
Erforschte Seebezirke, Arbeitsbedingungen, Material und Methodik.
Die B a ik a l-E x p ed itio n d e r Akademie d e r Wissenschaften a rb e ite te am B a ikä isee von
1925 bis 1929. Die E x p ed itio n b a tte es sich zu r Aufgabe gestellt, im V e rlau fe von fü n f
J a h re n den ganzen Ba ika lsee p lanm äß ig S tre cke fü r Stre cke zu erforschen, um a n n äh e rn d
ein M a te ria l zu r allse itig en E rfo rsch u n g dieses ausnehmend in te re ss an ten Wasserbeckens
zu lie fe rn . In den J a h r e n 1926 u n d 1927 n ahm ich an den A rb e iten d e r E x p ed itio n im Somm
e r teil, u n d 1928 a rb e ite te ich wie im Sommer so au ch im W in te r. 1926 a rb e ite ten w ir
im südlichen B a ik a l. Die F o rsch u n g en e rstre ck ten sich von dem sü dlichsten P u n k t des
Sees von d e r Ku ltu k -B a i, bis z u r Grenze zwischen d e r S iedlung Listwennitschnoje u n d
d e r S ta tio n Murino im Norden. Den g rö ß ten Teil des Sommers widmete ich den Arb e iten
im Ma rituj-Gebiet. . RH
1927 rü c k te n die A rb e iten weiter na ch Norden v o r. E n d e J u n i v e rließ die E x p ed itio
n M a ritu i, u n d im Do rfe Goloustnoje angekommen, k reu z te sie von h ie r au s den f e e tos
zu r S ta tio n Myssovaja; von d o rt gin g sie na ch Norden bis C h a rau s (Selengmsches Seichtwasser)
von h ie r zu r B u c h t P e stsch an a ja ; von da g in g die E x p ed itio n län g s dem westlichen
U fe r n a ch Norden u n d e rre ic h te das Maloje More (Kleine Meer), wo sie den ganzen J u li
h in d u rch arbeitete. . _ _ . HM , |E§|
Noch in M a ritu j, Mitte J u n i 1927, h a tte n w ir festgestellt, daß das P la n k to n des sü d lichen
Teiles des B a ika ilsees eine Unmenge v o n In fu so rien en th ä lt, denen w ir den Namen
Marituja pelagica gen. nov. sp. nov. gaben. Be i u n se re r weiteren F a h r t in d e r angegebenen
E ie h tu n g beobachteten w ir dieselbe E rs ch e in u n g m d e r Mitte des B a ik a ls u n d m eini
gen Teilen des Maloje More, die a n den H au p tb a ik a ls e e grenzen; deshalb erschien es wünschenswert,
zu wissen, inw ie fe rn sich diese E rs ch e in u n g a u f den ganzen ü b rig en Teil des
Baika lsees e rstreckte. Zu diesem Zwecke u n te rn a hm ich vom 6. bis zum 1 5 . J u l i eine E und-
re ise d u rch den n ördlichen Teil des Sees u n d d u rch k reu z te ih n meh rma ls m it dem D am p fe
r „L eu ten an t S chmidt“ , wobei ich mich überzeugen konnte, daß d e r ganze B a ik a l von
diesem Infusorium bevölkert ist. HHH
Nach meiner E ü ck k eh r setzte ich die A rb e iten im Maloje More (Kiemen Meer) fo rt.
Anfang A u g u st begab sich die E x p ed ito n von h ie r n a ch Gorjatschinsk, von wo Siei längs
des östlichen Ufe rs in den Süden bis zu r P ro v a l-B u eh t v o rd ran g , um d o rt Mitte August
ih re Arb e iten abzuschließen. . . . . . TT
Von E nd e F e b ru a r bis E nd e März 1928 m achte ich W in te ra rb e it m d e r Umgegend
von M a ritu j. T „ ,.
Mitte J u n i 1928 n ahm die E x p ed itio n wieder ih re S ommera rbeiten au t. Im .Laute dieses
Sommers e rforschte die E x p ed itio n den südlichen B a ik a l vom F lu sse Mischicha bis zur
K u ltu k -B u ch t, sodann den ganzen m ittle re n u n d n ördlichen B a ik a l. Dabei wurden auch
die g roßen Ba ien von B a rg u s in u n d T schiwyrkui, Severnoje Melkowodje (Nördliche Seichtwasser)
u n d d e r A n g a rsk ij Ssor miteinbegriffen u n d einige Qu erschnitte unternommen:
von d e r B u ch t P e s ts c h a n a ja nach Cha raus, vom Flusse T u rk a bis zu r Sennaja-Bucht, von
de r B u ch t I r in d a bis zum K a p Muschinai, vom K ap Kotelnikowski bis zum F lu ß Tompa,
von d e r B u ch t A ja ja bis zu r B u ch t Bogutschanskaja, vom Dorfe D u schkatschan bis zum
K ap B irokan.
Wie das au s d e r k u rz en Ü b e rsich t d e r Ma rschroute d e r Ba ik a lex p ed itio n zu ersehen
ist, w a r m ir die Möglichkeit geboten, den ganzen Hau p tb a ik a lse e , seine g rö ß ten Buchten
u n d seichten Stellen in protistologischer H in sic h t a u f E xpeditionswegen zu erforschen; die
sta tio n ä ren A rb e iten habe ich in der Umgegend von M a ritu j d u rc h fü h re n können.
Um das M a te ria l u n d die Schlüsse zu werten, die au s d e r B e a rb e itu n g gezogen worden
sind, h aben die Bedingungen, u n te r denen g e a rb e ite t worden war, u n d die bei d e r F o r schung
angewan d te Methodik se lbstverständlich wesentliche Bedeutung. W a s diese F o r schungen
be trifft, so e rreg en die Bedingungen ein In te re s se deshalb, weil meines W issens
eine spezielle ökologische U n te rsu ch u n g der Süßwasse rin fu so rien in so großem Umfange
wie im B a ika lsee zum e rsten Male unternommen worden ist. Diese Bedingungen ware
n keinesfalls leicht. N u r d u rch die ausnehmende E n e rg ie des Chefs d e r E xped itio n , H e rrn
G. J . W e r e s t s c h a g i n , u n d die gemeinschaftlichen Bemühungen a lle r Mitglieder d e rselben
g e lang es, eine Re ihe m a te rie lle r Schwierigkeiten zu überwinden u n d die e rste a llse
itige E rfo rsch u n g des Baika lsees zu verwirklichen.
Abb. I.
Der E x p ed itio n w a r ein k le in e r Moto r-K u tte r „T sch a ik a “ (Die Möve) m it 10 P S s ta r kem
Motor zu r V e rfü g u n g gestellt (Abb. I). Mit diesem kleinen Schiffe k onnten w ir n u r
am T age u n d bei v e rh ä ltn ism ä ß ig stillem W e tte r zu r A rb e it au s fah ren . Z u r N acht und bei
schlechtem W e tte r m u ß ten w ir landen, wo d an n Zelte a u f geschlagen wurden.
Wegen Mangels an P la tz k o n n te a n Bord keine mechanische Hebeanlage a u f gestellt
werden, u n d die Seile m it den A p p a ra te n m u ß ten m it d e r H an d gehoben u n d gesenkt werden,
wodurch die A rb e it s ta rk verzö g e rt wurde. Am Vorderende w a r eine kleine K a jü te ,
wo die Hydrologen die d rin g lich s ten hydrochemischen Be stimmungen Vornahmen u n d die
Plan k to n p ro b e n von uns durchgesehen wurden. Das k onnte n u r vorgenommen werden,