s c h i l d 1915, S. 423 - ip e in e S tre cke von 1 bis etwa 3 Seemeilen schwimmend zu rü ck legen
k an n ; daß ab e r diese T ie re eine E n tfe rn u n g von 600 Seemeilen — zwischen dem
amerik an isch en F e stlan d e u n d den Galapagos — schwimmend bewältigen können, ist
völlig ausgeschlossen: wie B e e h e (1926, S. 196) feststellte, ü b t nämlich ein lan g e r A u fen
th a lt in Seewasser a u f die Galapagos-Schildkröten eine tödliche W irk u n g aus. D aher
d ü rfte es k aum Vorkommen, daß Testudo's fre iw illig den Me ere sstrand verla ssen und das
Meer aufsuchen. Auch a n eine tra n sm a rin e Verschleppung d e r Testudo-E ie r is t n a tü rlic h
n ich t zu denken, da sie im Seewasser ra sch ih re L ebensfähigkeit verlie ren . F e rn e r: wenn
die Hypothese von d e r tra n sm a rin e n E inw an d e ru n g der L an d schildkröten nach den Galap a gos
ric h tig wäre, k önnte m an sich doch g a r n ich t vorstellen, wie die Ausbildung d e r endemischen
In se lra ssen möglich wäre. I s t nämlich ein T ie r b efähigt, eine E n tfe rn u n g von
fa s t 1000 km ohne jede Schädigung im Meere zurückzulegen, so wird es ihm gewiß ganz
leich t sein, von Zeit zu Zeit seinen W o h n o rt zu wechseln, d. h. eine N achba rinsel aufzu suchen:
ein solcher In d iv id u e n au stau s ch w ürde ab e r n a tü rlic h die Ausbildung von lokalen
In se lra ssen völlig ausschließen. E s bleibt also n u r die Annahme übrig, daß die L an d schildkröten
nach den Galapagos (wie na ch den In se ln des Indisch en Ozeans) a u f dem
Landwege gelangen konnten; w a ren doch diese Geschöpfe noch in jü n g s te r Verg an g en h
e it n ic h t n u r a u f dem K o n tin en t, so n d e rn auch a u f In se ln v ie l weiter v e rb re ite t als
heute: m an k en n t sie z. B. au s dem P leistozän von Cuba, Teneriffa, Menorka, Ma lta
usw. Ob die A n h än g e r d e r tra n sm a rin e n Migrationshypothese glauben, daß die L an d schildkröten
auch alle diese E ilan d e schwimmend e rre ic h t haben?
Ab e r au ch die an d e ren K rie ch tie re d e r Galapagos sprechen ganz entschieden gegen
die Möglichkeit ih re r tra n sm a rin e n Zuwanderung. So is t z. B. a u f den In se ln Wenman
und Culpeppe r ü b e rau s bemerkenswert das Fehlen d e r G a ttu n g Tropidurus, obwohl diese
E ilan d e g e rad e in d e r Meeresströmung liegen, die u nm itte lb a r von dem ü b rig en A rch ipel
kommt, wo es von Tropidurus geradezu wimmelt. F e rn e r h a t V a n D e n b u r g h (1913)
d a ra u f au fmerksam gemacht, d aß im Z en trum des Archipels, a u f Duncan, sich eine
besonders differenzierte Tropidurus-F o rm (T. duncanensis) ausgebildet h a t, die sonst n ir gends
meh r angetroffen wird ; d a n u n Duncan fa s t a llse itig von an d e ren E ilan d e n m it ab weichenden
Tropidurus-P op u la tio n en umgeben ist, müßte es fü r diese Echsen — wenn
sie wirk lich zu ein e r tra n sm a rin e n M ig ra tio n b e fäh ig t w ä ren irtr ein leichtes sein, von
In se l zu In se l zu wan d e rn u n d somit die Ausbildung einer so m a rk a n te n Rasse, wie Tropidurus
duncanensis, unmöglich machen. Gerade die Tatsache, daß nahezu jede Galapa-
gos-Insel ih re spezifischen Rassen u n d A rten aufweist, is t ein schlagender Beweis d a fü r,
daß ein gegenseitiger In d iv id u en au stau sch weder vorgekommen is t noch vorkommt. Die
Galapagos können also nich ts an deres sein als Reste einer frü h e re n k o n tin en ta len L an d masse.
D e r erste, d e r se it D a r w i n die immer wieder v e rtre ten e A nsicht von d e r re in ozeanischen
N a tu r der Galapagos in Zweifel gezogen h a t, w a r B a u r, d e r — a u f Grund eigen
e r Forschungen an O rt u n d Stelle B - in zahlreichen A rb e iten (namentlich 1890—1897)
fü r die k o n tin en ta le E ntstehungsge schichte dieses Archipels einge tre ten ist. E r e rk an n te
in den Galapagos m it vollem Re cht v u lkanische Gipfel eines a lten v e rsunkenen F e s tla n des;
seine Hypothese, daß diese In se ln noch im ä lte re n T e rtiä r m it dem amerikanischen
K o n tin en t in V e rbindung gewesen sind u n d daß sich das Galapagosgebiet zunächst als
eine emsige große In se l iso lie rt h a t, die e rs t sp ä te r d u rch weitere L an d senkung in viele
E ilan d e zerfiel, w urde auch d u rch die neuesten systematischen U n te rsuchungen an Galapagos
Reptilien, n amentlich durch V a n D e n b u r g h , au fs glänzendste b e s tä tig t (vgl.
auch S c h a r ff, 1911, S. 302). W ir hab en uns also die u rsp rü n g lich e Besiedlung der
Galapagos m it K rie ch tie re n offenbar so zu denken, daß d o rt zunächst n u r eine Testudo-
A r t, eine Phyllodactylus-A rt, eine Tropidurus-A rt, eine Conolophus-A r t u n d vielleicht
zwei Leimadophis-A rte n v o rh an d en w aren. E rs t m it zunehmender U n te rtau ch u n g des
Landes und m it se iner Auflösung in einzelne Inseln erfolgte d an n die A u fsp a ltu n g dieser
wenigen A rten in zahlreiche Ra ssen (bzw. neue „A rte n “), die w ir in d e r Gegenwart vor
uns haben.
Verg le ich t m an n u n die H e rp e to fau n a d e r Galapagos m it d e r d e r An tillen , so e rg ib t
sich zunächst a ls d e r au ffä llig s te U nterschied die F o rm e n a rm u t a u f den e rste ren u n d der
große F o rm en re ich tum a u f den letzteren. Indessen b e ru h t dieser U nterschied in d e r H a u p tsache
a u f re in ökologischen U rsachen: die feuchteren, teilweise m it ü p p ig e r Vegetation
u n d reichem E v e rteb ra ten leb en au sg e sta tte ten Antillen b ieten den K rie ch tie ren , n am en tlich
den a rboricolen T ypen, we it g ü n stig e re Lebensbedingungen als die trockenen, a n P fla n zen
wie an niederem Getier a rm en Galapagos; is t doch auch au f die S p ä rlic h k e it des Süß Wassers
dieser In se ln das F eh len d e r Amphibien zu rückzuführen. Abgesehen von dieser A rte n a
rm u t zeigen a b e r die Komponenten d e r H e rp e to fau n a a u f den Galapagos ke in e allzu
g roße Divergenz von d e r westindischen Tie rwelt; man k a n n soga r von einer re c h t g r o ß
e n Ä h n l i c h k e i t sprechen. So lebten die te rre s tris ch en Riesenschildkröten f rü h e r
auch a u f den Antillen. Die G a ttu n g Conolophus, von der sich d e r Amblyrhynchus-Tjpus
v e rm u tlich e rs t bei d e r Auflösung des Landes in In se ln abgezweigt h a t, besitz t sein Gegenstück
in d e r westindischen G a ttu n g Cyclura, Tropidurus in Leiocephalus; die letzteren
zwei Genera leben üb rig en s noch nebeneinande r in S ü damerika. Und die N a tte rn g a ttu n g
Leimadophis kommt soga r heu te in beiden A rchipelen vor. E s b le ib t somit n u r noch das
Haftzeher-Genus Phyllodactylus ü b rig , das a u f den westindischen In se ln z u rü c k tritt und
h eu te d o rt n u r a u f B a rbados gefunden wird. Diese auffa llen d e Äh n lich k e it d e r beiden
In se lfau n en g ib t n u n die Be re ch tig u n g zur Annahme, d aß au ch die T ie rw e lt d e r Galap a gos
u rsp rü n g lich von Z en tra lam e rik a stammt, wo ja v e rm u tlich während des T e rtiä rs
neotropische Elemente s tä rk e r d ominierten a ls in d e r Gegenwart. Ich möchte soga r a n nehmen,
daß das Galapagos-Land von Z en tra lam e rik a u n g e fäh r zur gleichen Zeit — etwa
im m ittle re n T e rtiä r ^ sich definitiv vom K o n tin en t abgegliedert h a t wie die A n tillen;
eine ganz ähnliche Differenzierungshöhe des indigenen Elemente s u n te r den Reptilien
b eider A rchipele d eu te t meines E ra ch ten s d a ra u f hin.
Südlich der Galapagos bietet die pazifische Inselwelt Süd am e rik a s fü r u n se re Betra
ch tu n g en kaum etwas Inte re ssan te s. Auf den fe stlan d n ah en In se ln von P e ru kommen
— wie a u f den Galapagos — Eidechsen d e r Gattungen Tropidurus u n d Phyllodactylus
vor, die ab e r vom systematischen S tan d p u n k te noch n ich t eingehender u n te rsu ch t worden
sind. Dagegen d om in ie rt a u f den chilenischen Inseln die Ig u an id en -G a ttu n g Liolaemus,
die a u f einigen kleinen E ilan d e n melanistische Rassen ausgebildet h a t. J u a n F ernandez
h a t merkwürdigerweise ü b e rh a u p t keine K rie ch tie re (auch keine Lurche), obwohl diese
In se ln sonst eine k o n tin en ta le F a u n a a u fw e is e n .B - Wesentlich in te re ssan te r vom herpeto-
faunistischen S tan d p u n k te sind einige ganz iso lie rt liegende In se ln nördlich d e r Galapagos:
so v o r allem die C o c o s - I n s e l m it 4 te rre s tris ch en Vogelarten (von denen 3
endemisch sind und soga r 2 indigene Genera rep rä sen tie ren ) und 2 E ide chsenarten; diese
sind ebenfalls endemisch: Sphaerodactylus pacificus und Anolis townsendi, beide offenb
a r westindischen oder vielleicht ric h tig e r mittelame rik an isch en U rsp ru n g s. S tä rk e r d if