Kopf wesentlich län g e r als bei dem k o n tin en ta len Eiuneces fasciatns. E in au ffa llen d schlank
e r Ko p f is t fe rn e r fü r Lacerta melisellensis kammereri von Mali B a rja k (Adria) c h a ra k teristisch
. Die schöne N a tte r Gastropyxis smaragclina principis von d e r w estafrikanischen
Insel P rin c ip e u n te rsch e id e t sich von der kontin en ta len Nominatform d u rch ein kleineres
Auge und sc h lankeren Rumpf.
Ebenso k a n n der Schwanz bei manchen In se lrep tilie n län g e r sein als bei ih ren k o n tinen
ta len V ik a rian ten . So h a t Cnemidophorus hyperythrus danheimae (San Jose-Insel, K a lifornien)
einen län g e ren Schwanz als seine festländische Ausgangsform: wäh ren d e r bei diese
r eine Länge von 180— 181 mm e rre ic h t, h a t e r bei danheimae eine solche von 191—196 mm.
L a u t L e h r s (1929, S. 793) is t bei Lacerta vivipara a u f d e r In se l Man in d e r Iris ch en See
die Schwanzlänge b e trä ch tlich e r als bei den k o n tin en ta len Stücken; ü b e rh a u p t soll d o rt
diese Echse in ihrem H ab itu s eine bemerkenswerte Ä h n lich k e it m it d e r g ra z ile re n M au e reidechse
(Lacerta muralis) zeigen. Auch bei Inselschlangen beobachtet man bisweilen
eine Zunahme d e r Schwanzlänge, die sich durch höhere Subcaudalia-Zahlen man ife stie rt.
T h o m p s o n (1913, S. 157) u n d V a n D e n b u r g h (1923, S. 3) haben bei Natrix vibakari,
S t e j n e g e r (1907, S. 278) bei Natrix tigrina festgestellt, daß bei diesen N a tte rn in J a p a n
die Schwanzlänge b e trä ch tlich e r is t als a u f dem F e stlan d e ; weitere Beispiele fü r diese
E rsch e in u n g findet m an im n ächsten K ap ite l, gelegentlich d e r Be sprechung d e r In se lv
a ria tio n en , die sich a u f die Be schuppung u n d Be schilderung beziehen.
Irgendwelche fu nktione lle Spezial-Differenzierungen des h in te rsten K ö rp e ra b sch n ittes
sind bei Inselechsen n a tu rg em äß kaum zur A u sbildung gekommen. Ü b e rra schend ist
is t es jedoch, daß d e r k ap v erdische Riesenskink Macroscincus coctei einen gre iffäh ig en
Schwanz besitzt, a u f den P e r a c c a (1891) a ls e rs te r hingewiesen h a t. Wie B e r g
(1922, S. 4) betont, is t es ke in e igentlicher Greifschwanz, sonde rn eher ein K le tte rschwanz:
e r k an n n u r h a k e n a rtig g ek rüm m t werden u n d sich so an einem B a uma st fest-
h alten, eine F äh ig k e it, d ie deswegen so m e rkw ü rd ig ist, weil die Inseln Branco u n d Raso,
wo Macroscincus coctei vorkommt, geg enw ä rtig baumlos sind. Offenbar h an d e lt es sich
h ie r also um ein Zurückbleibsel au s d e r Zeit, als die k apverdischen In se ln noch dicht
bewaldet waren. D e r Kletterschwanz von Macroscincus h a t übrigens ein Gegenstück: ein
a n d e re r in su la re r Riesenskink, Corucia zebrata von den Solomonen, besitz t ebenfalls einen
g re if fäh ig en Schwanz; dieses eigentümliche Geschöpf fü h r t auch heu te noch ein Baumleben,
wie es f rü h e r offenbar auch Macroscincus g e tan h a t. Sonst haben sich in d e r ü b e rau
s a rten re ic h en Eide chsenfamilie d e r Scinciden me rkwürdigerweise keine Greifschwänze
ausgebildet. — E in e an d e re E ig en tüm lich k e it des h in te rste n K ö rp e rab sch n itte s in su la re r
K rie ch tie re b e trifft gewisse K lapperschlangen, v o r allem Crotalus tortugensis, ruber und
exsul. Bei diesen A rten findet man, daß ih rR a s s e la p p a ra t fa s t immer län g e r is t als bei k o n tinentalen
Klapp e rsch lan g en — eine E rscheinung, die im Zusammenhänge m it d e r Tatsache
stehen d ü rfte , daß sie a u f Inseln weniger F e inde haben und se ltener g e stö rt werden als
au f dem Festlande . Zweifellos is t das ab e r ke in e genotypisch fixie rte Eigenschaft.
3. Beschuppung und Beschilderung.
Zu den allerwich tig sten Merkmalen, m it denen d e r herpetologische S y stem a tik e r
a rb e ite t, g eh ö rt b ek anntlich das Schuppenkleid der K rie ch tie re : denn fa s t fü r jede Species
is t Größe, A n o rd n u n g oder Z ahl d e r einzelnen Elemente, die diese hornige Körperde cke
zusammensetzen u n d die w ir als Schuppen u n d S childer bezeichnen, ch a rak te ristisch . Da
nun sowohl die Größe wie auch die K ö rp e rfo rm d e r In se lrep tilie n ganz bestimmte V a r ia tio
n srich tu n g en einschlagen, is t die Annahme n a tü rlic h d u rch au s b e rechtigt, d aß auch
die Be schuppung u n d Be schilderung inselbewohnender K rie ch tie re , insbesondere der
Eidechsen, e rs t re c h t irgendwelche bezeichnende oder wenigstens besonders häufig wiederk
ehrende V a ria tio n en zeigen müssen.
Am Schuppenkleid d e r Eidechsen tre te n n ich t selten mancherlei Sonderbildungen auf,
indem bestimmte Schuppen zu meh r oder weniger sta rk e n T ube rk e ln u n d Stacheln modifiziert
sein können; einige A rten , es sind zumeist Bewohner trockener, w ü s te n a rtig e r
Gegenden, haben b ek anntlich so spitze u n d feste Stacheln ausgebildet, daß sie ü b eraus
wirksame Waffen abgehen. Bei Inseleidechsen k a n n man n u n im allgemeinen beobachten,
daß d e ra rtig e Stacheln am Schuppenkleide weniger häufig a u ftre te n ; u n d in manchen
F ä llen muß man soga r feststellen, daß selbst die S chuppentuberkel re d u z ie rt werden. So
sind z. B. bei Tarentola mauritanica angustimentalis (von den östlichen K an a re n : F u e rta -
v e n tu ra , L anzarote , Graciosa, Allegranza) die T uberkeln a u f dem Bücken u n d den E x tr e m
itä ten schwächer entwickelt als bei d e r Kon tin en ta lfo rm , dem allb ek an n ten Mauergecko
(Tarentola mauritanica mauritanica). Noch schwächer sind sie bei der in d e r H au ptsache
ebenfalls k an a risch e n Tarentola delalandii; die extrem ste F o rm davon, Tarentola dela-
landii boettgeri von Gran C anar, h a t z ahlreichere (16—18 s ta tt lH - 1 4 in ein e r Querreih
e stehende) u n d fein e re T uberkel a ls die a u f den an d e ren In se ln d e r westlichen Ka-
naren -G ru p p e lebende Nominatform, Tarentola delalandii delalandii. Be cht ähnlich v e r h
a lten sich die Galapagos-Geckos: bei extremen Formen, wie Phyllodactylus gilberti von
Wenman, Ph. leei von C ha tham u n d Ph. barringtonensis von B a rrin g to n sind die v e rg rö ß
e rten Dorsa ltu b e rk e l s ta rk red u z ie rt. Ähnliches beobachtet m an bei L a e ertiden: bei dem
melanistischen Psammodromus algirus doriae von d e r tunesischen In se l Galitone (bei
Galita) sind a u f dem Nacken u n d Bücken die Schuppen weniger s ta rk in Spitzen ausgezogen
als bei d e r k o n tin en ta len Stammform; in äh n lich e r Weise is t auch die Beschuppung
bei dem in su la re n Acanthodactylus boskianus schreiben (Cypern) weniger s ta rk gekielt
als bei A. boskianus syriacus, seiner S tammform in Syrien.
Andere eilandsbewohnende K rie ch tie re zeigen wieder eine re c h t deutliche Neigung
zu r A u fte ilu n g d e r Kopfschilder, d. h. zu r Verm eh ru n g ih re r u rsp rü n g lich en Zahl. Diesen
Vorg an g beobachten w ir bei manchen Kassen d e r g roßen Wirtelschwanz -L eguane
Westindiens (Cyclura), bei Cnemidophorus murinus murinus a u f Bona ire, bei dem das
m ittle re P a rie ta le nach W e r n e r (1925, S. 538) seh r o ft d e r Länge n a ch h a lb ie rt is t und
bei verschiedenen an d e ren F ormen. U n te r den Schlangen zeigt diese E rsch e in u n g re ch t
häufig Natrix tessellata von der Schlangeninsel im Schwarzen Meere, bei d e r soga r die
B auehschilder g e te ilt sein können ( C a l i n e s c u , 1931). Am deutlich sten kommt diese
V a ria tio n srich tu n g ab e r bei d e r ro ten K lapperschlange, Crotalus exsul, die die k a lifo rnische
Cerros-Insel bewohnt, zum A usdruck; bei dieser F o rm is t nämlich von allen ih re n
Verwan d ten die s tä rk s te Tendenz zur A u fte ilu n g d e r Kopfschuppen ausgebildet, was z. B.
aus dem A u ftre te n k le in e r Schuppen zwischen dem P ra e n a sa le u n d dem 1. S u p ra lab ia le
sowie d e r p a a rig e n Inte rg en ia lsch ild eh en h e rvorgeht. D urch folgende Tabelle, die auf
Grund d e r Angaben K l a u b e r s (1930) zusammengestellt ist, sei dieses V e rh a lten bei
d re i Crotalus-Formen a u f In se ln u n d a u f dem Festlan d e ve ran sch au lich t; u n te r A is t die
Stückzahl (in %) m it den d urch kleine Schuppen g e tren n ten P ra e n a sa le u n d 1. S u p ra labiale,
u n te r B die Stückzahl m it p a a rig e n In te rg e n ia lia angegeben:
Zoologica. Heft 84. ¿Q