Dispholidus, d e r a lle rd in g s auch an kleine S äu g e r sehr gern e geht. Dendraspis angusticeps
is t in e rste r L in ie ein Säuge rfre sse r, wäh ren d Bothrops schlegelii sich zumeist von F rö schen
u n d Echsen e rn ä h rt.
f) A rte n m it 25 Schuppenreihen oder mehr. Bothrops insularis (25 Schuppenreihen,
ausnahmsweise 23 oder 27) is t ein ausschließlicher Vogelfresser; Bothrops bilineata m it
2 7— 3 5 S chuppenreihen scheint sich in e rste r L in ie von Amphibien zu e rn äh ren , während
die N a h ru n g von Atheris chlorechis m it 25—36 Schuppenreihen au ß e r aus F röschen noch
a u s Eidechsen besteht.
Aus dieser k u rz en Übersicht üb e r die N a h ru n g arhorico le r Schlangen erhellt, daß
bei W a rm b lü tle rfre sse rn durch au s n ic h t im m e r hohe Schuppenzahlen Vorkommen; ebenso
is t ab e r auch die Ophiophagie d e r Schlangen keineswegs immer a n nied rig e Schuppenzahlen
gebunden, was ja auch Me l l (1929b, S. 136) zugibt. So h a t z. B. die berü hmte
S ch lan g en v e rtilg e rin S ü damerikas, Pseudoboa cloelia, 17— 19 Schuppenreihen, d e r ebenfalls
weitgehend ophiophage u n d gegen Schlangengift immune Lampropeltis getulus in
N o rd am e rik a 19— 23. Auch die schon e rw äh n te südostasia tische Boiga cyanea m it 21, die
chinesische Elaphe carinata u n d d e r madagassische Lioheterodon madagascariensis m it je
23 S chuppenreihen sind weitgehend ophiophag, ohne eine R eduktion ih re r Beschuppung
zu zeigen. Auf der an d e ren Seite g ib t es ab e r auch eine große Re ihe von Schlangen, die
tro tz d e r seh r nied rig en Schuppenzahlen (10—16) n ic h t die g e rin g ste Neigung zu r Ophiop
h ag ie haben.
Ü b e rh a u p t zeigen die Schuppenzahlen d e r Schlangen n ich t se lten bei ganz nah e v e r wandten
F o rm en ein so abweichendes V e rh a lten , daß man d a fü r weder die A r t der N ah ru
n g noch sonst irgendeinen ökologischen F a k to r v e ran tw o rtlich machen kan n . So h a t z.B.
u n se re Coronella austriaca 19 (sehr se lten 21) Schuppenreihen, ih re n ächste Verwandte
ab e r, Coronella girondica, 21—23 (höchst selten 19); beide Sch lan g en a rten e rn äh ren sich
fa s t ausschließlich von Eidechsen. Zwischen d e r V ip e rn a tte r (Natrix maura) u n d ih re r V e rwandten,
d e r W ü rfe ln a tte r (Natrix tessellata) b e steh t ebenfalls ein Untersch ied in der
Anzahl der Schuppenreihen: e rste re h a t 21—23, le tz te re 19 (21 bei v ereinzelten Stücken
d e r P o p u la tio n a u f der Schlangeninsel); beide sind Fisch- u n d F roschfresse r, die Viper-
n a tte r n im m t außerdem o ft Regenwürmer als N ah ru n g an. Auch die beiden europäischen
Fo rm en d e r E id e ch sen n a tte r (Malpolon monspessulanum) u n terscheiden sich d u rch die
Zahl d e r dorsalen Schuppenreihen: bei d e r südw esteuropäisch-westafrikanischen Nominat-
form b e trä g t sie 19, bei d e r südosteuropäischen dagegen n u r 17; ein U nterschied in der
N ah ru n g — beide Rassen e rn ä h re n sich in d e r H au p tsa ch e von Eidechsen u n d Säugern,
gelegentlich auch von Schlangen — besteht bestimmt nicht. Ähnlich zeigen die Rassen
der Abgottschlange, Constrictor constrictor, erhebliche Un terschiede in den Schuppenzahlen,
die von der A r t d e r Beu te tie re ganz u nabhängig sind. Schließlich is t auch die re in
in dividuelle V a r ia b ilitä t der S chuppenreihen bei manchen A rten e rstau n lich groß u n d
s te h t bestimmt n ich t m it der A r t der Nahrung so b jek te in K o rre la tio n ; sie schwankt z. B.
bei der schon erwäh n ten Atheris squamigera zwischen 15 u n d 25 (bei dieser A r t is t a lle rdings
die V a ria tio n sb re ite d e r Schuppenreihen je nach dem Geschlecht etwas verschieden).
In n e rh a lb einer Schlan g en g a ttu n g b ra u c h t n u n die E ntwicklungstendenz n ich t etwa
entweder n u r au f Verm eh ru n g oder n u r a u f V e rm in d e ru n g der Schuppenzahlen g e rich te t
zu sein; denn offenbar können auch beide Tendenzen in n e rh a lb d e r gleichen G a ttu n g auf-
tre te n : so zeigen beispielsweise die A rte n d e r Ga ttu n g Dendraspis einerseits eine R ed u k tion
ih re r Schuppenzahlen a u f 13, an d e re rse its eine E rh ö h u n g a u f 23. Noch s tä rk e r ist
eine d e ra rtig e bip o la re R ich tu n g bei Natrix au sg ep räg t: es g ib t a u f der einen Seite Natrix-
A rten m it 15, a u f d e r an d e ren ab e r solche m it bis 33 Schuppenreihen. Trotz dieser hohen
Divergenz h an d e lt es sich bei beiden E x trem en h auptsächlich um Frosch- und F ischfresser.
Zu v e rm u ten ist, daß auch die ökologisch identischen Dendraspis-Fo rm en tro tz ih re r V e rschiedenheit
in den Schuppenzahlen sich in d e r Wah l ih re r Beu te tie re n ich t erheblich
u n te rsch e id en .
Die re c h t unterg eo rd n e te Bedeutung der A r t d e r Beu te tie re fü r das Vorhandensein
b e stimmter Schuppenreihen-Zahlen bei Schlangen e rh e llt endlich noch aus d e r Tatsache,
daß n ah e v e rw an d te A rte n m it gleichen oder nahezu gleichen Zahlen doch ziemlich a u f fä
llig e Unterschiede in ih re r E rn ä h ru n g a u f weisen können: so sind beispielsweise die
beiden bekan n ten Giftschlangen S üdamerikas, Bothrops atrox (mit 23—33 Schuppenreihen)
u n d Bothrops jararaca (m it 20—27), in d e r H au p tsa ch e R a tten - und Mäusefresser; die
m it ihn en nah e v e rw an d te Bothrops jararacussu dagegen, die eine ganz ähnliche V a r ia tionsb
re ite d e r d orsalen Schuppenreihen a u f weist (23—27), is t ein seh r bezeichnender
F ro s ch fre s se r.
W enn w ir also die Beziehungen zwischen der N ah ru n g u n d d e r Beschuppung bei
Schlangen auch d u rch au s n ic h t leugnen wollen, so müssen w ir doch feststellen, daß die
V e rän d e rlich k e it d e r Schuppenzahlen bei den einzelnen e rnährungsbiologischen Kategorie
n sich n ic h t in n e rh a lb seh r enger Grenzen bewegt, sonde rn im Gegenteil ziemlich beträ
c h tlic h ist. Offenbar sind sämtliche S chuppen-Variationen, von denen h ie r die Rede war,
a u f autonome Muta tionen zurück zu fü h ren , die sich wohl in manchen F ä llen orthogenetiseh
summieren. Denn n u r so k a n n man meiner An sich t nach v erstehen, w a rum z. B. bei Natrix
olivacea in W e s ta frik a die Z ahl der d orsalen Schuppenreihen 19, in O s ta frik a dagegen
n u r 17 b e träg t, oder w a rum sie bei Coluber m icrolepis plötzlich eine maximale V ermehrung
a u f 41—43, bei manchen Psammophis-A rte n ab e r eine extreme R eduktion a u f 13 oder g a r
1 1 e r fä h r t usw.
In d em w ir n u n wieder zu den in su la ren V a ria tio n en zurückkehren, muß aus dem bish
e r E rö r te rte n gefo lg e rt werden, daß au ch die Schuppen- bzw. S childervermehrung, die
bei manchen inselbewohnenden Schlangen zu beobachten ist, etwa d urch Annahme besonders
g ro ß e r Beu te tie re selektionistisch n ich t zu e rk lä re n ist. Vor allem bei den sä u g e rfressenden
A rten wäre eine solche Hypothese ganz verfehlt, u n d zwar deswegen, weil ja
die In se lsäu g e r sich zumeist d u rch einen deutlichen Zwergwuchs gegenüber ih re n fe stländischen
Stammformen auszeichnen. Daß die Verm eh ru n g d e r Schuppenzahlen bei inse lbewohnenden
Eidechsen m it d e r A r t oder Größe ih re r Nahrun g so b jek te ebenfalls nichts
zu schaffen h a t, b ed a rf h ie r n a tü rlic h k e in e r n ä h e ren B e gründung. In einigen F ä llen d ü rfte
es sich hierbei um a tav istisch e Mu ta tionen handeln; die p r im itiv s te F o rm d e r Beschupp
u n g scheint ja bei vielen Eidechsen eine feine Körn e lu n g zu sein (Ausnahmen vergleiche
S. 75). D e ra rtig e Muta tionen vermögen sich offenbar a u f In se ln o ft leich t durchzusetzen:
denn fü r viele A rte n h a t die Beschuppung a u f In se ln n ich t meh r die Bedeutung einer
Schutzdecke wie a u f dem F estlande , wo das Schuppenkleid sich n ic h t n u r au s derberen
u n d grö ß e ren Elementen zusammensetzt, sondern teilweise auch spitze Höcker und S ta cheln
ausbildet.
Bei den Inse l-K rie ch tie ren sp ie lt sich d e r „K am p f ums Dasein“ i n w e s e n t l i c h e i n f
a c h e r e n B a h n e n ab a ls a u f den K o n tin en ten m it ih rem un g eh eu ren Re ichtum an
solchen Geschöpfen, die als K o n k u rren te n oder F e in d e in B e tra c h t kommen. D ah e r müssen
g erade bei in su la ren T ie ren solche E igen sch a ften besonders häufig sein, die fü r sie ohne