dagegen, n amentlich zu gewissen Ja h re s z e iten , eine re c h t ä rmliche Wirbellosen-Fauna
zeigen. So leben die Kielschwanz-Leguane (Tropidwrus peruvianus) a u f den k ahlen, ganz
vegetationslosen Chincha -Eilanden an d e r peru an isch en K ü s te zusammen m it Seevögeln
u n d Seelöwen; als F u tte rtie re kommen a u ß e r e inigen S chmarotzern (Zecken, Mallopha-
gen) n u r noch wenige Skorpione, Spinnen, A a sk ä fe r u n d ein p a a r F lie g e n a rte n in Betra
c h t. A u f an d e ren E ilan d e n k a n n das E v e rteb ra ten leb en , besonders zu bestimmten
Ja h re sz e iten , noch k üm m e rlich e r sein: B r a u n (1877) vermochte z. B. im A u g u st a u f der
Is la del A y re (Balearen) nich ts zu finden, was den Eidechsen als N a h ru n g h ä tte dienen
können.
Wie n u n die inselhewohnenden K rie ch tie re u n te r diesen Bedingungen ih rem N ah ru
n g se rw e rb naehgehen, soll je tz t k u rz e rö rte r t werden; die N ah ru n g melan istisch e r In se lechsen
w ird sp ä te r noch besonders zu u n te rsu ch en sein (s. S. 131). Au f Inseln, besonders
a u f den kleinsten, hab en also die E v e rte h ra te n fre s se r u n te r den K rie ch tie re n , in der
H au p tsa ch e also E i d e c h s e n , allem Anschein nach n ic h t das ru n d e J a h r re ich lich N ah ru
n g zu r V e rfügung; vie lm eh r h e rrs c h t zu bestimmten Z e ite n E H etwa im Hochsommer,
wenn die V egetation s ta rk v e rd o rr t u n d au ch Insek ten , Schnecken sowie an d e re F u tte r tie
re sich zurückziehen — N ah ru n g sk n ap p h e it. Um n u n d e ra rtig e P e rio d en zu üb e rd au e rn ,
zehren viele Inselechsen von dem in ih rem K ö rp e r oft seh r re ich lich au fgespe icherten F e ttm
a te ria l. Und zwar scheint dabei d e r s ta rk verd ick te , oft wie fettglänzende Schwanz v ie le
r Inselechsen eine bedeutsame Rolle a ls N a h ru n g sre s e rv o ir zu spielen. Daß d e r F e ttschwanz
d e r Festlande chsen ta tsä ch lic h eine „V o rra tsk am m e r“ d a rste llt, geh t au s meinen
Beobachtungen a n dem eigentümlichen au s tra lis ch en Rühensehwanzgecko (Gymnodacty-
lus milii) h e rv o r: ein Stück dieser A rt, das plötzlich jede N a h ru n g v e rweigerte, w urde d a bei
zunächst n u r ganz unwesentlich mager, zeigte ab e r schon nach re c h t k u rz e r Zeit eine
bedeutende Abnahme des Schwanzvolumens. Ähnliche Beobachtungen h a t au ch A r r i n g -
t o n (1930, S. 34) an d e r ebenfalls d u rch einen mäch tig en Fettschwanz ausgezeichneten
Giftechse, Heloderma suspeetum, gemacht.
Wenn a u f einem E ila n d die In s ek ten fau n a au ch noch so a rm ist, so is t gewöhnlich
doch eine Gruppe dieser Geschöpfe, selbst a u f den kle in sten u n d ödesten E ilan d en , in re c h t
ansehnlicher Zahl v o rhanden: das sind die A m e i s e n . Von m ed ite rran en Echsen d e r G a ttu
n g Lacerta werden n u n me rkwürdigerweise Ameisen in fe rtig entwickeltem Zustande
n ic h t immer g e rn gefressen (vgl. ab e r S. 132); ab e r das P u p p en sta d ium dieser H a u tflügler
g ib t ein re c h t geschätztes F u tte r ab, wie jedem Echsenpfleger b ek an n t ist. Im Gegensatz
dazu fressen sehr viele tropische Eidechsen au ch die verw an d e lten Ameisen m it
besondere r Vorliebe, wie ich z. B. bei e inigen F lu g d ra ch en (Draco) des Sunda-Archipe ls
fe ststellen konnte. B e q u a e r t (1922, S. 295) fü h r t in se iner in te re ss an ten S tu d ie üb e r die
Ameisenfeinde soga r eine lan g e Reihe ameisenfressender Eidechsen au s den verschiedensten
(8) F am ilien an. E s is t d ah e r seh r wohl möglich, daß besonders in den T ropen doch
g e rad e die Ameisen fü r viele Inselechsen einen wichtigen B e stan d te il ih r e r täglichen
N ah ru n g d a rstellen. F ü r die Hawai-Eehsen is t das erwiesen, fü r Ewneces longirostris
von d e r Castle-Insel (Bermudas), wo es seh r v ie l Ameisen, ab e r n u r sehr wenig andere
In sek ten gibt, m it Be stimmthe it anzunehmen.
Manche In sel-Reptilien, speziell Eidechsen, suchen ih re F u tte rf ra g e dad u rch zu lösen,
daß sie z u r O m n i v o r i e übergegangen sind, indem sie neben tierisch en Stoffen — manche
neigen soga r zum K an n ib a lismu s H - meh r oder m in d e r reg e lm äß ig auch pflanzliche als
N a h ru n g nehmen. D e r k ap verdische Macroscincus coctei is t z. B. omnivor, da er in se iner
He im a t auch Samen ein e r M a lv en a rt f riß t. Im Gegensatz zu den meisten festländischen
Mauereideehsen sind die L a z e rte n d e r P ity u se n u n d B a le a ren weitgehend omnivor; u n d
ganz ähnlich v e rh a lte n sich viele in su la re Ig u an id en Ame rik a s u n d Scinciden Indo-
A u stra lien s. Dagegen sind re in e Pflanzenfresser u n te r den In se lrep tilie n m e rkw ü rd ig e rweise
n ich t eben häufig: zumeist sind es se h r g roße Geschöpfe, wie Conolophus a u f den
Galapagos, Sauromalus a u f den kalifo rn isch en Inseln, Corucia a u f den Solomonen; auch
die Insel-Testudo’s e rn ä h re n sich ausschließlich von Pflanzen. Daß ab e r auch überwiegend
v eg e ta risch lebende Geschöpfe a u f In se ln gelegentlich hun g e rn , vie lle ich t soga r infolge
N ah ru ngsmange ls u n te rg eb en müssen, le h r t die Beobachtung M e e r w a r t h s (1903,
S. 238) a u f d e r In se l Machados. (Amazonas-Mündung) H in fo lg e d e r zunehmenden V e rsan du
n g s tirb t d o rt die Pflanzenwelt allmäh lich ab; von v ie rfü ß ig en L an d tie ren tr a f dieser
A u to r a u f jenem E ila n d n u r Iguana iguana an, die bis zum Skelett ab g emagert waren.
Doch sind d e ra rtig e F ä lle wohl n u r se h r selten.
Ab e r auch das Me e r lie fe rt den In se lrep tilie n N ah ru n g . Schon E i m e r (1881, S. 290)
h a t in B e tra c h t gezogen, daß m e d ite rran e Inselechsen sich von Meeresorganismen e rn ä h re
n könnten. D aß dieses hei L a c e rtid en n u r se lten vorkommt, geh t aus dem f rü h e r E rö r te
rte n h ervor. Ab e r in an d e ren F am ilien g ib t es eine Menge In se la rten , die Meeresorganismen
als N a h ru n g reg e lm äß ig annehmen; Meerespflanzen werden zwar n u r von einer
einzigen A r t (Amblyrhynehus cristatus) gefressen, ab e r Meerestiere -— n amentlich Cru-
s ta z e eH bilden fü r viele Inselechsen die H a u p tn a h ru n g , u n d w ir h aben d a fü r im vorigen
K a p ite l z ahlreiche Beispiele gen an n t. Ich w a r ü b e rra sch t, in den von m ir u n te rsu ch ten
Mägen verschiedener Inselechsen des Indo-austra lischen Archipels (z. B. vcmVaranus indi-
eiis, TÜmoia nigra) immer wieder m a rin e K reb stie re zu finden.
W a s n u n noch zum Schluß die F u tte rfra g e d e r I n s e l s c h l a n g e n b e trifft,-so h a n d
e lt es sich bei den meisten A rte n — da S äu g e r u n d Amphibien a u f E ilan d e n s ta rk zu
ru c k tre te n S in n Eide ehsenfresser, av iv o re u n d inSeetivore Inselschlangen sind weit selten
e r; so b e steh t die N ah ru n g des in su la ren Coluber anthonyi neben Echsen offenbar in
der H au p ts a ch e au s Vögeln. F ehlen a u f ein e r von Schlangen bewohnten In se l au ß e r S äu g
e rn u n d Amphibien auch Eide chsen S - solche E ilän d e g ib t es, wie w ir f rü h e r feststellen
k onnten, n u r ganz v ereinzelt'— , so is t die F u tte rf ra g e fü r diese Geschöpfe, sofern es sich
n ich t um Fisch fre sse r m it aq u a tile r Lebensweise (z. B. Natrix tessellata) h an d e lt, n ich t
immer le ich t zu lösen. I n dieser H in sic h t s te llt n u n einen re c h t beachtenswerten Sonderfa
ll Bothrops insularis (Ama r a l , 1921, S. 85) von d e r b ra silian isch en In se l Queimada
Grande d a r. W äh ren d nämlich die n ächsten V e rwandten dieses Geschöpfes a u f dem F e s tlande
in k e in e r Weise av iv o r sind, e rn ä h r t sich Bothrops insularis ausschließlich von
kleinen Vögeln (Brachyspiza), d a d e r O tte r sonst keine an d e ren Beu te tie re z u r Verfü g u n g
stehen. E s is t n u n sehr bemerkenswert, daß die T o x iz itä t ih re s Giftes au ß e ro rd en tlich hoch
Ist, bedeutend höher als bei ih re n k o n tin en ta len V e rwandten Bothrops atrox u n d jararaca;
d enn n u r d ad u rch wird offenbar die sichere B ewältigung d e r kleinen, ü b e rau s flinken u n d
n u r schwer m it einem Giftzahn zu treffenden Vögel ermöglicht. B a r b o u r (1926, S. 23)
g ib t a u f Grund d e r Angaben A m a r a l s folgende Ü bersieht üb e r die minimalen Lethal-
dosen bei in tra v en ö se r (A) u n d in tram u sk u lä re r (B) In je k tio n von Bothrops insularis u n d
den beiden v e rw an d ten A rte n des F e s tla n d e s :. .
A B
Bothrops insularis 4/iooo m g 40/iooo m g
„ a trox 10/iooo m g 500/iooo m g
„ jararaca 20/iooo mg 700/iooo mg
Zoologica. Heft 84. 14