weist, die fü r einen pelagischen Organismus ä u ß e rs t ch a rak te ristisch sind u n d im P la n k to
n des offenen Baikalsees häufig Vorkommen.
Abgesehen von diesen Zysten, sowie den schwebenden Zysten von Staurophrya elegans
Za c h . (Abb. 146,147,148), die schon f rü h e r von Z a c h a r i a s (1893) beschrieben wurden,
u n d den ebenfalls planktischen, von Schleim umgebenen, n ic h t Dauer-, sonde rn Vermehru
ngszysten von Ophryoglena pelagica sp. nov. (Abb. 47) hab en w ir im B a ika lsee noch
zwei Z y sten a rten gefunden; ih re Z u gehörigkeit ist u n s u n b ek an n t geblieben. In bezug au f
eine von diesen A rten , nämlich in bezug a u f die Mitra-förmigen Z ysten is t n ic h t an zunehmen,
daß sie einem In fu so r au s d e r oben erwäh n ten pelagischen Gruppe angehören, d a dieselben
Zysten in bedeutender Z ah l im großen Plönersee ( Z a c h a r i a s ) gefunden wurden,
in dem keine einzige von diesen In fu so rien fo rm en b ek an n t ist, wäh ren d im Ba ika lsee
diese Z ysten n u r einmal vorgefunden wurden, nämlich in d e r Ba rgusin-Bai.
Die zweite A r t d e r pelagischen Zysten m it u n b ek an n te r Z ugehörigkeit, die schwimm
e ra rtig e n Zysten (Abb. 169), k a n n ebenfalls k aum einem d e r häufigen pelagischen In fu sorien
des Ba ika lsees zugeschrieben werden, da diese Zysten im L au fe von d re i J a h re n in
meh r als 1000 P lan k to n p ro b en n u r in zwei E x em p la ren g efunden wurden.
Im L au fe von d re i J a h re n hab en w ir also bei den In fu so rien d e r pelagischen Gruppe,
m it Ausnahme von Mucophrya pelagica, g a r kein e plan k tisch en Z ysten gefunden. E s is t
auch unwahrsche inlich, daß diese F o rm e n n ich t schwimmende, sonde rn zu Boden sin kende
Zysten besitzen, wenn man die bedeutende Tie fe des Baikalsees in B e tra c h t zieht.
A ußerdem verschwinden diese In fu so rien , wie es scheint, niemals ganz aus dem P la n k to n
des Pelagialgebietes, u n d wenn sie wäh ren d der E rw ä rm u n g sp e rio d en der oberen W a s se rschichten
oder bei sehr bewegtem Wasser v ie l sp ä rlich e r werden, steigen sie in tie fe re
S chichten h inab, wie w ir fü r Marituja, Liliimorpha, Longitricha u n d Sulcigera beobachtet
haben. Vor der experimentellen P rü fu n g , die f ü r uns in den E x peditionsbedingungen der
A rb e it unmöglich wa r, h a lten w ir es ab e r keinen fa lls fü r möglich, das Vorkommen von
Zysten bei den pelagischen In fu so rien des Baika lsees bestimmt in A brede zu stellen, wie
dies ja u n te r an d e rem fü r die Mehrzahl d e r pelagischen Me ere sprotisten c h a ra k te ristisch
ist.
E s d a r f n ich t u n e rw ä h n t bleiben, daß w ir im B a ika lsee eine Re ihe von sehr seltenen
In fu so rien nachgewiesen haben, die f rü h e r in ganz an d e ren u n d weit en tfe rn ten g eographischen
Gebieten gefunden worden sind. Diese Befunde betonen nochmals den allgemein
kosmopolitischen C h a rak te r dieser T ie rg ru p p e . Zu diesen seltenen F o rm e n gehören z. B.
Mycterothrix tuamotensis B a l b i a n i , die v o rh e r n u r zweimal g efunden wurde: a u f den
T uamotuinseln (Südsee) u n d in der Umgegend von Genf; Lembadion conchoides F a u r . -
F r . , die n u r einmal, in d e r Umgegend von P a r is , nachgewiesen wurde; Uronema dubium
Pen. , Crystigera phoenix P e n ., Holophrya saginata P e n ., die zweimal beobachtet w u rden,
in den Becken F ra n k re ic h s u n d d e r Schweiz, Meseres cordiformis S e h e w., die v o r
dem Ba ika lsee in Neu-Seeland u n d im Genfer-See gefunden wurde, Dichilium intermedium
G a j e w. (eine A r t d e r Ga ttu n g Dichilium wurde im Onega-See, die zweite in A u stra lien ,
die d r itte in d e r Umgegend von P a r is nachgewiesen) u. v. a.
E s muß vie lle ich t a u f das Vorkommen von Burselia spumosa S c h m i d t (Abb. 59)
im Ba ika lsee hingewiesen werden, welches e rs t den zweiten F u n d dieses merkwürdigen
In fu so rs d a rs te llt IH es h a t das Aussehen eines g rü n e n Schaumklumpens, d e r auch m it
unbewaffnetem Auge g u t u n te rsch e id b a r is t u n d eine Größe üb e r 700 [/. im Durchmesser
e rre ichen kan n . B. spumosa w urde v o rh e r im P lan k to n eines k leinen Teiches im Botanisehen
G a rten in Bonn (1920) gefunden; S c h m i d t , der dies In fu so r en td e ck t u n d die
S üßwasserprotozoa d e r e rw äh n ten Gegend so rg fä ltig u n te rsu c h t h a t, wobei e r dies In fu so
r niemals beobachtete, n im m t an , daß es m it frem d en Pflanzen in das Becken v e r schleppt
wurde.
Wen n B. spumosa v o r dem Ba ika lsee u n b ek an n t gewesen u n d in diesem See zum
e rstenm a l gefunden wäre, so w ü rd e sie, wegen ih re r außergewöhnlichen Gestalt u n d Größe,
besonders dazu verlocken, sie den endemischen F o rm en des Sees zuzurechnen. Dies B e ispie
l zeigt seh r g u t, wie v o rsich tig man bei den Schlußfolge rungen in bezug a u f den E n d e mismus
d e r In fu so rien ü b e rh a u p t u n d insbesondere in bezug a u f die In fu so rien des B a ikalsees
sein muß.
S omit kommen w ir m it g rö ß te r Vo rsich t u n d auch n u r ganz a ls V e rm u tu n g zu dem
Schluß, daß u n te r den von u n s e rforschten In fu so rien die Gruppe d e r P e lagialinfusorien
des Hau p tb a ik a lse e s Fo rm en en th ä lt, die sich in ihm autochthon entwickelt haben.
Zoologica. Heft 83. 37