köpfige In se lpopulationen ausgebildet. Die gleiche' In se l k a n n auch h ie r zwei ganz en tgegengesetzte
V a ria tio n en erzeugen: a u f d e r westindischen In se l N avassa leb t z. B. der
extrem lang- u n d spitzköpfige Anolis longiceps neben dem ganz stumpfsehnäuzigen Anolis
latirostris (vgl. Abb. 6, 7).
E in e Neigung zu r bipo la ren V a r ia b ilitä t zeigt n a tu rg em äß auch das S c h u p p e n -
TJber die F o rm d e r Schuppen der Geekonen-Gattung Sphaerodactylus, die in v ie len
A rte n u n d Ra ssen die westindische Inse lw e lt bewohnt, sa g t B a r b o u r (1921 a, S. 224):
„They a re e ith e r species w ith tin y g ra n u la r scales o r with enormous tee tifo rm dorsals and
among these two d iv e rg en t g roups sex-linked dichromatism h a s become well established“ ;
die heiden E x trem e werden d u rch u n se re Abbildungen 8 u n d 9 ve ran sch au lich t. Die zwei’
in su la ren Riesenformen des schon meh rfa ch erwäh n ten Leguans Sauromalus, hispidus und
varius, stellen ebenfalls in d e r A r t ih re r Be schuppung zwei E x trem e in n e rh a lb d e r gesamten
G a ttu n g d a r: Uspidus is t die sta chligste, varius die g la tte ste F o rm dieser in te re ssan ten
Gattung.
Was fü r die F o rm d e r Schuppen g ilt, das g ilt n a tü rlic h au ch f ü r ih re Anzahl. So
m a ch t sich bei den In se lra ss en von Ablepharus boutonii eine Tendenz zu r V e rm eh ru n g der
Rumpfschuppen b emerkbar, die ih r E x trem bei burdeni von d e r In se l P ä d a r m it 30 34
S chuppenreihen e rre ic h t; daneben is t a b e r au ch — a lle rd in g s s e lte n e rM eine Neigung zu
ih re r V e rrin g e ru n g festzustellen: die s tä rk s te Abweichung na ch d e r Minusseite zeigen von
d en In se lra ss en gloriosus von der In se l Glorioso (20 22) u n d rutilus von den P a lau -
In se ln (20). Be i Eumeces latiscutatus von den g ro ß en In se ln J a p a n s v a r iie r t die Schuppenzahl
ru n d um den K ö rp e r von 24 bis 28 (28 kommt ä u ß e rs t se lten vo r); a u f den Seven-
In se ln h a t die gleiche A r t (in d e r Subspecies okadae) 28—30 Schuppenreihen, a u f Amomi
O S hima (Subspecies barbouri) dagegen n u r 22. fe - Um schließlich noch ein Beispiel fü r
die bipolare V a r ia b ilitä t d e r Beschuppungsmerkmale bei In selformen au s dem Reiche der
S chlangen zu nennen, seien die wichtigsten Schuppenzahlen in tab e lla risch e r F o rm fü r
die ä thiopische B a um n a tte r Philothamnus semivariegatus sowie fü r ih re beiden In se lfo rmen
thomensis a u f Sao Thome u n d girardi a u f Annobon zusammengestellt; d a ra u s is t e r sichtlich,
daß die Sao Thome-Form eine Neigung zu r Verm eh ru n g d e r Schuppen bzw.
Schilder (V en tra lia , Subcaudalia), die Annobon-Form dagegen zu ih re r V e rrin g e ru n g
(Temporalia, Dorsalschuppen) h a t.
, - y n u i Uii,
T emporalia . i j a g S j (se lte n er 1 + * o d e r 1 + 2 1 + 1, s elten 1
2 + 1, 1 + 2 o der 1 + 1)
Dorsalschuppen 15 15
V e n tra lia I ■ 207- 220. 1 8 9 -1 ! «
.Subcaudalia , 1 1 2 -1 5 5 « f c - iW 146-159
Sowohl extreme P lu s- wie M in u sv a rian ten b estimmter Merkmale v e rm ag also der
In se lau fen th a lt bei R e p tilien zu erzeugen. E s i|S g a n z k la r, daß eine solche V a ria tio n s ric h tu
n g die A u sbildung von E x z e s s i v f o r m e n a u f E ilan d en seh r begünstigen muß. Und
in d e r i | . t sind g e rad e u n te r den In se ltie ren n ic h t n u r höchst eigentümliche Exzessiv-
Jy p e n re c h t häufig, sonde rn soga r ausgesprochene Abn o rmitä ten . Ganz zweifellos ste llt
z. B. die groteske Testudo phantastica von d e r westlichsten Galapagos-Insel Narhorough
eine d e ra rtig e E xzessivform d a r. Die sonst so k o n sta n te A n o rd n u n g d e r Kopfschilder bei
Scinciden weist la u t P e r a e c a (1891, S. 1) bei dem k ap v e rd isch en Riesenskink Macro-
isemcus eoctei ü b e rau s häufig die m an n ig fa ltig s ten Anomalien auf. E in e ebenfalls ganz
abnorme Tendenz zu r Asymme trie zeigen die Kanarenechsen, Lacerta galloti, den Beobachtu
n g en S t e i n d a c h n e r s (1892, S. 295, 304) zufolge: bei ih n en sind nämlich die Gliedmaßen,
insbesondere die h in te ren , a u f d e f |i n e n Seite oft n ich t u n e rheblich län g e r als au f
d e r an d e ren ; bemerkenswert ist, d aß auch die K an a ren frö sch e (Hyla arborea meridionalis,
Rana ridibunda perezi) sich in dieser Be ziehung ganz ähnlich v e rh a lten . D e r häufige Albi-
nismus bei manchen Inselvögeln (z. B. la u t H u t t o n & D r u m m o n d a u f Neuseeland)
g g r e o ft so p lum p en u n d schweren, zum F lu g e n ich t m eh r geeigneten K ö rp e r, d e r schiefe
Schnabel des neuseeländischen Regenpfeifers Anarhynchus frontalis, die bekan n ten H au e r
des B a b iru s sa a u f Celebes u n d B u ru sind weitere Be ispiele fü r d e ra rtig e in su la re Exzes-
sivbildungen.
K ä m m e r e r is t d e r Ansicht, d aß soga r physiologische u n d selbst psychologische
Merkmale die gleiche b ip o la re Varia tio n sten d en z h ab en wie die morphologischen Me rkmale:
d e r S chnelligkeit soll a u f In se ln das an d e re E x trem , die L angsamkeit, gegenüberstehen,
d e r Scheu die F u rc h tlo s ig k e it oder „Z ahmheit“ . Ic h k a n n mich dieser An sich t nich t
anschließen, u n d zw a r deswegen, weil es sich dabei n ich t um eigentliche in su la re V a r ia tionen
handelt, sonde rn lediglich um E igentümlichkeiten, die d urch die jeweiligen morphologischen
oder ökologischen Vorbedingungen bestimmt werden: denn es is t ja ganz k la r,
d aß die F o rtbewegung eines gedru n g en u n d p lum p geb au ten K ö rp e rs ein e r dickschwän-
zigen Inseleehse schwe rfä llig e r sein mu ß als die ein e r g ra z ilen Festlandsechse. Und was
das psychische Inselmerkmal, die „Z ahmheit“ vie le r Inseleidechsen nämlmli anbelangt,
so h a n g t es letzten E n des doch zweifellos n u r davon ab, ob die Geschöpfe F einde h a b en ’
d. h. ob ihnen reg e lm äß ig n achgestellt w ird oder nicht.
Welchen F a k to re n v e rd an k en n u n diese so ü b e rau s au ffä llig en In se lv a ria tio n e n ih re
E n tstehung? Die beiden w ichtigsten G rundanschauungen üb e r den V o rg an g d e r A rtb il
dun g sind b ek anntlich folgende. Die eine sieht die U rsachen fü r die stammesgeschichtliche
E n tw ic k lu n g m d e r Umwelt; da von au ß en a u f das K eimplasma e in g ew irk t w ird k an n
diese A n schauung m it O s b o r n (1925) a ls z e n t r i p e t a l bezeichnet werden. Die andere
g eh t von d e r entgegengesetzten Annahme aus, indem sie die eigentlichen Entwicklungs-
u rsachen m das K eimplasma v e rleg t; sie i s t B e n t r i f u g a l , denn das K eimplasma beeinflußt
d anach von innen den ganzen Organismus u n d bestimmt seine Lebensweise.
Die re c h t au ffä llig e P a r a lle litä t d e r in su la re n Varia tio n en , die ja bei ganz v e rschiedenen
Geschöpfen in ein e r o ft d u rch au s analogen Weise a u ftre ten , scheint zunächst