibe bis 22 (x. D e r K ö rp e r h a t die F o rm eines gestre
ck ten Kegels, wobei im u n te ren K ö rp e rd ritte l bei allen In d iv id u e n eine schwache
rin g fö rm ig e Quer a u f tre ib u n g wahrgenommen wird. Ä u ß e rs t d urchsichtig, m it schwacher
b läu lich e r S ch a ttie ru n g . Die P e llik u la is t seh r deutlich und ziemlich grob g e s tre ift. Die
Zoologica. Heft 83. 21