12o—15°. D ie Reaktion w a r in allen d ie sen P u n k te n schwach alkalisch. Nach dem Gehalt an Gasen u n tersch eid en sich
d ie se Gewässer wenig vom Baik alsee (siehe d ie Tagebücher d e r b aika lischen E x pedition fü r d a s J a h r 1928).
W ir g eh e n n u n zu r B eschreibung d e s a llgeme inen C h a ra k te rs d e s P lanktons d e r im v o rsteh e n d en e rw äh n ten seichten
Buchten, k le in en Buchten, d e r gro ß e n seichten Bezirke u n d d e r Vormündungsbe zirke über.
Bei e in ig en Un tersch ied en in d e r Zusammensetzung, we lche m it d en v ersch ied e n en Bedingungen d ie se r Bezirk e v e rb
u n d en sin d , d ie freilich nich t vollständig identisch se in können, ist d a s Plankton d ie se r Gebie te im we sentlichen e in und
d a s se lb e ; es k a n n als Pla n k to n d e r seichten, gut d u rchwärmten Wa sserbe cken d e r gemäßigten geographischen Breiten
bez eichne t w e rden. Nach d e r Artzusammensetzung we ist e s schon nich t d ie Eigenschaft auf, d u rc h d ie sich d a s P la n k ton
d e s P elagialgebie te s im H a u p tte il d e s Baikalsee s auszeichnet.
Nach d en Angaben von K. J. M e y e r (1931) h e rrsch e n in dem P hytoplankton d ie se r Bezirke, d a s qualitativ u nd
q u an titativ re ic h ist, im Laufe d e s Sommers d ie gewöhnlichen Cyanophyceen vor, welche fü r d en offenen Baik alsee g a r
n icht eigentümlich s in d : Anabaena flos aquae, A . spiroides, A . scher em e tie v i, Aph a n izomen o n flos aquae, Rivularia echi-
nulata, Gloeococcus scliraeleri, Microcystis aeruginosa u n d v ie le a n d e re ; von d en Diatomeen Melosira itálica, M. granúlala,
M. islándica v. Helvetica, A sterio n elia gracillima, Synedra acus u n d v ie le a n d e re ; vo n d en De smidiac een: Scenedesmus
quadricauda, Pediastrum d u p le x , P. boryanum; von d en Flagellaten v iele n an n o p la n k tisch e F ormen u n d fe rn e r : Dinobryon
dive rgens, D. cylindricum, Eudorina elegans, Pandorina morum, Ceratium hirundine lla u n d v ie le a n d e re wä rm elieb en d e
u n d e u ry th e rm e Formen.
Im Zooplankton w u rd en von uns b e i d e r Durchsicht d e r In fu so rien p ro b e n u n te r an d e rem in g ro ß e r Menge d ie g e wöhnlichen
See- u n d See-Teich-Formen d e r Rota torien vorg e fu n d en : An u ra ea cochlearis, A . aculeata, Asplanchna prio-
donla, Polyarthra platyptera, Triarthra longiseta, Conochilus, v ie le von d e n S ynchätiden u n d Bracheoniden, fe rn e r vo n d en
Cladocera: Bosmina coregoni u nd B. longirostris, Daphnia hyalina u n d e in ig e Chy d o rid en ; fe rn e r V e rtre te r d e r F am ilie d e r
Cyclopiden u nd d e r Calaniden, sowie d ie n an noplanktischen F lagellaten, d ie von m ir nich t n ä h e r bestimmt wu rd en .
Diese r p lan k tisch en Gemeinschaft d e r See- u n d See-Teich-Formen können sich zuweilen, in Abhängigke it vom
We tte r, vom Ab tre ib e n u n d An tre ib e n des Wa ssers durch Winde, von d en S trömungen usw., in e in e r g rö ß e ren oder
ge rin g e re n Zahl re in baika lische Elemente beimengen.
Wenn w ir nu n , a u f Grund des oben Gesagten, die Lebensbedingungen in diesen Be zirk
en m ite in an d e r u n d m it dem offenen Ba ika lsee vergleichen, so sehen wir, daß diese Bedingungen
in einigen Beziehungen ein an d e r gleichen, wäh ren d sie in an d e ren Beziehungen
ziemlich verschieden sind, n ic h t n u r im Vergleich m it dem offenen See, sonde rn auch
im Vergleich mite in an d e r.
Dieser U nterschied b e trifft v o r allem den Salzg eh a lt ih re r Gewässer. Nach dem T ota lg
eh a lt d e r Min e ralbestandteile sind die Gewässer des Flusses Obere A n g a ra , d e r Tschiwyr-
kui-Bucht, d e r Bogutschanski-Lippe u n d d e r Lippen d e r südlichen K ü s te d e r Ba rgusin-
B a i ein an d e r äh n lich oder sie schließen sich den Gewässern des offenen Baikalsees an.
An d e re rse its is t das W a sse r der Flüsse Tscheremschanka, K itsc h e ra u n d des nördlichen
seichten Bezirkes schwächer m in e ra lis ie rt; das W a sse r d e r Flüsse Tompa, Selenga und
B a rg u sin , sowie d e r entsprechenden Vormündungsbezirke u n d d e r seichten Gebiete u n d
B uchten des Malo je More a n den Oljchonskije W o ro ta is t ab e r v ie l s tä rk e r m in e ra lis ie rt,
a ls die oben e rw äh n ten Gewässer.
Diese Gewässer u n terscheiden sich vo n e in an d e r au ch nach dem absoluten Gehalt an
den einzelnen Mine ral teilen: die Gewässer der F lü sse Tscheremschanka u n d K itsc h e ra u n d
d e r entsprechenden seichten Be zirke sin d seh r weich u n d dabei weicher als die b a ik a lischen
Gewässer; die Gewässer der F lü sse Tompa, Selenga u n d B a rg u sin , sowie die en tsprechenden
Vor mündungsbe zirke u n d die Gewässer d e r B uchten des Malo je More d a gegen
sind viel h ä rte r. Nach dem Gehalt an K ieselsäure sind diese Nebenflüsse u n d Bezirke
des Baikalsees e in an d e r ähnlich u n d en th a lten alle eine b e trä ch tlich e rhöhte Menge
von SiOa im Vergleich m it dem offenen Baikalsee, m it Ausnahme d e r Gewässer der Tschi-
wyrkui-B ucht, welche in dieser Beziehung den b aikalischen Gewässern nahestehen. Nach
dem A lk a lig eh a lt (Na20 + K 20 ) sin d die Gewässer d e r F lü sse A n g a ra , K itsc h e ra und
Selenga ein an d e r und dem B a ika lsee ähnlich; die Gewässer des B a rg u sin s sin d 3— 4mal so
reich an Alkalien, wie die oben g enannten Gewässer.
An d e re rse its u n terscheiden sich die seichten Be zirke nach dem Gehalt a n Gasen und
nach d e r ak tiv en Re ak tio n wenig v o n einander u n d von dem offenen Baikalsee.
Alles oben Geschilderte b e re ch tig t u n s zu der Annahme, daß solche Bedingungen, wie
de r T o ta lg eh a lt an Mine ralbestandteilen, d e r re la tiv e u n d absolute Gehalt an einzelnen
Be standteilen, wie z. B. Ca, Mg, Na, K, Si, sowie wahrsche inlich die a k tiv e Re ak tio n und
de r Gehalt a n Gasen, die in den einzelnen seichten Bezirken ba ld ähnlich, b a ld verschieden
sind, in e inigen Be zirken ab e r auch dem offenen Ba ika lsee äh n lich sind, in welchem diese
Infuso rien g eme in sch a ft n ic h t vorkommt, keine bestimmte W irk u n g a u f die horizontale
V e rte ilu n g d e r leitenden A rten d e r in Rede stehenden Gemeinschaft im B a ika lsee haben.
E s is t n a tü rlic h anzunehmen, daß die horizontale V e rte ilu n g dieser A rten u n d somit
die F o rm ie ru n g dieser Gemeinschaft, welche fü r a lle seichten Be zirke des Baikalsees gemeinsam
ist, d u rch Bedingungen bestimmt werden muß, welche einerseits fü r a lle g en an n ten
Bezirke gemeinsam sind, an d e re rse its ab e r die seichten Be zirke von den Bedingungen
des offenen Ba ika lsees (und des Litoralgebiets) unterscheiden.
Diese Bedingungen, welche fü r a lle diese seichten Bezirke gemeinsam sind, sind vor
allem die hohe S om m e rtem p e ra tu r des Wassers, welche d urch die unbedeutende Tiefe, die
Geschütztheit v o r den W in d en u n d Stü rm en , den Zufluß von warmen Flußg ewä sse rn usw.
b edingt wird, fe rn e r d e r r e la tiv hohe Gehalt a n gelösten u n d suspendierten organischen
Stoffen u n d das q u a lita tiv u n d q u a n tita tiv reich e Nanno- u n d Mikroplankton, oder, wenn
w ir beide letzten Umstände verein ig en , der Re ichtum dieser Gewässer a n N ah ru n g sv o rrä
te n fü r die Infu so rien .
Gerade in d e r T em p e ra tu r u n d den N ah ru n g s Vorräten u n terscheiden sich a lle diese
seichten Be zirke von Grund au s von den gewöhnlichen Bedingungen des offenen Ba ika l-
sees, wobei sie sich den Bedingungen n äh e rn , die in diesem letzten Gebiete in den oberflächlichen
Schichten wäh ren d d e r k u rzd au e rn d en P erioden ih r e r E rw ä rm u n g entstehen
(s.S. 241), u n d in g eringerem Maße den Bedingungen des Litoralgebietes, das, ohne Zweifel,
die in q u a lita tiv e r u n d q u a n tita tiv e r Beziehung reichsten N ah ru n g s Vorräte fü r die In fu sorien
aufweist.
Man k a n n noch re in vermutungsweise (wir v e rfü g e n üb e r g a r kein e bestimmten A n gaben
in dieser Be ziehung fü r die Bezirke d e r seichten Teile des Baikalsees) erwähnen, daß
das allgemeine physikalisch-chemische Regime des P elagialgebietes d e r seichten Bezirke,
in A n b e tra ch t der g e rin g en Tiefe, weniger sta tisch sein muß als das Regime des offenen
Baikalsees, dabei ab e r sta tis ch e r als das Regime des Litoralgebietes.
In bezug a u f die A rte n u n d in ökologischer Beziehung weisen die Gemeinschaften der
seichten Bezirke deutliche Merkmale au f, welche m it d e r E inw irk u n g des T em p e ra tu r-
un d E rn ä h ru n g s fa k to rs in kausalem Zusammenhang stehen.
Wenn w ir die Artenzusammensetzung dieser In fusoriengeme inschaft summarisch betra
c h te n , so wird sie in allen oben g en an n ten Teilen des Baikalsees in sge samt die folgende
sein:
Am p h ilep tu s trachelioides Z a c h . Epistylis plicatilis E h r n b g .
Am p h ilep tu s Claparedii S t. Fronlonia leucas E h r n b g .
Burselia spumosa S c h m i d t L em b u s elongalus CI. e t L a c h .
Condylostoma caudatum S p i e g e l Leucophry s fluviatilis sp. nov.
Cyclolrichium b ru n n eum sp. nov. Nassula aurea E h r n b g .
Cyclolrichium v ir id e sp. nov. Phascolodon vorlicella S t.
D id in ium n a su tum S t. Slaurophrya elegans Z a c h .
D id in ium balbianii B ü t s c h . Stenlor roese lii S t.
Epistylis rotans § v e c. Stentor nig er S t.