Laut d en L ite ra tu ran g a b en e rscheint T. epistylidis als Epibiont a u f Lemna (C I. e t L a c h . , 1859—61), Anacharis
( S t o k e s , T. sinuosa, 1888), Conferva (B a d c o c k , 1880) un d an d e re n Algen (M a s l c e l l , 1887), a u f d e n Stengeln von
Epistylis, Carchesium u. a. Vorticellinen (C l a p . e t L a c h . , 1859—61; K e l l i c o t , 1885; B ü t s c h l i , 1876 u nd viele
a n d e re ), a u f Cordylophora lacustris au s dem Bridgewa ter K a n a l b e i Manchester, zusammen mit Lernaeophrya capitala
( H i c k s o n und W o d s w o r t h , 1909—11), auf Astacus ( S t e i n , 1879), a u f d en Kiem en b lä tte rn von Gammarus pulex
( E i s m o n d , 1895).
Vor k urz em w u rd e d ie s S uktor in an seh n lich er Anzahl von F. H o lm (1925) im Bewuchs des Hamb u rg er Hafens
verzeichnet, wobe i d e r V e rfa sse r a u f d ie b em e rk en sw e rte Unempfindlichkeit d ie se r A rt gegen ä u ß e re Einflüsse hinweist.
T. epistylidis kommt in Bezirken m it schne lle r Strömung w ie a u c h im s tillen Wasser, b e i s ta rk e r Trü b u n g w ie auch in
n icht v e ru n re in ig tem Wa sser vor. Im Hamb u rg er Ha fen kommt T. epistylidis im Laufe d e s ganzen J a h re s vor ( H e n t -
s c h e l , 1916). Somit lieg en G ründe vor, diese Form als ein e polytope u nd eu ry th e rm e zu betrachten.
Dendrosoma radians (Abb. 155) wird im B a ika lsee n ich t se lten a u f Stacheln, a u f den
Gliedmaßen u n d a u f dem P a n z e r verschiedener lebender u n d to te r Gammariden an g e tro ffen,
die sich im lito ra len Gebiet ansiedeln. Dies S u k to r wurde ebenfalls a u f Polygonum
ambiguum im Angara-Ssor (1928) angetroffen. Die Ausmaße u n d die äu ß e re Gestaltung
von Dendrosoma sin d ä u ß e rs t v a ria b e l u n d stehn in d ire k te r A b h än g ig k e it von d e r A n h
eftungsstelle a u f dem W irt. Au f den Stacheln werden z. B. h äufiger In d iv id u e n mit
schwach entwickeltem Stolo gefunden, d e r eine vollstän d ig e P la tte d a rste llt, die zuweilen
n ich t ü b e r 50—60 ^ lan g is t u n d sich län g s d e r Oberfläche des Stachels h in z ieh t oder an
d e r Ansatzstelle des Stachels an g eordnet ist. Trotzdem können die H än d e bei dergleichen
In d iv id u e n sehr langgestreckt, bis 300— 400 und dün n erscheinen; ih re Endzweige sind
besonders b iz a rr ausgebogen und u n te r verschiedenen Winkeln zu r U n te rlag e geneigt. I n d
ividuen von gleicher Ge staltung werden auch a u f den P an z e rn von Gammariden v o rgefunden,
wobei sich ih r k le in e r Stolo gewöhnlich in verschiedenen k leinen Einsenkungen
a u f den P an z e rn befindet. E s werden n ich t se lten u n te r ihn en In d iv id u e n angetroffen,
deren lange, dünne F in g e r g a r n ic h t v e rä ste lt sind. Sie e rin n e rn seh r a n die Morphe
von Dendrosoma radians, die von H i c k s o n und W o d s w o r t h fü r die Stengel
von Cordylophora lacustris (Textfig. B. p. 148) au s dem B rid g ew a te r K a n a l bei Manchester
beschrieben worden ist. Au f den G ammaridenpanzern werden a lle Überg an g sfo rmen
von In d iv id u e n m it reduziertem Stolo bis zu gewöhnlichen D. radians m it g u t en twickeltem
Stolo k o n sta tie rt. Die a u f Polygonum aufsitzenden In d iv id u e n wiesen einen
g u t entwickelten Stolo in F o rm eines komplizierten Netzes au f, ih re meh rfa ch verzweigten,
langen H än d e heben sich zu ihm fa s t regelmäßig senk re ch t empor. Die maximalen
Ausmaße solcher In d iv id u e n e rre ich ten bis 2,5 mm, die L änge der H ände bis 0,5 mm, die
L änge d e r T entakel 80—90 ¡a.
Der Stolo u n d u n te re Teil der H än d e is t häufig von auß en m it verschiedenen F rem d k
ö rperchen bedeckt. Die Epizoen Vrnula epistylidis, die f rü h e r als „ äu ß e re Knospen“ betra
c h te t wurden, w u rd en von uns a u f den baikalischen Dendrosoma n ich t k o n sta tie rt.
Die T empera tu rg ren z en , in denen D. radians im Ba ika lsee u n d seinen Teilen vorkam,
w aren seh r weit: von u n g e fäh r 0—:21 °. Dieses In fu so r k a n n deswegen den eu ry th e rm en
A rte n an g e re ih t werden, um so meh r da dies m it den L ite ra tu ra n g a b e n üb e r sein Vorkommen
in an d e ren Wasserbecken im L au fe des ganzen J a h re s ü b ereinstimmt.
L au t d en s e h r z a hlreichen L ite ra tu ran g a b en — was von e in e r we iten V e rb re itu n g d ieses Su k to rs zeugt, — kommt
D. radians a ls Epibiont auf höh eren Wasserpflanzen: Ceratophyllum, Callitriche, Anacharis, Myriophyllum u. a. ( E h r e n -
b e r g , 1838—62; K e n t , 1882; S a n d , 1899, u nd v iele an d e re ) u nd a u f T ie re n 1) v o r: a u f Rotatorien, Limnias socialis
( L e i d y , 1874), a u f den Fortsätzen d e s crayfish ( S t e i n , 1879), auf Cordylophora lacustris un d auf Bryozoen ( H i c k s o n
u nd W o d s w o r t h , 1909—10). E. H e n t s c h e l (1916) u n d F. H o lm (1925) g eben D. radians fü r d en Bewuchs des
U Deswegen e rscheint d e r Hinweis von B. S w a r c z e w s k i , d aß D. radians ausschließlich d ie Oberfläche d e r
Wasserpflanzen a ls Wohnort au sw äh lt (1928), unrichtig.
Hamb u rg er Hafens an , wobei d e r le tz te re d a ra u f hinweist, d aß d ie s S uktor Regionen m it stillem Wa sser u nd schwacher
Trü b u n g eig e n ist.
Zum Schluß w e n d en w ir uns noch d e r systematischen S te llung e in ig e r Dendrosomiden zu, d ie v o r kurz em von
S. S w a r c z e w s k i in s e in e r Abhandlung „Zu r K enntnis d e r Baik alp ro tisten fau n a“ (1928) fü r d en B aikalsee b esch rieben
wurden.
Wie aus dem a u f S. 199 Da rgelegten h e rvorgeht, ist d ie Untersch eid u n g d e r Gattungen u nd A rte n d e r Familie
Dendrosomida e in An b e trach t ih r e r au ß e ro rd e n tlich e n V a riab ilitä t u nd d e r zwischen ju n g en In d iv id u en besteh en d en
Ähnlichkeit mit Schwierigke iten verb u n d en , was z u r Festste llu n g e in e r ganz en Reihe von dubiosen A rte n in d ie s e r Familie
fü h rte (Dendrosoma astaci S t., Trichophrya sinuosa S t o k e s , T. mirabilis S a n d u. a.). Um in bezug a u f d ie V e rtre te r
d ie s e r F am ilie richtige systematische Schlüsse zu ziehen, is t e s — w ie d ie F orschungen von H i c k s o n , W o d s w o r t h ,
H o lm u. a. gezeigt — von g ro ß e r Wichtigkeit, erste n s d a s A lte r d e s Individuums u n d d ie damit zusammenhängenden
morphologischen Ve rän d e ru n g en zu berücksichtigen, zweitens, w ie uns d ie Beobachtungen d e s leb e n d en Materials d e s
Baikalsees überzeugen, d ie morphologischen V e rän d e ru n g en von re in phänotypischem C h arak ter in Betracht zu ziehen,
d ie d u rc h d ie Anordnungsbedingungen ve rsch ied e n e r In d iv id u en au f dem Kö rp er des Wirts, d urch d en Grad d e r Besiedelu
n g d e s W irts von versch ied en en sessilen Organismen u. dgl. ä u ß e re Umstände entstehen, u nd d ritten s , in Anbetracht
dessen, daß fü r diese Familie in systematischer Hinsicht d ie Länge d e r T en ta k el u nd d ie Beschaffenheit d e r S chwärmer
wie auch d ie allgeme inen Ausmaße u n d d ie Körperform ä u ß e rs t wesentlich e rscheinen, d ie systematischen Bestimmungen
un d um so m eh r d ie Festste llu n g von n e u e n A rte n u n d b esonde rs Gattungen u n b ed in g t hauptsächlich an lebendem Material
auszuführen, das (na türlich in e in e r en tsp re ch e n d en Weise) fix ie rte Material muß in d ie s e r Hinsicht ein e Hilfsrolle spielen.
Es d ü n k t mich, d aß d a s Nichteinhalten d ie s e r Bedingungen, b esonde rs d e r letztgenannten, in d e r oben z itierte n Abhand
lu n g von S w a r c z e w s k i zu e in e r ganzen Reihe u n rich tig er, nich t n u r re in systematischer, so n d ern auch allgeme
in biologischer Schlüsse g e fü h rt hat, z. B. ü b e r d en endemischen C h arak ter d e r b aika lischen Dendrosomiden.
Sein Untersuchungsmateria l h a t e r von Gammariden entnommen, d ie zu faunistischen karzinologischen Zwecken
gesammelt u nd m it Formol fix iert w u rd e n ; d ies geschah meist lan g e .b ev o r d e r g en a n n te V e rfa sse r s ie auch zu protisto-
logischen Zwecken ausnützte (die F u n d e von W. D o r o g o s t a i s k i au s d en J a h r e n 1915—17 u n d in ein em F alle aus
dem J a h r e 1927). Natürlich k an n m an dem A u to r wohl k aum beistimmen, w e n n e r meint, daß d ieses Material „ fü r die
Pro tiste n u n te rsu ch u n g e n s e h r günstig w a r“, d e n n w ie b ek a n n t, en tstellt d a s Formol d adurch, daß es ein e Quellung d e s
Plasmas h e rv o rru ft, u nd d ab e i b e i v ersch ied e n en A rte n u n d se lb st versch ied en en In d iv id u en d e rse lb en A rt in verschiedenem
Grade, e b e n d ad u rch d ie Form u n d d ie Ausmaße viel g rö b e re r Organismen als d ie P rotisten, ab g e seh en davon,
daß ein e ganze R eih e von Merkmalen, d ie fü r Dendrosomiden ä u ß e rs t wesentlich erscheinen, w ie z. B. d ie p u lsie re n d e
Vakuole, d ie Länge, d ie S tru k tu r d e r Tentakel, d e r Schwärmer usw. b ei S uktorien n u r in vivo beobachtet w e rd e n können.
Deswegen kö n n en w ir in Anbe tracht d ie se r we sentlichen methodischen F e h le r d e r besagten Arb eit, a ls d e ren
Folgen e in gew isse r Grad von Ungenauigkeit d e r in ih r ge lie fe rten Beschreibungen u nd Abbildungen erscheint, v o r allem
a b e r in Anbe tracht d e s F eh len s e in e r ganzen Reihe von Angaben, d ie fü r d ie Festste llu n g von Dendrosomiden we sentlich
sind, a u f Gru n d d e r Vergleichung d e r von S w a r c z e w s k i besch rieb en en A rte n m it d en von uns in vivo und
in fixiertem Zustande u n te rsu c h ten A rte n w ie auch m it d en Angaben d e r vorau fg eh en d en Au to re n n u r e in ig e un sich ere
Schlüsse ü b e r d ie systematische S te llung d e r von S w a r c z e w s k i beschriebenen Arten bieten. Zugleich leugnen
w ir vollkommen d ie Möglichkeit, das vom V e rfa sse r ausgenützte Material fü r irgendw elche kategorische Schlüsse sy stematischen
C h a ra k te rs in bezug auf Dendrosomiden-Formen u nd in sb eso n d ere fü r d ie Festste llu n g n e u e r A rte n u nd vollen
d s n eu e Gattungen d ie s e r F am ilie zu verwen d en . Deshalb k ö n n en w ir uns ein n ä h e re s Eingehen a u f diese we rtlosen
U ntersuchungen ersp aren .
Dendrosomides tumidus sp. nov. (Abb. 156).
De r K ö rp e r is t massiv, b re it, s ta rk abgeflacht, a n den R ä n d e rn in ziemlich kurze,
n ich t verzweigte H ände zerschnitten. E r sitz t a u f einem n ic h t langen, dicken F ü ß chen,
das sich allmäh lich von d e r U n te rlag e nach oben h in v e rb re ite rt. Die längs v e rla u fende
S tre ifu n g is t a u f ihm deutlich ausgesprochen. Die K ö rp e rlä n g e -M m it dem F ü ß chen
— k an n bis 100 p. erre ichen, die L änge d e r H än d e bis 20 (a, diejenige des F üßchens
bis 25 (x. Die Zahl d e r H ände is t verschieden, meist sind es 5—8. Sie haben die F o rm k u r zer
F in g e r, die gewöhnlich a n den E n d en meh r oder weniger s ta rk zu einem keulen fö rmigen
Köpfchen a u f getrieben sind. Die T en tak e l sitzen k ranzförmig, n ich t üb e r 12—15
an d e r Zahl, am Rand dieser Köpfchen, die Spitze des Köpfchens tr ä g t jedoch keine Tentakel.
Die T en tak e l sind kurz , bei m ax im a le r S tre ck u n g gegen 15 lang, dick, an der
Basis b re ite r, gegen das E nd e ein wenig v e rschm ä le rt, am E nd e g e rad e ab gestutzt, n ich t
geknöpft. Der K ö rp e r is t m it ein e r dicken Schicht ein e r d urchsichtigen, farblosen Pelli-
k u la bedeckt, die vom ü b rig en Zytoplasma deutlich abgegrenzt ersche int. Besonders s ta rk