Kuchen, die T eilung solcher G rundformen des Litoralgebietes, wie Ophryoglena atra und
Frontonia acuminata, beobachtet werden k an n . D e r erste frisch e Win d u n d die Wogen
tre ib en die Ulothrix-Kuchen au seinander, u n d ih re Bewohner werden spurlos zerstoben.
Die Ufergemeinschaft d e r In fu so rien 'steht somit in einem in n ig en d irek ten u n d in d
irek ten Zusammenhänge m it d e r Pflanzendecke des L itoralgebietes, die den In fu so rien als
N a h ru n g dient. E s is t d a h e r n a tü rlic h , daß die E n tw ic k lu n g u n d die g rö ß te V e rb re itu n g
d e r Infuso rien g eme in sch a ft des L itoralgebietes m it d e r Vegetationsperiode zusammenfällt.
Die V e rn ich tu n g d e r Algendecke h a t au ch das Schwinden des L itoralkomplexes d e r In fu sorien
zu r Folge. Dieses Schwinden b eg in n t im S p ä th e rb st; zu dieser Zeit erre ich en die
S tü rm e a u f dem B a ika lsee eine sehr g roße S tä rk e : die Wogen rollen soga r gro ß e Steine
von Stelle zu Stelle u n d re in ig en sie von den Algen Ulothrix, Tetraspora, Didymosphaenia,
Draparnaldia; m it ih n en schwindet auch die re ichliche E p ip h y ten flo ra d e r Diatomeen, die
H a u p tn a h ru n g d e r In fu so rien . Nachdem sich d e r See m it E is bedeckt h a t, b le ib t das L ito ra
lg eb ie t im L au fe des ganzen W in te rs ohne Algen; selbst die K ä lte liebenden Formen, wie
die 'verschiedenen DraparnaldiasLYten fehlen; m it ihnen schwindet auch die In fu so rien gemeinschaft
des Litoralgebietes. Bei den u n te r der Eisdecke e in tre ten d en sta tisch en h y d ro logischen
V e rh ä ltn issen v e rb re ite t sich ab e r d e r pelagische Infusorienkomplex, wie w ir es
im März des J a h re s 1928 bei M a ritu j beobachten konnten, bis a n die Küste , so daß das
L ito ra lg eb ie t im W in te r von derselben Gemeinschaft bewohnt w ird wie das P elagialgebiet.
Auf Grund des im K a p ite l ü b e r die pelagische Infuso rien g eme in sch a ft u n d im v o rlie genden
K a p ite l üb e r die L ito ra lg em e in sch a ft d e r In fu so rien Gesagten nehmen w ir also an,
daß die horizontale V e rb re itu n g der In fu so rien im B a ika lsee u n d die B ild u n g beider
H auptgemeinschaften, d e r pelagischen u n d d e r lito ra len , h au p tsä ch lich einerseits d urch
einige F ak to ren hydrologischer A r t, an d e re rse its durch den N ah ru n g sfak to r b ed in g t wird.
Die allgemeine L a b ilitä t des hydrologischen Regimes im L itoralgebiete, sowie die m it
ih r verbundenen Schwankungen d e r T em p e ra tu r, des P h , des O2 u n d d e r ü b rig en F a k to ren
, u n d die k urze D au e r d e r ökologischen Perioden, lassen in diesem Gebiete die Existenz
u n d die E ntw ick lu n g vornehmlich von euryök-a statischen F o rm e n zu u n d h in d e rn die
Möglichkeit der V e rb re itu n g u n d E n tw ick lu n g von euryök-statischen u n d stenöken F o r men,
die n u r im pelagischen Gebiete, m it dessen gleichmäßigem hydrologischen Regime
u n d m it den engen Grenzen d e r Schwankungen der physikalisch-chemischen F ak to ren , p a s sende
Bedingungen fü r ih re E n tw ic k lu n g finden.
A n d e re rse its feh lt eine ganze Re ihe von euryöken A rten , fü r welche die hydro lo g ischen
Bedingungen des offenen Baikalsees, u n te r ihnen auch die nied rig e T em p e ra tu r,
kein H in d e rn is fü r die V e rb re itu n g se in würden in diesem Seegebiete, infolge d e r a llgemeinen
q u a n tita tiv e n u n d q u a lita tiv e n S p ä rlic h k e it d e r N ah ru n g ; diese Fo rm en sind
vornehmlich im L itoralgebiete v e rb re ite t, das seh r reiche u n d v e rsch ied en a rtig e N ah ru n g squellen
fü r die In fu so rien en th ä lt, womit d e r A rten re ic h tum d e r Gemeinschaft d e r L ito ra
lin fu so rien im Z usammenhang steht.
Als E rg eb n is d e r v e re in ig ten W irk u n g dieser H au p tu rsa c h en u n d v ie le r a n d e re r U r sachen,
welche w ir fre ilich bei d e r A u s fü h ru n g u n se re r U n te rsu ch u n g n ich t in B e tra ch t
ziehen konnten, beobachten w ir im B a ika lsee im Sommer die lito ra le u n d die pelagische
In fusoriengeme inschaft, die in ih r e r Arten- und ökologischen Zusammensetzung seh r d eu tlich
c h a ra k te ris ie rt sind.
b) I n f u s o r i e n g e m e i n s c h a f t i n d e r Z o n e d e r v e r w e s e n d e n A l g e n .
L ängs den U fern, an d e r Wassergrenze, k a n n sich bei schwacher B ran d u n g a u f einer
bedeutenden Stre cke ein F ilz aus vom Boden abgerissenen Algen bilden, d e r vornehmlich
au s Ulothrixfäd en m it re ich lich e r Beimengung von T e ira sp om h äu tch en und Didymosphae-
m a fäd en besteht. Diese Algenansammlungen beginnen zu verwesen, besonders bei stillem
un d warmem W e tte r; bei d e r re ichlichen Detritu s- u n d B a k te rie n n a h ru n g en twickelt sich
ra sch eine besondere L itora lg eme in sch a ft von In fu so rien , welche sich nach d e r Zusammense
tzung ziemlich wesentlich von d e r L itoralgemeinschaft u nterscheidet, die in d e r Zone der
lebenden Algen wohnt.
In d e r Zone d e r verwesenden Algen haben w ir folgende In fu so rie n a rte n nachgewiesen:
Aspidisca turrita E h r n b g . Oxylricha affinis S t.
Blepharisma coerulea G a j e w s k . Oxylricha fa lla x S t.
Carchesium lachmannii S. K e n t Oxylricha gibba S t.
Cinetochilum margarilaceum E h r n b g . Paramaecium bursaria E h r n b g .
Chilodon cucullus 0 . F. M. Paramaecium caudalum E h r n b g .
Coleps hirtus E h r n b g . Paramaecium p u tr in um CI. e t L a c h .
Colpidium colpoda E h r n b g . Pleuronema chrysalis 0 . F. M.
Colpoda cucullus 0 . F. M. Podophrya fix a 0 . F. M.
Cothurnia crystallina E h r n b g . Podophrya libera P e r t y
C yclidium glaucoma 0 . F. M. Psilotricha acuminata S t.
Dendrocometes paradoxus S t. P y x id ium colhurnoides S. K e n t
Dileptus anser 0 . F. M. Rhabdoslyla inclinans d ’U d e 1c.
Dy ste ria fluviatilis S t. S p a th id ium spatula 0 . F. M.
Epistylis plicatilis E h r n b g . Spiro stom um amb ig u um E h r n b g .
Euplotes charon E h r n b g . Stentor coeruleus E h r n b g .
Frontonia acuminata E h r n b g . S lrom b id ium turbo CI. e t L a c h .
Glaucoma macrostoma S c h e w . Slylonychia histrio S t.
Glaucoma p y r ifo rm is E h r n b g . Slylonychia m y lilu s 0 . F. M.
Glaucoma scintillans E h r e n b g. Stylonychia puslu la ta 0 . F. M.
Glossatella tin tin n a b u lum S. K e n t Uroleptus mobilis E n g l m.
Halteria grandinella 0 . F. M. Uroleptus musculus E h r n b g .
Holophrya discolor E h r n b g . Uroleptus rattulus S t.
Lagen o p h rys ampulla S t. Urostyla W e isse i S t.
L ernaeophrya capitata P é r e z Vorticella n eb u lifera 0 . F. M.
Ophryoglena oblonga G a j e w s k . Vorticella microsloma E h r n b g .
E s stehen uns leider g a r keine Angaben über die physikalisch-chemischen Bed in g u n gen
zu r Verfü g u n g , die in diesem U fersaum d e r faulenden Algen h errschen, m it Ausnahme
einiger Beobachtungen in bezug a u f die T em p e ra tu r. Es lieg t ab e r nahe, anzunehmen, daß
die Bedingungen in dieser Zone des inten siv en organischen Z erfalls wesentlich an d e re sein
müssen, als in der Zone d e r lebenden Algen; d e r Sauerstoffgehalt muß h ie r n ied rig e r sein,
die Menge d e r susp en d ie rten u n d aufgelösten organischen Stoffe ab e r bedeutend größer.
Die Beobachtungen d e r T em p e ra tu r, die von uns vornehmlich im Sommer des J a h re s
1927 au sg e fü h rt wurden, zeigen, daß die T em p e ra tu r in dieser Zone des L itoralgebietes
sich a n k a lte n Tagen von d e r n ied rig en W a s se rtem p e ra tu r d e r Zone d e r lebenden Algen
wenig unte rsch e id e t; a n warmen Tagen k a n n sich ab e r diese Schicht d e r verwesenden
Algen se h r s ta rk durchwä rmen ; die T em p e ra tu r k a n n häufig 20° u n d meh r erre ichen;
E nd e J u l i 1927 haben w ir zweimal eine T em p e ra tu r bis 25° festgestellt, wäh ren d in einem
Ab stan d von %— 1 m vom Ufer die oberflächliche T em p e ra tu r n ich t üb e r 16° stieg.
Diese Zone d e r verwesenden Algen is t ebenso wie die Zone d e r lebenden Algen, sehr
reich an N a h ru n g fü r die In fu so rien . E s liegen h ie r eigentlich dieselben H au p tk a teg o rien
d e r N a h ru n g v o r wie in d e r Zone d e r lebenden Algen, die q u a n tita tiv e n Verh ä ltn isse sind