1928 w urde bei Maritu,i im Ba ika lsee die S. setigera in gerin g en Mengen im W in te rp
lan k to n in ein e r Wassersohicht von 0—25 m, bei 0,0—0,4° gefunden.
Farn. S t romb i l id i id a e Reich.
Strombilidium gyrans St okes ( Abb. 60).
In g ro ß e r Anzahl in g rü n e n u n d g eb räu n ten Ulothrix-Yladen, die bei stillem W e tte r
im offenen B a ika lsee umherscbwimmen. U n te r diesen Bedingungen bestand die H a u p tn
a h ru n g fü r St. gyrans aus Glenodinium, die sich in dieser e ig en a rtig en Schwimmgemeinsc
h a ft m a ssen h a ft entwickeln. Außerdem w urde diese F o rm in g e rin g e r Z ahl im P lan k to n
bei d e r In se l L istwenitschnoje ü b e r ein e r Tiefe von 3 m angetroffen. Die T em p e ra tu r,
bei d e r St. gyrans g efunden wurde, b e tru g 7—4°. In d e r L ite r a tu r sind jedoch Hinweise
au f das Vorkommen dieser A r t im L au fe des ganzen J a h re s zu verzeichnen, u n d w a h rscheinlich
is t St. gyrans eine eu ry th e rm e Fo rm. Die Ba ik a lex em p la re sin d bis 64 a lan g
und bis 40 [a b re it; a lle ohne Ausnahme w a ren farblos; nach R o u x (1901) ersche int
St. gyrans ro sa g e fä rb t.
Die faunistisch-ökologischen Angaben ü b e r d ieses In fu so r s in d sp ä rlic h : e s w u rd e in nich t großen, s tag n ie ren d en
und schwach durchfließenden, v erwach sen en Wasserbecken, Gräben, in Altwasse rn ( S t o k e s , 1888; W e t z e l , 1928, u .a .)
g efu n d en ; e s lieg en Hinwe ise ü b e r d a s Vorkommen von St. gyrans im pelagischen Pla n k to n d e s Lac Léman (A n d r é ,
1914) vor, w ie auch im P la n k to n des Flu sse s „Ea sr-R iver“ in Neu-Seeland (= St. adhaerens S c h e w i a k o f f , 1894).
Meseres cordiformis Schew. (Abb. 61).
Grundmerkmale: K ö rp e r sehr k o n tra k til, in ausgestrecktem Z ustande etwa b im fö r mig,
bis 75 [a lan g u n d 50 ja b re it; im k o n tra h ie rte n Z ustande (Abb. 61) flach herzförmig,
bis 40 (a la n g u n d 60 |a b re it. Pe ristom fe ld lieg t am Vorderende des K ö rp e rs , is t flach
un d nackt. Adorale Zone nach lin k s gewunden, beschre ibt nahezu einen völligen Umgang.
Au f d e r Ventralfläche se tzt sich die ad o ra le Zone in einen A u ssch n itt fo rt, welcher
sch räg nach re ch ts in den K ö rp e r h e rab z ieh t u n d 1U-—1U se iner L änge einnimmt. Die
Mundöffnung lieg t am E nd e des Ausschnittes. E in Schlund is t n ic h t v orhanden. Die adora
le Zone wird von m äß ig langen u n d schmalen Membranellen gebildet, die in dem ovalen
A u ssch n itt allmählich abnehmen. Der ganze K ö rp e r, m it Ausnahme des Peristomfeldes,
is t m it feinen u n d k u rzen Cilien sp ä rlich bedeckt, welche in L än g sre ih en stehen. Die
k o n tra k tile Vakuole lieg t im v o rd e re n K ö rp e re n d e lin ksseitig. D e r Makronukleus ist
ellipsoidal u n d lieg t in d e r K ö rp e rm itte ; ihm lieg t ein kuge lig e r Mikronukleus an.
M. cordiformis gehört, anscheinend, zu den seltenen In fu so rien . Im B a ika lsee is t es
n u r einmal angetroffen worden, zwar in g e rin g e r Anzahl im P lan k to n des m ittle re n Teiles
d e r Ba rg u sin -B a i, im J u l i 1927. V o rh e r is t dieses In fu so r meines Wissens n u r zweimal
gefunden worden: von S c h e w i a k o f f (1896) in kleinen Wasserbecken von Neu-Seeland
u n d von A n d r é (1914) im P lan k to n des Genfer Sees a n dessen Oberfläche u n d 300 m
tief.
Fam. Lili imorphidae fam. n.
Liliimorpha viridis Gajewskaja (Abb. 62).
E in e neue G a ttu n g u n d A r t au s dem Baikalsee, k u rz von m ir in ein e r vorläufigen
Mitte ilu n g im J a h r e 1928 beschrieben.
De r K ö rp e r is t k o n tra k til u n d h a t die F o rm eines n ich t tie fen T ric h te rs m it umgebogenen
R ä n d e rn . D e r e rw e ite rte Teil des T ric h te rs b ild e t die v o rd e re (ventrale) Oberfläche
des Kö rp e rs, d e r kegelförmig v e ren g e rte und am h in te ren E nd e ab g erundete Teil
des T ric h te rs e rsche int a ls h in te re (dorsale) Seite des In fu so rs. Der Durchmesser der
v o rd e re n (ventralen) Kö rp e ro b e r fläche b e trä g t 110— 115 (a, die Höhe des K ö rp e rs (von
d e r Spitze des Rückenkegels bis zu r Mitte d e r v en tra len Oberfläche) 40 ja. Die v o rdere
Oberfläche des K ö rp e rs is t in der Mitte, jedoch ein wenig exzentrisch, schwach eing
edrückt, u n d am Boden dieser V e rtie fu n g is t die kleine, m it g ro ß e r Mühe k aum bemerkb
a re Mundöffnung eingebettet. D erjenige Teil des äu ß e ren V o rd e rran d e s des T rich te rs,
de r d e r Mund Vertiefung b en a ch b a rt ist, zeigt einen A u ssch n itt in F o rm eines kleinen
ru n d e n Lappens; von ihm au s zieht sich zum Mund eine n ich t tie fe p e ristomale Rinne.
Die langen, ziemlich dicken W im p e rn sitzen am äu ß e ren Ran d des T ric h te rs au f. Sie
sin d in zahlreichen, kurzen, p a ra lle l v e rlau fe n d en Re ihen angeordnet, jede Re ihe bildet
gleichsam eine Membranelle, die jedoch au s g e tren n ten E lementen besteht. Bei schneller
Bewegung gleicht jede W im p e rre ih e vollkommen ein e r Membranelle; n u r bei Abschwäch
ung derselben e rkennen w ir ih re w ah re eigentliche S tru k tu r , d. h. die einzelnen, selbstän
d ig en Wimpern. Die A n satzteile dieser W im p e rre ih en werden a u f der Cuticula d urch
eine stä rk e re u n d d eutlichere S tre ifu n g a ls a u f d e r ü b rig en v en tra len Oberfläche gekennzeichnet.
Der W im p e rm an te l a u f dem ü b rig en K ö rp e r is t schwach entwickelt. Au f d e r dorsa
len Oberfläche sitzen w e it vo n e in an d e r abstehende, kurz e u n d dünne Wimperchen, die
man n u r a n den U m riß lin ien des K ö rp e rs d e r dorsalen Seite zu u n terscheiden vermag;
a u f d e r v en tra len Oberfläche k onnten w ir keine Wimperchen w ah r nehmen. Die S tre ifu n g
is t a u f d e r v e n tra le n wie auch a u f d e r dorsalen Seite ziemlich deutlich ausgesprochen;
ih re L in ien v e rlau fe n län g s d e r v e n tra le n Oberfläche von dem ä u ß e ren R a n d des T ric h te
rs ra d ia l in der R ich tu n g des Mundes; a u f d e r dorsalen Oberfläche jedoch ziehen sie
sich dem Kegel en tlan g und vereinigen sich a u f se iner Spitze. Die Bewegungen des
In fu so rs sin d au ß e ro rd en tlich schnell. Bei m ax im a le r Schnelligkeit k o n tra h ie rt es seinen
h in te ren kegelförmigen K ö rp e ra b sch n itt fa s t um das Doppelte, bis es eine k leine d re ieckige
F o rm bekommt; d e r v o rd e re e rw e ite rte Teil des T rich te rs p la tte t sich ab, wobei
seine ausgebogenen R ä n d e r g e rad e werden; das In fu so r ste llt sich a u f den äu ß e ren Rand
des T ric h te rs wie a u f eine R ip p e u n d ro llt n u n m it ä u ß e rs te r Geschwindigkeit d ah in
gleich einem Rad. Bei g em äß ig te r Bewegung k o n tra h ie rt sich der K ö rp e r von L. viridis
nich t, u n d das In fu so r bewegt sich, um seine Achse ro tie ren d , kreise lfö rm ig vorw ä rts.
Das Zytoplasma is t sehr d urchsichtig, kleinwabig u n d en th ä lt ste ts zahlreiche große
Zoochlorellen. Der bisku itfö rm ig e Makronukleus is t im v o rd e re n K ö rp e rte il se itw ä rts
gelegen. Zwei p u lsierende Vakuolen sin d vorhanden. Sie sind sehr klein, eine gegenüber
d e r an d e ren a u f den entgegengesetzten R ä n d e rn des T rich te rs gelegen und k o n trah ie ren
sich abwechselnd. L. viridis is t eine ä u ß e rs t empfindliche Fo rm: sie lebt gewöhnlich n u r
3— 5 Minuten u n te r dem Deckglas u n d n u r ein wenig län g e r ohne Deckglas. Dabei wird
weder eine Verlangsamung, noch ein S tills tan d d e r Bewegung beobachtet, sonde rn das In fuso
r p la tz t ganz plötzlich in vollem Gange, a ls wenn es von in n en aus explodiere. Zweifellos
h ä n g t sein schneller U n te rg an g von d e r T em p e ra tu rv e rän d e ru n g ab, da in den T h e rmosbehälte
rn das In fu so r 3 Stu n d en lang am Leben bleibt. L. viridis lä ß t sich n u r m it
Schwierigkeiten fixieren: bei B e rü h ru n g m it der fixierenden F lü ss ig k e it (Sublimat-Essigsäu
re , Flemmings Gemische u. a.) p la tz t das In fu so r sofort; die Dämpfe der Osmiumsäure
e rgaben ebenfalls keine gün stig en R e sultate, ebenso auch Opalblau. Zuweilen g e lang es
bei Anwendung von P ik rin-Essiggemisch au s ein e r g ro ß en Anzahl von L. viridis einige
E x em p la re zu fixieren.
Zoologica. Heft 83. jjjg