
 
        
         
		lassen.  So  fiel m ir  z. B.  a u f  d e r Vulkaninsel  Linosa  schon  wenige Minuten  nach  d e r  L an d 
 u n g   au f,  wie  wenig  sich  die  F ä rb u n g   der  d o rt  so  z ahlreichen  Eidechsen,  Lacerta  filfo-  
 lensis  laurentii-mülleri,  vom  d unklen  L avaboden  abhob.  E in e   re c h t  bemerkenswerte  
 „S ch u tz fä rb u n g “  scheinen  auch  manche  (aber  d u rch au s  n ich t  alle!)  Leguane  d e r  Gattung  
 Tropidurus  a u f  den  Galapagos  zu  haben:  so  w ird   berich te t,  daß  Tropidurus  habein  a u f  
 Bindloe  im  männlichen  Geschlecht  au ffa llen d   dunkel,  m it  dem  schwarzen  Lavaboden  
 nahezu  übereinstimmend,  g e fä rb t  sei.  Auch  Cnemidophorus  tessellatus  canus  von  den  
 Nördlichen  u n d   Südlichen  S an   Lorenzo-Inseln  sowie von S a l Si Puedes im Golfe  von K a lifo 
 rn ien   zeigt,  la u t V a n  D e n b u r g h   (1922,  S.  542),  eine  weitgehende  Ä h n lich k e it  seines  
 dü ste ren   F a rb k le id e s m it  dem  schieferblauen  Gestein,  a u f  dem  diese Echse  lebt.  Selbst  die  
 melanistische  F ä rb u n g   der  vom  zoogeographischen S tan d p u n k te   so  eigentümlichen  Emoia  
 arundelii  (vgl. S.  9),  die  a u f  der  Clipperton-Insel  im  S tillen  Ozean,  in   d e r  Nähe  d e r  zentra 
 lam e rik an is ch en   K ü s te   lebt,  könnte  möglicherweise  in   Beziehung  m it  d e r  F a rb e   des  
 schwarzen  Felsens  g eb ra ch t  werden,  d e r  sich  d o rt  a n   das  K o ra llen a to ll  an schließt;  ja   es  
 wird  soga r  erw äh n t,  daß  diese  Echse  d o rt  h äufiger sein soll  als a u f der üb rig en , n u r   3 Meilen  
 langen  In se l  ( V a n  D e n b u r g h   &  S l e v i n ,   1914,  S.  150).  Schließlich  g ib t  auch  
 V o e l t z k o w  (1914,  S.  179) fü r  den  schwarzen Ablepharus  boutonii ater an, d aß  seine  F ä r bun 
 g   a n  den  L avafe lsen  d e r In se l Groß  Comoro  „g u t  an g e p a ß t“  sei;  u n d   ähnliche Zusammenhänge  
 zwischen  F a rb k le id   u n d   Bodenfarbe  k önnte  man   vie lle ich t  au ch   bei  anderen  
 melanistischen  Komoren-Rassen  dieser  Eide chse  (mayottensis,  mohelicus,  degrijsi)  v e r muten. 
 Diesen  re c h t  wenigen  Beispielen  stehen  jedoch  die w e it z ahlreicheren F ä lle  von In se lmelanismus  
 gegenüber,  in  denen  auch  n i c h t   d i e   g e r i n g s t e n  Beziehungen  zu r  F ä r bun 
 g   des  U n te rg ru n d e s  zu  e rkennen  sind.  So  zeigen  die  z ahlreichen  halb-  u n d   vollmela-  
 n istischen  Eide chsenrassen  der  Ba le a ren   und  P ity u sen   n ich t  die  ge rin g ste   A n p assung  an   
 den  U n te rg ru n d ,  indem  sie  durchweg  a u f  hellem  Gestein  leben.  Gerade  fü r   die  extrem  
 melanistischen  Rassen  h eb t  L.  M ü l l e r   (1928a,  S.  337)  besonders  h e rv o r,  daß  man   von  
 ein e r  Anpassung  ih re s  blauschwarzen  oder  selbst  ganz  schwarzen  F a rb k le id e s  an   das  
 Gestein  n ich t  red en   k an n :  denn  die  In se l  besteht zumeist au s  einem  ganz hellen Kalk ste in ,  
 „d e r  fa s t weiß  w irk t“ .  Auch  aus  anderen  Teilen  des  Mittelmeeres  kennen  w ir  fa s t  genau  
 die  gleiche  E rscheinung:  die  schwarzblaue  Faraglione-Echse,  Lacerta  sicula coerulea,  lebt  
 a u f   einem  gelblich  bis  gelblichrot  getönten  Felsen,  die  re in   schwarze  Kamik-Echse,  
 Lacerta  melisellensis  galvagnii,  a u f  einem  ganz  hellen,  gelblichweißen  Gestein.  Genau  so  
 v e rh a lten   sich  auch  manche  dunkel  g e fä rb te   Inselechsen  in  an d e ren   Meeren.  So  b e rich te t  
 z.  B.  V a n  D e n b u r g h   (1922,  S.  540)  von  dem melanistischen Cnemidophorus  tessellatus  
 martyris,  d e r  die  San  P edro  M a rtir-In se l  im  Golfe  von  K a lifo rn ien   bewohnt,  folgendes:  
 „T h e ir  v e ry   d a rk   coloring  caused  th em  to  show  p la in ly   a g a in s t  th e   snow-white  rocks  
 over which  th ey   were  ru n n in g “ .  Und  von  d e r  schwarzen  L av a   der  Socorro-Insel  (Revilla  
 Gigedo-Archipel, mexikanische Westküste)  h eb t sich  die  leuchtend  blaue  F ä rb u n g   des  d o rt  
 einheimischen  kleinen  Leguans,  Uta  auriculata,  au fs  d eutlichste  ab;  ganz  ähnliche  Beobachtu 
 n g en   k a n n  man  a n   an d e ren   cyanistischen  Inselechsen machen.  Schließlich w ird  auch  
 vom  melanistischen  Inselhasen,  Lepus  insularis,  berich te t,  daß  das  T ie r,  selbst  wenn  es  
 sich  n ich t  bewegt,  schon  von  weitem  au ffä llt. 
 E i m e r   gin g   b ek anntlich  so  weit,  d aß   e r  auch  in   diesen  F ä llen   an   d e r  S ch u tz fä rbungs 
 Hypothese  festhielt.  E r   g laubte  nämlich  die  schwarzen  und  blauen  F a rb tö n e   der  
 von  ihm  eingehend  stu d ie rten   Faraglione-E idechse  „durch  Anpa ssu n g   an   F ä rb u n g en , 
 Spalten,  Risse  u n d   S ch a tten   des Gesteins,  a u f  welchem  sie  lebt  u n d   welches  wegen  se iner  
 A rm u t a n  Pflanzenwuchs an d e ren  Schutz v o r Ve rfolgung  n ich t  b ie te t“ ,  e rk lä re n   zu  können  
 ( E i m e r ,   1881,  S.  240).  Indessen  is t  es  in  hohem Maße  unwahrsche inlich,  daß  die schw a rzen  
 Inselechsen  T rä g e r  ein e r  S ch u tz tra ch t  sind:  wo  immer  die  schwarze  F ä rb u n g   bei  
 In se lrep tilie n   a u f  tr itt,  pflegt  sie  m it  dem  U n te rg ru n d ,  ob  dieser  n u n   hell  oder  d unkel  ist,  
 zumeist  in  ein e r  so  auffä llig en   Weise  zu  k o n tra stie ren ,  daß  die  Tie re  weithin  sichtb 
 a r   sind.  Schon  B r a u n   bemerkt  au sdrücklich,  daß  die  schwarzen  Eidechsen  Lacerta  lil-  
 fordililfordi d e r  I s la d e l A y re  bei Menorka (Balearen),  die aus gelblichem K a lk s te in  besteht,  
 vom  U n te rg ru n d   seh r  abstechen:  „Wenn  u n se re  Eidechsen  Ve rfolge r  h ä tte n ,  so  k önnte  
 eine  schwarze Race  n ic h t meh r  bestehen,  sie  w ä re   län g s t  au sg e ro tte t  oder  sie  h ä tte   eine  
 a n d e re   Lebensweise  . . .“  ( B r a u n ,   1877,  S.  22).  Selbst  das  schwarze  F a rb k le id   solcher  
 Eidechsen,  die  dunkles  Gestein  bewohnen  —  so  z.  B.  a u f  den  dalmatinischen  Scoglien  
 Melisello  u n d   Pomo  stim m t  m it  diesem  keineswegs  so  seh r  überein,  d aß   es  den  E in d 
 ru ck  ein e r S ch u tz fä rb u n g  machte;  vielmehr s te h t  es m it  dem  U n te rg ru n d   immer  in   einem  
 „ re ch t  sch a rfen   K o n tra s t“  ( K ä m m e r e r ,   1926,  S.  195). 
 Aus  dieser  B e tra ch tu n g   erhellt,  daß  die  F ä rb u n g   des  U n te rg ru n d e s  zwar  in   einigen  
 F ä lle n   die  F a rb k le id e r  d e r  Inseleidechsen —*• a lle rd in g s  n u r   in d ire k t — beeinflussen  kan n ,  
 indem die T ie re  S chutzfärbungen  erkennen lassen.  In  den meisten F ä lle n   ab e r —  besonders  
 im  Hinblick  a u f  den  in su la ren   Melanismus — is t g a r  keine Abhän g ig k e it d e r F a rb k le id e r  
 von  d e r  Umgebung,  speziell  vom  U n te rg rü n d e ,  festzustellen.  Gerade  die  Tatsache,  daß  
 schwarz  g e fä rb te   R e p tilien   häufig  a u f  ganz  hellem  Boden  zu r  Ausbildung  gelangen,  
 beweist,  daß  die  A n schauung  von  d e r  d irek ten   E n ts teh u n g   d e r  S chutzfarben  d u rch   p h y siologische  
 Nachbildung  d e r  F a rb e n   d e r  Umgebung  fü r   die  in su la ren   K rie ch tie re   nich t  
 h a ltb a r   ist.  Ebensowenig wie  die Bodenfarbe  ü b t  n u n   auch  die  B e s c h a f f e n h e i t   des  
 U n te rg ru n d e s oder seine F o r m  irg en d  einen  u nm itte lb a re n   Einfluß  a u f   die F ä rb u n g   inse lbewohnender  
 K rie c h tie re   aus;  melanistische  In se lrep tilie n   vermochten  sich  sowohl  au f  
 E ru p tiv - wie Sedimentgestein,  a u f  nahezu  vegetationslosen wie  ü p p ig  bewachsenen  Inseln,  
 a u f   ganz  flachen  oder  kegelfömig  g estalte ten,  ste il  au s  dem  Meere  emporragenden  E ila n den  
 auszubilden. 
 3.  Klimatische Faktoren. 
 B edeutsamer  als  die  bishe r  besprochenen Umweltsfaktoren  müssen  k limatische  E in flüsse  
 fü r   die  E n ts teh u n g   in su la re r  V a ria tio n en   sein.  Denn  es  is t  ja   ganz  k la r,  daß  vom  
 In se lk lim a   weit  eher  das  K eimplasma  eines  Lebewesens  beeinflußt  werden  k a n n   als  
 etwa  von  d e r  Area lg rö ß e   ein e r  In se l  oder  von  d e r  Beschaffenheit  ih re s  Untergrunde s.  
 Namentlich  K ä m m e r e r   e rblickte  im  In se lk lim a   den  allerwich tig sten   v a ria tio n sfö rd e rn den  
 F a k to r:  er  v e r tra t  v o r  allem  die Ansicht,  daß  die Ausbildung  d e r  in su la ren  V a ria tio nen  
 lediglich  davon  abhänge,  ob  diese  vom  In se lk lim a   begün stig t  oder  gehemmt  werden.  
 U n te r  klim a tisch en   F a k to re n   is t  a n   e rste r  Stelle  der  verschiedene W a s s e r g e h a l t   der  
 L u ft  und  des  Bodens  zu  nennen:  eine  d e r  au ffä llig sten   V a ria tio n en   —  n äm lich   die  A u sb 
 ild u n g   melan istisch e r  In d iv id u e n  —  haben  nämlich  viele  A u to ren   g e rad e   a u f  den  a n geblich  
 a u f   In se ln   besonders  hohen  F eu ch tig k e itsg eh a lt  der Umgebung  zurückgeführt. 
 Schon  L e y d i g   (1872)  h a t  b ekanntlich  die A nsicht  ausgesprochen,  daß  die Schwarzfä 
 rb u n g   d e r  Eidechsen,  besonders  von  Lacerta  vivipara,  d e r F roschlurche  und We ichtiere  
 m it  dem  A u fen th a lt  a n   feuchten  Orten   im  engsten  Z usammenhang  stehe.  Auch  e x p e rimentell  
 is t  erwiesen,  d aß   g e ste ig e rte r  F eu ch tig k e itsg eh a lt  der Umgebung eine D u n k e lfä r