die Bezirke, in denen sich V. monilata gleich ü p p ig entwickelt, a u ß e r hohen T em p e ra tu ren
noch eine Äh n lich k e it in bezug a u f die a k tiv e Re aktion, die in allen diesen Gegenden
schwach alk a lisch erscheint. Hin sich tlich dieses F a k to rs jedoch unte rsch e id en sie sich in
g eringem Maße auch vom offenen B a ik a l, wo V. monilata hei gewöhnlichen Bedingungen
n ic h t vorkommt. I n bezug a u f ih re n Chemismus unte rsch e id en sich diese Be zirke wie u n te
re in an d e r, so auch vom offenen B a ik a l; die W a sse r des nördlich en Seichtwassers erschein
en weicher als d iejenigen des Selenginschen Seichtwassers u n d d e r Buchten des Maloje
More (Kleinen Meeres); die W a sse r des offenen B a ik a l nehmen eine m ittle re Ste llu n g ein.
Somit erscheinen gleich der T em p e ra tu r, weder die a k tiv e Re aktion, noch d e r Chemismus
des Wassers w ahrsche inlich a ls diejenigen F ak to ren , die im wesentlichen einerseits
die E ntw ick lu n g des In fu so rs in bestimmten B e zirken des Sees, an d e re rse its sein Ausbleiben
u n te r den gewöhnlichen Ba ika lb ed in g u n g en bestimmen. W ir neigen zu d e r V e rm u tun
g , daß a ls solcher u nm itte lb a r bestimmender F a k to r d e r N ah ru n g sfak to r zu b e tra ch te
n ist, u n d daß d e r T em p e ra tu rfa k to r die V e rb re itu n g von V. monilata in d ire k t, d u rch den
N a h ru n g sfa k to r beeinflußt. Die g u t d u rchw ä rm h a ren seichten Be zirke des Baikalsees, in
denen sich V. monilata entwickelt, u n terscheiden sich seh r vom offenen B a ik a l d u rch ih r
q u a lita tiv u n d q u a n tita tiv ü p piges allgemeines P lan k to n , u n d besonders d u rch ih r Nanno-
u n d Mikroplankton. D e r Gehalt an aufgelösten u n d susp en d ie rten o rganischen Stoffen
ü b e rste ig t diesen Gehalt im offenen B a ika lsee um ein Vielfaches. In den E rw ä rm u n g sp e rio den
erscheinen in den Oberflächenschichten des offenen Sees ebenfalls viele Formen, die
se ichten B e zirken eigen sind, ebenso ste ig t au ch die O x y d ie rb a rk e it des Wa sse rs. Deswegen
sind die N a h ru n g sv o rrä te dieser Be zirke bedentend re ich e r a ls die V o rrä te des offenen Sees
m it seinem q u a n tita tiv u n d q u a lita tiv k a rg e n u n d dabei ä u ß e rs t spezifischen P la n k to n (s.
au s fü h rlich e r im allgemeinen Teil).
Die h o rizontale V e rb re itu n g von P . monilata muß zweifellos noch m it einem weiteren
Um stan d in Zusammenhang g eb ra ch t werden, m it d e r V e rb re itu n g d e r Alge Anabaena, die
als H a u p tträ g e r dieses In fu so rs erscheint. In so fe rn Anabaena als W a rm w a sse r liebende,
dem offenen Ba ika lsee bei seinen gewöhnlichen n ied rig en T em p e ra tu ren d u rch au s n ich t
eigene F o rm ersch e in t u n d den g u t d u rehw ä rm b a ren seichten Regionen an g ep aß t ist, gela
n g t auch die eu ry th e rm e V. monilata in ih r e r V e rte ilu n g im B a ika lsee durch diese Alge
wiederum in eine in d ire k te A b h än g ig k e it von dem T em p e ra tu rfa k to r. P .monilata e rsche int
im B a ika lsee vorwiegend als p elagischer E p ib io n t; jedoch werden einzelne E x em p la re dieses
In fu so rs auch a n m it Algen bewachsenen U fe rn vorgefunden; die In fu so rien b e fe stigen
sich h ie r gewöhnlich a n Detritusfloeken, an U fo fb rlr-F äd en usw.
Laut den Literaturangaben tritt V. monilata gewöhnlich häufig in kleinen Wasserbecken, Altwassern, Tümpeln auf
und wird hier im Laufe der ganzen Jahre beobachtet (Da l l a T o r r e , 1891; R o u x , 1901; S c h l e n k e r , 1908, Me r -
m o d 1914* P e n a r d , 1922; We t z e l , 1928 u. viele andere); ferner im Sommerplankton der Flüsse, z, B. im Flusse
Morja, d e r ’in den Ladoga-See mündet ( S k o r i k ow, 1909), Oka ( S a s s u c h i n , 1928) u. a. Irgend welche genaueren
und ausführlicheren Angaben über die Bedingungen des Vorkommens dieses sehr verbreiteten Infusors bleiben in der
Literatur aus.
Eine Ausnahme bildet nur die Abhandlung von W e t z e l (1928), in der wir Hinweise finden über das Vorkommen
von V. monilata im September in Altwassern und Tümpeln an der Mündung des Flusses Schüssen, der sich in den
Bodensee ergießt: Temperatur 9,50—10,50°; pg 7,6—8,15; 0 2 mg/1 5,39—11,39.
W enn w ir n u n die L ite ra tu ra n g a b e n u n d u n se re eigenen Beobachtungen ein e r v e rg le ichenden
B e tra ch tu n g u nterziehen, kommen w ir zu dem Schlüsse, daß V . monilata zu den
eu ry th e rm en , e u ry tro p h en u n d eu ry p h ag en Formen zugezählt werden muß. Die N ah ru n g
des In fu so rs bilden D e tritu s, B ak te rien , Algen u n d P ro tis ten .
Die Grenzen d e r physiko-chemischen G ru n d fak to ren , bei denen V. monilata im B a ik a lsee
vorgefunden wurde, sind folgende:
Temperatur Ph 0 2mg/l CO, mg/1
C02 bircarb.
mg/1 CaO mg/1 MgOmg/1
Oxydierbark.
0 2 mg/1
8,60—23,6 7,3—18,5 6,R—13,32 0,00—3,02 23,5-61,8 11,0—30,0 1,94—5,4 2,17—8,7
Vorticella convallaria Ehrnbg., V. convallaria var. natans F.-Frem. (Abb. 94).
Dieses p e ritric h e In fu so r kam im U fergebiet a lle ro rten , a u f D e tritu sp a rtik e lch en , a u f
Ulothrix, Tetraspora u n d Draparnaldia, se ltener a u f den E x trem itä te n d e r Ufer-Gammariden,
fe rn e r a ls P lan k to n ep ib io n t a u f Anabaena im P lan k to n des Possol jsk i Ssor (im J u l i
1927) u n d schließlich in freischwimmendem Z ustand im P lan k to n d e r seichten Buchten des
Maloje More, im Be zirk der Olchonsky Worota vor. In allen e rw äh n ten F ä llen werden sie
in g e rin g e r In d iv id u e n z ah l angetroffen. Die plan k tisch en E x em p la re ric h te n gewöhnlich
ih re n Stie l beim Schwimmen na ch oben oder nach vorne, was F a u r e - F r e m i e t (1924)
fü r die von ihm beschriebene p lan k tisch e V a rie tä t von V. convallaria angibt. D e r Stiel
v e rschm ä le rt sich bei ih n en a llmählich; sein d istales E nd e is t zugespitzt, zum U nterschied
von den festsitzenden In d iv id u en , bei welchen d e r Durchmesser des Stiels in d e r ganzen
Länge gleich ist. Körp e rg rö ß e : L änge 100—120 (a, B re ite im m ittle re n Teil 65—70 ja. V.
convallaria k am im B a ika lsee in weiten T em p e ra tu rg ren z en vor: von 4° bis 2 2 °. Im S c h rifttum
finden sich Hinweise a u f ih r Vorkommen während a lle r Ja h re s z e iten . Wie es scheint,
k a n n sie zu r Gruppe d e r eu ry th e rm en In fu so rien gestellt werden. Nach d e r M a n n ig fa ltig k
e it der Bedingungen, u n te r denen dies In fu so r im Ba ika lsee und, n a ch den L ite r a tu r angaben,
au ch in an d e ren Becken vorkommt, is t es eine polytope Form.
Als planktische und plankton-epibionte Form kam die V. convallaria im Gr. Plöner See ( Z a c h a r i a s , 1893—1903),
Erie-See ( J e n n i n g s , 1899), im Moritzburger Großteich bei Dresden ( T h a l lwi t z , 1906), Lac d’Annecey (L e R o u x ,
1907), Zürich-See ( He u s c h er, 1890—1906—1913), in den Teichen in der Nähe von Prdcy sur Oise ( F a u r d - F r e -
mi e t , 1927) und im Wolga-Fluß ( Zy k ow , 1902) u. a. vor. Im Baikalsee wurde dies Infusor schon früher von L. R o s -
s o l im o (1923) erwähnt.
Ferner wurde V. convallaria mehrmals in kleinen Becken, Torflagern, Sümpfen erwähnt (viele alte Verfasser und
R o u x , 1901; Me rm o d , 1914; S a s s u c h i n , 1928; K e i s e r , 1921, u. viele a.).
Die festsitzenden F o rm e n zeigen, wie auch die Mehrzahl d e r Vorticellen, g a r keine
Spezifitä t in bezug a u f die Auswahl des S u b stra te s u n d des T räg e rs . Abgesehen von v e rschiedenen
to ten Gegenständen, w urde V. convallaria a u f verschiedenen V e r tre te rn der
h öheren u n d niederen Wasserflora u n d a u f den verschiedensten Gru p p en von W a s se rtie
ren : a u f E n tom o strak en u n d Ma lacostraken, Insekten, Mollusken u .a . angetroffen.
Vorticella sertularium S. Kent (Abb. 95).
K ö rp e r länge 45—55 [¿, K ö rp e rb re ite 40—50 [¿. H au p tm e rkm a le : K ö rp e r glockenförmig,
oben ein wenig verschm ä le rt, in d e r Mitte b auchig v e rb re ite rt. Das P e ristom nich t
b re ite r als d e r Rumpf in d e r Mitte. P e ristom ra n d gewulstet, ab e r wenig umgeschlagen.
Die Peristomsche ibe is t flach. Das Ve stibulum u n d d e r P h a ry n x winden sich in etwa h a lber
S p ira lto u r um die K ö rpera chse; d e r P h a ry n x is t lan g u n d re ic h t bis a n den A n fan g ste
il d e r u n te ren K ö rp e rh ä lfte . K leine u n dulierende Membran. Das P ro to p la sm a is t fa rb los,
fe inkörnig, m it ein e r g roßen Zahl von g ra u e n Einschlüssen. Der hufeisenförmige
K e rn lieg t quer. Die k o n tra k tile Vakuole lieg t neben dem u n te ren Teil des P h a ry n x . Stiel