lieh in k e in e r Weise zu stützen. W a s die A nsicht K ä m m e r e r s (1926) in dieser P rä g e
be trifft, so g lau b te er, daß z u r V a ria tio n d e r Eidechsen a u f m ed ite rran en In se ln ih re N ah ru
n g so g u t wie g a r n ich ts be itrag e . E in Z usammenhang zwischen der N ah ru n g u n d dem
F a rb k le id is t ab e r seh r wohl d enkbar, u n d deshalb soll diese F ra g e im folgenden noch
k u rz d isk u tie rt werden.
Zunächst is t bek an n t, daß re ichliche E rn ä h ru n g die Bild u n g b estimmter Pigm en te zu
begünstigen vermag, wie die Versuche T o r n i e r s (1907, S. 284) a n L a rv e n von Pelobates
fuscus gezeigt haben. Ic h se ihst (1924, S. 151) habe d a ra u f hingewiesen, daß der Melanismus
d e r Inselechsen möglicherweise au f ein überre ichliche s N ah ru n g sq u an tum zurüekzu-
fü h re n sei, das diesen T ie ren vie lle ich t a u f E ilan d e n zu r V e rfü g u n g stehe. A u f der
an d e ren Seite is t ab e r b ek an n tlich au ch beobachtet worden, daß eine Verd u n k e lu n g der
F ä rb u n g infolge N ahrungsmange ls a u ftre te n k an n . So k en n t m an beispielsweise H u n g e rformen
d e r Süßwasserfische, die melanistisch sind, indem sie auch a u f d e r Ven tra lse ite
schwarze F lecken h aben ( K n a u t h e , 1892, S. 25); fe rn e r hab en auch S c h e r e s c h e w -
s k y s H y p erthyreoidisierungs-Versuche (1929) gezeigt, daß d e r H u n g ermelanismus hei
V ö g e ln— zum mindesten p h än o ty p isch — a u ftre te n k an n . Wie liegen n u n die Verh ä ltn isse
bei melanistischen In se lrep tilie n 1?
Zuvor sei festgestellt, daß au f manchen E ilan d e n d e r au ß e ro rd en tlich g u t e E r n ä h r
u n g s z u s t a n d ih re r K rie c h tie re in einem merkwü rd ig en Gegensatz zum oft re c h t
sp ä rlich en Vorkommen te rre s tris c h e r Wirbelloser, die ih re H a u p tn a h ru n g bilden, zu stehen
scheint. Das is t schon E i m e r (1881, S. 290) aufgefallen; au ch B r a u n (1877) k o n n te im
Au g u st a u f d e r B a le aren-Insel A y re nich ts finden, was den Eidechsen als N a h ru n g h ä tte
dienen können. Dieser A u to r bem e rk t indessen, daß d e r Monat A u g u st fü r das In sek ten leben
besonders u n g ü n stig sei, u n d daß Nahru n g sm an g e l zu an d e ren J a h re s z e iten k aum
ein tre te n d ü rfte ; wäh ren d se iner Anwesenheit sah e r die T ie re d o rt Obststückchen, die
ihn en vorgeworfen wurden, fressen. Ich selbst k onnte mich vom g u ten E rn äh ru n g sz u stän d e
der Linosa-Eidechsen überzeugen, obwohl ich au f Linosa k e in besonders reiches Insekten-
un d Molluskenleben fe stgestellt habe. Ü b e rh a u p t werden Eidechsen a u f kleinen In se ln n u r
höchst selten einmal m it ausgesprochenen H u n g e rfa lte n angetroffen — K ä m m e r e r beric
h te t üb e r solche n u r von den E ilan d e n Melisello u n d B ije la c in d e r A d ria ; tro tz des
erwäh n ten scheinbaren N ahrungsmange ls k a n n also bei diesen T ie ren d ah e r wohl kaum
a n einen Hungermelanismus g edacht werden, höchstens insofern, als ihn en vielleicht
irgendwelche sonst fü r den Stoffwechsel notwendige Stoffe n ic h t in ausreichenden Mengen
zu r V e rfü g u n g stehen.
Zu berücksichtigen is t a u f jeden F a ll, d aß ausgesprochener F u tte rm a n g e l a u f k le inen
E ilan d e n offenbar n u r periodisch — wahrsche inlich in d e r Trockenz eit — h e rrsch t;
dan n sind die K rie ch tie re d a ra u f angewiesen, von ih rem o ft re ichlich aufgespe icherten
F e ttm a te ria l zu zehren. Sonst d ü rfte den inselbewohnenden Rep tilien , speziell den In se leidechsen,
im allgemeinen doch wohl eine ziemlich reich gedeckte T a fe l zu r Verfü g u n g
stehen, wie w ir schon f rü h e r feststellen k o n n ten (vgl. S. 104). W a s besonders die m e lan istischen
Eidechsen anbelangt, so kommen a u f den von ihn en bewohnten E ilan d en , die ja
oft seh r kle in sind, zumeist Ameisen — die ja im P u p p en sta d ium fa s t immer eine beg
eh rte N a h ru n g lie fe rn — von allen In sek ten vielle ich t am häufigsten vo r; u n d die
Mägen d e r im A u g u st a u f d e r kleinen T oroklippe (Südwest-Sardinien) gefangenen La-
certa muralis toro fan d ich p ra ll m it Ameisen-Imagines angefüllt. Ab e r auch das ü brige
Insektenleben is t a u f kleinen Klip p en keineswegs so arm, wie m an vie lle ich t zunächst
anzunehmen geneigt wäre. W i e d e r s h e i m(1875, S. 496) e rw äh n t z. B., daß a u f dem
winzigen E ila n d Tine tto, das einen Felsblock von etwa 100—150 qm re p rä se n tie rt,
In sek ten „ in au ffa llen d g ro ß e r A nzahl“ vorhan d en sind. D am it fa st völlig ü b e re in stim mende
Beobachtungen k onnte ich a u f den sehr kleinen Galliinseln im Golfe von Salerno
machen, die zwar von einer überwiegend d u n k e lg rü n gefärb ten , dennoch ab e r schon eine
deutliche Neigung zum Cyanismus oder M elanismus a u f weisenden Mauer eidechse (Lacerta
sicula gallensis) bewohnt werden; auch Landschnecken, die von süditalienischen Lacer-
tid en im F re ien , wie ich mehrmals beobachten konnte, seh r gern e gefressen werden, leben
d o rt in übe rra sch en d indiv id u en re ich en Populationen.
Üb e r m a s s e n h a f t e s V o r k o m m e n verschiedener Wirbelloser (Isopoden, Myrio-
poden, In sek ten u n d Mollusken) a u f einigen dalmatinischen E ilanden, d a ru n te r solchen,
a u f denen sich extrem melanistische E chsenrassen ausgebildet hab en (Porno, Kamik), ber
ic h te t K a m m e r e r (1926, S. 248); a u f Cazza, wo ebenfalls eine d ü ste r g e fä rb te Eidechse
lebt, fan d dieser A u to r (a. a. O. S. 154) die E chsenmägen m it D u n g k ä fe rn (Aphodius) a n gefüllt.
Be i d e r a u f Melisello lebenden Echse, die b ekanntlich weitgehend melanistisch ist,
vermochte B r a u n (1886, S. 427) In sek ten u n d Schnecken als M ageninhalt nachzuweisen;
von diesem Scoglio sind üb rig en s 14 verschiedene K ä fe ra rte n bekannt. A u f Porno, wo ebenfa
lls eine schwarz g e fä rb te Echse lebt, kommen a lle in 4 verschiedene B la ttid e n a rte n (Aphle-
bia marginata, A. subaptera, Loboptera decipiens, Stylopyga orientalis) vor, die den E ch sen
zweifellos als N ah ru n g dienen; auß e rd em h a t m an d o rt noch 13 K ä fe ra rte n gefunden,
u n te r denen Ochtebius adriaticus ganz besonders häufig sein muß (vgl. F . W e r n e r und
J. M ü l l e r in G i n z b e r g e r , 1915, S. 341). Diese Gliedertiere d ü rfte n sich n a tu rg em äß
im Hochsommer, wenn auch die Pflanzenwelt v e rd o rrt, zurückziehen. Ähnliches g ilt auch
fü r die Landschnecken, die a u f den kleinen ad ria tisch en E ilan d en stellenweise m a ssenhaft
a u ftre te n ; von S an A n d re a sind a lle in 9 verschiedene Landmollusken-Species bekannt.
Auch a u f manchen B a le aren- u n d P ity u sen in se ln d ü rften die Verh ä ltn isse ganz ä h n lich
liegen. A u f dem E ila n d Nebosque müssen beispielsweise Landschnecken sehr häufig
sein (Koch, 1928, S. 159); von Neplana, wo ebenfalls eine melanistische Eidechsenform
vorkommt, e rw äh n t d e r gleiche A u to r von Wirbellosen v o r allem Landschnecken und
Schwarzkäfer, fe rn e r „ziemlich häufig“ R a u p en und Kokons eines Sackspinners. Je d e n fa
lls d ü rfte den m ed ite rran en Inselechsen im allgemeinen re in te rre s tris ch e E v e rteb ra ten -
n a h ru n g in so reichlichem Maße zu r V e rfü g u n g stehen, daß sie kaum gezwungen sind, sich
neue Nahrungsquellen zu erschließen: etwa zur m a rin en N ah ru n g überzugehen, wie das
manche andere, n amentlich tropische Inselechsen (vgl. S. 105) g e tan haben. E s is t kaum
jemals beobachtet worden, daß m ed ite rran e Inselechsen sich F u tte r holen, das aus dem
Meere kommt (etwa kleine Crustazeen, m a rin e Schnecken, W ü rm e r od. dgl.). E in e A u snahme
w ird n u r bei te rre s tris ch en Amphipoden gemacht, die u rsp rü n g lich au s dem Meere
stammen, sich ab e r zu ausgesprochenen L an d tie ren umgewandelt haben u n d sich a u f Inseln
weit von d e r K ü s te entfernen. Namentlich von den Kana ren -L a z e rten werden sie gern
gefressen.
Bei den sich von Meerestieren ern äh ren d en , halb- oder ganzmelanistischen Insel-Reptilien
könnte m an n u n an die W irk u n g des Jo d g eh a lte s d e r Meeresalgen denken, der m it
algenfressenden Meerestieren in den Eidechsen- oder Schlangenorganismus g e lan g t und
d o rt a u f in nersekretorischem Wege r*- d urch E inw irk u n g a u f Drüsen, die die P igm e n tbildung
reg u lie ren — die Ausbildung des Melanismus begünstigen würde. Gegen die genere
lle Bedeutung ein e r d e ra rtig e n Hypothese sprechen ab e r v o r allem die d u rch au s meeres