Aspidisca turrita CI. et Lach.
Am häufigsten u n te r absterbenden Algen Ulothrix u n d Tetraspora an d e r Grenzlinie
des Wassers, a lle ro rten , bei 6— 19°, in g ro ß e r Anzahl.
Die Literatur-Angaben sind in bezug auf dies Infusor äußerst spärlich; es wurde in kleinen stagnierenden Wasserbecken
konstatiert ( S t e i n , C l a p a r ö d e et L a c h m a n n u.a.).
Ordnung Pe r i tr ich a Stein.
Farn. V o r t ic e l l id a e Ehrenberg.
Unterfam. V o r t ic e l l in a e Bütschli.
A.Scyphidina Bütschli.
Glossatella tintinnabulum S. Kent (Abb. 88).
Die K ö rp e rlä n g e g eh t bei dieser kleinen sitzenden F o rm , zusammen m it dem Stiel,
n ic h t üb e r 30—40 |x hinaus. Die B re ite b e trä g t im m ittle re n Teile 15—17 [x. D e r k ru g fö rmige
K ö rp e r is t m it dem h in te re n v e rschm ä le rten Teil am In teg um en t des T rä g e rs befestig
t. Be i d e r Mehrzahl d e r In d iv id u e n is t die K örperseite, der das Y e stibulum g en äh e rt
ist, ab g ep la tte t. Bei der K o n tra k tio n des K ö rp e rs bilden sich a u f dieser Seite Qu erfa lten
u n d d e r sich umbiegende K ö rp e r n e ig t sich nach dieser Seite. Die Körperobe rfläche is t
schwach g e s tre ift. Das P la sm a e n th ä lt z ahlreiche k leine Einschlüsse. Die Peristomscheibe
is t flach. Die und u lie ren d e Membran is t seh r s ta rk entwickelt; sie um g ib t das Peristom,
wobei sie die g rö ß te Höhe lin k s e rre ic h t. Die Membran ist, wie von P e n a r d (1922) e r w
äh n t wurde, unbeweglich u n d sp ie lt die Rolle eines F a n g tric h te rs fü r die N ah ru n g sp a rtik
e l, welche durch die feinen Wimp e rn , die sich an d e r Membranbasis a u f d e r Innen se ite
befinden, in den Mund e in g e stru d e lt werden. Die einzige k o n tra k tile Vakuole lieg t in der
Nähe des Vestibulum. D e r dreieckige K e rn is t in d e r h in te re n K ö rp e rh ä lfte gelegen. Der
Stie l h a t die F o rm eines bre iten , k u rz en um gekehrten Kegels; seine Länge is t ein wenig
g rö ß e r a ls 1U d e r K ö rp e rlän g e . Die Anheftungsscheibe is t schwach ausgebildet.
A u f Grund a lle r frü h e re n Angaben (K e n t , 1882; K e l l i c o t , 1885; R o u x , 1901;
M e rm o d , 1914) u n d d e r eigenen Beobachtungen h ä lt A. K e i s e r (1921) dies In fu so r fü r
einen spezifischen Symphorionten, dessen Vorkommen a u f die Kiemen ju n g e r T rito n en
b e s ch rä n k t ist. S p ä te r fan d P e n a r d (1922) diese F o rm ebenfalls a u f den Kiemen, a u f der
E p id e rm is u n d a u f den Gliedmaßen d e r T rito n la rv en . L. R o s s o l i in o (1923) fan d ab e r
G. tintinnabulum a u f dem h in te ren K ö rp e ra b sch n itt der Oligochäten, die im Schlamm, in
e in e r Tiefe von 10— 15 m, in d e r T schiwyrkui-B ai des Baikalsees leben.
D e r K re is der T räg e r, au f welchen die G. tintinnabulum vorkommt, mu ß ab e r noch
e rw e ite rt werden: dies In fu so r w urde von u n s im Ba ika lsee a lle ro rten ersten s a u f den Oli-
gochaeten, vornehmlich an den U fe rn , se ltener aus g rö ß e re r Tiefe, bis 40—50 m, u n d zweitens,
in g ro ß e r Zahl, a u f den Flossen von Cottus gefunden. W ir h a tte n die Möglichkeit,
v ornehmlich die JJier-Cottus zu u n tersuchen, u n d n u r in einem F a lle sta n d u n s M a te ria l
v on ein e r Tiefe von 120 m zu r V e rfü g u n g ; in diesem letzten F a lle w a ren die Flossen e in ig
e r Coifws-Exemplare reichlich m it Glossatella besetzt.
G. tintinnabulum is t eine eu ry th e rm e F o rm , d a sie bei ein e r T em p e ra tu r von 3,5—19°
vorkam.
B. Contr a c t i l ia Bütschli.
Vorticella nebulifera Ehrnbg. (Abb. 89).
Diese w e itv e rb re ite te A r t kommt im B a ika lsee u n te r den verschiedensten Bed in g u n gen
vor. Die g rö ß te E n tw ick lu n g e rre ic h t sie in der Uferzone bei lan g e d au erndem stillen
W e tte r, in stagnie rendem Wasser, ganz am Ufe r, m itten u n te r lebenden u n d sich zersetzenden
Ulothrix- u n d Te iraspom-Ansammlungen, wobei sie eine von den v o rh e rrschenden
F o rm e n d e r Ufergemeinschaft d e r sich zersetzenden Algen ist. U n te r diesen Bedingungen
a s ta tisch en Regimes u n d re ich lich e r E rn ä h ru n g kommen die g rö ß ten E x em p la re d e r A rt
vo r, deren K ö rp e r bis 175 fx lan g sein k an n ; d e r P e ristom ra n d is t sehr s ta rk au sgebre itet,
u n d d e r Durchmesser des oberen K ö rp e rte ils e rre ic h t 100 ¡x.
V. nebulifera k a n n ab e r auch in seh r re in em und, dan k d e r B ran d u n g u n d den Wellen,
wechselndem Wasser eine bedeutende E ntw ick lu n g e rre ichen: in ein e r Tiefe von 3—5 m
sind die Draparnaldia-Sträuche häufig d ich t m it ih r bewachsen, u n d zwischen ihnen
h uschen Amphileptus claparedii h in u n d he r, die sich von den Köpfchen dieser P e r itri-
chen e rn äh ren . Abgesehen von der Uferzone kommt die V. nebulifera als P lan k to n ep ib io n t
vor, im P la n k to n k le in e r geschlossener B uchten (wie z.B . in d e r B u c h t des K le in en Meeres,
Possoljski-Ssor) u n d von z ahlreichen k leinen Buchten am westlichen U fe r d e r nördlichen
H ä lfte des Baikalsees: Bogutschanskaja, Onogotschanskaja, Senogda usw., die sich nach
ih re n Bedingungen den gewöhnlichen Teichen—Seen n äh e rn . W e ite r in g roßen seichten
Bezirken, wie d e r nördliche u n d Selenginsche, u n d in den Vor m ündungsteilen d e r großen
un d kleinen Flüsse, die in den Ba ika lsee münden. H ie r sitz t sie besonders häufig a u f Ana-
baena, se ltener a u f an d e ren P la n k te rn : a u f Uroglena volvox, Gloeotrichia, Conochilus,
Copepoden u. a. V. nebulifera s te h t ab e r u n te r diesen Bedingungen nach d e r Häufigkeit
des Vorkommens u n d nach dem E n tw ic k lu n g sg rad einem an d e ren E p ibionten, nämlich
d e r V. monilata, na ch (siehe S. 153).
V. nebulifera kommt seh r se lten u n d in g e rin g e r Z ahl auch im P e lag ia l des offenen
Baikalsees bei den fü r dieses Gebiet des Sees gewöhnlichen W a s se rtem p e ra tu ren v o r: zuweilen
tra g e n Melosira- oder Asteriohella-F ä d e n m eh re re E x em p la re dieser Vorticella; in
diesem Gebiete is t ih re Rolle ganz unbedeutend.
Schließlich lebt V.nebulifera sehr häufig a u f verschiedenen Bodentieren, v o r allem
a u f den Gammariden, ebenso a u f T rich o p te ren la rv en , a u f Muscheln verschiedener A rt, a u f
Schwämmen. Bei den Gammariden besetzt sie am häufigsten die Kiemen p la tten , fe rn e r die
Gliedmaßen selbst u n d den P an z e r. Die V. nebulifera, welche a u f den angegebenen T ie ren
leben, sind gewöhnlich k le in e r u n d besitzen eine weniger entwickelte Peristomsche ibe und
einen ebensolchen Rand, als die Uferformen, welche a u f Algen sitzen; die Länge derselben
g eh t se lten ü b e r 65 [x hinaus.
I n d e r V e rtik a le w urde V. nebulifera von u n s am U fe r u n d bis zu ein e r Tiefe von
597 m beobachtet (auf Gammariden).
Die Grenzen d e r ökologischen H au p tfak to re n , bei welchen diese Vorticelle von uns im
B a ika lsee angetroffen wurde, sind folgende:
Temperatur PH 0 2 mg/1 C02 mg/1
C02 bicarb.
mg/1 CaO mg/1 MgO mg/1
Oxydierbark.
0 2 mg/1
3,0—23,6° 7,3—7,9 7,8—13,3 0,0—2,10 23,0—61,8 11,0—30,0 1,94—5,4 1,28—8,7
In der Literatur liegen zahlreiche Hinweise auf das Vorkommen dieser sehr gewöhnlichen Vorticelle vor, irgend
welche genauen Angaben über die Temperatur-, Sauerstoff- und anderen Bedingungen ihres Vorkommens fehlen aber beinahe
gänzlich, wie das in bezug auf die verbreitetsten Infusorien der Fall ist. Eine Ausnahme machen die Arbeiten
S k a d o w s l c y s (1926) und W e t z e l s (1928). Der erste Verfasser nennt diese Form für die sogenannte 1. und 2. Zone
des Moortümpels bei Lucino (in der Nähe von Moskau), in welchem die Temperatur bis auf 31° C steigen kann, wobei
die aktive Reaktion eine Amplitude von 6,5—4,38 pH aufweist. W e t z e l fand V. nebulifera am Ufer des Schüssen, eines