
atlan tisch en K ü sten A frik a s is t nich ts Bemerkenswertes meh r zn sagen; zumeist sind es
ganz jun g e Bildungen, denen endemische Formen u n te r den R e p tilien d u rch au s fehlen.
Von der festlan d n ah en Robbeninsel bei K a p s ta d t is t die schwarze F o rm von Pseudaspis
cana (als phocarum) beschrieben worden; a u f dieser In se l kommen die gleichfalls k o n tinen
ta len Zonurus cordylus und Chamaeleo pumilus vor.
In den einleitenden Bemerkungen üb e r das V e rb re itu n g s a re a l inselbewohnender Rep tilien
(S. 5) wurde schon erw äh n t, daß a u f den g a n z i s o l i e r t liegenden In se ln des
Atlan tisch en Ozeans, wie St. P a u l, Ascension, St. Helena, T rin id a d , T ris ta n da Cunha, te r re
strisch e R e p tilien fehlen. E s muß n u n h ie r nach g e trag en werden, daß nach St. Helena
in n eu e re r Zeit d e r w e itv e rb re ite te Gecko Hemidactylus frenatus e in g e fü h rt worden ist.
F ü r Ascension werden soga r zwei E ide ch sen a rten Pachydactylus ocellatus und Mabuya
trivittata (diese als Tiliqua ascensionis) — in d e r ä lte ren L ite ra tu r g en an n t; ganz zweifellos
h an d e lt es sich ab e r h ie r entweder um eine Fundo rtv e rw e ch slu n g d e r Belegexemplare
oder ab e r um eine Verschleppung d urch den Menschen; beide sind re in sü d a frik an isch e
Species. Aus dem F ehlen von Rep tilien a u f diesen In se ln d a r f n u n n a tü rlic h n ich t u n b
edingt d e r Schluß a u f ih re ozeanische E n ts teh u n g gezogen werden: fü r die ko n tin en ta le
N a tu r zumindest von St. H elena sprechen die ü b e rau s zahlreich d o rt vorkommenden indi-
genen A rten u n d soga r Gattu n g en u n te r den K ä fe rn u n d Landschnecken.
W e ite r westwärts stammen die L an d k rie ch tie re a u f fe stlan d fe rn en In se ln des A tla n tik
n ich t m eh r von den a ltweltlichen Festlan dma ssen ab, sondern von den n e u w e l t l
i c h e n ; w ir begegnen ih n en a u f den B e rmudas u n d a u f F e rn an d o Noronha. Die überwiegend
aus K o ra llen fo rm a tio n bestehenden B e r m u d a s hab en eine zw a r arme , ab e r doch
ü b e rau s eigentümliche L an d fau n a , die sich — wie immer a u f a lten In se ln — d u rch z ah lreiche
indigene F o rm en auszeichnet: d e r Endemismus m a ch t sich au ch h ie r wieder vor
allem in d e r Molluskenfauna b em e rk b a r; ab e r auch so au sb re itu n g sfäh ig e T ie re wie Vögel
haben d o rt indigene F o rm en ausgebildet. E s k an n d ah e r n ic h t ü berra schen, daß auch die
einzige Eidechse dieses Archipels, Eumeces longirostris (vgl. z. B. G a r m a n , 1884), nich t
n u r ein autochthones, sonde rn soga r durch bestimmte „Inse lme rkma le “ sehr c h a ra k te ristisches
Geschöpf ist; d e r nächste Verwandte dieser Glattechse is t d e r in den V e reinigten
S ta a te n lebende Eumeces fasciatus• V e r r i l l (1903 a, S. 57) fü h rt übrigens fü r die B e rm u d
as auch Anolis carolinensis an. Diese Echse lieg t ab e r von d o rt n u r in einem einzigen
E x em p la r vor; deshalb h an d e lt es sich, wie auch V e r r i l l bemerkt, seh r wahrsche inlich
n u r um eine Fund o rtv e rw e ch slu n g oder ab e r um ein eingeschlepptes Stück, zumal diese
Spezies d o rt n ich t wieder gefunden worden ist. Sonst g ib t es a u f den Bemudas keine L an d k
rie ch tie re ; in alle rn eu e ste r Zeit sind nach diesen Inseln einige F ro sch lu rch e e in g e fü h rt
worden: nach P o p e (1917) Bufo marinus und zwei we stin d isch eEleutherodactylus-Arten.
Von F e r n a n d o N o r o n h a , ein e r k leinen v ulkanischen, stellenweise m it K o ra llen b
ildungen überdeckten Inse lg ru p p e , die dem östlichsten Zipfel Süd am e rik a s vo rg e lag e rt
ist, sind von te rre s trisch en K rie ch tie re n n u r 3 Eidechsenspezies bek an n t: Hemidactylus
mabouia, Amphisbaena ridleyi u n d Mabuya punctata. W äh ren d Hemidactylus mabouia
b ekanntlich eine weit (in A frik a und Amerika) v e rb re ite te Echse ist, stellen meiner A n sicht
nach die beiden an d e ren F o rm e n a rtlic h e Endemismen d a r, die Beziehungen zu nord-
brasilian isch en oder sog a r westindischen A rten erkennen lassen. Wie a u f den B e rm u das
ma ch t sich auch a u f F e rn an d o Noronha d e r E ndemismus in der Vogelwelt geltend.
R i d l e y (1890) is t zwar der Meinung, daß F e rn an d o Noronha niemals m it den F e s tlä n de
rn in Ve rb in d u n g gestanden habe; ich möchte mich dagegen der An sich t I h e r i n g s
und A r l d t s anschließen, die in diesen In se ln alte, vielleicht schon se it dem m ittle ren
T e rtiä r isolierte K o n tin en ta lre ste erblicken.
Alle üb rig en , von K rie ch tie re n bewohnten In se ln an d e r a tlan tisch e n K ü s te des sü d lichen
Süd am e rik a s sind jü n g e r. Daß Rep tilien a u f F e u e r l a n d fehlen, wie A r l d t in
seinem zusammenfassenden P a läo g eo g rap h ie -W e rk (1919, S. 678) sagt, is t n ic h t rich tig : denn
von d o rt k e n n t m an zwei E ide chsenarten, Liolaemus gravenhorstii u n d L. magellanicus,
die beide, wie zu e rw a rten , m it den k o n tin en ta len R ep rä s en tan ten dieser F o rm en id en tisch
sind. A u f den winzigen Seal-Inseln an d e r K ü s te von U ru g u ay , die von den Robben
Arctocephalus australis u n d Otaria jubata bewohnt werden, fehlen dagegen soweit ich
u n te r ric h te t b in H - Eidechsen (und Schlangen) völlig; n u r eine K rö te n a r t scheint do rt
vorzukommen. Die b ra silian isch en In se ln haben fa s t durchweg eine arme, kaum modifizierte
K o n tin en ta lfau n a . Im m e rh in is t bemerkenswert, daß a u f San Sebastao sich ein
endemischer Schleichenlurch, Siphonops insulanus, ausgebildet h a t, der auch au f Victor
ia vorkommt. Besonders in te re ss an t is t ab e r die Schlangeninsel Q u e i m a d a G r a n d e ,
weil d o rt eine indigene Otter, Bothrops insidaris, zu r Ausbildung g e lan g t ist. Auch fa s t
a lle Rep tilien d e r g roßen festlan d n ah en In se l T r i n i d a d kommen a u f dem gegenüberliegenden
F e stlan d e v o r; die inn ig sten Beziehungen zu T rin id a d u n d d am it auch zum
K o n tin en t zeigt fe rn e r die H e rp e to fau n a Tobagos, wie aus ein e r L iste B a r b o u r s
(1916 a) h e rv o rg eh t. Au f den re c h t zahlreichen, festlan d n ah en Inseln d e r venezolanischen
u n d z en tra lam e rik an isch en Kü sten , die alle noch zum K ontinentalschelf gehören, lassen
sich ebenfalls ü b e ra ll deutliche Beziehungen zum F e stlan d e nachweisen. J e w e ite r die
In se ln d rau ß en im Meere liegen, desto g rö ß e r w ird ab e r auch h ie r die Z ahl d e r E n d e mismen;
von d e r ziemlich weit von N ic a rag u a en tfe rn ten Old Providence-Insel fü h r t
z. B. B a r b o u r (1921c) n ic h t weniger als 3 endemische Species auf.
A u f den w e s t i n d i s c h e n I n s e l n werden ab e r m it einem Schlage diese Be ziehungen
zu d e r g egenwä rtigen T ie rw e lt des amerik an isch en K o n tin en ts weit weniger au g en fällig.
Diese E rs ch e in u n g is t jedoch n u r d a ra u f zu rückzuführen, daß es sich h ie r um ein
sehr altes Inselg eb ie t h an d e lt, dessen F a u n a einen te rtiä re n , wahrsche inlich soga r a ltte
r tiä re n C h a rak te r h a t, d e r a u f dem Festlan d e teilweise verschwunden ist. Denn auch
fü r Westindien müssen w ir ganz zweifellos annehmen, daß dieses riesige Inselmeer f rü h
e r zu k o n tin en ta len Landmassen gehörte u n d daß es d ah e r n u r au f dem Landwege die
wichtigsten B e standteile se iner gegenwä rtigen L a n d fa u n a e rh a lten h a t. S c h a r f f, der
den zoogeographischen V e rh ä ltn issen dieses Gebietes eine kurze, ab e r sehr in h a ltsre ich e
S tudie gewidmet h a t (1922), nimmt eine f rü h te r tiä re Ve rb in d u n g d e r A n tillen üb e r Zentra
lam e rik a m it dem westlichen Teile des n ördlichen S ü d am e rik a an; auß e rd em bestanden
nach se iner A n sich t damals vie lle ich t auch V erbindungen m it dem nordöstlichen
N o rd am e rik a u n d Südeuropa. Trotz d e r Überflutungen im Eozän u n d Oligozän blieb die
a ltte r tiä re L a n d fau n a in W estindien erh a lten ; im Miozän erfolgte eine Hebung des L a n des
und d am it auch wahrsche inlich eine erneute E inw an d e ru n g von Z entral- u n d dem
nördlichen S ü d am e rik a aus. Auch speziell die herpeto fau n istisch en Verh ä ltn isse der
Großen A n tillen deuten meines E ra ch ten s d a ra u f hin, daß diese Inseln noch im m ittle re
n T e rtiä r m it Z en tra lam e rik a (über Y u k a tan ) in lan d fe ste r Ve rb in d u n g g estanden
haben, eine Annahme, die auch m it I h e r i n g s U n te rsuchungen (vgl. z. B. 1927, K a r te 4)
d u rch au s in E in k lan g zu b rin g en ist. Die A rm u t an Säu g e rn u n d d e r Re ichtum a n K rie c h tie
ren sprechen entschieden d a fü r, daß die Großen An tillen n ich t meh r wäh ren d des jü n geren
T e rtiä r s in k o n tin en ta le r Ve rb in d u n g gestanden haben. Die in manchen T ie rg ru p