senpopulationen g e rin g e r sind als bei d e r M a lta rasse. Die im folgenden wiedergegebenen
Schuppenzahlen habe ich au s einer K ombination von eigenen Z ählungen m it den Angaben
B o u l e n g e r s gewonnen (vgl. B o u l e n g e r 1920/21, 1, S. 222— 224; M e r t e n s 1926c,
S. 238). Die in K lam m e rn angegebenen Zahlen ste llen Mittelwerte d a r.
Z ahl d e r Bauchschildchen-Querreihen | 1 Lacerla filfolensis maltensis (Malta) 24—28(26) 29—80(29)
„ „ laurentii-mülleri (Linosa) 25—29(27) 26—30(29)
» » „ „ (Lampione) 26—29(27) 29—30(29)
„ filfolensis (Filfola) 26—30(27) 29—31(29)
Z ahl d e r Gularschuppen in ein e r L ängsreihe | 9
Lacerta filfolensis maltensis (Malta) 21—36(31) 28—31(29)
„ ' „ laurentii-mülleri (Linosa) 28—37(32) 25—36(30)
» „ » » (Lampione) 27—33(30) 27—33(30)
j „ filfolensis (Filfola) 29—38(34) 30—38(34)
Z ahl d e r F emoralporen
$ 9
Lacerta filfolensis maltensis (Malta) 18—26 (23) 19—24 (21)
„ „ laurentii-mülleri (Linosa) 21—27 (24) 20—27 (23)
„ „ (Lampione) 22—27 (24) 23—25 (24)
I „ filfolensis (Filfola) 18—28 (24) 20—25 (23)
Verg le ich t m an n u n die eingeklammerten Mittelwerte fü r die einzelnen Ra ssen m iteinander,
so f ä llt es au f, daß die S exualunterschiede in den Be schuppungsmerkmalen, die
noch bei d e r Malta-Eidechse ziemlich deutlich zum Ausd ru ck kommen, bei den Bewohnern
d e r kleinen Inseln weit g e rin g e r sind oder soga r völlig verschwinden. Das sie h t man zun
ä ch st bei d e r Anzahl d e r Bauchschildchen-Querreihen: bei d e r Malta-Rasse b e trag en die
Mittelwerte fü r die Männchen 26 u n d fü r die Weibchen 29 ^ der U nterschied is t also fa s t
ebenso g roß wie bei den k o n tin en ta len Mauereidechsen; bei den d re i an d e ren filfolensis-
Popu la tio n en haben die Weibchen zwar den gleichen Mitte lwe rt wie die Ma lta form, bei
den Männchen b e trä g t e r ab e r schon 27. Auch die Z ahl d e r Gularschuppen — a u f d e r M itte
llin ie zwischen den Kinnschildchen u n d dem Halsb an d :zeigt ein ähnliches Ve rhalten:
wäh ren d bei der Ma lta fo rm u n d auch bei d e r Linosa-Echse die Weibchen weniger S chupp
en haben als die Männchen (offenbar infolge ih re s k ü rz e ren Kopfes), is t die Zahl der
Kehlschuppen bei den Bewohnern kle in ste r E ilan d e , wie F ilfo la s u n d Lampiones, in den
beiden Geschlechtern die gleiche; d a ab e r auch bei diesen Ra ssen die Weibchen in der
Regel kurzköpfiger sind, scheinen sich ih re Kehlschuppen du rch sch n ittlich d urch eine
g e rin g e re Größe auszuzeichnen. E ndlich is t auch d e r Unterschied in der Anzahl d e r Femora
lp o re n bei beiden Geschlechtern d e r Malta-Eidechse etwas g rö ß e r als bei den anderen
filfol ensis-Rassen.
Ganz in Übereinstimmung m it diesen Verh ä ltn issen fan d ich au ch bei einigen an d e re
n inselbewohnenden L ace rtid en den S exualdimorphismus des Schuppenkleides n ich t sehr
deutlich au sg ep rä g t; so namentlich bei e inigen B a le aren- und Pityusen-Echsen (Lacerta
lilfordi) u n d bei den korsisch-sardischen Lacerta bedriagae bedriagae u n d L. bedriagae
sardoa. In diesem Zusammenhänge is t es in te re s s a n t zu erwähnen, daß eine Reduktion der
sexuellen Divergenz sich auch bei In se ls äu g e rn beobachten lä ß t: nach H i l z h e i m e r
(1909, S. 319) is t die Größendifferenz d e r Geschlechter beim In se itig e r g e rin g e r a ls beim
B engaltiger.
T rotz dieser eig en a rtig en Tendenz g ib t es ab e r eine seh r sta ttlich e A nzahl von In se lrep
tilien , die soga r sehr m a r k a n t e G e s c h l e c h t s u n t e r s c h i e d e e rkennen lassen.
So sind bei manchen in su la ren F o rm e n (besonders bei Riesenrassen) d e r G a ttu n g Lacerta
die Männchen se h r oft bedeutend g rö ß e r als die Weibchen. Folgende d re i Beispiele fü r
diese E rsch e in u n g seien K ä m m e r e r s W e rk (1926, S. 94) entnommen.
Gesamtgröße
s '•
Lacerta me lisellensis lissana (Planchetta) 200 mm 159 mm
„ „ galvagnii (Kamik) 217 mm 180 mm
„ sicula cazzae (Bjelac) 220 mm 163 mm
Seh r s ta rk au sg ep rä g t is t die sexuelle Größendifferenz auch bei d e r b ek an n ten Biesenechse
d e r In se l Komodo u n d einiger ben a ch b a rte r E ilan d e , dem Komodo-Waran (Varanus
komodoensis): im m än nlichen Geschlecht e rre ic h t dieses Geschöpf eine Gesamtlänge von
ziemlich g enau 3 m, wäh ren d die Weibchen k aum 2 m la n g werden. K rie ch tie re m it g ro ßen,
k r ä f tig geb au ten Männchen u n d kleinen, schwächeren Weibchen zeichnen sieh zumeist
d ad u rch aus, daß die Männchen P a a ru n g sk äm p fe au s fü h ren ; doch erre ich en auch
die Männchen d e r Galapagos-Schildkröten eine w e it bedeutendere Größe als die Weibchen,
offenbar ohne die Gewohnheit zu h aben sich z u r P a a ru n g sz e it gegenseitig zu bekämpfen.
Was n u nm eh r die J u g e n d f o r m e n d e r in su la re n K rie c h tie re betrifft, so zeigen sie
gegenüber den festländischen im allgemeinen keine Besonderheiten. F a s t immer kommen
bei ih n en die Inselm e rkm a le weniger deutlich zum Ausd ru ck als bei den Alten. Be i den
melanistischen F o rm e n sind die J u n g tie re in d e r Kegel heller g e fä rb t a ls die E rwachsenen;
manche lassen noch re c h t deutlich die u rsp rü n g lich e Zeichnung erkennen. Am a u ffä
llig sten is t d e r Untersch ied zwischen dem n ichtmelanistisehen Ju g e n d k le id u n d der
Schw a rz fä rb u n g d e r A d u lten wohl hei Natrix n a trix schweizeri von d e r In se l Milos: bei
einem etwa 8 Monate a lte n J u n g tie r m it ganz h e llg ra u e r G ru n d fa rb e u n d schwarzen
Flecken, das ich von H. S c h w e i z e r e rh ie lt, v e rd ü ste rte sich im T e rra r ium die Grundfa
rb e schon na ch 3 H äu tu n g en (inn e rh a lb von 11 Wochen) so sta rk , d aß die v o rh e r so m a r k
a n te n schwarzen Flecken sich je tz t k aum abheben. In te re s s a n t is t übrigens, daß offenbar
n ich t alle In d iv id u e n dieser B in g e in a tte r sich um fä rh en ; vielmehr k a n n das Ju g e n d k le id
gelegentlich au ch u n v e rä n d e rt e rh a lten bleiben.
In se lrep tilie n m it ausgesprochen melanistischem Ju g en d k le id und a u f gehelltem A lte rskle
id sind m ir dagegen n ic h t bek an n t; m an k önnte höchstens einige in su la re Lacerta-
Fo rm en an fü h fe n , bei denen, wie z. B. bei Lacerta sicula gallensis, die Ju n g tie re zuweilen
durch meh r b räu n lich e Töne eine etwas du n k le re Gesamtfärbung haben a ls die b läu lich g
rü n en E rwachsenen. Sonst können n u r ausnahmsweise einzelne Ju n g tie re einen s tä rk e re
n V e rd ü ste ru n g sg rad aufweisen als die A dulten; L. M ü l l e r (1927b, S. 189) e rw äh n t
von se iner Lacerta lilfordi hedwig-kamerae von d e r P ity u sen -In se l M a rg a lid a ein h a lb wüchsiges
Weibchen, dessen Bauch wesentlich d u n k le r w a r a ls bei zwei ad u lten E xemp
la ren . — U n te r den Kontinentaleehsen ste llen u n se re Lacerta vivipara u n d die sü d a frikanische
Eremias lugubris zwei b ekannte Be ispiele f ü r die E rsch e in u n g des Ju g en dm e la nismus
d a r; namen tlich die oben u n d u n te n tie f sch warzen, m it gelblicher Fleckenzeichnung
und rö tlichem Schwanz geschmückten Ju n g e n d e r zuletzt genan n ten Steppeneidechse n eh men
sich höchst frem d a rtig aus, wenn man d am it das Alte rsk le id vergleicht.
Zoologlca. Heft 84. io