sichtig; es e n th ä lt viele Zoochlorellen, die v o r allem in d e r Mitte des K ö rp e rs k o n z en trie rt
sind; der v o rd e re u n d h in te re Teil sind f re i von Zooehlorellen. D e r Makronucleus ist
lang, ellipsoid, lieg t qu e r zu r Längsachse im m ittle ren Teil des K ö rp e rs. E in e seh r große
p u lsierende Vakuole is t im v e rschm ä le rten h in te ren K ö rp e rte il eingebettet. Trichozysten
w u rd en bei dieser A r t nich t wahrgenommen. Die Bewegungen sind gleichmäßig, u n u
nterbrochen, von mäß ig e r Geschwindigkeit, und gewöhnlich von Rotationsbewegungen
um die Längsachse begleitet.
Gefunden w u rd e Spathidium campanella am 2. V I II . 1928 im P la n k to n des offenen
Sees gegenüber d e r Landzunge Eloehin, 1,5 km vom Ufer, und zwar in d e r Oberflächenschicht
(hei h o rizontalen F än g en m it dem Z e p p e l i n - N e t z in ein e r Tiefe von 0—1 m);
T em p e ra tu r der Wasseroberfläche 5,02° C.
Sp. campanella erwies sich als ä u ß e rs t zarte u n d empfindliche F o rm , u n d zwar v o r
allem in bezug a u f T em p eraturschwankungen: die In fu so rien v e rtru g e n den A u fen th a lt
im Thermos in d e r D au e r von meh r als *2 S tunden se h r g u t, gingen a b e r im Uhrgläschen
u n d a u f dem Objekttiseh des Mikroskops sofort zugrunde. Die T em p e ra tu r der L u ft w a r
an diesem Tage 12° C.
Die N ah ru n g von Sp. campanella besteht aus an d e ren pelagischen In fu so rien (z. B.
Tintinnidium fluviatile), wie auch aus Algen. Sp. campanella schlucken ebenfalls die
Zweige des Dinobryon h in u n te r. In dieser Beziehung e rsche int Sp. campanella nach u n se
ren Beobachtungen vielleicht als eines d e r wenigen pelagischen In fu so rien , das diese
Alge als N ah ru n g aufnimmt.
V ermutlich g e lin g t es Sp. campanella dan k den g roßen Ausmaßen seines Zytostoms
un d der S tru k tu r desselben, Dinobryon hinunterzuschlucken, g leichgültig, m it welchem
E nd e das Büschel d e r Alge in das Zytostom des In fu so rs gerät.
Spathidiosus bursa gen. nov. sp. nov. (Abb. 25, 26).
Der K ö rp e r is t beutelförmig, flexil, 95—110 9 lan g ; zuweilen kommen ab e r In d iv iduen
vor, die 150 9 lan g sind; an d e r bre ite sten Stelle is t der K ö rp e r 90 oder etwas über
90 9 b re it. D e r v o rd e re K ö rp e rte il is t Hächgedrückt, etwas schmäler und ganz g e rade
abgeschnitten; d e r h in te re Teil wird b re ite r u n d i s t au fgebläht, wobei d e r eine Seitenteil
des K ö rp e rs erhab en e r und au fg eb läh te r ist, als d e r andere. Das h in te re Kö rp e ren d e Ist
abgerundet. D e r K ö rp e r is t k o n tra k til, metabolisch u n d k a n n seine F o rm etwas v e rän d e rn ,
wobei das v o rd e re Kö rp e ren d e k o n tra k tile r als das h in te re ist. Das v o rd e re K ö rperende
is t von d e r enormen Mundöffnung eingenommen. Diese is t von ein e r homogenen K an te
umgeben; die R ä n d e r sind seh r beweglich u n d k o n tra k til: bald vere in ig en sie sich in der
flachgedrückten Körperfläche, dan n sieht die Mundöffnung wie eine enge g erade Spalte
aus; bald spreizen sie sich u n d nehmen zuweilen eine wellenförmige K o n tu r an, d an n sieht
die Mundöffnung wie ein g ro ß e r R a chen aus. Die Mundöffnung k a n n sich der ganzen
L änge nach fe st schließen: zuweilen schließt sie sich ab e r n u r in ih rem m ittle re n Teile,
ih re beiden S eiten bleiben offen u n d stehen höher a ls d e r m ittle re geschlossene Teil; in
diesem Zustande k an n das In fu so rium lange, bis IV2 Stunden, verbleiben u n d ma ch t dann
den E in d ru ck einer F o rm m it zwei Münde rn (Abb. 26). Ic h weise au f diesen Umstand
hin, weil A. K a h l kürzlich (1926) die Spathidiopsis distoma als neue A r t u n d Ga ttu n g
beschrieben h a t S eine F o rm , die sich von d e r G a ttu n g Spathidium d ad u rch u n te rsch e idet,
d aß ,,ih r Mundsaum in seinem m ittle re n D ritte l ru d im e n tä r geworden ist u n d an
dem äu ß e ren D r itte l zwei, also g e tren n te , ovale Mundöffnungen tr ä g t“ . H ie r ta u c h t ein
Zweifel au f, ob diese E ig e n tüm lich k e it bei den vom b en an n ten Verfa sse r zwar lange
beobachteten sechs E x em p la ren n ich t eine tem p o rä re E rsch e in u n g ist, u n d deshalb erwacht
auch ein Zweifel an d e r wirk lich en E xistenz d e r von ihm beschriebenen neuen Gattung.
Vom Mund au s fü h r t ein sehr b re ite r, k u rz e r konischer Schlund, d e r wie au ch der
K ö rp e r in derselben R ich tu n g flachgedrückt ist. D e r Schlund h a t g a r keine Adjektivbil-
dungen, weder Stäbchen, noch Trichozysten, noch dgl. m. Seine Wän d e sin d seh r dünn
un d bei d e r D u rch sich tig k e it des In fu so rinm s n ich t le ich t zu unterscheiden.
Die P e llik u la is t seh r d ü n n u n d d e r Länge n a ch fe in g e strichelt.
Das W im p e rk le id is t am ganzen K ö rp e r gleich. Die W im p e rn sind seh r z a rt, ku rz
u n d sitzen in d ichten p a ra lle len L ängsreihen. Das T ie r bewegt sich langsam; wenn man
es bei g e rin g e r V e rg rö ß e ru n g ohne Deckglas beobachtet, so sie h t man, d aß es gewöhnlich
das v o rd e re E nd e in die Höhe h ä lt u n d sich v e rtik a l: l a ld senkt, bald hebt. M it seinem
enormen Munde nimmt Spathidiosus die v erschiedenste N a h ru n g au f: P lan k to n a lg en
(Melosira, Chrysöcoecus, Dinobryon, Synedra) u n d p lan k tisch e In fu so rien (Prorodon mo-
rula, Liliomorpha viridis u .a .).
Das Cytoplasma is t d urchsichtig, glasig, le ich t g ra u m it einem leichten b läulichen
Schein.
Alle In d iv id u e n ohne Ausnahme h aben immer a n ein u n d derselben Stelle se itw ä rts
a n d e r h in te re n K ö rp e rh ä lfte einen großen, zuweilen ab e r au ch zwei k le in e re g re ll gelbe
F e tttro p fe n . Dieser F e tttro p fe n h a t noch einen zweiten F e ttin h a lt, d e r d u n k le r b ra u n
g e fä rb t u n d von dick e re r Konsistenz ist- Wen n das In fu so rium s tir b |s. t r i t t der F e tttro
p fen aus, indem e r die W an d z e rre iß t, u n d b eh ä lt seine sphä risch e F o rm bei. In
Ä th e r, d e r dem W a sse r zugesetzt ist, löst er sich augenblicklich.
T richozysten sind v orhanden. Sie h aben die F o rm re c h t la n g e r a n beiden E n d en zugesp
itz te r S pindeln u n d sind n ic h t einzeln, sonde rn in B ünde ln von m eh re ren v e rte ilt:
die' wenigen T richozystenbündel befinden sich in einer Reihe um die Mundöffnung und
sind auß e rd em noch üb e r den ganzen K ö rp e r senkrecht zu se iner Oberfläche v e rte ilt.
D e r Makronukleus ist ru n d u n d lieg t meh r oder m in d e r im K ö rp e rz en trum ; d e r Mi-
kromikleus is t kugelförmig. E in e p u lsierende Vakuole w a r n ich t zu bemerken. . Dieses
In fu so rium ste h t d e r G a ttu n g Spathidium seh r nahe, u n te rsch e id e t sich ab e r von ih r d a d
urch, daß es einen Schlund h a t, welcher bei den Angehörigen d e r Ga ttu n g Spathidium
fehlt.
Spathidiosus is t ein re in p lanktische s In fu so r. In d e r Org an isa tio n des Spathidiosus
bursa k a n n a u f Grund des oben gesagten, a u f die E ig e h ä rtig k e iten , die fü r die p lan k ti-
schen Fo rm en ch a rak te ristisch sind, hingewiesen werden: das schwach entwickelte W im p
e rk le id u n d die d a ra u s folgende langsame Bewegung, ih re durch sich tig en u n d besond
e rs g roßen F e ttk ö rp e r, die ih r spezifisches Gewicht herabsetzen.
Dieses In fu so r w urde in g roßen Mengen im P la n k to n des offenen Baikalsees in der
Gegend von M a ritn j im März 1928 noch u n te r ein e r dicken Eisdecke in einer bis auf
100 m tiefen Wasse rsch ich t gefunden. Da Spathidiosus bursa im V e rlau f von d re i J a h re n
k e in einziges Mal im Sommerplankton des Baika lsees angetroffen worden ist, so wie auch
im F rü h lin g sp lan k to n , wenn die W a sse rtem p e ra tu r noch sehr niedrigs is t u n d sich einige
In fu so rien fo rm en des W in te rp lan k to n s noch erh a lten , so muß man glauben, daß Sp. bursa
eine F o rm ist, die n u r im W in te r zu finden u n d fü r das W in te rp la n k to n des Baikalsees
ch a rak te ristisch ist, also eine stenothe rme Kaltwasserform.