n ich t meh r als zwei A rte n u n te r den Reptilien: Chalcides ocellatus und Chalcides tridac-
tylus (dazu kommt noch Discoglossus pictus u n te r den Amphibien). Da n u n die rezenten
H e rp e to fau n en Siziliens u n d Tunesiens in ein e r so au ffä llig en Weise diverg ie ren , möchte
ich annehmen, daß se it dem Pliozän zwischen diesen beiden Gebieten ke in L andzusammenhang
meh r b estanden hat.
Au f den L ip a risch en u n d Agadischen In se ln sowie a u f Ustic a g ib t es Eidechsen,
die — soweit es sich n ich t um Geckos, Lacerta doderleinii oder Lacerta viridis h a n d
e lt — teilweise zu r süditalienischen Nominatform d e r Lacerta sicula, teilweise ab e r zu
ih re r siz ilisch-sardischence iiii-Rasse gehören. A u f der In se l P a n te lle ria , einem Vulkangipfel
de r zwischen Sizilien u n d Tunesien versunkenen L andbrücke , is t als tunesisches Element
Coluber hippocrepis sehr bemerkenswert. A u f Linosa und Ma lta m acht sich d e r n o rd a frikanische
E influß geltend durch das Vorkommen d e r Lacerta filfolensis, die nichts m it den
sizilischen F o rm en zu tu n h a t, sondern am n ächsten m it d e r echten Lacerta muralis v e r w
an d t ist, die offenbar von N o rdw e sta frik a d o rth in vorged ru n g en ist. Im ü b rig en h a t
ab e r auch Ma lta noch weitgehende Beziehungen zu Sizilien (Coluber viridi-flavus, Elaphe
situla), me rkwürdigerweise ab e r auch zum B a lk a n (Tarbophis fallax). Die kleine Insel
L ampedusa h a t offenbar eine fa s t re in tunesische Herp e to fau n a , die n amentlich d u rch die
beiden opisthoglyphen N a tte rn g a ttu n g e n Malpolon u n d Macroprotodon sowie d urch das
F eh len von Mauereidechsen bemerkenswert ist. Auch a u f d e r tunesischen In se l D je rb a is t
die R e p tilien fau n a , wie zu erw a rten , re in n o rd a frik an isch en Ursp ru n g s.
Gegenüber Sizilien zeichnen sich die beiden H au p tin s e ln des a lte n T yrrhenisgebietes
— K o r s i k a und S a r d i n i e n S - in ih re r H e rp e to fau n a d u rch m eh re re a lte Reliktende-
mismen aus: so z. B. d urch Phyllodactylus europaeus, Lacerta bedriagae, Algyroides fitzin-
geri (u n te r den Amphibien w ä ren Hydromantes genei u n d zwei F o rm e n der Gattung
Euproctus zu erwähnen). Offenbar gehören K o rsik a u n d S a rd in ie n zu den ä lte sten In se ln
des gesamten Mittelmeergehietes. Ih re Beziehungen zum k o n tin en ta len E u ro p a sin d wied
erum au g en fä llig e r als zu N o rd a frik a ; u n te r n o rd a frik an isc h en Elementen is t u n te r Rep tilie
n in d e r H au p tsa ch e Chalcides ocellatus tiligugu u n d Coluber hippocrepis zu nennen,
die ab e r — tro tz dem jungen Du rch b ru ch zwischen den beiden In se ln — n u r a u f S a rd inien,
n ich t ab e r a u f K o rsik a leben. F ü r die schon se it lan g e r Zeit, sicher se it dem Pliozän,
bestehende Iso lie ru n g von den F e stlä n d e rn sp ric h t auch das F ehlen von Giftschlangen au f
diesen Inseln, selbst von Opisthoglyphen, fe rn e r von g roßen L a z e rten (Lacerta s. str.) u n d
manchen anderen, geg enw ä rtig weit v e rb re ite ten Formen. E in ig e Species, so Lacerta muralis
u n d Natrix natrix, haben d o rt ü b e rau s abweichende Rassen ausgebildet, die man
fa s t schon als A rte n au ffa ssen könnte. Alle ben a ch b a rten klein e ren E ilande , v o r allem
der Toscanische Archipel, gehören ebenfalls zu diesem Gebiete d e r T y rrh en is, selbst der
toscanische Monte A rg en ta rio , d e r e rs t v o r ganz k u rz e r Zeit lan d fe st geworden ist. F ü r
diese k le in e ren Inseln, z. B. fü r E lb a u n d Pian o sa , is t die insulanica-F o rm d e r Lacerta
muralis ch a rak te ristisch , die sich der korsisch -sa rd isch en tiliguerta-HsLSse des gleichen
F ormenkreises n ä h e rt; E lb a is t auß e rd em d u rch das Vorkommen von Lacerta viridis
u n d Vipera aspis bemerkenswert. D e r E influß der ty rrh en is ch en F a u n a re ic h t n ich t n u r
bis zum ligurisch-toscanischen Küstengebiete der Apenninischen Halbinsel, sondern noch
weiter: so bis nach d e r tunesischen In se l G a lita u n d den Cani-Klippen, wo neben n o rd a frik
anischen Fo rm en auch noch der ty rrh en is ch e Phyllodactylus europaeus vorkommt, fe rn
e r bis Menorka (Balearen), wo neben der n o rdafrikanischen Lacerta perspicillata noch
die siz ilisch-sardische Lacerta sicula cettii lebt, ja bis zu den P y re n ä e n u n d S ü d fran k -
reich. Dagegen sind die P o n tin isch en In se ln u n d die E ilande , die dem Golf von Neapel
v o rg e lag e rt sind (Ischia, P ro c id a , Capri) in h e rp e to fau n istisch e r Beziehung von d e r Tyr-
rh en is-F au n a offenbar k aum beeinflußt worden.
Mit den bishe r besprochenen Inselgebieten des Mittelmeeres haben die P i t y u s e n
und B a l e a r e n in h e rp e to fa u n is tisch e r Beziehung wenig Gemeinsames, denn sie gehöre
n geologisch — als F o rtse tzu n g d e r Andalusischen Gebirgskette — zu der Ib erischen
Halbinsel; v e rm u tlich noch im Mittelpliozän bildeten diese beiden A rchipele eine H a lb inse
l von Südwestspanien, a u f d e r sich 5 - da die G ib ra lta rs tra ß e seh r ju n g is t — auch
verschiedene n o rd a frik an isc h e Formen, wie Lacerta perspicillata u n d Macroprotodon cu-
cullatus, bis nach den B a le a ren au sb re iten konnten. Je d en fa lls weist die F a u n a der P ity usen
und B a le a ren we it d eutlichere Beziehungen nach dem Süden als nach dem Norden
auf. Besonders bezeichnend fü r die beiden In se lg ru p p en is t Lacerta lilfordi, die von der
sü d ibe risch-nordwestafrikanischen Lacerta muralis bocagei abzuleiten ist und infolge lang
d au e rn d e r Iso la tio n sich zu einem endemischen F o rm en k re is d ifferenziert h a t; die R a ssen
zeigen a u f den B a le a ren eine extreme re Differenzierung als a u f den P ity u sen , was
ebenfalls d a fü r sp rich t, daß dieses Geschöpf nach diesen Inseln au s dem Südwesten gekommen
ist.
Zusammenfassend k a n n also gesagt werden, daß so g u t wie alle te rre s tris ch en Reptilien
nach den Mittelmeerinse ln sich ausschließlich a u f frü h e re n L an d v e rbindungen a u s g
eb re ite t haben. Ih re Beziehungen zum europäisch-asiatischen K o n tin en t sind im allg e meinen
weit g rö ß e r als zum a frik an isch en . Da d e r Endemismus n u r selten einen Species-
ch a ra k te r h a t (Korsika u n d S a rd in ien , B a le aren), so h an d e lt es sich bei den meisten Mitte
lmeerinseln um ju n g e Bildungen.
2. Inseln des Atlantischen Ozeans.
F ü r u n se re E rö rte ru n g e n b ieten die n o rd a tlan tisch en In se ln n u r wenig Bemerkenswertes:
R e p tilien fehlen diesem Gebiete entweder v o llständig oder sind n u r d u rch einige
ganz wenige A rte n v e rtre ten , die keine k o n stan ten Fo rm en ausgebildet haben. A u f I s land,
den F ä rö e rn u n d S hetland-Inseln g ib t es ü b e rh a u p t keine Reptilien. S ogar die B r itischen
Inseln, die sich e rs t im Q u a rtä r vom K o n tin en t ab gegliedert haben, sin d weit
ä rm e r an K rie ch tie re n als Mitteleuropa: G ro ß b ritan n ien w ird n u r von 6 A rte n - S Lacerta
vivipara, L. agilis, Anguis fragilis, N a trixnatrix, Coronella austriaca, Vipera berus -§§1
bewohnt; ganz besonders a rm sind die Heb rid en m it 3 A rte n — Lacerta vivipara, Anguis
fragilis, Vipera berus —- sowie v o r allem I rla n d , das n ich t meh r a ls eine einzige Species
— Lacerta vivipara — aufweist. Die Nord- u n d Ostseeinseln sind ebenfalls ganz jung,
zum Teil e rs t postglaz ia len U rsp ru n g s; die wenigen Krie ch tie re , die sie bewohnen J p a u f
Helgoland g ib t es ü b e rh a u p t keine Uff, kommen durchweg in k o n tin en ta len Ra ssen vor.
Die Normannischen In se ln m it ih rem milden K lim a sind d urch das Vorkommen von so
wärmeliebenden Echsen, wie Lacerta muralis u n d viridis, bemerkenswert.
Von vielen Au to ren sind die weit d rau ß en im A tlan tisch en Ozean liegenden Azoren
fü r ozeanischen U rsp ru n g s e rk lä rt worden; sie sind in ih rem A u fb au vulkanisch, und
autochthone Säuger, Rep tilien oder Amphibien fehlen dort. Die maderensische Lacerta
dugesii is t offenbar d o rt vom Menschen e in g e fü h rt worden; das gleiche muß auch fü r
Rana ridibunda u n d te rre s tris c h e S äu g e r (z. B. Mustela nivalis in ein e r a frik an is ch en
Rasse) angenommen werden. F ü r das hohe A lte r und die ko n tin en ta le Entstehungsge schichte
dieser In se ln sp ric h t indessen d e r ungewöhnlich hohe Endemismus, d e r in d e r Insekten-
Zoologica. Heft 84. 4