scheuen Insel-Laz erten des Mittelmeeres, deren F u tte r, wie erw äh n t, k aum jemals aus
Meerestieren besteht, die ab e r trotzdem ex trem melanistische In se lra ssen ausgebildet
haben.
Da n u n seh r viele melanistische In se lrep tilie n d u rch ih re n stän d ig en A u fen th a lt in
d e r Nähe des Meeres zuweilen a u f eine meh r oder minder sa lzh a ltig e N a h ru n g angewiesen
sein d ü rften , is t es w e ite rh in denkbar, d aß d e r S a l z g e h a l t d e r F u tte ro b je k te au f
den Inselmelanismus irgendwie wirk sam sein könne, besonders wenn m an die bekan n ten
Untersu ch u n g en H a r r i s o n s (1920) üb e r die Schw a rz fä rb u n g d e r S chmetterlinge (an den
Meeresküsten, wo die V egetation m it Salz, und in d e r Nähe d e r Großstädte, wo die F u tte r pflanzen
m it R u ß bedeckt sind) in B e tra c h t zieht. U n te r den in su la ren K rie ch tie re n würde
die re c h t erheblich melanistische Meeresechse (Amblyrhynchus cristatus), die sich au sschließlich
von Meeresalgen e rn ä h rt, eine d e ra rtig e An sich t b estätigen; dagegen lassen die
re in m a rin en Schlangen- u n d S ch ild k rö ten a rten , deren N a h ru n g ebenfalls ausschließlich
au s Meeresorganismen besteht, nich ts von einem Melanismus erkennen. An die Beeinflussu
n g d e r Schw a rz fä rb u n g d urch den S alzgehalt tie ris ch e r N ah ru n g k ö n n te m an fe rn e r bei
dem schwarzen Diploglossus hancocki von d e r Malpelo-Insel im Stillen Ozean denken, der
sich haup tsä ch lich von m a rin en Crustazeen e rn ä h rt, oder bei den d ü ste r g e fä rb te n bzw.
ganz schwarzen Emoia atrocostata u n d nigra au s dem In d o au stra lisch en Archipel, deren
F u tte r wohl zum a lle rg rö ß ten Teil au s m a rin en T ie ren besteht. Gegen eine solche Hy p o these
sprechen ab e r au ch h ie r wieder we it z ahlreichere Tatsachen. So in a lle r e rste r L in ie
das F eh len melanistischer oder zum mindesten in ih re r F ä rb u n g etwas v e rd ü s te rte r Rep tilien
in lito ra le n Gebieten d e r F e stlän d e r. Meines Wissens h a t n u r M e h e l y (1905, S. 271)
einmal k u rz d a ra u f aufm e rk sam gemacht, daß die Mauereidechsen am Me ere sstrande bei
F iume ein dunkleres Z eichnungsmuste r a u f weisen a ls die im Binnen lan d e lebenden Tiere;
e r fü g t ab e r hinzu, daß es sich h ie r du rch au s n ich t um eine allgemeine E rs ch e in u n g handle.
Das is t ganz ric h tig : u n te r den Eidechsen sind melanistische S tra n d fo rm en n irg en d s bek
a n n t geworden; dagegen sind teilweise re c h t au ffa llen d hell g e fä rb te L ito ra lfo rm en in
vielen Gebieten v e rb re ite t. F e rn e r is t zu bemerken, d aß a u f der dalma tin isch en In se l Mali
B a rja k (an d e r Westk ü ste von Lissa), einem flachen E ila n d m it Ha lo p h y ten , die Wogensp
ritz e r nach K ä m m e r e r (1926, S. 35) zuweilen die gesamte Oberfläche benetzen, so daß
ein melanistisches F a rb k le id bei den d o rt lebenden Eidechsen als Folge dieser S a lzeinwirk
u n g sich m it L eichtigke it ausbilden müßte; d o rt leb t ab e r eine e igentümlich led e rb ra u n
g e fä rb te F orm, die vielleicht n u r eine ganz leichte V e rd ü ste ru n g ih re r Gesamtfärbung
e rkennen läß t. Gegen die Annahme d e r melaninbildenden W irk u n g des Salzgehaltes bei
in su la ren Rep tilien sp ric h t fe rn e r die E rscheinung, daß es auch seh r viele Eidechsen und
Schlangen gibt, die in u nm itte lb a rs te r Nähe sa lzh a ltig e r Binnenseen (z. B. in N o rd a frik a ,
Z entralasien, Südamerika) leben und nich t die g e rin g ste Zunahme ih re s schwarzen P ig mentes
e rkennen lassen; schließlich die Tatsache, d aß auch a u f einigen In se ln d e r Sü ß wasserseen
Echsen Vorkommen, die zwar eine seh r leichte, a b e r doch u n v e rk en n b a re Neig
u n g zu r V e rd ü ste ru n g ih re s F a rb k le id e s aufweisen ( Me r t e n s , 1932b).
In jü n g s te r Zeit is t endlich noch von E i s e n t r a u t (1929) v e rsu ch t worden, den In se lmelanismus
d e r Eidechsen, speziell d e r B a le a ren u n d P ity u se n (Lacerta lilfordi), a u f ih re
angeblich in d e r H au p tsa ch e v e g e t a r i s c h e E r n ä h r u n g z u rü ck zu fü h ren . E i s e n -
t r a u t h a t bei den Lacerta lilfordi-F ormen d e r Ba le a ren u n d P ity u se n gefunden, daß die
r e la tiv e D a rm län g e melanistischer In d iv id u e n g rö ß e r sei als bei nichtmelanistischen. Da
se iner Ansicht nach das Insektenleben a u f kleinen E ilan d e n au ß e ro rd en tlich kümmerlich
sei u n d überdies Be eren u n d F rü c h te fehlen, n im m t e r an, daß fü r die Inselechsen n u r
„die B lä tte r, B lü ten u n d Samen d e r a u f den In se ln wachsenden P flanzenarten, die zumeist
Ha lo p h y ten sin d “ , a ls F u tte r ü b rig blieben. Diese Annahme h a t e r au ch d u rch Magen-,
Darm- u n d Ko tu n te rsu ch u n g en b e s tä tig t gefunden; auß e rd em k o nnte dieser A u to r ¡¡j£- a lle rd
ings n u r einmal — beobachten, wie eine Echse a n einem g rü n en B la tt „gezupft“ h a t. D a r a
u s schließt e r nu n , daß eine solche Pflan z en n ah ru n g a u f die A u sbildung d e r melanistischen
F a rb k le id e r — d u rch Beeinflussung des Stoffwechsels — eing ewirk t hätte .
K a n n man n u n d u rch eine d e ra rtig e Hypothese den Inselmelanismus — soweit er
u n te r Reptilien, speziell Eidechsen a u f tr itt — ganz generell e rk lä re n oder h a t d e r E i s e n -
t r a u t sehe E rk lä ru n g sv e rsu ch etwa n u r fü r die m ed ite rran en Insel-Laz erten Gültigkeit?
E in e Beeinflussung des Stoffwechsels n ich t u nm itte lb a r d u rch die pflanzliche Nah ru n g ,
sonde rn m itte lb a r d u rch ih re n S a lz g e h a ltE - was au ch von E i s e n t r a u t (1929, S. 36)
in B e tra c h t gezogen wird is t na ch u n se ren E rö r te ru n g e n wenig wahrsche inlich. E s bleibt
also zu u n tersuchen, ob die v egetarische Lebensweise bei melanistischen In se lrep tilie n t a t sächlich
so s ta rk d ominiert, um fü r die schwarzen F a rb k le id e r ü b e rh a u p t v e ran tw o rtlich
g emacht werden zu können. Da muß n u n gleich festgestellt werden, d aß ausschließlich
pflanzenfressende In se lrep tilie n d u rch au s n ich t häufig sind. A u f S. 105 haben w ir bereits
die Genera Conolophus, Sauromalus u n d Corucia als re in e Pflanzenfresser gen an n t; sie zeigen
— vielleicht m it Ausnahme des Sauromalus hispidus^k- nich ts von einem m e lan istischen
F a rb k le id . Als c h a rak te ristisch e Inse ln ig rin o s müssen dagegen u n te r den Pflanzenfre
sse rn die Riesenschildkröten (Testudo) d e r Galapagos, Seychellen, A ld a b ra ’s usw. bezeichnet
werden; au ch die Meeresechse (Amblyrhynchus), deren N a h ru n g ja ausschließlich
aus m a rin en Algen besteht, k a n n m an vielleicht h ierzu rechnen. D am it is t ab e r auch die
L iste der re in en V eg e ta rian e r u n te r den In se lrep tilie n erschöpft. Von einigen an d e ren
Eidechsen werden pflanzliche Stoffe gelegentlich neben tie risch en gefressen, so z. B. von
manchen Tropidurus-F o rm e n a u f den Galapagos, besonders a u f den In se ln Abingdon und
Bindloe. Trotzdem is t bei diesen Geschöpfen d e r Melanismus n ic h t s tä rk e r au sg ep rä g t als
bei ih ren Ve rw an d ten a u f den peru an isch en Guanoinseln, die sich ausschließlich von In sekten
u n d S p in n en tie re n e rn äh ren ; bei Tropidurus duncanensis von d e r Galapagosinsel
D u ncan dominieren soga r ro te F a rb tö n e (die möglicherweise m it d e r H eu schre ckennahrung
in Z usammenhang zu brin g en sind). Sonst k ö nnte ich von n ich tm ed ite rran en Inselechsen,
die wie die Tropidurus-F o rm en der Galapagos gelegentlich pflanzliche N ah ru n g nehmen,
a u ß e r e inigen n ichtmelanistischen Scinciden n u r noch die makaronesischen L azerten a n fü
h ren : Lacerta dugesii von Madeira u n d die Kanaren e ch sen d e r GaZZof ia -Sektion, n am en tlich
Lacerta galloti u n d simonyi, die ja auch ta tsä ch lic h eine V e rd ü ste ru n g ih re r Gesamtfä
rb u n g e rkennen lassen. Im Gegensatz dazu scheinen ab e r die zum Teil au ß e ro rd en tlich
d unkel g e fä rb ten k an a risch e n Walzenschleichen (Chalcides viridanus, Ch. sexlineatus) weit
se ltener oder g a r n ich t pflanzliche N a h ru n g anzunehmen.
A n diese letzteren schließen sich n u n viele, auch extrem melanistische In se lk rie ch tie
re an , die ganz bestimmt pflanzliche Stoffe als N ah ru n g immer v e r s c h m ä h e n . Es
w urde ja schon frü h e r d a ra u f hingewiesen, daß die in su la re Schwarz fä rb u n g bei ganz v e r schiedenen
R ep tilien g ru p p en u n d a u f E ilan d en nahezu a lle r Meere a u f tr itt. Es k a n n d ah e r
keineswegs ü b e rra schen, d aß es u n te r diesen Inse ln ig rin o s au ch ausschließliche F leischfresser
gibt. Dazu gehören in e rste r L in ie die Haftzeher-Gattungen, dan n von Anguiden
Diploglossus, von T ejiden Ameiva, W a ran e (Varanus) und der g rö ß te Teil d e r in u n se re r
Ü bersicht a u f S. 89—90 a n g e fü h rte n Scinciden (mit Ausnahme von Dasia, die zwar in der