Mexiko und Agkistrodon blomhoffi in Ostasien zeichnen sich durch montane Schwärzlinge
aus. Von melanistischen Eidechsen-Rassen, die im Gebirge leben, wä re v o r allem die toma-
swm-Form d e r dalmatinischen Lacerta oxycephala zu erwähnen. Beme rkenswert is t fe rn e r,
daß die in g ro ß e r Höhe (2300 m) vorkommenden Stücke des hochandinen Liolaemus monti-
cola in Chile d u n k le r g e tö n t zu sein scheinen als die in den tie fe ren Lagen lebenden.
d) Geographischer Melanismus. Im Gegensatz zu den ökologischen Schwärzlingen, die —
m it ganz wenigen Ausnahmen — fa s t immer meh r oder weniger häufig neben den normal
g e fä rb ten S tücken d e r S tammform leben, t r i t t d e r geographische Melanismus in einem
begrenzten A re a l allein in E rscheinung. Solche s ta rk geschwärzte Subspecies h a t von k o n tin
en ta len Eidechsen z.B . Zonurus cordylus in S ü d a frik a ausgebildet. Auch Anniella nigra
ste llt meines E ra ch ten s n u r eine melanistische, im mittel-kalifornischen Küstengebiete
lebende Rasse von Anniella pulchra d a r. Daß a u f dem K o n tin en t u n te r Umständen eine
erheblich s tä rk e re Schwärzung e rre ic h t werden k a n n als a u f ein e r Insel, le h r t die intensiv
schwarz p igm en tie rte U n te rse ite der mitte lita lien isch en Lacerta muralis brüggemanni u n d
namen tlich nigriventris; sie is t weit d u n k le r als bei den au f ty rrh en is ch en In se ln lebenden
Lacerta muralis insulanica u n d tiliguerta. U n te r den Schlangen g ib t es ebenfalls einige
A rten m it konstan ten melanistischen Rassen: so z. B. der m e d ite rran e Coluber viridi-flavus
m it seiner kohlschwarzen carbonariws-Rasse, die Nominatformen d e r n o rdamerikanischen
Coluber constrictor u n d Elaphe obsoleta usw.; auch Drymarchon corais couperi u n d Naja
naja atra sind melanistische Rassen.
e) Species-Melanismus. U n te r festländischen R e p tilien hab en sich n u n auch einige
A rte n ausgebildet, die ganz schwarz g e fä rb t sind. Dazu gehören z. B. Coluber piceus (sofe
rn es sich nich t um eine Rasse von flagellum handelt), Opisthotropis atra, Notechis ater,
Bungarus lividus, B. niger usw.
f) Gattungs-Melanismus. Manche G attungen bestehen fa s t oder ganz ausnahmslos aus
melanistischen A rten : so z. B. die Ig u an id en -G a ttu n g Ctenosaura, die S ch langengattung
Atractaspis; auch das monotypische Giftnatte rn-Genus Walterinnesia k a n n h ie r g en an n t
werden.
Diese Übe rsich t v e ran sch au lich t n u n au fs deutlichste, wie eine melanistische „F o rm “
m u ta tiv entsteht: die Schwarz fä rb u n g t r it t zu e rst bei ganz vereinzelten In d iv id u e n als
Muta tion au f; sodann w ird sie häufiger, indem schon ein g rö ß e re r Proz en tsa tz des Be standes
melanistisch ist. Gelingt es dem Melanismus a lle In d iv id u e n d e r Ausgangsform in
einem A re a l zu v e rd rä n g en , so en ts te h t eine melanistische Subspecies; verschwinden auch
die n o rm a l gefä rb te n P opulationen, so h aben w ir eine melanistische Species v o r uns. Die
gleiche E n tw icklungsreihe, die in einigen F ä llen soga r zum generischen Melanismus fü h ren
kan n , sehen w ir n u n a u c h a u f I n s e l n . Denn auch a u f einem E ila n d k a n n d e r Melanismus
zunächst als eine re in individuelle V a ria tio n in E rs ch e in u n g tre ten : so sind beispielsweise
in n e rh a lb d e r P o p u la tio n von Lacerta muralis tiliguerta a u f Ko rsik a , von Bothroph-
thalmus lineatus a u f F e rn an d o Po, von Leimadophis ater a u f Jam a ic a usw. meh r oder
weniger häufig ganz schwarz g e fä rb te In d iv id u e n beobachtet worden. Manche d e ra rtig e
V a ria tio n en sind auch, namentlich wenn sie häufiger gefunden werden, von den S y stem a tik
e rn (vor allem d e r ä lte ren Schule) m it besonderen Namen belegt worden: so die dunkel
g e fä rb te P h a se von Chalcides sexlineatus a u f Gran C a n a r a ls „nigrescens“ d u rch S t e i n -
d a c h n e r , von Emoia cyanura a u f H awai als „schauinslandiu durch We r n e r , von Lacerta
melisellensis a u f S an A n d re a als „digenea(i durch W e t t s t e i n usw.
Gerade vom th eoretischen S tan d p u n k te is t wichtig, daß der Melanismus auch in n e rh a lb
ein e r in su la ren P o p u la tio n in se iner Steig e ru n g du rch au s nich t immer ein kontinuierliche s
V a ria tio n sb ild ergibt, sonde rn bisweilen in ein e r re c h t a u ffä llig en Weise sp ru n g h a ft 1K
ähnlich wie a u f dem K o n tin en t -M z u r Geltung kommt. Das bekannteste Beispiel d a fü r
u n te r den in su la re n B e p tilien s te lH d ie soeben e rw äh n te P o p u la tio n von Lacerta melisellensis
a u f d e r dalmatinischen In se l S an A n d re a d a r: inm itte n hell g e fä rb te r Eidechsen tre ten
nämlich d o rt geschwärzte In d iv id u e n auf, die ich als Mutan ten auffasse. Diese Mutanten
sind n u n deswegen von hohem In teresse , weil au f den kleinen K lip p en in d e r Nähe von
S an A n d ré aH - K am ik und Melisello^t— ausschließlich schwarze Echsen leben, deren S tam m e
lte rn zweifellos u n te r den T ie ren S an A n d re a s zu suchen sind. Es lieg t a u f d e r Hand,
daß sich diese M u tan ten a u f k leinen K lip p en n a ch ih re r endgültigen Loslösung von San
A n d re a offenbar ra sch e r durchsetzen k onnten als a u f dem weit grö ß e ren A re a l ih re r M u tte rinsel.
N u r ä u ß e rs t selten t r i t t heu te noch in d e r N eger-Popula tion von Melisello ein helleres
In d iv id u um au f, das vielleicht noch T rä g e r des u rsp rü n g lich en F a rb k le id e s im homozygoten
Zustande ist. — E in ganz ähnliches A u ftre ten melanistischer In d iv id u e n sehen wir
noch bei vielen an d e ren Insel-Eidechsen u n d -Schlangen.
So leben beispielsweise a u f der Ba le aren-Insel Cab re rà neben hell g e fä rb te n Stücken
de r d o rt indigenen Lacerta lilfordi kuliqae au ch s ta rk v e rdunkelte — oben schwarze, u nten
blaue H H n d iv id u e n . E i s e n t r a u t (1928 a) is t zwar der Ansicht, daß die schwarzen E xemp
la re a u f C ab re rà ein geographisch begrenztes Vorkommen h ä tte n ; indessen scheint es, daß
die melanistischen Echsen d o rt g a r n ich t a u f ein bestimmtes A re a l b e sch rä n k t sind, sondern
inm itte n d e r hellen T ie re a u ftre ten . H e r r S a l v a d o r M a l u q u e r , von dem ich eine Anzahl
Cabrera-Eehsen erhielt, berich te te m ir wenigstens, daß a u f diesem E ilan d beide P hasen
nebeneinande r leben. Auch einem so g u ten Beobachter wie C. K oc h , der au f dieser Insel
selbst gesammelt h a t, w ä re das s tren g lokale Vorkommen melanistischer E x em p la re sicherlich
aufgefallen; e r sa g t d a rü b e r ab e r n u r (1928, S. 1 .8 ): „Es kommen sowohl T ie re von
schwarzblauer F ä rb u n g wie solche, die fa st re in b ro nzebraun erscheinen, v o r.“ E in e äh n liche
V a ria tio n sb re ite des F a rb k le id e s h a t auch Lacerta lilfordi conejerae von Conejera:
neben extrem melanistischen In d iv id u e n leben heller, m eh r bronzefarhen getönte Stücke.
Be i Lacerta lilfordi planae von P la n a (nördlich von Conejera) is t die P o p u la tio n ebenfalls
n ich t e inheitlich, obwohl melanistische Stücke dominieren. Von Lacerta lilfordi brawni
(Isla Colon, bei Menorka) e rw äh n t L. M ü l l e r (1927a, S. 261), daß neben heller g e fä rb ten
E x em p la ren auch solche Vorkommen, die s ta rk zum Melanismus neigen; ähnliches V e rh
a lten is t auch bei Lacerta lilfordi rodriquezi (Isla das E a ta s) zu beobachten. In te re s s a n t
ist, daß meh r oder minder melanistische In d iv id u e n auch bei d e r a u f Madeira lebenden
Lacerta dugesii Vorkommen.
Auch Inselechsen aus ganz an d e ren G attungen oder F am ilien bilden in bezug a u f die
Schwarz fä rb u n g keine e inheitlichen Popu la tio n en aus, indem die Schwärzlinge in einer
meh r oder m in d e r diskontin u ie rlich en Weise au ftre ten . So kommen z. B. bei d e r a llb ek an n ten
Walzensehleiche (Chalcides ocellatus tiligugu) a u f S a rd in ie n schwarze Mutan ten vor;
d e ra rtig e In d iv id u e n , deren Schwärzungsgrad dem d e r L inosa-Form (Chalcides ocellatus
linosae) n ic h t nach steh t, sind von K r a u s s e (1915, S. 68) soga r als eine besondere F o rm
(„nigerrima“) beschrieben worden. E e eh t in ten siv geschwärzte Stücke kommen au ch bei
dem a u f G ran Canar lebenden Chalcides sexlineatus n ic h t selten v o r; wie a u f S. 158 e r wähnt,
haben auch sie einen besonderen Namen erh a lten . An gleicher Stelle w urde auch
die dunkle V a ria tio n d e r Emoia cyanura von H aw a i gen an n t, die inm itte n n o rm a l g e fä rb