E ilan d e n ein: allem Anschein na ch is t diese In se l von sämtlichen. Cycladen am län g sten
iso lie rt; das m an ife stie rt sich n ic h t n u r in je einer besonders s ta rk differenzierten Rasse
(milensis) von Lacerta erhardii - ■ d e r einzigen Cycladenechse, die eine leichte Neigung
zum Melanismus au fw e ist - 3 sowie d e r R in g e ln a tte r (Natrix natrix Schweizeri), sondern
auch im Vorkommen von Vipern lebetina, die sonst dem Arch ip e l d u rch au s fehlt. Beme rken
sw e rt is t übrigens au ch die In se l Amorgos durch die endemisehe N a tte r Elaphe rechin-
geri, eine Verwan d te d e r sonst im ganzen Archipel fehlenden Elaphe longissima.
Auch a u f den Nördlichen S poraden sind die fau n istisch en Beziehungen zu Griechenlan
d deutlich e r als zu Kleinasien: ch a rak te ristisch e klein a sia tiseh e F o rm en fehlen dort;
Lacerta erhardii kommt a u f Scyros, Skopelos u n d K y r a P a n a g ia in indigenen Ra ssen vor.
Beme rkenswert ist, daß diese Mauereidechse die nordanatolischen In se ln n ic h t bewohnt.
Die In se ln des Marmara-Meeres werden v o n einer höchst eigentümlichen Echse (Lacerta
hieroglyphica) bewohnt, die man gewöhnlich zum F o rm en k re is d e r in der H au p tsa ch e
apenninisch -ty rrh en isch en Lacerta sicula ste llt, die ab e r vie lle ich t doch n u r eine extreme
Rasse d e r ägäisehen Lacerta erhardii d a rste llt; sie kommt auch a u f dem F e stlan d e vor.
E s ist wohl sicher, daß die definitive Iso lie ru n g d e r Cycladen wie d e r S poraden ganz
ju n g en Datums is t und wahrsche inlich e rst ins P leistozän fä llt: die g e rin g e Ausbildung
d e r Endemismen, die sich n u r a u f Subspecies (z. B. die Rassen von Lacerta erhardii, Gym-
nodactylus kotschyi) e rstrecken, sp ric h t entschieden d a fü r. Au f d e r p rä d ilu v ia le n Ä g ä isb
rücke sind offenbar zahlreiche Geschöpfe aus We stasien nach E u ro p a eingewandert:
einige — so z.B. Chalcides ocellatus ocellatus, Ophiomorus punctatissinius, Typhlops ver-
micularis 3 , d ran g en n u r bis Griechenland vor, wäh ren d viele an d e re sieh weiter westw
ä rts au sbreiteten.
Uber die H e rp e to fau n a K re ta s sind u n se re K enntnisse noch re c h t u nvollständig;
irgendeine indigene F o rm is t von d o rt u n te r R e p tilien b ish e r n ich t beschrieben worden.
Dagegen zeigt die Molluskenfauna einen re c h t hohen Endemismus; 6s is t deshalb schwier
ig zu entscheiden, wie lange K re ta schon eine In se l ist. V ielleicht is t K re ta schon in frü h e re
n Zeiten einmal iso lie rt gewesen; zweifellos h a t eine V e rbindung üb e r K a rp a th o s und
Rhodos m it dem a sia tisch en u n d eine ü b e r K y th ir a m it dem europäischen F e stlan d e bestanden.
Die K a rp a th o sb rü ck e is t offenbar frü h e r im Meere v e rsu n k en als die K y th ira -
brücke: denn spezifisch westasiatische Rep tilien , wie Agama stellio, Ophisops elegans,
Blanus strauchii usw., fehlen a u f K re ta , soweit w ir u n te rric h te t sind, völlig; das Vo rkommen
von Lacerta major, Elaphe situla u n d Coluber gemonensis weist dagegen ganz
entschieden nach dem B a lk a n hin, woher ja auch die Walzenschleiche, Chalcides ocellatus
ocellatus, gekommen sein kan n . Nach W e t t s t e i n (1931, S. 164) g eh ö rt die Mauereidechse
von K re ta zu Lacerta erhardii naxensis. Üb e r die R e p tilien der In se l K y th ir a ist
nich ts besonderes zu sagen: ih re H e rp e to fau n a is t n ich t reich u n d en tsp rich t im wesentlichen
d e r griechischen; Endemismen sind von d o rt n ic h t bekannt.
Vom herpeto fau n istisch en S tan d p u n k te k an n die E n ts teh u n g d e r Ionischen Inseln
n ich t seh r weit zurückliegen: denn d e r Endemismus m a ch t sich d o rt in e inigen (ganz wenigen)
Rassen g e rade eben erken n b a r. Mit d e r K o n tin e n ta lfa u n a des westlichen Griechenland
h e rrsch en ü b e ra ll sehr innige Beziehungen. Die Mauereidechsen werden a u f diesen
In se ln ausschließlich d urch die B n ic h t spezifisch in su la re — ionica-Rasse der ta u risch
balkanischen Lacerta taurica v e rtre ten ; ü beraus au ffa llen d ist, daß au f Leukas
(Santa Maura) ü b e rh a u p t keine Echsen au s dieser Gruppe (Podarcis) Vorkommen. Auch
die Inse lw e lt des A d r i a t i s c h e n Me e r e s is t jun g , n amentlich im n ördlichen Teile, wo
es ü b e rh a u p t noch n ic h t z u r Ausbildung in d ig en e r Ra ssen u n te r den R e p tilien gekommen
is t; a u f sü dliche ren Inseln, die d e r K ü s te D almatiens v o rg e lag e rt sind, g ib t es dagegen
re c h t m a rk a n te Endemismen, die sieh fre ilich n u r a u f Subspecies e rstrecken. Es is t sehr
bezeichnend, daß die a u ffä llig s ten d a ru n te r n ich t die dem F e stlan d e am näch sten liegenden
In se ln bewohnen, sonde rn die am weitesten davon en tfe rn ten . Die gewöhnlichsten
Inseleidechsen werden h ie r n amentlich d u rch verschiedene Ra ssen von Lacerta melisellen-
sis r e p rä s e n tie r t, einem m it Lacerta taurica re c h t nah e v e rw an d ten F ormenkreise, zu dem
sich — v o r allem a u f istriseh en und südda lma tinischen E il a n d e n ^ H i a c e r f u sicula hin zu -
gesellt; a u f manchen grö ß e ren E ilan d e n is t fe rn e r Lacerta oxycephala n ich t selten. Die
beiden Pelagosa-E ilande, die als letzte Reste der zoogeographisch bedeutsamen „Pelagosa-
B rü ck e “ bzw. d e r a lten balkanischen K ü sten lin ie stehen geblieben sind, werden von zwei
endemischen Ra ssen d e r Lacerta sicula bewohnt; a u f P elagosa Grande leb t au ß e rd em die
schwarze Z o rn n a tte r, Coluber viridi-flavus carbonarius. A u f den T remitischen Inseln scheinen
die Eide chsen (Lacerta sicula) von denen des gegenüberliegenden italienischen F e s tlandes
n ich t oder n u r k aum abzuweichen.
Die eben erw äh n te Lacerta sicula b eh e rrsch t n u n a lle— auch die kle in sten — E ilan d e
des T y r r h e n i s c h e n M e e r e s , die a lle weit g rö ß e re Beziehungen zu E u ro p a aufweisen
a ls zu N o rd a frik a . Besonders d e r nordöstliche Teil S i z i l i e n s — das P e lo ritan is ch e Ge-
b ie t^ i^ muß seh r lange m it d e r Apenninischen Ha lbinsel in Z usammenhang gestanden
haben, wie die weitgehende Ü b ereinstimmung d e r c alabrischen und p eloritanischen F a u nen
beweisen. Das ü b rig e Sizilien v e rh ä lt sich abweichend: is t doch d o rt die Walzenschleiche,
Chalcides ocellatus tiligugu, u n d die spezifisch sizilische, v e rm u tlich vom B a lk
an stammende Lacerta doderleinii v e rb re ite t, die beide dem nordöstlichen Zipfel Siziliens
fehlen; deshalb is t m an zu r Annahme berech tig t, daß Sizilien noch in jü n g e re r V e rg an g
en h e it mindestens in zwei In se ln g e te ilt war, die sich d an n d u rch eine Hebung des L an des
zu einem einzigen L andkomplex v e reinigten. W a s eine L an d v e rb in d u n g Siziliens
m it N o rd a frik a betrifft, so w ird eine solche von e inigen F o rsch e rn noch wäh ren d des
Q u a rtä rs angenommen. Wie ich ab e r schon f rü h e r (1926 c) betont habe, sprechen herpeto-
fau n istisch e Gründe ganz entschieden gegen eine solche Annahme. Denn es g ib t in T un e sien
sehr viele Rep tilien , die in dem weniger als 150 km en tfe rn ten Sizilien d u rch au s feh len:
so z. B. die Gattu n g en Clemmys, Acanthodactylus, Psammodromus, Chamaeleo, Ma-
croprotodon u n d die A rten Testudo graeca (ibera), Lacerta lepida, Coluber hippocrepis
usw.; dabei sind ab e r g e rade die h ie r a ls Beispiele a n g e fü h rte n Fo rm en in ih rem V o rkommen
d u rch au s n ich t a u f A frik a b eschränkt. Vielmehr g re ift ih re V e rb re itu n g auch
ziemlich we it nach E u ro p a hinein: sie sind vor der Öffnung d e r G ib ra lta rs tra ß e im ju n g en
Pliozän nach d e r Iberisch en Ha lbinsel und teilweise sog a r bis nach F ra n k re ic h v o rg
edrungen; von Tunesien nach Sizilien is t ab e r keine einzige von ih n en eingewandert.
A u f d e r an d e ren Seite g ib t es ab e r auch in Sizilien eine ganze Menge von A rten , die n ich t
in Tunesien Vorkommen: es gehören dazu die G a ttu n g Elaphe (die in Sizilien in d re i v e r schiedenen
A rte n a u f tritt) u n d die A rte n Emys orbicularis, Testudo hermanni, Lacerta
viridis, Lacerta doderleinii, Natrix natrix, Coluber viridi-flavus, Coronella austriaca, V ipern
aspis. Davon kommen Natrix natrix u n d Emys orbicularis noch im westlichen No rd a
frik a vor, bis Tunesien gehen sie ab e r nicht; das d eu te t d a ra u f h in , daß diese beiden
A rten den a frik an isch en Boden ü b e r die Iberische Ha lbinsel u n d n ic h t üb e r Sizilien e r re
ic h t haben. N u r ganz wenige A rte n h a t S izilien m it Tunesien gemeinsam: abgesehen von
weit v e rb re ite ten Formen wie Hemidactylus turcicus u n d Tarentola mauritanica, sind es