
 
		M a ritu j  die  Gesamtzahl  d e r  In fu so rien   in   1  ccm  bis  450 000  In d iv id u e n   an.  Nach  der  
 B e fre iu n g   des Sees  von  d e r  Eisdecke,  E n d e  Mai,  n im m t  die  Zahl  dieser  Fo rm en   a llm ä h lich  
 ab,  u n d   im   sp ä ten   F rü h ja h rs p la n k to n   (Ende  Ju n i)  spielen  sie  schon  eine  u n te rg eo rd nete  
 Rolle,  u n d   in   den  Sommermonaten  werden  sie  in   g e rin g e r  Anzahl  n u r   in   den  k a lten   
 Tiefenschichten  angetroffen. 
 Wegen  d e r  E ig e n a rt  des  A rtenhestande s  is t  d e r  Vergleich  dieser  Gruppe  pelagischer  
 In fu so rien   des Baikalsees m it  den  pelagischen  In fu so rien   a n d e re r  Seen  n ic h t  au s fü h rb a r. 
 ß)  I n f u s o r i e n ,   d i e   i m   P l a n k t o n   d e s   H a u p t b a i k a l s e e s   a l s   z i e m l i c h   
 v e r b r e i t e t   e r s c h e i n e n ,   i n   q u a n t i t a t i v e r   H i n s i c h t   j e d o c h   d e r   e r s t e n   
 G r u p p e   n a c h s t e h e n . 
 Zu dieser Gruppe  gehören: 
 Am p h ilep lu s   trachelioides  Z a c h .   Prorodon garganellae  sp.  nov. 
 Coxliella  h e lix   B r .  Sphaerophrya  melosirae  sp.  nov. 
 D id in ium   nasutum  S t.  T intinnopsis  davidoffii  var.  cylindrica  B r. 
 Ophryoglena  pelagica  sp.  nov.  Vorticella  pelagica  sp.  nov. 
 Ih rem   A rten h e stan d   n a ch   ersch e in t  diese  Gruppe  ebenfalls  a ls  sehr  e ig en a rtig :  sie  
 schließt  4 neue A rten  ein u n d  zwei m a rin e  - 9 Coxliella helix u n d  Tintinnopsis davidoffii —,  
 die  dabei im Ba ika lsee ausschließlich dem P e lag ia l  an g ep aß t sind. Die zwei an d e ren  b ereits  
 au s  dem  P e lag ia l  an d e re r Wasserbecken  bekan n ten  A rten   aber,  Amphileptus trachelioides  
 und  Didinium  nasutum,  erscheinen  auch  im  B a ika lsee  als  U biquisten  u n d   werden  au ß e r  
 im  P e lag ia l  auch  in   an d e ren   Teilen  des  Sees,  bis  zu  den  „Ssors“  angetroffen. 
 Alle  au fgezählten  Formen,  m it  Ausnahme  von  Vorticella  pelagica,  kommen  im B a ika 
 lp lan k to n   während  des  ganzen  J a h re s   vo r,  sie  än d e rn   n u r   haup tsä ch lich   in   Zusammenh 
 an g   m it  der  T em p e ra tu r  ih re   v e rtik a le   V erteilung.  V. pelagica  wurde  im  W in te rp la n k ton  
 n ic h t  k o n sta tie rt. 
 y)  I n f u s o r i e n ,   d i e   n u r   s p o r a d i s c h   u n d   n u r   i n   g e r i n g e r   A n z a h l   v o n   
 E x e m p l a r e n   a n g e t r o f f e n   w e r d e n . 
 Dies  sind: 
 A sk e n a sia   elegans  B 1 o c h  m.  Staurophrya  elegans  Z a c h . 
 D id in ium   cinctum  V o i g t   Slenlor  roese lii  E h  r  n  b g. 
 Heliocometes  conspicuus  Z a c h .   S lenlor  m u ltifo rm is  O.F.M. 
 Holophrya  saginata  P e n a r d   S trombidionopsis  setigera  S t o k e s 
 L em b a d io n   conchoides  F a  u  r. - F r.  S lrom b id ium   v ir id e   S t. 
 S p a th id ium   campanula  sp.  nov.  Tintinnopsis  m e u n ie ri  K o f o i d 
 Diese Fo rm en   spielen  eine vollkommen  u n te rg eo rd n e te  Rolle. Wie  au s d e r Aufzählung  
 e rsichtlich,  g eh ö rt  die  überwiegende  Mehrzahl  davon  b e re its  bekan n ten   A rte n   an.  E inige  
 von  ihnen,  wie  z.  B.  Askenasia  elegans, Didinium cinctum, Heliocometes conspicuus, Lembadion  
 conchoides,  Staurophrya  elegans  werden  auch  in   an d e ren   Seen  vom  g emäßigten  
 T ypus  angetroffen,  sind a ls  eupelagische Formen  zu  b e trachten.  Andere  jedoch,  wie  Sten-  
 tor  multiformis,  Stentor  roeselii,  Strombidium  viride  erscheinen  im  Ba ika lsee  wie  auch  
 au ß e rh a lb   desselben  als  polytope  Fo rm en   u n d   kommen  a u ß e r  im  P e lag ia l  auch  in   an d e re 
 n   Regionen  des  Sees,  bis  zum  lito ra len   Gebiet,  vor.  Desgleichen  ist  zu  vermu ten ,  daß  
 Holophrya saginata  und  Strombidionopsis setigera,  die  au ß e rh a lb   des  Baika lsees  gewöhnlich  
 in  k leinen Wasserbecken v e rb re ite t  sind  u n d   im Baikalsee bishe r  n u r   im  P e la g ia l v o r gefunden  
 wurden,  bei  g en au e re r  Nachforschung  in  Z u k u n ft auch in  an d e ren  Regionen des  
 Sees  k o n s ta tie rt  werden,  z.  B.  in   den  „Ssors“  und  an   den  Ufern.  In   dieser  Gruppe  sind  
 n u r  zwei  origine lle  Formen  zu  verzeichnen:  die  neue Spezies Spathidium  campanula  und 
 die  m a rin e   A r t  Tintinnopsis  meunieri.  Somit  ersch e in t  diese  Gruppe  im  Ganzen  fü r   das  
 B a ik a lp e la g ia l  weder  in   q u a lita tiv e r  noch  in   q u a n tita tiv e r H in sic h t  ch a rak te ristisch . Auf  
 G rund  des Dargelegten  k a n n   somit der Schluß  gezogen  werden,  daß  d e r  leitende  G ru n d bestand  
 d e r  In fu so rien   des  B a ik a lp e la g ia ls  sich  d u rch   eine  au ß e ro rd en tlich e   E ig e n a rtig k 
 e it  se iner Zusammensetzung auszeichnet. 
 W ir  wenden  u n s  n u n   den  allgemeinen  Lehensbedingungen  d e r  Gemeinschaft  p e lag ischer  
 In fu so rien   im  Ba ika lsee  zu;  w ir  wollen  die  Beziehungen  d e r  H au p tfo rm en   dieser  
 G ruppe zu  einigen wichtigsten  Seiten  des  physikalisch-chemischen  u n d   biologischen Mediums  
 im  P e lag ia lg eb ie t  des  Ba ika lsees  betra ch ten . 
 E s wurde  schon  oben  d a ra u f  hingewiesen,  daß  die A rte n   d e r  In fusoriengeme inschaft,  
 welche  im  P e lag ia lg eb ie t  des  Hauptb a ik a lse e s  u n d   der  Seeteile  m it  ähn lich en   B edingungen  
 leben,  sich  von  den  In fu so rien a rten   sc h a rf  unterscheiden,  die  in  denselben  Bezirken  
 des  Baikalsees  bei  e rh ö h te r  W a s se rtem p e ra tu r  (siehe  A n h an g   I—I I   und  S.  241)  Vorkommen; 
   es u n te rlie g t keinem Zweifel, d aß   d e r T em p e ra tu rfa k to r  bei  d e r  Saisonabwechselung  
 u n d   H o rizo n ta lv e rte ilu n g   der  In fu so rien  im Baikalsee von g rö ß te r Bedeutung  ist. 
 Das  e ig en a rtig e   thermische  Regime  des  Baikalsees,  welches  hauptsä ch lich   d u rch   die  
 geographische  Lage  des  Sees,  d u rch   die  kolossale  Größe  se iner  Wassermasse,  d u rch   das  
 Wogen  u n d   die W in d z irk u la tio n   d e r  Gewässer  b edingt  w ird   (We r e s t s c h a g i n ,   1927),  
 zeichnet  sich  d urch  nied rig e  W a s se rtem p e ra tu ren   aus,  die  soga r  wäh ren d   der  Sommermonate  
 n ic h t n u r  in den tiefen,  sonde rn auch  in  den  oberflächlichen Schichten  eine  gewöhnliche  
 E rsch e in u n g   ist.  So  g ingen  die  höchsten  T em p e ra tu ren   an   d e r  Oberfläche  während  
 des  J a h re s   1927  (im  L au fe   dieses  J a h re s   wurde g e rade  eine massenhafte  E ntw ick lu n g   der  
 Marituja  pelagica  beobachtet)  im  Be zirk  „Boljschije  K o ty “  (südlicher  Baikalsee)  n ich t  
 ü b e r  9°— 10°  h in au s, wobei auch  diese unbedeutende Du rchw ä rm u n g   n ic h t weit in  die Tiefe  
 re ich te ;  am  12. V II. 1927,  hei  einer  oberflächlichen  T em p e ra tu r  von  9,60°,  w a r  z.  B.  die  
 T em p e ra tu r  in   ein e r Tiefe  von  3,5  m  6,30°,  in   einer  Tiefe  von  6m   a b e r  n u r   4,40°  ( J a s -   
 n i t z k y ,   1927).  Die  m ittle re   J a h re s tem p e ra tu r   d e r  oberflächlichen  Gewässer  im  Bezirk  
 d e r  Usch k an ji-In se ln   (M ittle re r  Baikalsee)  fü r   4  J a h r e   is t  3,1°  (Wo  s k r  e s s e n  sky,   
 1908).  Im   L au fe   d e r  Sommermonate  des  J a h re s   1925  w a r  die T em p e ra tu r  nach  den Beoba 
 ch tu n g en   d e r B a ika lischen  S ta tio n   der  Akademie  der  Wissenschaften  in   ein e r  Tiefe  von  
 25  m  u n te r  6°.  N u r  während  d e r  besonders warmen  Sommer,  z.  B.  im  J a h r e   1926,  e rhebt  
 sich  die  T em p e ra tu r  d e r  oberflächlichen  Schichten  in   diesem  Bezirk  bis  15°  u n d   höher;  
 diese  bedeutende  E rw ä rm u n g  w urde  ab e r n u r   in   den  oberflächlichsten  Schichten  beobachte 
 t und d au e rte  n u r  kurz e  Zeit (We r e s t s c h a g i n ,   1926). Die A b k ü h lu n g   der b aikalischen  
 Gewässer  g eh t  v ie l  ra sch e r  v o r  sich,  als  die  E rw ä rm u n g :  die  A b k ühlung  d e r  oberflächlichen  
 Schichten  e rfo rd e rt  5  Monate,  wäh ren d   die  E rw ä rm u n g   im   L au fe   von  7  Monaten  
 geschieht;  die  k a lte  Zeitperiode  d a u e r t also  im Ba ika lsee  viel  länger, als  die w arme  (Wo s -  
 k r e s s e n s k y ,   1908). 
 Die  In fu so rien   des  P elagialgebietes  leben  also  den  g rö ß ten  Teil  des  J a h re s   bei  n ie d rigen  
 W a s se rtem p e ra tu ren ,  soga r  in   den  oberflächlichen  Schichten.  Im   Z usammenhang  m it  
 diesem  oligothermischen  Regime  des  Sees  herrsch en   in   der  In fusoriengeme inschaft  des  
 P elagialgebietes  sc h a rf  stenothe rme  Kaltw a sse rfo rm en   vor. 
 In   d e r  weiter  u n ten   gegebenen Tabelle X X IX  finden sich die T emp e ra tu r-, O2-, Ph- nnd  
 Ox ydierharkeitsgrenzen,  in  welchen wäh ren d   d re ie r  J a h r e   im Ba ika lsee die In fu so rien  d e r  
 in  Rede  stehenden  Gemeinschaft  (Gruppe a  und  ß)  beobachtet  wurden;  die  Zahl  d e r  Pro- 
 Zoologica.  Heft  83.  2 9