
pen re c h t au ffä llig en Beziehungen d e r Großen An tillen zu S ü d am e rik a sind offenbar d a d
u rch zu e rk lä re n , daß die neotropische T ie rw e lt wäh ren d des T e rtiä r s weiter na ch N o rden
v e rb re ite t w a r und z u r Zeit der Iso lie ru n g Westindiens in Z en tra lam e rik a gelebt
h a t. Auffallend g e rin g sind a b e r die Beziehungen d e r A n tillen fa u n a zu Nordamerika :
zahlreiche R ep tilien g ru p p en , die fü r die n e a rk tisch e F a u n a so ü b e rau s bezeichnend sind,
fehlen a u f den A n tillen völlig oder tre te n jedenfalls s ta rk zurück, so z. B. die W a sse rschildkröten,
zahlreiche N a tte rn g a ttu n g e n (Thamnophis, Pituophis, Elaphe, Coluber), die
Klapperschlangen usw. D a fü r g ib t es a u f den Großen An tillen n ic h t weniger als 14 indi-
gene G attungen u n te r den Reptilien.
Zusammen m it den Virg in isch en Inseln bildeten die G r o ß e n A n t i l l e n v e rm u tlich
noch im Miozän eine zusammenhängende Landmasse. D a ab e r die 3 westlichen Inseln
— Cuba, J am a ic a u n d H a itis— eine re c h t v e rschiedenartige H e rp e to fau n a haben (z. B.
F ehlen d e r G a ttu n g Leiocephalus a u f Jam a ic a , 5 bzw. 8 Leiocephalus-A rten a u f Cuba bzw.
H a iti), müssen diese E ilan d e sicher se it dem A usgang des Miozäns vo n e in an d e r g e tren n t
sein. Au f Cuba m a ch t sich ein besonders hoher P ro z entsatz d e r Endemismen geltend:
B a r b o u r & R a m s d e n (1919) zählen fü r diese In se l 70 A rten (Reptilien u n d Amphibien)
auf, von denen n ich t weniger als 52, d a ru n te r m eh re re Gattungen, indigen sind;
u n d se it dieser Zeit ist noch eine ganze Re ihe fü r Cuba endemischer K rie c h tie re beschrieben
worden. Cuba u n te rsch e id e t sich von Jam a ic a , H a iti u n d P o rto Rico durch das V o rkommen
verschiedener G a ttu n g e nH - wie Norops. Cricolepis, Arrhyton, Tretanorhinus ifg l
die a u f die Beziehungen zum K o n tin en t besonders deutlich hinweisen. S eh r bemerkensw
e rt is t das A u ftre ten von Tarentola cubana a u f Cuba (und den Bahamas), weil diese
H a ftz eh e rg a ttu n g sonst n u r in S ü d europa sowie in Nord- u n d W e s ta frik a (auch a u f den
K a n a re n u n d K apverden) v e rb re ite t ist. Die R ep tilien fau n a des südlich von Cuba gelegenen
I s la n d o fP in e s ( B a r b o u r , 1916b) is t au ß e r einigen Subspezies-Endemismen v o r
allem d u rch die indigene Doppelschleiche Cadea palirostrata wichtig, die sich von der
kubanischen Cadea blanoides weitgehend unte rsch e id e t u n d Beziehungen zu d e r v enezolanischen
Mesobaena huebneri aufweist. M Größere Beziehungen zu H a iti als zu Cuba
zeigt die F a u n a von J am a ic a ; diese T atsache ste h t in E in k la n g m it den h y d ro graphischen
Verh ä ltn issen : J am a ic a is t nämlich von Cuba durch bedeutendere Tie fen geschieden als
von H a iti oder Z en tra lam e rik a . B a r b o u r (1910) z äh lt fü r J am a ic a 34 Reptilien- und
Amp h ib ien a rten au f, von denen n ic h t weniger als 25 endemisch sind. Auch H a iti h a t eine
lan g e Reihe endemischer Formen. Mit H a iti muß P o rto Rico am län g sten in Ve rb in d u n g
g estanden haben, weil seine R e p tilien fau n a m it d e r dominikanischen eine große Ähnlichk
e it aufweist und n u r a rte n ä rm e r ist.
A u f den K l e i n e n A n t i l l e n h a t die RepHlienfauna n a tu rg em äß weit deutlichere
Beziehungen zu S ü d am e rik a als a u f den Großen A ntillen. Nach S c h m i d t (1928, S. 12)
is t sie jü n g e r und tr ä g t meh r zufällige Cha rakterzüge. E s is t zwar rich tig , daß m ehrere
Fo rm en d o rt eine d iskontinuierliche V e rb re itu n g zeigen; diese scheinen ab e r dort, wie
z- B. Iquana iauana, vom Menschen absichtlich e in g e fü h rt worden zu sein. Andere Geschöpfe
ebenfalls neotropischen U rsp ru n g s, wie Bothrops atrox, können ab e r meiner A n sic
h t nach nach den Kleinen An tillen n u r a u f dem Landwege g e lan g t sein. J e w e ite r ein
E ila n d vom K o n tin e n t e n tfe rn t ist, desto g e rin g e r is t auch h ie r die Anzahl se iner Arten,
während die Endemismen zunehmen; doch d iv e rg ie ren a u f den Kleinen A n tillen die indi-
genen Fo rm en weit weniger, was a u f eine g rö ß e re Ju g e n d dieser F a u n a gegenüber der
der Großen An tillen hind eu te t. — E n g an die Großen Antillen schließt sich die Herpetofa
u n a d e r Bah am a s an ; sie is t zwar wesentlich a rte n ä rm e r, h a t ab e r dennoch verschiedene,
re c h t au genfällige Endemismen, so d aß m an annehmen muß, d aß diese In se ln se it
dem jü n g sten Miozän n ic h t meh r u n te rg e ta u c h t gewesen sind.
Daß die T ie rw e lt Westindiens, besonders d e r Großen Antillen , einen a lte n u n d d u rch aus
k o n tin en ta len C h a rak te r h a t, is t au ch schon von e inigen Herpetologen ganz ric h tig
e rk a n n t worden, so z. B. von B a r b o u r (1914), d e r die Unmöglichkeit d e r „flotsam an d
je tsam ‘‘-Ausbreitung (d. h. als schwimmendes S tra n d g u t) d e r R e p tilien in diesem Gebiete
betont. A u f jeden F a ll w ird die E ig e n a rt d e r westindischen L an d fau n a d u rch die A n n
ahme ehemaliger L an d v e rb in d u n g en m it den Kontin en ta lm a ssen weit p lau s ib le r e rk lä rt
a ls etwa d u rch p assive Migra tio n ; denn m an k a n n unmöglich annehmen — etw a wie
M a t t h e w (1919) — , d aß diese zwar ü b e rau s e igenartige, a n zahlreichen a lte n Insel-
E ndemismen unendlich reich e u n d trotzdem keineswegs disha rmonische F a u n a ohne jede
L an d Verbindung, n u r d u rch zufällige tra n sm a rin e Z uwanderung zustande gekommen sei.
Ebensowenig k a n n m an a b e r auch — insbesondere was die T ie rw e lt Cubas an g eh t ■— der
Hypothese A b e l s (1926) beipflichten, daß die L an d fau n a na ch diesen Gebieten vom
amerik an isch en K o n tin en t in d e r H au p ts a ch e a u f Mangroven, also etwa en tlan g einer
K e tte von Mangrove-Inseln, e ingewande rt sei; d a ra u f weise insbesondere die Tatsache
hin , daß a u f den A n tillen die überwiegende Meh rh e it der L an d tie re , d. h. v o r allem der
S äu g e r u n d Rep tilien , au s a rboricolen T ypen bestehe. Z u r Annahme, „daß die An tillen
zu irg en d ein e r Zeit ih re r Geschichte d u rch eine landfeste B rü ck e m it Süd am e rik a , Zentra
lam e rik a oder N o rd am e rik a verbu n d en gewesen sin d “ , läge nach diesem A u to r kein
zwingender Grund vo r; n ichtarboricole Tie re, wie z. B. die im fossilen Z ustande von
Cuba b ekannte G a ttu n g Testudo, kö n n ten se iner A n sich t nach durch M e ere sdrift e in g
ew an d e rt sein. W ie ich glaube, sprechen gegen eine d e ra rtig e Hypothese gewichtige T a tsachen,
die zum Schluß dieses Abschnitte s noch ku rz zusammengefaßt seien, zumal sie
u n se re An sich t von d e r n a tü rlic h e n A u sb re itu n g d e r te rre s trisch en A n tillen fa u n a a u f
frü h e re n L an d Verbindungen w e ite rh in stützen:
a) Au f den A n tillen g ib t es eine ganze Reihe von ch a rak te ristisch e n L an d tie ren , die
n i c h t b a u m b e w o h n e n d sind; fü r sie is t eine A u sb re itu n g in Mangrovewä ldern aus
ökologischen Gründen eine Unmöglichkeit. Dazu gehören z. B. die Gattu n g en Cyclura,
Leiocephalus, Ameiva, Amphisbaena u n te r den Eidechsen, Typhlops, Leptotyphlops, A rrhyton
u n te r den Schlangen, Bufo u n d Leptodactylus u n te r den F roschlurchen. Auch
solche bodenbewohnende, jedenfalls seh r a lte Re liktenformen wie Cricolepis typica und
die G a ttu n g Cadea sprechen entschieden gegen eine E inw an d e ru n g m it Hilfe ein e r Mangrovezone
(die S ch ild k rö ten g a ttu n g Terrapene, die A b e l a u f den westindischen Inseln
als w e itv e rb re ite t an g ib t, feh lt üb rig en s geg enw ä rtig d o rt völlig). — Auch d u rch T re ib holz
lä ß t sich das Vorkommen d e ra rtig e r Geschöpfe a u f den A n tillen nich t e rk lä re n , weil
sie in vielen F ä lle n eine seh r au sg ep rä g te u n d von In se l zu In se l ganz k o n tin u ie rlich e
Ra ssenbildung erk en n en lassen.
b) Die F a u n a d e r Mangrovewä lder is t zwar in d ividuenre ich, d a fü r ab e r s e h r a r t
e n a rm . A b e l (a. a. O. S. 160) w a r ja selbst ü b e rra sch t, „im Gegensatz zu vielen ä lte re
n Be richten die T ie rw e lt im Bereiche der Mangrovewälder au ß e ro rd en tlich a rte n a rm
u n d einförmig zu finden.“ Ähnliche E rfa h ru n g e n m u ß te ich, wenigstens in bezug a u f die
V e rtre te r d e r echten L an d fau n a , in den Mangroven d e r in d o -au stra lisch en Inselwelt
machen. S äuger habe ich d o rt ü b e rh a u p t n ich t gesehen (Affen werden gelegentlich au f
Mangroven beobachtet); von K rie ch tie re n habe ich n u r ganz vereinzelte H a ftz eh e r so