Marituja pelagica kommt also im P la n k to n des Baikalsees im L au fe des ganzen J a h re
s vo r. Das Maximum f ä llt fü r diese F o rm a u f die sp ä te re F rü h ja h rs - u n d frü h e Sommerp
eriode (Ende Mai—J u n i—H ä lfte J u li), das Minimum f ä llt ab e r m it den stürmischen
Herbst- u n d W in te rm o n a ten zusammen. B H H H j
A u f Grund alles oben Gesagten k a n n Marituja pelagica als ein ty p isch e r u n d b e s tän d ig
e r Biont des b a ikalischen P elagialgebietes c h a ra k te ris ie rt werden, welcher m manchen
J a h re n eine enorme E n tw ic k lu n g e rre ic h t; sie is t seh r empfindlich gegen die Ä n d e ru n g der
Lebensbedingungen a ls eine stenotope, stenothe rm-kaltwasserliebende, polyoxygene u n d
p h y toplanktonophage Fo rm. .
Die Grenzen d e r hydrochemischen Grundfaktoren, bei denen M. pelagica im Ba ika lsee
v o rgefunden wurde, la u te n wie folgt: _____________________
Tflmwnihir I n „ 1 o . m e f l I CO.mgfl |cO ,b lc a rb .m g /l| CaOmg/1 | MgO m j | | MO,mg/1 | Oxydierbark. 0 .mg^
0,00- 7,40“ I 7,1- 7,6 111,53- 14,25 1,0,44^-5,31 88,6-^7,65 j 20,10- 26,001 2,1 5,O S j 0,25—2,811 0,43- 2,98
Schließlich muß in bezug a u f dies In fu so r noch folgender Umstan d m B u ck sich t genommen
werden: bei d e r B e tra ch tu n g d e r F ra g e na ch dem endemischen C h a ra k te r der
In fu so rien dieses Bassins, im K a p ite l ü b e r den allgemeinen C h a rak te r d e r In fu so rie n fa u n a
des Baikalsees, kommen w ir im allgemeinen zu n eg a tiv en Schlußfolge rungen, wobei w ir
annehmen, d aß die In fu so rien des Baikalsees kein e V e ran la ssu n g dazu geben, die m der
Wissenschaft feststehende A nsicht in bezug a u f den Kosmopolitismus dieser ganzen
Gruppe zu än d e rn . N u r Marituja pelagica e rre g t in dieser Be ziehung gewisse Zweifel: ih r
äu ß e rs t stenotope r C h a ra k te r im Ba ika lsee einerseits u n d ih re F ä h ig k e it zu massen h a fte r
E n tw ick lu n g im pelagischen P la n k to n and e re rse its, welche b e inahe die Möglichkeit au sschließt,
d aß diese F o rm bis je tz t unbeme rk t geblieben sein sollte, u n d schließlich die g ro e
Wah rsch e in lich k e it, daß Marituja kein e Kuhezysten au fw e ist e g a lle s das m a ch t die Verm
u tu n g möglich, d aß diese F o rm v i e t i i e h t bin b aikalisches E leme n t ist, welches au sschließlich
u n te r den Bedingungen des Pelagia lg eb ie te s des B a ika lsees en tstan d en g . BUB
die Lösung dieser F ra g e h a t die T atsache des Vorhandense ins oder F ehlens von Zysten bei
Marituja pelagica große Bedeutung; denn diese sind ein Mittel, welches die Möglichkeit
de r kosmopolitischen V e rb re itu n g fü r ein S ü ßwasserinfusor sichert. Viele m a rin e In fu so rien
fo rm en besitzen, wie bek an n t, n ic h t die F ä h ig k e it zu r Bild u n g von Buhe zysten im
Zusammenhang damit, daß h ie r die Gefahr des Austrocknens feh lt, u n d n u r bei einigen
re in lito ra le n m a rin en Fo rm en werden Zysten gebildet. W ir h aben bei M. pelagica weder
Zystenbildung, noch den A u s tr itt der In fu so rien aus Zysten beobachtet. F e rn e r wurden
von u n s im B a ika lsee (im P elagialgebiet) 5 verschiedene Z y sten a rten nachgewiesen; die
Z ugehörigkeit von d re i von ih n en zu bestimmten In fu so rie n a rte n ste h t fe st (Ophryoglena
pelagica, Staurophrya elegans, Mucophrya pelagica). Die v ie rte A r t (Abh. 170) w urde von
u n s im L au fe von d re i J a h re n n u r einmal in g e rin g e r Zahl m d e r B a rg u sm -B a i gefunden,
sie erwies sich als identisch m it den f rü h e r von Z a c h a r i a s im Großen P lo n e r See n a ch gewiesenen
Zysten; ih re Z ugehörigkeit bleibt einstweilen u n b ek an n t. E s is t k a um möglich
anzunehmen, d aß es Marituja-Zysten wären, d a sie im B a ika lsee ä u ß e rs t se lten Vorkommen,
und, abgesehen davon, m ü ß te d an n dieses In fu so r au ch im Großen P lö n e r See naeh-
gewiesen sein, welcher so eingehend u n te rsu c h t ist.
Die fü n fte Z y sten a rt is t zweifellos von plan k tisch em C h a rak te r u n d weist die Gestalt
eines Schwimmers a u f (Abb. 169); sie w u rd e im L au fe von dre i J a h re n n u r einmal, m der
Z ahl von zwei E x em p la ren , im P e lag ia l des Baikalsees nachgewiesen. Man k a n n auch in
diesem F a lle k aum annehmen, d aß diese so se lten vorkommenden Zysten dem im B a ik a lsee
v e rb re ite ts ten In fu so r angeh ö ren sollten. E s is t ebenfalls wenig wahrsche inlich, daß
dies In fu so r Ruhe zysten a u f weist, die zu Boden sinken; die g roßen Tie fen des Baikalsees
einerseits, u n d die sehr langsamen Bewegungen des In fu so rs an d e re rse its, u n d schließlich
die S p ä rlic h k e it d e r Melosira im P la n k to n d e r tie fen Schichten m ü ß ten augenscheinlich
unüberwindliche Hin d e rn isse fü r die E n tw ick lu n g d e r M. pelagica u n d fü r ih re n Aufstieg
in die oberen W a sse r schichten bilden. Es lieg t also ein gewisser G rund v o r fü r die A n nahme,
daß das F eh len von Zysten d e r M. pelagica im Ba ika lsee im L au fe von 3 J a h re n
k e in Z u fa ll ist; es is t möglich, daß dies In fu so r in d e r T a t kein e Z ysten bildet, wie das bei
den pelagischen m a rin e n In fu so rien d e r F a ll ist.
Z u r B e stä tig u n g dieser n eg a tiv en S ch lu ßfolge rung is t fre ilich eine experimentelle
P rü fu n g notwendig, welche sich u n te r den Bedingungen d e r E x p ed itio n sa rb e it unmöglich
au s fü h ren ließ, um so m eh r a ls die M. pelagica eine eupelagische F o rm v o rste llt und
gegen die Ä n d e ru n g d e r Lebensbedingungen seh r empfindlich ist, weshalb sie na ch der
Pro b e en tn ahm e ba ld zugrunde geht. Die A u fk lä ru n g d e r F ra g e in bezug a u f die Zysten
d e r Marituja muß schon d u rch s ta tio n ä re A rb e it a n den In fu so rien des Baikalsees a u s g
e fü h rt werden. Gegenwä rtig k a n n man a lle rd in g s annehmen, d aß die Marituja pelagica
des Baikalsees eine seh r wenig v e rb re ite te F o rm ist.
B. Pleurostomata S ch ewia k o f l .
Farn. Amphileptidae Schouteden.
Amphileptus Claparedii S t.
Dieses R au b in fu so r kommt a n k la re n U fe rn vo r, am häufigsten u n te r Draparnaldia;
auß e rd em w urde es am 2. V II. 1927 in rie sig e r A nzahl im P la n k to n des seichten Possolski
Ssor gefunden, bei 12° Ob e rflä chentempera tur. Als H a u p tn a h ru n g dienen Vorticellinen-
Köpfchen: am Gestade h au p tsä ch lich Vorticella nebulifera, die in Mengen die Drapar-
n a id ia -S träu ch ch en bedecken, im Possolski-Ssor F . microstoma u n d F . monilata, die den
Anabaena-Kolonien a u f sitzen. Die allgemeinen T empera tu rg ren z en , bei denen diese F o rm
im B a ika lsee (1926—1928) vorkam, b e trag en 3,5— 19°; somit d a rf A. Claparedii zu den
eu ry th e rm en Fo rm en gere ch n e t werden.
In d e r L ite ra tu r finden sich ebenfalls Hinweise, d aß A . Claparedii e in e rs e its als U ferform zu b e tra ch ten ist, d ie in
g ro ß e r Anzahl im Bewuchs usw. vorkommt: so im Balaton-See ( F r a n c d , 1897), in d e n Nebenflüssen des Nördlichen
Donetz-Uda u n d Lopan (F a d e j e w , 1926) u. a . ; an d e re re its w ird sie a ls s te ts p lan k tisch e F o rm bezeichnet, u n d zwar
fü r : d ie Newa, d en F lu ß Morja, einige Bezirk e d e s Ladoga-Sees ( S k o r i k o w , 1909), d ie F lü sse Uda u n d Lopan — im
le tz te re n F a ll b e i ziemlich s ta rk e r V e ru n re in ig u n g ( F a d e j e w , 1926) u. a. Au ß e rd em kommt A . Claparedii in k lein en
Wa sserbe cken, in Quellen, u n te r Algen v o r ( S a s s u c h i n , 1928, u n d v ie le ä lte re V e rfa sse r). .
E s liegen deswegen Gründe vor, diese F o rm a ls eu ry to p zu bezeichnen.
Amphileptus incurvatus D j.
A n den U fe rn , inm itte n von T efraspora-Schichten, die m it Vorticellinen bedeckt sind,
von denen sich dieses R a u b in fu so r wie auch von an d e ren P ro tis te n e rn ä h rt. Bei 5— 13 C.
Die im B a ik a l angetroffenen V e rtre te r dieser A rt zeichnen sich d u rch eine b re ite re F o rm
des K ö rp e rs aus im Vergleich zu dem Umfang, d e r fü r diese F o rm von S c h e w i a k o f f
und M a u p a s angegeben wurde. Die Länge b e trä g t 73 [X, die B re ite 30 p.. In d e r L ite ra tu r
treffen w ir n u r seh r k ä rg lich e Angaben ü b e r dieses im Meer u n d im Süßwasser lebende
Zoologica. Heft 83. 8