Aussehen a n (Abb. 152). Die ju n g en In d iv id u e n jedoch, die sich a u f b re iten F lächen, a u f
Kiemen u n d Oberfläche d e r Füß e , befestigen, lassen sich ta tsä ch lich , wie dies von P é r e z ,
H i e k s o n u . a . bem e rk t wird, m it Mühe von den erwachsenen Trichophrya epistylidis
unterscheiden. Sie haben gewöhnlich einen breiten, schwach k issenförmig aufgetriebenen
b asalen K ö rp e rte il, von dessen R ä n d e rn nach verschiedenen Seiten, je nach dem A lte r
des Indiv id u um s, eine g rößere oder g e rin g e re Z ahl von H än d en ausgeht, wobei die A n ord
n u n g d e r H än d e je nach d e r An o rd n u n g des ganzen In d iv id u um s a u f dem K ö rp e r des
W irts , verschieden se in kann.
Die d ista len E nden d e r H ände bei Lernaeophrya können entweder a u f getrieb en oder
um g ek eh rt ein wenig v e rschm ä le rt sein; bei einigen In d iv id u e n jedoch sind die H ände
von u n g e fäh r gleichem Durchmesser d e r ganzen Länge nach u n d ru n d e n sich am E nde
regelmäßig ab. Die dünnen, geraden, g eknöpften T en tak e l sind a n den E n den d e r H ände
zu Bünde ln zusammengefaßt u n d erre ichen, was, wie erw äh n t, ch a rak te ristisch fü r L. capitata
erscheint, eine bedeutende Länge, bis 200 |x. Die Z ahl d e r T entakel in einem B ü n del
ist se h r verschieden, von 5 bis 30 Stück u n d mehr. Der ganze K ö rp e r is t in eine d eu tlich
e rk ennbare, dicke Pellicu la sch ich t gekleidet. Das Zytoplasma en th ä lt seh r viele K ö rn
e r von verschiedener Größe; d e r K ö rp e r des S u k to rs is t brau n g e lb von verschiedener
In te n s itä t und S ch a ttie ru n g je nach dem A lte r u n d den Ausmaßen des In d iv id u um s. Die
ju n g en E x em p la re sind von ein e r g rü n lic h -b rau n en S ch a ttie ru n g , bei den erwachsenen
geh t sie in d u n k e lb rau n über. Die F o rm des K e rn s folgt im allgemeinen d e r Körperform.
Bei In d iv id u e n m it s ta rk en twickelter Körperobe rfläche ist d e r K e rn s ta rk verzweigt; er
b esteht au s ein e r n ic h t g roßen z en tra len Kernmasse, von d e r sich zu jed e r H an d b an d förmige
Auswüchse hinziehen (Abb. 150, 151). Bei den In d iv id u e n , bei denen die Hände
nach Zahl u n d Ausmaß schwach entwickelt sind, d e r Stolo jedoch einen v e rh ä ltn ism äß ig
g rö ß e re n Umfang aufweist, bild e t d e r K e rn einen kompakten, ausgedehnten zen tra len
Teil, d e r im Stolo gelegen ist, u n d schickt n u r g e rin g e Auswüchse in d e r R ich tu n g der
H än d e (Abb. 152); bei ju n g en In d iv id u e n jedoch, die die Stacheln umhüllen, k a n n der
K e rn eine ovale oder fa s t ru n d e F o rm ohne Zweige annehmen (Abb. 153, 154). Die Zahl
d e r Mikronuklei ist v a riab e l, es kamen E x em p la re m it 1 u n d 2—5 Mikronuklei vor, bei
einigen wurden Mikronuklei g a r n ich t vorgefunden. Die E n tw ick lu n g findet d u rch in ne
re m u ltip le Knospenbildung s ta tt.
Die von P é r e z u n d fe rn e r von H i e k s o n und W o d s w o r t h k o n sta tie rte E ig e n h
e it der V e rm eh ru n g bei Lernaeophrya, die bei sehr jungen In d iv id u e n , bei denen sich
die H än d e noch im embryonalen Z ustande befinden und zuweilen sich noch n ich t entwik-
k e lt haben und a u f deren K ö rp e r n u r einige T entak e ln aufzuweisen sind, in d e r Bildung
in n e re r Knospen besteht, w urde von u n s auch bei den baikalischen Lernaeophrya beobachtet.
Die Knospen bilden sich im Stolo. Die S chwärmer sind p e ritric h , ih re S tru k tu r
u n d ih re Ausmaße stimmen bei den b aikalischen E x em p la ren vollkommen m it den Beschreibungen
überein, die von den frü h e re n V e rfa sse rn gegeben wurden. Die Zahl der p u lsie
renden Vakuolen is t bei den erwachsenen In d iv id u e n seh r groß, bis 25, bei den Schwärme
rn 3—4.
Bis je tz t sind folgende F ä lle des Vorkommens von Lernaeophrya capitata bekannt:
sie w urde zum ersten Male a u f dem H y d ro id en Cordylophora lacustris gefunden, und
zwar im Brackwa sse r d e r Docks von Bord e au x ( P é r e z , 1903). F e rn e r wurde dies Suk-
to r, ebenfalls a u f Cordylophora u n d a u f Pflanzen, im Bridgewater-Canal bei Manchester
angetroffen ( H i e k s o n und W o d s w o r t h , 1910), und endlich in d e r E lbemündung bei
H am b u rg im Bewuchs verschiedener u n te r Wasser befindlicher Gegenstände, Pflanzen
u. a., bei seh r schwacher S tröm u n g u n d F ehlen von k ü n stlich e r V e ru n re in ig u n g , der
gegenüber sich dieses S u k to r ä u ß e rs t empfindlich zeigt ( H o lm, 1925). H i e k s o n und
W o d s w o r t h sprechen die V e rm u tu n g aus, daß die von S a n d a u f einem Meereshydroi-
den gefundene Trichophrya mirabilis S a n d ebenfalls zu r G a ttu n g Lernaeophrya gehört,
d a sie d urch se h r lan g e T entakel gekennzeichnet wird. Somit sind in allen bishe r b ek an n ten
F ä lle n des Vorkommens d e r Lernaeophrya zwei Umstände bemerkenswert: die Symbiose
des In fu so rs m it Cordylophora lacustris, ein e r typischen Bra ck wasserform, und fe rn e r
d e r u nm itte lb a re Zusammenhang d e r Gewässer, in denen es bis je tz t vorkam, m it dem Meer.
Im A b sch n itt üb e r den allgemeinen C h a ra k te r d e r In fu so rien fau n a des Baikalsees widmen
wir der W e rtu n g von L. capitata als eines m a rin en Elementes d e r B a ik a lfa u n a eine eingehendere
Be tra ch tu n g .
Wie b e re its erw äh n t, kommt L. capitata im Ba ika lsee a u f verschiedenen Gammari-
rid en , in besonders anseh n lich e r Z ahl a u f Gammarus Godlewski vor. A u ß e r a u f lebenden
Crustaceen w ird dies S u k to r in rie sig e r Anzahl a u f den Leichen von Gammariden
vorgefunden, die d u rch die B ran d u n g an s U fe r geworfen wurden, u n d deren P an z e r zuweilen
b e re its in einzelne Stücke zerfällt.
Was die v e rtik a le V e rb re itu n g von L. capitata anbe lan g t, so e rre ic h t sie ih re m ax imale
E ntw ick lu n g in d e r Küstenzone, bis u n g e fäh r 10 m Tiefe; tie fe r wird diese A r t n u r
se lten u n d in g e rin g e r Anzahl angetroffen; die maximale Tiefe, bei d e r noch einzelne I n dividuen
a u ftre ten , ü b e rste ig t keinesfalls 40—50 m. Somit k an n m an L. capitata a ls v o rwiegend
lito ra le F o rm b e tra ch ten . Sie w ird im L au fe des ganzen J a h re s gefunden, im
Sommer jedoch in viel g rö ß e re r Z ahl a ls im W in te r, was v e rm u tlich a u f die spä rlich en
Nahrungsquellen des W in te rs zu rü ck zu fü h ren ist. Die F o rtpflanzung w urde ebenfalls im
Sommer u n d W in te r beobachtet. Die T em p e ra tu rg ren z en , in denen diese F o rm im B a ikalsee
angetroffen wurde, sin d seh r weit, von 0,5—21°. Die b e re its e rw äh n ten Verfa sse r
k o n sta tie rten sie im L au fe des ganzen J a h re s ; L. capitata ersch e in t zweifellos a ls eury-
therme Form.
Au f den Stielen von Carchesium pölypinum und Zoothamnium alternans wurde
ziemlich oft ein S u k to r wahrgenommen, das, bei Äh n lich k e it m it L. capitata in solchen
Me rkmalen wie d e r S tru k tu r des Kernes, d e r A r t d e r F ortpflanzung, dem B a u der
Schwärmer, zahlreichen Vakuolen u n d schließlich dem allgemeinen C h a rak te r d e r K ö rpe
rfo rm , sich in einigen sek u n d ä ren Me rkmalen u n terscheidet, u n d zwar in den Ausmaßen,
die n ich t üb e r 120— 130 (x, h äufiger im D u rch sch n itt 50—60 [x betragen, in k ü r zeren
u n d b re ite ren Lappen, die dabei weniger vom Stolo abgesetzt erscheinen, in der
g e rin g e ren Länge d e r Tentakel, die die K ö rp e rlä n g e gewöhnlich n ich t übertreffen. Diese
Fo rm k an n allem Anschein nach zu Trichophrya epistylidis CI. e t L a c h. gestellt werden, je doch
m it jen en Vorbehalten, die am A n fan g in bezug a u f die Schwierigkeit d e r A b g ren zung
dieser F o rm von L. capitata g e ä u ß e rt wurden. T. epistylidis wurde im L au fe des
ganzen J a h re s in U fe rn ä h e vorgefunden, wobei in d e r W in te rp e rio d e (März 1928) dies
Suctor a u f Z. alternans beobachtet wurde, die ih re rse its a u f den Schalen d e r ga stropoden
Mollusken aufsaßen, die u n te r dem E ise in den S p a lten zwischen den B re tte rn des Dam mes
von M a ritu j gefangen wurden.
Die T empera tu rg ren z en , in denen T. epistylidis angetroffen wurde, sind u n g e fäh r dieselben
wie bei Lernaeophrya.