steh t, d u rch V e rk le in e ru n g d e r Schuppen weit besser au sg en u tz t werden, indem es z. B.
bei d e r Filfola-Eidechse (Lacerta filfolensis filfolensis) „d u rch die von den winzigen S chuppen
freigelassenen Lücken le ich te r zu r H a u t Vordringen k a n n “ . H ie rzu w ä re zu bemerken,
daß bei xe rophilen, h auptsächlich im Sonnenschein ak tiv en A rten eine seh r feine Beschup-
p u n g d e r H a u t kaum eine zweckmäßige E in ric h tu n g d a rste llen k an n : denn eine z a rte und
kleinschuppige H a u t muß n a tü rlic h v ie l le ich te r das Wasser au s dem K ö rp e r v e rd u n sten
lassen als ein gröberes Schuppenkleid. Ic h v e rm ag d ah e r in den großen, seh r o ft in S ta cheln
umgewandelten Schuppen vieler Wüsteneidechsen zwar keine „Feuchtigkeitssammle
r “ ( E i m e r , 1881, S. 403) zu erblicken, wohl a b e r — sofern es sich n ic h t um Waffen
h an d e lt — eine V o rrich tu n g zu r V e rh in d e ru n g ein e r zu ausgiebigen Verd u n stu n g . Diese
A n sich t wird dad u rch be stä tig t, daß fa s t alle grobheschuppten u n d sta chelbewehrten E idechsen
d e r Wüstenzonen ausgesprochene T ag tie re sind; eine seh r feine Beschuppung
kommt dagegen u n te r den W ü s ten rep tilien in d e r Regel hei nächtlich lebenden, im p r a llsten
Sonnenschein jedenfalls n ich t sehr ak tiv en Fo rm en vor. D a jedoch die Beschuppung
d e r a u f trockenen E ilan d en lebenden Inseleidechsen sich von den Wüsten- u n d Steppenbewohnern
teilweise abweichend v e rh ä lt, is t es möglich, daß die Bedeutung d e r F o rm und
Größe d e r Schuppen fü r die R eg u la tio n des F euchtigkeitsgeha lte s ü b e rh a u p t n u r ger
in g ist.
S icher is t abe r, daß die Be schuppung u n d Be schilderung einiger K rie ch tie rg ru p p en ,
besonders u n te r den Schlangen, gewisse Beziehungen zum Umfange d e r N a h r u n g s o
b j e k t e erkennen lassen. Bei d e r Be sprechung einer A rb e it W e r n e r s (1890), in der
dieser zum E rg eb n is kommt, d aß bei S chlangen m it fo rtsch re iten d e r E n tw ick lu n g die A n zahl
der Schuppen u n d Schilder sich vermeh re , bem e rk t nämlich schon 0 . B o e t t g e r
(1891), daß W e r n e r v e rsäum t habe, „den tie fe ren G rund fü r diese Correlation anzugeben,
d a ja alle genan n ten V e rän d e ru n g en in der Be schuppung zweifellos in d ire k t m it Nah ru n g ,
N ah ru n g sau fn ahm e u n d Nahrun g se rwe rb , d ire k t m it F o rm u n d Ste llu n g der Bezahnung
Zusammenhängen“ . Ku rz e Zeit d a ra u f h a t W e r n e r (1893b) nochmals diese F ra g e b e rü h rt,
indem e r einige Beispiele aus der N a tte rn g a ttu n g Zamenis (— Coluber) zusammenstellte,
die fü r u n d gegen das von B o e t t g e r e rw äh n te A b h än g ig k e itsv e rh ä ltn is zwischen der
N a h ru n g u n d Be schuppung sprechen. E in e n weiteren Hinweis a u f diese Beziehungen bei
E la p id e n findet man bei W e r n e r (1913,S. 472). Auch P r o c t e r (1919,S. 361) h a t die V e rmeh
ru n g bzw. V e rm in d e ru n g d e r Schuppen re ih en bei Schlangen m it der L age d e r E in geweide
und d e r dad u rch bedingten verschieden sta rk e n Ausdehnun g sfäh ig k e it d e r H a u t
in Z usammenhang gebracht, u n d am eingehendsten h a t sich m it dieser F ra g e M e ll (1929 a,
S. 1472—1473; 1929b, S. 118— 140) befaßt. Da die A u sd ehnungsfähigkeit des Schlangenk
ö rp e rs von der sog. „Zwischenschuppenhaut“ — d. h. von der Zahl d e r longitudinalen,
n ich t m it Schuppen bedeckten H au tfe ld e r — ab h än g t, b rin g t M e l l die Zahl d e r Schuppenre
ih en in Beziehung zum Umfange der B e u te tie re u n d findet bei chinesischen Schlangen
folgende Ve rhältnisse: „Zahlen von 50 u n d d a rü b e r finden sich . . . n u r bei Großwarmblüt-
le rn ah ru n g , Zahlen von 23 und d a rü b e r i. a. n u r bei Spezialisa tion fü r Kle in säu g e r; 19 ist
Minimum fü r Muridenfre sse r, u n d bei kle in e ren Species m it 19 Schuppenreihen is t w a h rscheinlich
n u r Au fn ahme von Mäusen u n d M äu seb ru t möglich; 19 is t die fa s t ausschließliche
Z ahl bei Frosch fre sse rn , 17 is t die typische Zahl fü r Eidechsen-, 15 fü r Schlangenfresser.
Bei E v e rteb ra ten fre s se rn schwanken die Zahlen zwischen 17—13 und wahrsche inlich
noch weiter nach oben, da bei se k u n d ä re r Anpassung an E v e rteb ra ten - u n d E in a h ru n g
eine Notwendigkeit zu r Reduktion d e r Schuppenzahl feh lt“ . E in e Ausnahme bilden nach
M e l l m a rin e Schlangen, die weit höhere Schuppenzahlen a u f weisen als man es nach der
A r t ih re r B e u te tie re e rw a rte n würde.
Obwohl n u n die Beziehungen in dem oben skizzierten S inne zwischen der N ah ru n g sgröße
u n d dem Schuppenkleid bei te rre s tris ch en Schlangen gewiß n ich t geleugnet werden
können, d a r f man ab e r a u f der an d e ren Seite die M e lis e h e n Befunde an den Schlangen
S üdchinas n ich t allzu seh r verallgemeinern. Denn es gib t u n te r den L andschlangen eine
sehr g roße Anzahl von Formen, die sich nach d e r A r t ih re r N ah ru n g keineswegs in die
von M e l l angegebenen K a teg o rien eino rd n en lassen. Vor allem is t d a ru n te r die große
ökologische Gruppe d e r B a u m s c h l a n g e n (im weitesten Sinne) zu nennen: H an d in
H an d m it d e r Ausbildung eines schlanken, langgestreckten K ö rp e rs gin g bei diesen Geschöpfen
auch eine Reduktion ih re r Schuppenzahlen v o r sich, w äh ren d ih re B eu te tie re tro tz dem
die d en k b a r g rö ß te M a n n ig fa ltig k e it aufweisen. Aus d e r langen Re ihe eigener Beoba
chtu n g en u n d L ite ra tu ra n g a b e n g re ife ich h ie r n u r folgende F ormen h e rau s, die zumeist
die von Me l l angenommenen Beziehungen n ic h t bestätigen:
a) A rte n m it 13 Schuppenreihen: Dendrelaphiscalligaster, D.punctulatus, zwei Chlo-
rophis-F ormen, Dendraspis viridis, Trimeresurus macrolepis. Alle diese Schlangen sind
Frosch- und Eide chsenfresser, manche soga r Vögel- u n d Kle in säu g e rfre sse r; Dendraspis
viridis scheint sich in e rste r L in ie von Vögeln zu ern äh ren .
b) A rte n m it 15 Schuppenreihen: Dendrelaphis pictus, D. tristis, Leptophis mexi-
canus, L. ahaetulla, Chlorophis neglectus, Ch. heterodermus, Ch. irregularis, Philothamnus
semivariegatus. Auch diese A rte n e rn ä h re n sich in d e r H au p tsa ch e von F röschen und E idechsen.
Die opisthoglyphen Ahaetulla nasuta und prasina fressen soga r Mäuse und Vögel.
Sibon sibon u n d die Amblycephalinae, u n te r denen es auch Formen m it 13 Schuppenreihen
g ib t, sind b ek anntlich Schneckenfresser. Atheris squamigera, deren V a ria tio n sb re ite der
S chuppenreihen sehr groß is t (15—25), e rn ä h rt sich von Echsen, Mäusen u n d Ra tten.
c) A rte n m it 17 Schuppenreihen. Uromacer catesbyi, Crotaphopeltis duchesnii, Oxy-
belis acuminatus, Chrysopelea ornata, Dipsadoboa unicolor, Imantodes cenchoa. D a ru n te r
sind Uromacer catesbyi u n d Crotaphopeltis duchesnii, wie ich selbst beobachtet habe, F ro sch fre
sse r; Oxybelis acuminatus f r iß t Frösche, Echsen, Vögel; Chrysopelea zeichnet sich durch
eine re c h t weitgehende Omnivorie aus, indem diese schöne N a tte r n ich t n u r F rösche und
Echsen friß t, sonde rn auch an d e re Schlangen, außerdem Vögel, F ledermäuse u n d Mäuse;
Dipsadoboa is t überwiegend ein Frosch- und K rö ten fre sse r, Imantodes ein Eidechsenfresser.
Im Gegensatz zu diesen N a tte rn ste h t Opheodrys aestivus, d e r zwar auch meist 17 Schupp
en re ih en h a t, sich ab e r ausschließlich von In sek ten und S pinnen e rn äh rt.
d) A rten m it 17— 19 Schuppenreihen. H ie r is t v o r allem Boiga multimaculata zu e r wähnen,
die n ic h t n u r Frösche u n d Echsen friß t, sonde rn auch, wie ich aus E rfa h ru n g
weiß, Vögel. Der durch 19 S chuppenreihen v o r seinen Verwandten (mit 17 Reihen) a u s gezeichnete
Uromacer oxyrhynchus scheint in e rste r Linie Eidechsen zu fressen.
e) A rten m it 19— 23 Schuppenreihen. Boiga dendrophila (21—23), B. cyanea (2 1 ), B.
fusca (19—21), B. irregularis (19— 23), Dispholidus typus (19—21), Thelotornis kirtlandii
(19), Dendraspis angusticeps (19— 23), Trimeresurus gramineus (19— 23), T. trigonocepha-
lus (19), Bothrops schlegelii (19—25). Die Boiga-A rten e rn ä h re n sich von Fröschen, E ch sen,
Vögeln u n d Säu g e rn ; Boiga dendrophila is t auch als Schlangenfre sser b ekannt, B.
cyanea scheint soga r ausschließlich an d e re Schlangen zu jagen. Auch die B eu te tie re der
beiden e rw äh n ten Trimeresurus-A rten bestehen au s Fröschen, Echsen, Vögeln u n d S äu gern
. Thelotornis f riß t Echsen, an d e re Schlangen u n d Vögel; das gleiche g ilt auch fü r
Zootogica. Heft 84. 99