zum h in te re n K ö rp e rd ritte l; bei einigen E x em p la ren endet es noch weiter hinten, a u f dem
N iveau des h in te re n K ö rp e rv ie rte ls . D e r lin k e R a n d des P e ristom s is t m it ziemlich langen
d ichten Membranellen besetzt; der Schlund tr ä g t gleichfalls Wimp e rn . Auf dem re ch ten
Rande des P e ristom s lieg t die und u lie ren d e Membran, die das u n te re D r itte l des peristo-
m alen R andes e innimmt; sie is t deutlich u n te rsch e id b a r u n d h a t die F o rm eines Dreiecks.
De r K e rn is t von ru n d e r oder o valer F o rm u n d lieg t in d e r v o rd e re n K ö rp e rh ä lfte .
E in Makronukleus is t vorhan d en . E in e umfan g re ich e p u lsierende Yakuole lieg t im h in te re
n K ö rperende; w äh ren d d e r Systole gleicht sie einem k ra ss en weißen Fleck a u f dem
b lau en Grund des Körpers.
J . L e p s i (1926), d e r die s ta rk e V a r ia b ilitä t a lle r zu r Ga ttu n g Blepharisma gehörigen
A rte n u n d z ahlreichen V a rie tä te n v e rzeichnet, weist m it Re cht a u f die Notwendigkeit
h in , sie ein e r systematischen Revision zu u n te rz ieh en u n d die V a ria tio n sre ih en a u f experimentellem
Wege zu studieren.
Die F ä rb u n g a lle r b ish e r beschriebenen A rte n u n d V a rie tä te n d e r G a ttu n g Blepharisma
is t entweder ro t oder ro sa m it verschiedenen Sch a ttie ru n g en , oder sie sind, was selte
n vorkommt, farblos. Am nä ch sten ste h t u n se re r B. coeruleum die A r t B. ovatum S t o k e s -
P e n a r d , die von E. P e n a r d (1922) fü r die k le in e ren Wasserbecken d e r Umgegend von
Genf beschrieben wurde. Dieses In fu so r ersch e in t d o rt g re ll ro t g e fä rb t. B. ovatum is t f e r n
e r von A. K a h l in einem Teiche d e r Umgegend H am b u rg s g efunden worden, wo die
E x em p la re dieser A r t trü b -ro sa g e fä rb t waren. Die Blepharisma des Baikalsees sind, wie
oben erw äh n t, p rä c h tig blau , b lau -g rü n u n d himmelblau g e fä rb t. Rosa oder ro te E x em p
la re fan d en w ir nie, trotzdem w ir eine b e trä ch tlich e A n z ah l von E x em p la ren dieser F o rm
u n d zudem a n den verschiedensten Stellen d e r B a ik a lu fe r u n te rsu c h t haben, da diese blaue
Blepharisma-A rt zu den v e rb re ite ts ten F o rm e n des Baikalsees gehört. Da dieses Me rkmal
bei den B a ik a lfo rm en seh r sta b il is t u n d d u rch das Vorhandense in eines b e stimmten m o rphologischen
Elements in d e r Org an isa tio n dieser F o rm bedingt wird, h a lte ich mich fü r
berech tig t, diese F o rm als ganz se lbständig zu betra ch ten .
Die an d e ren Blepharisma-Arten au ß e r d e r beschriebenen fan d en w ir b ish e r im B a ik a lsee
n ic h t vo r. Jedoch g ib t L. L. R o s s o l imo (1923) fü r die Uferzone d e r Tschiwyrkui-
B u c h t die A r t Blepharisma lateritia P e r t y an, eine F orm, die im allgemeinen oft a n getroffen
w ird u n d gewöhnlich ro sa -p iirsich fa rb en g e fä rb t ersche int. R o s s o l im o betont,
daß „u n te r den normalen E x em p la ren dieser A r t solche angetroffen wurden, die b lau -g rü n
g e fä rb t waren, wie dies bei Stentor coeruleus E h r e n b. d e r F a ll is t“ .
E s se i noch erw äh n t, daß solche F ormen, wie Stentor coeruleus u n d Stentor multifor-
mis, die, wie bek an n t, blaue F a rb tö n e aufweisen, im B a ika lsee eine ausgesprochen grelle
u n d inten siv e F ä rb u n g besitzen, besonders die le tz te rw äh n te A rt.
Ih re n biologischen E ig en h e iten na ch is t Blepharisma coeruleum ein rein e s U ferinfusor.
E s is t a n allen U fe rn des Baikalsees, se iner Ba ien u n d Buchten weit v e rb re ite t u n d den
Stellen an g ep aß t, wo das Gestein an den U fe rn m it Ulothrix u n d Tetraspora bedeckt ist;
se ltener wird es u n te r Gomphonema angetroffen. Somit e rsche int B. coeruleum, gleich
Holophrya discolor, Lacrymaria oder Ophryoglena oblonga u. a., als eine d e r L e itfo rmen
d e r U ferinfusoriengemeinschaft, die in d e r Zone m it einem a s ta tis ch en hydro lo g ischen
Regime leben (siehe im allgemeinen Teil). B. coeruleum is t auß e rd em in bezug
a u f Verschmutzung n ic h t empfindlich. Dies In fu so r w ird häufig u n d in g ro ß e r Menge
a n den besiedelten U fe rn angetroffen, die von Menschen u n d T ie ren v e ru n re in ig t
werden, u n d zwar wieder u n te r den oben e rw äh n ten Algen. E s e rn ä h r t sich v o r allem von
Algen, zieht besonders Tetraspora, ih re Zoosporen wie auch die Zoosporen d e r Alge
Ulothrix vor. Diatomeen werden se ltener in den Nahru n g sv ak u o len angetroffen. A u ß e rdem
g eb rau ch t B. coeruleum d o rt, wo eine große A nzahl von B a k te rien u n d winzigen P ro tiste
n angetroffen wird , wie z. B. an g e trü b ten U fern, neben vegetabilischen N ah ru n g sm
itte ln au ch diese B a k te rien u n d P ro tis ten . Soviel m ir bekannt, ersche inen a lle üb rig en
bishe r beschriebenen A rten d e r G a ttu n g Blepharisma ebenfalls entweder als Bewohner
des Ufergebiets oder seh r k le in e r Wasserbecken, u n d gehören in bezug a u f solche G ru n d fak
to ren des Milieus wie T em p e ra tu r, O2,CO2, pH zu den eu ry a sta tis ch en Organismen, d.h.
zu Organismen, die sich n ich t n u r in den weiten Grenzen dieser F a k to re n au fh a lten , sond
e rn auch ih re sc h a rfen Schwankungen v e rtra g e n . Speziell die T em p e ra tu rg ren z en , hei
denen B. coeruleum im Ba ika lsee angetroffen wurde, schwankten zwischen 3 u n d 22jMB
Spirostomum ambiguum Ehrenberg.
Dieses im allgemeinen sehr gewöhnliche u n d v e rb re ite te In fu so r wird im Baikalsee
ziemlich selten getroffen, u n d zwar ausschließlich in d e r lito ra len Zone, in stagnie rendem
W a sse r u n te r absterbenden Algen Ulothrix und Tetraspora u. a. Außerdem fan d en w ir es
im J u n i 1927 u n d 1928 bei 6— 19° in der Mündung des Flusses K itsc h e ra im lito ra len
P lan k to n in einem s ta rk v e ru n re in ig ten Be zirk gegenüber d e r O rtsch a ft N ish n ij Angarsk.
Die ökologische Amplitude d ieses In fu so rs im S üßwasser (S. amb ig u um kommt auch im Meere u n d salzhaltigen
Wa sserbe cken vor) ist ziemlich g ro ß ; es k a n n zu d en polytopen Fo rm en g e ste llt w e rd en : Laboratoriums-Aqua rien, k le in e
tem p o rä re u n d ständige Wa sserbe cken, Brunnen, v e rsump fte Teiche, Altwasser, Gräb en (s. v ie le a lte V e rfa sse r, von d en
n eu e re n S c h e w i a k o f f , 1893; L e v a n d e r , 1900; S c h l e n k e r , 1908; T h i e b a u d , 1907; W e t z e 4 '1928, u n d viele
a n d e re ); fe rn e r d a s lito ra le Gebiet von S een u n d F lü ssen im Balaton-See ( F r a n c e, 1897); Tschiwyrkui-Bai (L. R o s s o l
im o , 1923), F lu ß Schüssen (W e t z eil; 11928) u. a .; so d an n d a s P lan k to n d e r Teiche von eutrophischem Typ u nd F lüsse mit
langsamem Lauf, wo S. amb ig u um e in e massenha fte Entwicklung e rre ic h en k an n , w ie z. B. in d e n Teichen von P e te rh o f
( R y l ow , 1923), im F lu ß Uda u n d Lopan ( F a d e j e w , 1926), im F lu ß Isc h o ra ( S k o r i k o w , 1909) u. a., in nich t an seh
n lich e r Zahl auch im Plan k to n des F in n isch e n Mee rb u sen s ( S o k o l o w a , 1927). Schließlich finden w ir es auch im
Biozönose-Bestand d e s „Psammon“ am F lu ß Oka ( S a s s u c h i n , 1927). S. amb ig u um k an n sich im Laufe d e s ganzen
J a h r e s entwickeln un d ist desw egen als e u ry th e rm e F o rm zu betra chten.
Spirostomum teres CI. u. Lach.
A n den Ufe rn , u n te r lebenden u n d im Zersetzen begriffenen Algen Ulothrix, Tetraspora
u. a., bei T em p e ra tu r 9—16°; ziemlich selten.
Farn. Condy lo s tomida e Kahl.
Condylostoma caadatum Lauterborn (Spiegel ) (Abb. 51).
K ö rp e r seh r langgestreckt, h in ten v e rschm ä le rt u n d schwanzartig ausgezogen. Die
Länge b e trä g t bis 300 [/., die B re ite in d e r Mitte bis 40—50 (x. D e r K ö rp e r is t ein wenig
ab g ep la tte t, k o n tra h ie rb a r. Das P e ristom n im m t 1U— 1U d e r K ö rp e rlä n g e ein, is t ziemlich
eng u n d von d reieckiger Fo rm. Sein v o rd e re r R a n d wie auch d e r v o rd e re R a n d des K ö rp
e rs is t von re ch ts nach lin k s abgeschrägt. Die S tru k tu r des P e ristom s gleicht derjen ig en
von C. patens. D e r Makronukleus is t ro sen k ran z fö rm ig u n d besteht aus 9— 12 ovalen Gliedern.
Die pulsie ren d e Vakuole h a t die F o rm ein e r ausgezogenen L ak u n e u n d fü llt den h in te
re n v e rschm ä le rten Teil des K ö rp e rs au s; von ih r zieht sich zum v o rd e re n K ö rperende
ein zu fü h re n d e r K a n a l von unrege lmäß ig en Umrissen. E in e große Anzahl leuchtender
Re servekörnchen v e rle ih t dem In fu so r eine g rau lich e F ä rb u n g .
V ermutlich w urde C. caudatum zum erstenma l von L a u t e r b o r n (1908) fü r den
Diatomeen-Schlamm des fließenden Rhe ins angegeben u n d w urde fe rn e r u n te r derselben
Benennung, jedoch als neue A r t von S p i e g e l für die Ostsee (1926) beschrieben. A. K a h l