hohem Maße, wie schon oben e rw äh n t wurde, d u rch die q u a lita tiv e n und q u a n tita tiv e n
Besonderheiten d e r N a h ru n g in beiden Zonen des L itoralgebietes des Baika lsees bedingt.
Schließlich muß der u nbeständige C h a rak te r d e r Gemeinschaft d e r Zone verwesender
Algen e rw äh n t werden, zum U nterschied von d e r Gemeinschaft d e r Zone d e r lebenden
Algen, die im F rü h ja h r zusammen m it den Ufe ra lg en en tsteh t; sie bleibt gewöhnlich im
L au fe des ganzen Sommers als Ganzes bestehen, u n d schwindet zusammen m it den Algen
im Herbste; die Gemeinschaft d e r Zone d e r verwesenden Algen k a n n ab e r als Ganzes im
L au fe d e r Vegetationsperiode meh rma ls a u ftre te n u n d verschwinden. Das E rs cheinen u n d
die E n tw ick lu n g dieser Gemeinschaft f ä llt m it den Perio d en stillen W e tte rs zusammen;
die nachfolgenden windigen Perio d en m it s ta rk e r B ra n d u n g zerstören den S aum d e r v e rwesenden
Algen, u n d m it ih n en wird auch die In fu soriengeme inschaft dieses Biotops
z erstört.
2. Infusorien, welche an den verunreinigten Ufern beobachtet wurden.
E s is t n a tü rlic h , daß bei d e r g roßen Ausdehnung u n d bei d e r E ig e n a rtig k e it der Bed
ingungen und d e r F a u n a d e r n ich t bewohnten U fe r des H au p tte ils des Baika lsees e in e rse
its u n d bei d e r B e sch rän k th e it d e r Zeit, des Perso n a ls u n d der Mittel and e re rse its, die
n ich t zahlreichen v e ru n re in ig ten Teile des Baikalsees fü r die E x p ed itio n ein nebensächliches
In te re sse h a tten . Hydrologische A rb e iten wurden von d e r E x p ed itio n an diesen
P u n k te n des Sees g a r n ich t a n g e fü h rt. I n u n se ren protistologischen Arb e iten h a tte n w ir
die Möglichkeit, die In fu so rien fau n a d e r v e ru n re in ig ten U fe r n u r in a lle r K ü rz e zu
b erü h ren .
Im J a h r e 1927 h a tte n w ir eine g e rin g e Zahl von P ro b en au s dre i d e ra rtig e n v e r u
n re in ig te n Be zirken des H au p tte ile s des Baikalsees: aus dem L istwennitschnoje und Go-
loustnoje (das sind zwei g roße Ansiedelungen am westlichen U fe r des Baikalsees) u n d von
dem L eu ch ttu rm K o b y lja Golowa; an diesem letzten Orte w urde die P ro b e wäh ren d des
Au fen th a lte s ein e r großen Zahl von Fischerbooten genommen.
Diese Bezirke w u rd en von K üchenahfällen, K eh rich t, A bfällen vom R e inigen der
F ische usw. v e ru n re in ig t. Die Algenflora w a r h ie r, im Vergleich m it den u n b e rü h rte n
Ufern, v e ra rm t: Draparnaldia u n d Didymosphaenia fehlten ganz; Ulothrix u n d Tetraspora
w aren ziemlich g u t entwickelt, die Z ahl d e r E p iphyten-Diatomeen w a r a n ihnen sehr
unbedeutend.
W ir können n u r eine kleine L iste von 18 In fu so rien fo rm en gehen, die w ir in diesen
Bezirken gefunden haben:
Carchesium ep istylis C I. e t L a c h . Paramaecium p u tr in um C I. e t L a c h .
Carchesium lachmannii S. K e n t Pleuronema chrysalis 0 . F. M.
Colpidium colpoda E h r n b g. Podophxya fixa 0 . F. M.
Colpoda cucullus 0 . F. M. Podophrya libera P e r t y
Dendrocomeles paradoxus S t. Spirostom um amb ig u um E h r n b g.
Dileplus anser 0 . F. M. Stenlor coeruleus E h r n b g.
Euplotes charon E h r n b g. Slylonychia hislrio S t.
Lagenophrys ampulla S t. Slylonychia m y tilu s 0 . F. M.
Oxytricha fa lla x S t. Vorlicella microstoma E h r n b g.
Aus dieser Liste, die ohne Zweifel bei weitem n ich t vollstän d ig ist, g eh t h e rv o r, daß
die In fu so rien a rten , die an den v e ru n re in ig ten U fe rn beobachtet wurden, m it Ausnahme
von Carchesium epistylis, m it d e r Ufergemeinschaft d e r Zone der verwesenden Algen gemeinsam
sind; u n te r ihn en kommt auch eine Re ihe von Fo rm en vor, die in d e r letzten
Gemeinschaft leitende F o rm en sind.
E s u n te rlie g t keinem Zweifel, d aß bei k ü n ftig e n eingehenden U ntersuchungen die v e r u
n re in ig te n Bezirke des Baikalsees ebenfalls so rg fä ltig u n te rsu c h t werden müssen, da sie
vo r allem vom S ta n d p u n k t d e r V e ränderungen in te re ss an t sind, die durch die T ä tig k e it
des Menschen in den Biozönosen d e r u n b e rü h rte n K ü s te des Baikalsees h e rv o rg e ru fen
werden.
B. Ober die vertikale Verteilung der Infusorienfauna im Baikalsee.
D e r B a ika lsee ist, wie bek an n t, das tie fste Süßwasserbecken in d e r Welt. Die m ittle re
Tie fe desselben is t 675 m, die g rö ß te gemessene Tiefe ab e r 1741 m.
Die v e rtik a le V e rte ilu n g d e r In fu so rien in einem d e ra rtig e n Wasserbecken is t vom
allgemeinen ökologisch-protistologischen S tan d p u n k te au s schon an u n d fü r sich in te r essant.
Außerdem ab e r is t die F ra g e nach Anwesenheit oder F ehlen einer besonderen T ie fse
ein fu so rien fau n a im Ba ika lsee von speziellem In teresse , da sie ein Teil d e r allgemeinen
F ra g e ü b e r die T ie fseefauna des Baika lsees is t; diese letzte F ra g e ste h t im in n ig sten Zusammenhänge
m it d e r F ra g e üb e r das geologische A lte r des Seekessels u n d folglich auch über
die Genese se iner F au n a .
Unsere Kenn tn isse üb e r die v e rtik a le V e rte ilu n g d e r In fu so rien in den tie fen S ü ß wasserbecken
u n d in den Seen sind noch bei weitem n ich t genügend. F. Z s c h o k k e (1911)
s te llt in seinem grundlegenden W erke üb e r die Tie f se efauna d e r mitteleuropä ischen Seen
die Angaben ein e r Reihe von V e rfa ss e rn u n d seine eigenen üb e r die v e rtik a le V e rte ilu n g
von 50 In fu so rie n a rte n in den tiefen Alpenseen zusammen. I n d e r Mehrzahl d e r F ä lle besch
rän k en sich ab e r diese Beobachtungen a u f re la tiv unbedeutende Tiefen bis 25—30 m,
und reichen n u r fü r wenige A rte n bis zu Tie fen von 100—200 m. D e r Verfa sse r kommt
zu r Schlußfolge rung, daß die In fu so rien fau n a d e r Alpenseen, im Gegensatz zu den Rhizo-
poden, g a r keine speziellen Tiefseeformen aufweist. E rw ä h n t sei au ch die A rb e it von
A n d r é (1914) ü b e r die pelagischen In fu so rien des Genfer Sees (Lac Léman), in welcher
Angaben üb e r die v e rtik a le V e rte ilu n g bis a u f eine Tiefe von 300 m v o rh an d en sind.
In bezug a u f die v e rtik a le V e rte ilu n g d e r In fu so rien im Meere beschränken sich
u n se re Kenn tn isse vornehmlich a u f die F am ilie T intinnoidea. E in ig e A rten dieser Gruppe
erre ichen, nach den Angaben von C h u n (1903), L a a c k m a n n (1906), B r a n d t (1906-07)
in d e r V e rtik a le Tie fen von üb e r 4000 m, wobei die einen A rte n sich meh r oder weniger
oberflächlich au fh a lten , die an d e ren ab e r sich weit in die Tiefe verb re iten .
In bezug a u f die V e rtik a l Verteilung a n d e re r S e e in fusoriengruppen liegen in d e r L ite r
a tu r n u r kurz e Angaben vo r; in den Be rich ten von N. M. K n i p o w i t s c h üb e r die K a spische
E x p ed itio n in den J a h re n 1914—15 findet sich z. B. ein Hinweis a u f das Vorkommen
von Aegira oliva in einer Tiefe bis 500 m u n d von Uronema marina bis 750 m.
Infolge d e r S p ä rlic h k e it des Ma te ria ls ü b e r die v e rtik a le V e rb re itu n g d e r In fu so rien
in den tie fen Wasserbecken is t es bis je tz t noch n ich t au fg e k lä rt, welche In fu so rien eury-
u n d stenobathe A rte n sind; w ir hab en n ic h t einmal eine deutliche V orstellung davon, ob man
die In fu so rien nach diesem ökologischen Merkmal g ru p p ie re n könne, d a die Bedeutung
des F a k to rs der Tiefe, als eines Komplexfaktors, u n d des F a k to rs des Druckes, als eines
solchen, in bezug a u f die In fu so rien in den Bedingungen des n a tü rlic h en Wasserbeckens
einstweilen u n e rfo rsc h t ist.
Der Ba ika lsee is t a lle rd in g s ein besonders passendes Wasserbecken fü r d e ra rtig e U n tersuchungen.
Im vorliegenden K a p ite l schilde rn w ir die Angaben, die im L au fe von d re i
Sommerperioden d e r A rb e it in d e r E x p ed itio n und im L au fe m eh re re r Wochen von W in