von dem Scoglio Mali B a rja k bei L issa (Adria) in E rsch e in u n g : die G ru n d fa rb e zeichnet
sich durch eine V e rd ü ste ru n g aus, w äh ren d die Zeichnung völlig verschwunden ist.
c) Auch die Zeichnung w ird d u n k le r u n d b re ite t sich aus. Die von m ir beschriebene
Lacerta lilfordi maluquerorum von der k leinen In se l B leda P la n a bei Ib iz a (Pityusen) v e r d
an k t ih re n Melanismus offenbar dem Zusammenwirken dieser beiden V a ria tio n s ric h tu n gen;
ebenso v e rm u tlich au ch Ablepharus boutonii ater von Gross Comoro (Fig. 17). Bei
vielen Inselformen, bei denen d e r Melanismus in s E x trem getrieben ist, lä ß t sich indessen
ü b e rh a u p t n ich t meh r entscheiden, ob die Schwärzung durch Verd u n k e lu n g d e r Grundfa
rb e oder d e r Zeichnung oder dieser beiden F a rbkleidkomponenten entstan d en ist.
Nicht weniger a ls 5 verschiedene Kombinationen — A c , B c , C a , C b u n d C c — begünstigen
also die E n ts teh u n g melanistischer Typen. Einzelne Species können zwar eine
besondere Disposition zu dem einen oder an d e ren Modus der V e rd ü ste ru n g zeigen: so b ild
e t z. B. Lacerta melisellensis ih re melanistischen Ra ssen d u rch Verd u n k e lu n g der G rundfa
rb e aus, Lacerta filfolensis dagegen d u rch s ta rk e Ausdehnung der Zeichnung. Aber
diese beiden K a teg o rien können auch in n e rh a lb ein e r einzigen A r t bzw. eines einzigen
Formenkreises Vorkommen: bei Lacerta muralis spie lt z. B. in der Ausbildung m e lan istischer
Rassen die Zeichnung die H au p tro lle ; ab e r Lacerta muralis columbretensis von den
winzigen Columbretes a n d e r Ostküste S paniens zeigt eine V e rd ü ste ru n g d e r G rundfarbe,
und vielleicht v e rd a n k t diesem Modus auch die re in melanistische, a b e r leider noch g a r
n ich t n ä h e r b ekannte Lacerta muralis atrata aus dem gleichen A rchipel ih re E n tstehung.
Im Gegensatz zu r Lacerta muralis zeigt Lacerta sicula eine ganz an d e re V a ria tio n sten denz:
h ie r is t es die G ru n d fä rb u n g , die die E n ts teh u n g melanistischer Rassen bedingt. A ber
sowohl bei Lacerta sicula pelagosae wie au ch bei L. sicula sancti-stephani is t — wie auch
au s F ig . 14 a u f Taf. IV h e rv o rg e h t — eine Zunahme d e r Zeichnung au fs deutlichste zu
beobachten. Auch beim Zustandekommen melanistischer Inselra ssen d e r Glattechse Äble-
pharus boutonii können F ä rb u n g u n d Zeichnung beteiligt sein: Ablepharus boutonii
degrijsi u n d mayottensis (Komoren) weisen eine gesteigerte In te n s itä t der schwarzen
Zeichnung, A. boutonii burdeni (P a d a r, Kleine Sunda-Inseln) offenbar eine solche der
G ru n d fa rb e a u f u n d A . boutonii ater (Gross Comoro) is t wahrsche inlich, wie erw äh n t, d urch
einen Verdunkelungsprozeß d e r F ä rb u n g wie der Zeichnung entstanden. — Schließlich
können ab e r melanistische In selformen auch d urch A u ftre ten von ganz neuen Zeichnungselementen
— etwa von meh r oder weniger ausgedehnten schwarzen Flecken an solchen
Stellen, die bei der Ausgangsform völlig zeichnungslos sind — sich ausbilden: das is t z.B.
bei Mabuya multifasciata balinensis (Bali), die eine g rap h itschw a rz e Kehle u n d ebensolche
F lan k en h a t, bei Ablepharus boutonii mayottensis u n d novo-caledonicus, bei denen
auch die Bauchseite m eh r oder weniger deutlich s ta rk schwarz p igm en tie rt se in k an n , und
bei verschiedenen an d e ren Inselechsen d e r Fa ll.
Vom histologischen S tan d p u n k te is t die V e rd ü ste ru n g des F a rb k le id e s bei In se lre
p tilie n n ich t n u r a ls eine H y p e rtro p h ie des Melanins bzw. d e r Me lanophoren au fzu fa ssen;
vie lm eh r ste h t fest, daß bei melanistischen K rie ch tie re n an d e re Pigmen te sich meh r
oder weniger s ta rk zurückbilden. A u ß e r den Melanophoren gehören b ek an n tlich zu den
chromatischen Grundelementen d e r E ide ch sen h au t noch die Guanophoren u n d die Lipo-
phoren. L etztere liegen u nm itte lb a r u n te r d e r farblosen E p id e rm is; d a ru n te r folgen die
Guanophoren, die sich a u f einer mächtigen Melanophorenschicht befinden. Die Guanophore
n erscheinen bei den Mauereidechsen im d urchfa llenden Lichte gelb, im auffa llenden
dagegen blau. Dieses S tru k tu rb la u der Guanophoren r u f t m it dem d a rü b e r liegenden Lipo-
Chromgelb den E in d ru ck g rü n e r F ä rb u n g h e rv o r, die ja bei so vielen Eidechsen weit v e rb
re ite t ist. Das Lipochromgelb feh lt n u n den erwachsenen, d. h. völlig au sg e fä rb ten melanistischen
Inselformen, so z. B. d e r schwarzblauen Lacerta lilfordi lilfordi, bis a u f wenige
Reste, völlig; bei Ju n g tie re n dagegen is t es noch vorhan d en ( B r a u n 1877, S. 19).
Da n u n die R eduktion des Lipochromgelbs zunächst eine meh r oder m in d e r in te n sive
B lau fä rb u n g v e ru rs a ch t, is t d e r bei re c h t vielen Inselechsen v e rb re ite te C y a n i s m
u s als eine V orstufe zum Melanismus aufzufassen. E in bezeichnendes Beispiel fü r eine
b lau g e fä rb te Inselechse, Lacerta sicula coeruleo-coerulescens vom m ittle re n F a rag lio n e ,
haben w ir b ereits a u f S. 79 g en an n t; auch die nah e v e rw an d ten L. sicula monaconensis
u n d gallensis zeigen tro tz ih re r noch überwiegend g rü n e n F a rb k le id e r schon re c h t d eu tliche
blau e Töne. Ähnlich g e fä rb te Eidechsen kennen w ir auch von den P ity u sen , wie Lacerta
lilfordi formenterae, vedrae, kameriana. Selbst viele ausgesprochen melanistische
Inseleidechsen, wie die Nominatform von Lacerta lilfordi, die Faraglio n i-E ch se u n d viele
andere, zeigen b ekanntlich noch blaue F a rb en ; und n u r bei ganz extremen Schwärzlingen
verschwinden diese vollständig. Cyanistische Inselechsen sind ab e r nich t n u r von m ed ite rra
n e n E ilan d en bek an n t: a u f den mexikanischen Socorro- u n d Clarion-Inseln (Stiller
Ozean) leben kleine Ig u an id en , Uta auriculata u n d clarionensis, die nach S l e v i n (1926,
S. 196, 197), d e r lebendes M a te ria l davon in H änden g ehabt h a t, au f d e r Ober- wie U n te rseite
re c h t inten siv e blaue F a rb tö n e a u f weisen; n amentlich Uta auriculata is t a u f dem
B auche himmelblau bis indigo, a u f dem Rücken ab e r bisweilen fa s t schwarz getönt. Geg
enüber dem festländischen Cnemidophorus hyperythrus hyperythrus zeichnen sich die
in su la ren caeruleus (Carmen-Insel) u n d danheimae (San Jose-Insel) d u rch eine in tensive
B lau fä rb u n g d e r Bauchseite aus. Bei Inselschlangen kommen d e ra rtig e F ä rb u n g en kaum
v o r; ich k a n n h ie r als Beispiel (mit einem gewissen Vorbehalt) n u r Philothamnus semi-
varieqatus girardi von der kleinen In se l Annobon in W e s ta frik a an fü h re n : au f der Orig in
a le tik e tte d e r beiden E x em p la re dieser A rt, die sich im Senckenberg-Museum befinden,
is t vom Sammler (Dr. A. S c h u l t z e , Mitglied d e r 2. Deutschen Z entral-Afrik a -Ex p ed itio n
1910/11) v e rm e rk t, daß sie im Leben tü rk isb lau g e fä rb t waren; dieser F a rb to n is t bei den
in Alkohol kon se rv ie rten Stücken teilweise noch zu erkennen.
Doch b rau ch t der Weg zu r Schwarz fä rb u n g d u rch au s n ich t immer üb e r den Cyanismus
zu fü h ren . Schon eine leichte allgemeine V e rd ü ste ru n g d e r G ru n d fa rb e — d urch eine
reichere E n tfa ltu n g der Melanophoren b ed in g t — k an n eine V orstufe zum Melanismus
bedeuten. Au f vielen E ilan d e n des A d ria tisch en Meeres v e rm iß t man im allgemeinen, wie
K ä m m e r e r (1926, S. 203) sagt, „die frisch g rü n en F a rb e n d e r festländischen Artgenossen.
Auch wo das Grü n dem F a rb k le id e d e r Insel- und Eilandsechsen noch keineswegs en tschwand,
h a t es ein v e rd ü ste rte s, m it G rau oder B ra u n vermischtes Aussehen. Von d a a n
fü h re n m an n ig fa ltig ste Übergänge zu gänzlichem V e rlu st des Grü n u n d zunehmender
S chwärzung . . .“ Auch L. M ü l l e r (1928a, S. 334) is t aufgefallen, daß bei e inigen P ity -
usen-Eidechsen das Grü n d e r S tammform auch ohne H in zu tre ten b lau e r Töne d ü ste re r
werden u n d m eh r oder weniger melanistische Rassen erzeugen k an n , wie w ir es z. B. bei
de r d ü ste r o liv g rü n en Lacerta lilfordi tagomagensis sehen; in ten siv bläuliche Töne fehlen
fe rn e r bei Lacerta lilfordi hedwig-kamerae von Ma rgalida, obwohl diese Echse eine au sgesprochen
melanistische Rasse d a rste llt. Im gleichen Zusammenhänge k a n n man fe rn e r
Lacerta lilfordi zenonis von Escollo E sp a r ta an d e r We stküste Ibizas an fü h re n , die ebenfa
lls eine s ta rk v e rd ü ste rte Rasse ist, trotzdem ab e r keine ausgesprochene B lau fä rb u n g
aufweist, sondern n u r Bronzetöne (L. M ü l l e r 1928c, S. 388).