ben A r t sind, e rst weitere U n te rsuchungen entscheiden d ü rfen . Ab e r bis a u f den heutigen
T ag wird bei den meisten Autoren, die das Vorkommen von T. lacustris kon sta tie ren , kein
Hinweis a u f die Z ugehörigkeit d e r von ihnen gefundenen Fo rm en zu d e r einen oder andere
n von E n t z beschriebenen V a rie tä t verzeichnet. N u r F a u r e - F r e m i e t (1924) ste llte
fest, d aß T. lacustris au s den Wasserbecken des Oise-Tales zu r F o rm laevis E n t z j u n .
gehört.
Im Ba ika lsee w ird T. lacustris in einer Re ihe von B e zirken angetroffen u n d offenbart
in bezug a u f die S tru k tu r des Gehäuses ebenfalls eine ziemlich bedeutende V a ria b ilitä t.
Trotzdem lassen sich alle im B a ika lsee vorkommenden Modifikationen n a tu rg em äß um die
zwei Grundformen von E n t z g ru p p ie ren , die dabei g e tre n n t in verschiedenen Bezirken
des Sees Vorkommen.
H in sich tlich ih re r K ö rp e rs tru k tu r sind bei diesen beiden Grundformen keine U n te rschiede
zu verzeichnen; was speziell den K e rn a p p a ra t angeht, so schließt le tz te re r bei beiden
F o rm e n zwei ovale M a kronuklei ein, die g e tre n n t im m ittle re n K ö rp e rte il angeordn
e t sind.
Die Verschiedenheiten dieser Fo rm en beziehen sich a u f die S tru k tu r des Gehäuses
u n d bestehen in folgendem: Bei d e r ersten F o rm h a t d e r h in te re Teil des Gehäuses, das
Wohnfach, die K o n tu ren eines Drei- oder F ünfe cks, wobei die Ecken bei verschiedenen
In d iv id u e n entweder s ta rk h e rv o rtre te n oder meh r oder m in d e r ausgeglichen erscheinen.
Das H in te r ende des Gehäuses is t v e rschm ä le rt, bei einigen E x em p la ren s ta rk v e rjü n g t;
Gehäuse m it einem in einen F o rts a tz ausgezogenen H in te ren d e w u rd en k e inm a l getroffen.
F e rn e r is t der v o rd e re Teil des Gehäuses, der Aufsatz, zy lindrisch u n d e rsche int deutlich
vom Wohnfach abgesetzt, d a sein Durchmesser ste ts k le in e r is t als d e r maximale D u rch messer
des h in te ren Teils des Gehäuses. Die Que rrin g e des Aufsatzes lassen sich entweder
g a r n ic h t u nterscheiden, oder sind k aum angedeutet, in diesen F ä lle n sin d sie von d e r I n nenseite
des Gehäuses b emerkbar. Das Gehäuse is t s ta rk in k ru s tie rt; die Körn ch en sind
v on b e trä ch tlich e r Größe u n d haben g rö ß ten te ils eine unreg e lm äß ig v iereckige F orm. Die
Wän d e des Gehäuses zeigen keine re tik u lä re S tru k tu r . E in e p rim ä rw ab ig e S tru k tu r wurde
bei den Gehäusewänden auch n ic h t beobachtet. In diesen ä u ß e rs t wesentlichen Merkmalen
stim m t die vorliegende V a r ie tä t m it fo rm a laevis E n t z j u n . überein. Die Endgrenzen
d e r Ausmaße des Gehäuses u n d d e r Z ahlen v e rh ä ltn isse zwischen den einzelnen Teilen des
Gehäuses, die a u f Grund d e r Messungen von 20 In d iv id u e n aus dem n ördlichen Seichtwasser
des Baikalsees au fg e ste llt wurden, sind in nachfolgender Tabelle zusammengefaßt;
au s dieser geh t h ervor, d aß einige Merkmale, wie die allgemeine Länge des Gehäuses, die
L änge des Wohnfachs, die We ite d e r Mündung des Aufsatzes mäßigen Schwankungen
u n terliegen, wäh ren d die Höhe des Aufsatzes u n d die Weite des W'ohnfachs bei dieser
F o rm gro ß e Schwankungen zeigen, u n d folglich auch das V e rh ä ltn is d e r Länge des Wohnfachs
zu r Höhe des Aufsatzes u n d d e r allgemeinen L änge des Gehäuses zu se iner Weite.
Schließlich is t das Gehäuse bei dieser F o rm in d e r Regel u n g e fä rb t, farblos. Die beiden
extremsten Modifikationen d e r vorliegenden F o rm sind a u f Abb. 78 u n d 79 d a rgestellt.
Die zweite F o rm von T. lacustris, die i.reticulata (Abb. 80), unte rsch e id e t sich von der
eben beschriebenen dadurch, daß das Wohnfach ih re s G ehäuses keine polyedrische, sondern
eine reg e lm äß ig ab g erundete F o rm zeigt, u n d das H in te ren d e des Gehäuses entweder b re it
ab g e ru n d e t oder ein wenig v e rschm ä le rt u n d ab g e ru n d e t erscheint. D e r v o rd e re Ab schnitt
des Gehäuses, d e r Aufsatz, besteht au s 4— 5 seh r k la r ausgesprochenen h e rvorstehenden
R ingen. Der Ü b e rg an g vom Aufsatz zum Wohnfach w ird n u r d u rch den h in te ren R a n d
des letzten Ringes angedeutet, da die Weite des Aufsatzes (siehe Tab.) d e r We ite des W ohnfachs
entweder gleich is t oder sie soga r ein wenig überste ig t. Deswegen n im m t die Gesamtfo
rm des Gehäuses bei dieser V a r ie tä t die F o rm eines Gläschens u n d n ich t die einer Vase
o der eines kleinen K ru g e s an, wie bei d e r e rsten V a rie tä t. Da ab e r zugleich die Ausmaße
des Gehäuses g rö ß e r erscheinen, is t die zweite F o rm ü b e rh a u p t massiver, gröber. Die Gehäusewände
sind von deutlich wabiger S tru k tu r u n d in diesem Me rkmal n ä h e rt sich diese
V a rie tä t der forma reticulata E n t z j u n . Die sek u n d ä ren F e ld e r von 5- oder 6 eckiger
F o rm bedecken das ganze Gehäuse; deswegen tra g e n die Ringe des Aufsatzes leich t gewundene,
gezahnte R än d e r. Die p rim ä rw ab ig e S tru k tu r d e r Gehäusewände is t n ich t u n te r scheidbar.
Dich te re k e rn a rtig e Gebilde, die la u t den A u sfü h ru n g en von G. E n t z s e n . im
Zen trum jed e r Wabe an g eordnet sind, wurden bei d e r Ba ika lsee-Form n ic h t wahrgenom-
men, u n d das In n e re d e r Wabe e rsche int g la tt. Die das Gehäuse in k ru stie ren d en K ö rn chen
sind ih re n Maßen na ch im allgemeinen g e rin g e r u n d in k le in e re r Z ahl als bei der
e rsten F o rm v e rtre ten . Deswegen is t die wabige S tru k tu r d e r W ände ziemlich g u t auch
a n d enjenigen Gehäusen u n te rsch e id b a r, bei denen die Körn ch en e rh a lte n geblieben sind,
n a tü rlic h a b e r a n leeren Gehäusen s ic h tb a r, die einen Teil ih re r K örnchen v e rlo ren haben.
Die Gehäuse sind hell gelb g e fä rb t. Aus d e r nachstehenden vergleichenden Tabelle, deren
Z ahlangaben aus d e r Messung von 20 In d iv id u e n jed e r V a r ie tä t re su ltie ren , is t e rsich tlich,
d aß die zweite V a r ie tä t sich d urch viel g rö ß e re Konstanz ih re r allgemeinen Ausmaße
wie d e r Ausmaße ih re r einzelnen Teile u n d folglich ih re r gegenseitigen Verh ä ltn isse au szeichnet
als die erste.
Tintinnopsis lacustris v ar. laevis E n t z
S chale ohne re tik u lä r e S tru k tu r
T. lacustris var. reticulata E n t z
Schale m it re tik u lä re r S tru k tu r
Länge d e r ganz en Schale 50—60 70—75 [x
Länge d e s Wohnfachs 3 5 - 4 0 [x 40—45 [x
Höhe des Aufsatzes 15—24 |x 30—35 [x
Größte We ite d e s Wohnfachs 40—55 u 45—49 [x
Weite d e r Mündung d e s Aufsatzes 35—40 |x 45—50 |x
Länge des Wohnfachs
Höhe des Aufsatzes 1,46—2,66 1,35—1,50
Länge d e r ganzen Schale
Maximale W e ite d e s Gehäuses 1,00—1,50 1,50—1,50
Somit gleichen die im Ba ika lsee gefundenen F ormen von T. lacustris E n t z in ihrem
Grundmerkmal, u n d zwar in d e r S tru k tu r d e r Gehäusewände entsprechend fo rm a laevis
und fo rma reticulata E n t z j u n . , u n d unte rsch e id en sich von diesen letz te ren n u r in ih re n
se kundären, v a riab len Merkmalen — den Ausmaßen, d e r F o rm des Gehäuses u n d den gegenseitigen
V e rh ä ltn issen se iner einzelnen Teile. D a die Verschiedenheiten, die zwischen
beiden F o rm e n bestehen, k la r ausgesprochen sind u n d in bezug a u f das Grundmerkmal
bei ihn en keine Übergänge k o n s ta tie rt werden, w ird es b e re ch tig t erscheinen, sie n ich t als
Morphen, sonde rn a ls V a rie tä te n zu b e tra ch ten u n d dementsprechend als T. lacustris v a r.
laevis u n d T. lacustris v a r. reticulata zu bezeichnen. Dabei sind beide V a rie tä te n im B a ikalsee
g e tren n t, in verschiedenen Regionen angetroffen worden. So k am v a r. laevis im
P lan k to n d e r Ba rgusin-B ai, im n ördlichen Seichtwasser des Sees u n d im Be zirk der
Selenginschen B a n k vo r; die zweite V a r ie tä t jedoch — v a r. reticulata — fanden w ir im
P lan k to n d e r Tschiwyrkuischen B u ch t u n d im Bezirk des Flusses T scheremschanka vor.
Die uns z u r V e rfü g u n g stehenden hydrologischen Angaben sind n ich t ausreichend, um ein