lu n g im Hochgebirge (1425 m H.) eine Melaninzunahme h e rv o rru fe , wobei au ch die Zahl
d e r Me lanophoren v e rm e h rt werde. Doch d ü rfte es sich in diesem F a lle zweifellos n u r um
eine phänotypische, n ich t ab e r um eine genotypische V a ria tio n handeln. Ebenso b e trifft ja
auch d e r Pigmen tman g e l mancher Höhlentiere lediglich den P h än o ty p u s: so is t es z. B.
eine b ekannte E rscheinung, daß Olme (Proteus anguinus), die der L ic h tw irk u n g ausgesetzt
werden, schon nach übe rra sch en d k u rz e r Zeit sich wieder d unkel fä rb en . Die bemerkensw
e rten Versuche N o b l e s u n d P o p es (1928) an Typhlotriton spelaeus, einem nordamerik
an isch en Höhlenmolch, d e r a ls L a rv e bis zu r Metamorphose noch sehend u n d pigmentie
r t ist, zeigen ebenfalls au fs deutlichste, daß d e r in Höhlen herrsch en d e L ichtmange l
weder a u f die Augen noch a u f die F ä rb u n g dieses Salam an d e rs eine genotypische W irk u n g
ausg eü b t h a t, sonde rn lediglich eine phänotypische: w u rd en nämlich diese H ö hlentiere im
L ic h t aufgezogen, so blieben die Augen offen, die P igm en tie ru n g bestehen; hei den in D u n k
e lh e it geha lten en S a lam an d e rn schlossen sich dagegen die Augenlider, die R e tin a degener
ie rte u n d das P igm en t bildete sich zurück. Auch bei den v o rh in e rwähnten, seh r lich t gefä
rb te n H ö h len n a tte rn möchte ich annehmen, daß es sich ebenfalls n u r um eine Änd e ru n g
ih re s P h än o ty p u s handelt.
Daß u n te r diesen Umständen eine genotypische Beeinflussung des melanistischen F a rb -
kleides d e r in su la ren Eidechsen d urch die L ic h tw irk u n g ü b e rau s zweifelhaft erscheint,
lieg t a u f der H and. Nach K ä m m e r e r sollen zwar zu r melanistischen V a ria tio n srich tu n g
d re i F ak to ren positiv u n d spezifisch beitrag en : das sin d Trockenheit, Hitz e u n d in te n sive
S tra h lu n g . Die g e rin g e Bedeutung des Feuchtigk e itsg eh a lte s d e r Umgebung u n d der
T em p e ra tu r fü r die E n ts teh u n g melanistischer Fo rm en k o n n ten w ir bereits feststellen; das
gleiche g ilt n u n auch zweifellos f ü r die S tra h lu n g . D e r einfachen Überlegung, d aß sowohl
au f Inse ln m it melanistischen Eidechsen wie auch a u f anderen, die von n o rm a l gefä rb ten
Eide chsenpopulationen besiedelt werden, die Sonnen strah len doch p ra k tisc h die gleiche
W irk u n g haben müssen, m a ch t K ä m m e r e r , d e r zeigen will, daß a u f kle in sten E ilan d en
doch an dere Verh ä ltn isse h errschen, folgenden E inw an d : die Bewohner dieser In se ln h ä tte
n n ich t im gleichen Maße wie die Bewohner reich bewachsener Gebiete Gelegenheit, sich
vo r S onnenstrahlen zu schützen. Dem is t ab e r entgegenzuhalten, daß ja auch a u f r e i c h
bewachsenen, scha ttig en In se ln schwarz g e fä rb te Rep tilien keineswegs fehlen. So h a t schon
S c h r e i b e r (1912, S. 454) d a ra u f au fm e rk sam gemacht, d aß melanistische Eidechsen au f
E ilan d e n m it ü p p ig e r Pflanzendecke sich auszubilden vermochten, so beispielsweise au f
d e r ad ria tisch en Inse l San Andrea. E in e dichte Macchienvegetation befindet sich fe rn e r au f
dem ebenfalls ad ria tisch en E ila n d Cazziol, wo eine schwarze Eide chsenrasse g e rad e im E n tstehen
begriffen ist, wie au s Abb. 46—49 a u f Taf. 7 des K a m m e r e r sehen Buches (1926)
au fs deutlichste h e rv o rg eh t; ganz zweifellos vermögen sich d o rt die Eidechsen v o r den
S onnenstrahlen weit besser zu schützen als anderswo. Ähnliches beobachtete ich k ü rz lich
a u f d e r Iso la M adre im Lago Maggiore. Schließlich haben sich ja a u f manchen tro pischen
E ilan d en , die ebenfalls von ein e r meh r oder weniger ü p p ig en Vegetationsdecke
überzogen sind, melanistische R e p tilien ebenso auszubilden v ermocht wie a u f kahlen,
nahezu vegetationslosen Klippen.
Nach u n se ren b ishe rigen E rö rte ru n g e n ist es auch wenig wahrsche inlich, daß das
A u ftre te n d e r in su la ren V a ria tio n en etwa ausschließlich au f eine kombin ie rte W irk u n g
verschiedener k lim a tisch e r F a k to re n zu rü ck g e fü h rt werden k an n . Denn es lassen sich ja
z. B. zwischen den in su la ren Merkmalen a u f d e r einen Seite u n d zwischen d e r W ä rm e und
T rockenhe it oder zwischen K ä lte u n d F eu ch tig k e it a u f d e r an d e ren n ic h t die gerin g sten
Beziehungen nach weisen. Auch die Gl ö g e r s c h e Regel, die besagt, daß die Melanine der
W a rm b lü tle r d u rch Zunahme d e r T em p e ra tu r u n d F eu ch tig k e it g e ste ig e rt werden (R e n s c h ,
1929, S. 160), v e rm ag den Inselmelanismus der K rie ch tie re in k e in e r Weise zu erk lä ren .
4. Nahrung.
F ü r die E rscheinung, daß von d e r E r n ä h r u n g oft die G e s a m t g r ö ß e d e r Geschöpfe
ab h än g t, indem N ah ru n g sk n ap p h e it einen Zwergwuchs b egünstigt, wäh ren d N ah ru
n g sre ich tum Riesenformen erzeugen k an n , kennen w ir re c h t viele Beispiele. Schon M o -
r i t z W a g n e r (1868) h a t z. B. d a ra u f hingewiesen, daß montane Klapp e rsch lan g en in
Costaric a infolge „k ä rg lich e re r E rn ä h ru n g “ k le in e r u n d v e rk üm m e rte r seien als in der
Tiefebene. Auch bei v ielen Tie ren, die a u f In se ln leben, lassen sich d e ra rtig e Beziehungen
zwischen d e r N a h ru n g u n d K ö rp e rg rö ß e beobachten: so h ä n g t die geringe Größe mancher
Inselschlangen zum Teil sicher auch m it d e r K n a p p h e it d e r N ah ru n g zusammen, u n d auch
die Zwergformen mancher Inselechsen sin d vielleicht a u f die gleichen U rsachen zurückzufü
h ren . Indessen k a n n m an d urch das den In se lrep tilie n zu r V e rfü g u n g stehende N ah ru
n g sq u an tum a lle in keineswegs in allen F ä lle n ih re abweichenden Dimensionen e rk lä re n :
ebenso wie d e r Riesenwuchs man ch e r inselbewohnender K rie c h tie re allem Anschein nach
o ft in keinem u nm itte lb a re n V e rh ä ltn is zu r Nahrungsmenge steh t, die ja a u f den meisten
In se ln ganz entschieden n ic h t wesentlich re ich e r ist als au f dem F estlande , lassen sich
auch in su la re Zwergformen d u rch au s n ic h t immer zu r S p ä rlic h k e it d e r N a h ru n g in Beziehung
bringen. Denn die meisten in su la ren Zwergformen u n te r den K rie ch tie re n machen
g a r n ic h t den u n te re rn ä h rte n E in d ru ck von Kümmerformen; vie lm eh r pflegen sie fa s t
immer g u t g en äh rt, ja soga r dick u n d fe tt zu sein. So bem e rk t z. B. V a n D e n b u r g h
(1922, S. 919) von d e r in su la ren Zwergklappe rschlange, Crotalus tortugensis, die die Tor-
tuga -In se l im Golfe von K a lifo rn ien bewohnt, daß alle von ihm gesammelten Stücke „ex-
trem e ly f a t “ gewesen seien. Und von d e r In s e ln a tte r Coluber anthonyi (Clarion-Insel) beric
h te t O r t e n b u r g e r (1928, S. 143), daß g e rad e diese A r t u n te r allen ih ren festländischen
Ve rwandten bei weitem die fe tte ste ist: „ it lite ra lly exudes oil an d f a t when h an d led “ .
Zwischen den In se lv a ria tio n en , die sich a u f die B e s c h u p p u n g beziehen, u n d der
A r t d e r N ah ru n g , insbesondere der Größe d e r B eute tiere, sind kaum irgendwelche Beziehungen
nachweisbar. Zwar zeigt die Be schuppung des Kopfes u n d Rumpfes ip- nich t
d e r Eidechsen, wohl ab e r d e r Schlangen — im allgemeinen eine gewisse Re la tio n zum
Umfange d e r Nahrungsobjekte, ab e r die Beziehungen sind keineswegs u nm itte lb a re r
N a tu r, u n d w ir werden d a ra u f deswegen e rst sp ä te r au s fü h rlich e r zu sprechen kommen.
Wohl a b e r v e rm ag die Q u a n titä t oder Q u a litä t d e r N a h ru n g einen o ft re ch t weitgehenden
Einfluß a u f die F ä r b u n g d e r T ie re auszuüben. Schon v o r lan g e r Zeit is t e rk a n n t
worden, daß die A usbildung d e r Pigm en te m it dem Stoffwechsel in Z usammenhang stehe.
An die Bedeutung d e r N a h ru n g fü r das Zustandekommen des melanistischen F a rb k le id e s
bei Lacerta sicula coerulea h a t schon E i m e r (1874) gedacht; e r m u ß te indessen eine E r k
lä ru n g d e r Schw a rz fä rb u n g durch die N a h ru n g v o r allem deswegen ablehnen, weil ihm
auch g rü n e Inselechsen b ek an n t waren, die „sich wohl k aum an d e rs e rn ä h re n d ü rfte n als
die vom F a rag lio n e “ (1881, S. 257). K i m a k o w i c z (1896, 1897) w a r offenbar d e r erste
F orscher, d e r die An sich t v e r tra t, daß die Q u a litä t der N ah ru n g melanistische Rep tilien
h e rv o rru fen könne; das von ihm a n g e fü h rte Beispiel der schwarzen K reu zo tte rn (Vipera
berus), von denen e r annahm, daß sie — im Gegensatz zu den normal g e fä rb te n —^ insec-
tiv o r seien, w a r a lle rd in g s seh r unglücklich gewählt und vermochte seine Hypothese n a tiir