scheinen sie als Bewohner des P lan k to n s k le in e r B uchten (z. B. A tlan tisch e r Ozean a n den
U fe rn F ran k re ich s).
Somit erscheinen die im Ba ika lsee Vorgefundenen m a rin en Elemente von Suktorien,
P e ritric h e n u n d Holotrichen gleich den T intinnoideen a ls Formen, die in Meeren Gebiete
u nd einzelne Regionen m it wechselndem oder abgeschwächtem S a lzgehalt besiedeln: die
Kü stenregion, die Vormündungsgebiete, die Meereskanäle usw. Ebenso sind au ch ih re Ausmaße
im Ba ika lsee im Vergleich m it denen ih re r m a rin en Verwan d ten ge rin g e r.
Zu erwähnen wä re vielleicht noch, daß, a u ß e r einer m a rin en A r t u n d ein e r A r t aus
schwach sa lzhaltigem Wasser, die ü b rig en m a rin en S u k to rien u n d P e ritric h e n im B a ik a lsee
in erheblichen Tiefen v o rgefunden wurden. Da ab e r u n se re M a te ria lien ü b e r die v e r tik
a le V e rb re itu n g dieser Fo rm en sich n u r a u f die einzige Region von M a ritu j besch rän ken,
en th a lten w ir uns we ite re r Schlußfolge rungen.
A u ß e r den 17 m a rin en F o rm e n wurden im Ba ika lsee noch einige In fu so rien -A rten
v orgefunden, die im Süßwasser au ß e rh a lb des Baikalsees ä u ß e rs t selten Vorkommen,
jedoch im Ba ika lsee u n d in Meeren sehr v e rb re ite t sind. Zu diesen Fo rm en gehören: La-
crymaria lagenula CI. et La ch. , Euplotes harpa S t., Stentor multiformis E h r n b g . , Con-
dylostoma caudatum S p i e g e l und die von R o s s o l im o gefundene Condylostoma patens
O. F . M. Alle erwäh n ten In fu so rien werden in allen n ic h t n u r v e ra lte ten , sonde rn auch in
den a lle r neuesten Zusammenfassungen, Bestimmungsschlüsseln u n d L eh rb ü ch e rn a ls m a rin
e A rte n angegeben. Deswegen ordneten w ir diese F o rm en im Stad ium d e r vorläufigen
B e a rb e itu n g u n se re r M a te ria lien ebenfalls den m a rin en E lementen zu. N u r na ch g en au e r
N a ch p rü fu n g d e r protistologischen u n d hydrobiologischen L ite r a tu r g elang es u n s festzustellen,
daß in seltenen F ä llen diese A rten , die a u ß e r Condylostoma caudatum S p . der
Wissenschaft schon se it M ü l l e r und E h r e n b e r g b ek an n t w aren, auch im Süßwasser
angetroffen wurden. So wurde Lacrymaria lagenula in d e r Rhone ( A n d r é 1912), in T o rfmooren
des J u r a vaudois ( M e rmo d 1914), in k leinen Wasserbecken in d e r Näh e von
H am b u rg ( K a h l 1926) vorgefunden u n d P e n a r d schwankte (1921) fü r eine d e r Fo rm en
Lacrymaria, die von ihm in einem Torfmoore bei Genf g efunden wurde, ob e r sie dieser
A r t zuordnen solle. Im B a ika lsee is t L. lagenula gewöhnlich in Algenansammlungen
v e rb re ite t, die sich vom Ufe r losgerissen haben u n d bei stillem W e tte r im offenen See
herumschwimmen. Euplotes harpa, eine d e r im Meere gewöhnlichsten Formen, wurde
einmal im L ac Léman vorgefunden (A n d r é 1914). Im B a ika lsee w ird sie gewöhnlich im
pelagischen P lan k to n in d e r Küstenzone, in Ansammlungen herumschwimmender Algen
un d schließlich a u f dem pelagischen Amphipoden Macrochaetopus hranizki angetroffen.
Stentor multiformis, ebenfalls eines d e r im Meere v e rb re ite ts ten In fu so rien , wurde
im Neuchä te le r See ( G o d e t 1900), in den Wasserbecken des Botanischen G artens (He n -
d e r s o n 1905) u n d in kleinen Wasserbecken in der Nähe von Gen f ( P e n a r d 1922) gefunden.
Im Ba ika lsee wird dies In fu so r im pelagischen P lan k to n , an den U fe rn u n d in
Symbiose m it den Bodengamma riden angetroffen, wobei es bis zu 600 m Tiefe h e ru n te rg e h t.
Condylostoma caudatum S p . w urde in der Ostsee ( S p i e g e l 1926) u n d im schwach
sa lzhaltigen Oldesloer See ( K a h l 1928) gefunden. Augenscheinlich wurde dieselbe A r t
im R he in angetroffen ( L a u t e r b o r n 1908). Im Ba ika lsee ersch e in t C. caudatum als
pelagische Form.
Condylostoma patens — ein in Meeren u n d Salzseen seh r v e rb re ite te s In fu so r, konnte
wegen se iner seh r g roßen Ausmaße wohl k aum in Süß wassern u n b em e rk t geblieben sein.
E s wird n u r einmal angegeben, u n d zwar in Gräben in der Näh e d e r n ördlichen Dü n a
(Me r e s c h k o w s k i 1877). Im Ba ika lsee w urde es von R o s s o l im o im K üstengebiet der
T schiwyrkui-Bai (1922) vorgefunden.
Die v o raufgegangenen A u sfü h ru n g en ü b e r den systematischen Be stand d e r In fu so rien
, die einen me rklichen Teil der zahlreichen B a ik a lfa u n a bilden, gesta tten , die e rm itte lte
n Angaben als ein neues, wesentliches Moment zu b e tra ch ten fü r die A uffassung, daß
de r A n te il des Meeres bei d e r F o rm ie ru n g d e r B a ika lbevölke rung d u rch au s möglich
erscheint.
D. Kommen unter den Infusorien des Baikalsees endemische Formen vor?
Die F ra g e na ch dem F eh len der geographischen Differenzierung bei* den S üßwasserprotozoen
(die Meeresprotozoen sind, wie es scheint, kein e Kosmopoliten) w u rd e schon im
J a h r e 1893 d u rch die klassischen U n te rsuchungen von W. S c h e w i a k o f f gelöst.
Alle nachfolgenden Versuche, einige Protozo en a rten m it bestimmten geographischen
Gebieten in V e rbindung zu setzen, w a ren u n ab än d e rlich erfolglos, d a bei weiteren, sorgfä
ltig e n U n te rsuchungen dieselben F o rm e n u n te r den entsprechenden Bedingungen auch
in den Becken a n d e re r Gebiete gefunden wurden. Die v o r k urzem au sg e fü h rten U n te rsuchungen
von S a n d o n und C u t l e r (1924) a n den Protozoen d e r von den Ko n tin en ten
weit abstehenden In se ln des Atlan tisch en Ozeans bestä tig en nochmals die R ich tig k e it der
A nsicht von S c h e w i a k o f f in bezug a u f den Kosmopolitismus d e r Protozoen.
In d e r neuesten Zeit w urde ab e r wieder die Beh au p tu n g g e äu ß e rt, daß u n te r den I n fusorien,
speziell u n te r denen des Baikalsees, endemische A rte n Vorkommen ( S w a r -
c z e w s k y 1927—30). Die F a u n a des Baikalsees en th ä lt, wie b ekannt, bis 75% endemischer
Form en ; au s diesem Grunde w ird d e r Ba ika lsee in ein besonderes biogeographisches
U n te rg eb ie t gestellt. E s is t bis zu einem gewissen Maße verstän d lich , daß g e rade dieses
Becken m it se iner eig en a rtig en F a u n a u n d den besonderen Lebensbedingungen die Hoffn
un g geben könnte, auch u n te r den Protozoen h ie r endemische Fo rm en zu finden u n d d a d
u rch die in d e r Wissenschaft feststehende An sich t üb e r den Kosmopolitismus dieser
Gruppe nachzuprüfen.
Zwei Verfa sse r, die sich v o r u n s m it der U n te rsu ch u n g d e r In fu so rien des Baikalsees
b e faß t haben, ä u ß e rn in bezug a u f das Vorkommen endemischer Fo rm en in dieser Gruppe
entgegengesetzte Meinungen.
L. L. R o s s o l im o (1922) weist d a ra u f hin, daß ,,der Kosmopolitismus d e r Protozoen
die Möglichkeit der E n td e ck u n g von endemischen Fo rm en a p rio ri au sschließt“ ; e r h ä lt es
fü r vollkommen gesetzmäßig, daß seine U ntersuchungen a u f dem Ba ika lsee g a r keine
e ig en a rtig en u n d neuen Fo rm en nachgewiesen haben. Es muß e rw äh n t werden, daß die
Untersu ch u n g en von R o s s o l im o vornehmlich in d e r se ichten T schiwyrkui-B ucht au sg
e fü h rt wurden, welche fü r den Ba ika lsee n ich t ch a rak te ristisch ist; sie beziehen sich in
seh r geringem Maße a u f den H a u p tte il des Baikalsees.
B. S w a r c z e w s k y (1927—30), d e r die an den b a ikalischen Gammariden lebenden
S u k to rien u n d P e ritric h e n u n te rsu c h t h a t, ä u ß e rt die g e rad e entgegengesetzte Ansicht:
„die P ro tis te n fa u n a des Baikalsees zeichnet sich durch dieselben Be sonderheiten aus,
welche w ir in an d e ren F au n en te ilen dieses Sees finden, nämlich . . . d u rch eine ansehnliche
Z ahl von F ormen, die offensichtlich einen endemischen C h a rak te r h aben.“ E s muß ab e r
e rw äh n t werden, daß diese B ehauptung, die eine seh r genau e K en n tn is d e r Protozoenbiologie
v o raussetzt, vom Verfa sse r re in d ek la ra tiv , im A n fan g seines e rsten A rtik e ls aus
der Reihe se iner Arb e iten üb e r die B a ik a lin fu so rien g e ä u ß e rt w ird u n d w e ite rh in n ir