Über die Molukken h a t ab e r das pap u an isch e Ausbreitu n g sz en trum auch die große
Inse l Celebes seh r erheblich beeinflußt. Dagegen vermochten pap u an isch e Fo rm en bis B o rneo
im m ittle ren T e rtiä r n ich t v orzudringen: denn fü r sie ste llte die M a k a ss a rs tra ß e —
zwischen Celebes und Borneo —, die zu den ä lte sten Brü ch en des In d o -austra lischen A r chipels
gehört, eine u n ü b e rsch re itb a re V e rb re itu n g ssc h ran k e d a r. Die meisten R e p tilien formen,
die Neuguinea und den Großen S u nda-Inseln m it Südostasien, n ic h t ab e r dem Zwischengebiete,
gemeinsam sind (z.B.die A g am id en g a ttu n g Gonocephalus) haben ein sehr hohes
A lte r u n d d ü rften sich schon a u f dem erwäh n ten alt- oder se lbst p r ä te r tiä r e n austro-
a siatischen K o n tin en t au sg eb re ite t haben. -— Die dre i Großen Sunda-Inseln, Borneo, S u m
a tra und J a v a , stellen fü r die Reptilien ein eigenes (sundaisches) E n tw icklungszentrum
m it zahlreichen endemischen Gattungen, A rte n u n d Rassen d a r (vgl. z. B. B a r b o u r 1912,
d e R o o i j 1915/17), deren Diskussion h ie r zu weit fü h re n würde. Borneo is t a n Endemismen
wie an A rten z ah l am reichsten, d an n folgt S um a tra , wäh ren d a u f J a v a n ic h t n u r die
Z ahl d e r endemischen Fo rm en re c h t g e rin g ist, sonde rn sich schon eine „ in su la re “
A rte n a rm u t geltend macht, die d an n weiter östlich, a u f den Kleinen Sunda-Inseln, noch
bedeutend s tä rk e r zum A usdruck kommt. Von den Großen S unda-Inseln is t S um a tra zweifellos
am jüngsten, indem es sich v e rm u tlich e rs t im P leistozän vom K o n tin en t ab g
e tre n n t h a t; in jü n g e re r Zeit stan d en J a v a u n d Borneo m ite in an d e r sicherlich in keiner
d irek ten Verbindung, diese bestand v ielmehr ü b e r S um a tra .
Die F a u n a d e r zahlreichen kleinen E ilan d e a n d e r N ordküste von S um a tra und J a v a
is t ganz ju n g u n d m it den H au p tin s e ln oder dem K o n tin en t weitgehend übereinstimmend.
So haben z. B. B an k a u n d B illito n eine Tie rwelt, die von der Ma lakkas kaum abweicht.
Die T ie rw e lt des Rhio-Lingga-Archipels, die von D a m m e r m a n (1926) sowie von C h a -
s e n & S m e d l e y (1927) n euerdings u n te rsu c h t worden ist, d ü rfte ebenfalls ju n g sein; sie
zeigt deutliche Beziehungen zu S um a tra und zu der Malayischen Halbinsel, u n d h a t —
u n te r den te rre s tris ch en K rie ch tie re n — bis a u f Calamaria doerianensis keine endemischen
A rten . Nahezu völlig m it Ma lakka übereinstimmend is t auch die H e rp e to fau n a der
Anambas ( Sme d l e y 1928), während a u f den N a tu n a s sich der E influß Borneos geltend
macht. Vom h e rpetofaunistischen S tan d p u n k te zu Borneo u n d n ich t zu den P h ilip p in e n
gehören auch Ba labac u n d P a law a n ( B o u l e n g e r 1894). Die P h i l i p p i n e n endlich, die
neben indomalayischen, p ap uanischen u n d o sta siatischen Cha rak te rzü g en auch noch ein
eigenes E n tw icklungszentrum e rkennen lassen, haben eine reiche H e rp e to fau n a . Sie besteh
t, la u t den Monographien T a y l o r s (1922a, b) au s 106 te rre s tris ch en Eidechsen- und
107 Schlang en a rten , zu denen a u ß e r 4 S childkröten noch verschiedene, e rs t in neuester
Zeit beschriebene Fo rm en hinzukommen (vgl. T a y l o r 1922c—1928). E in seh r hoher P ro zentsatz
davon, d a ru n te r n ich t weniger als 8 Genera, is t endemisch.
R e in a siatisch is t schließlich die H e rp e to fau n a a lle r üb rig en E ilan d e a n der pazifischen
K ü s te Asiens, die h ie r noch ganz k u rz e rw äh n t werden sollen. Die Inseln Tschang
u n d K u t im östlichen Teile des Golfes von Siam zeigen, soweit ih re Rep tilien b ek an n t sind,
keine herpetogeographischen Be sonderheiten und auch keine Endemismen, indem sie a u s schließlich
von re in kontin en ta len A rten bewohnt werden. Nicht unwesentlich ä lte r is t aber
d e r kleine C o n d o r e -A rch ip e l an d e r S üdküste von Indochina, d e r etwa au s einem
Dutzend In se ln besteht: d o rt leben nämlich zwei indigene Geckos; eine A r t (Gonatodes
glaucus) lä ß t soga r kein e rle i n äh e re Beziehungen zu irg en d e in e r kontin en ta len F o rm e rkennen
(M. S m i t h 1921). Der von den winzigen N o r w a y - I n s e l n im Golf von Tonkin
b ekannte Rhynchophis boulengeri d ü rfte wohl n u r scheinbar einen in su la ren Ga ttu n g sendemismus
darste llen ; v ielmehr is t anzunehmen, daß diese Schlange noch a u f dem F e s tlande
gefunden werden wird. D e r von den gleichen In se ln beschriebene Eublepharis lichter
felderi is t inzwischen a u f H a in a n nachgewiesen worden. Was n u n H a i n a n betrifft,
so is t diese große In se l höchstwahrscheinlich e rst q u a rtä re n U rsp ru n g s; ih re R e p tilien fau
n a ist d u rch au s k o n tin en ta l und wenig modifiziert. S c h m i d t (1927, S. 460) ste llte
eine v o llständige L iste d e r H a in an -K rie ch tie re zusammen; es sind 9 Schildkröten,
20 Eidechsen und 37 Schlangen; 6 Echsen u n d 7 Schlangen sind indigen. —- W e it stä rk e r
t r it t dagegen der Endemismus a u f d e r In se l F o r m o s a in E rscheinung, die sich sicher
schon im P lio z än vom K o n tin en t ab gegliedert h a t. S t e j n e g e r (1910) gab eine zusammenfassende
Übe rsich t ih re r R e p tilien fau n a , die au s 26%' endemischer A rten besteht (bei
den Amphibien e rre ic h t der Endemismus soga r 50%). Sie se tzt sich aus zwei verschiedenen
Komponenten zusammen: ein e r himalayisch-chinesischen u n d ein e r südchinesischen
bzw. indo-chinesischen. Letztere is t offenbar jünger, weil sie kein e besonderen Modifikationen
aufweist; die endemischen F ormen gehören zum g rö ß ten Teil zu r himalayisch-chinesischen
Komponente. Die Beziehungen Formosas zu den P h ilip p in e n sind zwar vorhanden,
a b e r doch n u r re ch t g e rin g (z. B. Dasia smaragdina).
An F ormosa schließen sich im Norden die R i u k i u - I n s e l n an , die m it den übrigen
Inse ln J a p a n s die K o n tu ren des a lten a siatischen K o n tin en ts andeuten. Sie zeichnen sich
d urch eine weit höhere Zahl endemischer Fo rm en au s als F ormosa; doch is t d e r G a ttu n g sendemismus
n u r ganz leich t angedeutet. Daß die R iu k iu fa u n a k o n tin en ta len U rsp ru n g s
ist, ste h t a u ß e r jedem Zweifel: schon die re c h t zahlreichen Schlangen und Amphibien,
u n te r den le tz te ren soga r zwei endemische A rte n von Schwanzlurchen, deuten d a ra u f hin;
die wichtigste Faunenkomponente stamm t aus dem Süden (vgl. V a n D e n b u r g h 1912c).
V ielleicht fü h rte die gleiche L andsenkung, der diese In se lk e tte ih re E n ts teh u n g v e rd an k t,
au ch schon z u r Abgliederung eines Teiles d e r H au p tin se ln J a p a n s vom F estlande . Auch
d o rt t r i t t d e r Endemismus re c h t au g en fä llig in E rscheinung. Da jedoch endemische Gen
e ra — u n te r den K rie ch tie re n wenigstens fehlen, wird man die definitive Loslösung
von K o re a wohl e rs t in die a lle rle tz te T e rtiä rp e rio d e verlegen müssen. Allem Anschein
nach h a t sich die Inse l Sa ch a lin von allen E ilan d e n dieser K e tte am spä te sten vom F e s tlan
d e losgelöst. Besonders bemerkenswert is t es, d aß die R e p tilien fau n a Sachalins sich re ch t
sc h a rf von Je sso u n d den ü b rig en jap an isch en Inseln u nterscheidet: die beiden Sachalin-
R e p tilien — Lacerta vivipara u n d Vipera sachalinensis — fehlen nämlich a u f allen Inse ln
weiter im Süden, sind ab e r a u f dem gegenüberliegenden F e stlan d e v e rb re ite t. Dieser U n terschied
is t wohl n ich t so sehr a u f das A lte r der L a P e rouse-Straße wie v o r allem wohl
a u f den E influß des Glazialklimas zurückzuführen. Denn die V e rbindung zwischen Jesso
u n d Sa ch a lin b estand zweifellos noch im D ilu v ium ; ab e r infolge des im nördlichen Teile
dieser L an d v e rb in d u n g herrschenden k ühlen Glazialklimas vermochten von wärmeliebenden
Rep tilien n u r ganz wenige A rte n — es sind das n u r zwei: Natrix vibdkari vibakari
und Aakistrodon blomhoffii blomhoffii, die auch heute noch allem Anschein na ch a u f den
Süden S achalins b e s ch rä n k t sin d — d o rt die Diluvialepoche zu ü b e rd au e rn . Nach dem
Durchbruch d e r L a Perou se -S traß e im Postd ilu v ium k onnte eine Wiederbesiedelung S a chalins
von Süden h e r n ich t meh r erfolgen. Dagegen is t n ich t unmöglich, daß nördliche
Formen, wie Lacerta vivipara u n d Vipera sachalinensis, nach dieser In se l noch im P o std
iluvium a u f einer nördlichen L an d v e rb in d u n g üb e r den T a ta ren su n d vorg ed ru n g en sind.
Die S ch an ta r-In se ln werden offenbar ausschließlich von Vipera sachalinensis bewohnt.
A u f den K u rilen fehlen dagegen R e p tilien d urchaus, m it einziger Ausnahme des sü d lich