gen, sonde rn v o r allem au ch fü r deszendenztheoretische — e rk a n n t worden. B e rü hm te N a men
wie D a r w i n und Wa l l a e e , Mo r i t z W a g n e r und W e i s m a n n werden fü r alle
Zeiten m it dem „ Inselproblem“ v e rk n ü p ft bleiben. Man k a n n ab e r eine Ab h an d lu n g gerade
üb e r in su la re K rie c h tie re n ic h t schreiben, ohne den Namen eines Mannes zu nennen, dem
man noch v o r wenigen J a h re n in der stammesgeschichtliehen L ite r a tu r seh r o ft begegnete,
d e r ab e r heu te fa s t n u r noch in p o p u lä ren S ch riften we iterlebt: P a u l K ä m m e r e r . Gewiß
teile auch ich das vern ich ten d e U rte il, das die Wissenschaft ü b e r seine Arb e iten , n amentlich
soweit sie a u f dem Gebiete d e r experimentellen Zoologie liegen, ausgesprochen h a t. Wenn
ich ab e r in d e r vorliegenden Ab h an d lu n g doch n ich t so weit gehe wie F e d e r l e y (1929) —
d e r von jedem e rn sten F o rsch e r fo rd e rt, daß e r sich ü b e rh a u p t n ich t a u f K ä m m e r e r s
Unte rsu ch u n g en b e ru fen d ü rfe sonde rn die an reg u n g sre ich e A rb e it dieses so t r a gisch
au s dem Lehen geschiedenen A u to rs „Der A rtenw an d e i a u f In se ln “ (1926) dennoch
m ehrmals z itie ren werde, so geschieht das in d e r H au p ts a ch e au s folgendem Grunde: in
z ahlreichen F ä llen , n am en tlich soweit sie a u f re in empirischen T atsa ch en b eruhen, stim men
K ä m m e r e r s Angaben m it meinen eigenen Be funden d u rch au s ü b e re in u n d haben
somit auch b e rechtigten A n sp ru ch a u f P r io r itä t; in theo re tisch e r Beziehung besteht d a gegen,
wie sich im L au fe d e r vorliegenden Unte rsu ch u n g en ergeben wird , die d enkbar
g rö ß te Divergenz zwischen den Ansichten K a m m e r e r s u n d denen des Verfa ssers.
I n d e r oben e rw äh n ten S c h rift h a t K ä m m e r e r seine A u sfü h ru n g en a u f die Eide chsen
d e r dalma tin isch en Inselwelt, die er ja selbst b e re ist h a t, b e sch rän k t. Zum Vergleich
werden von ihm zwar gelegentlich au ch nah e v e rw an d te F o rm e n von an d e ren Mittelmeerinseln
herangezogen; ab e r die Kep tilien a lle r ü b rig en In se ln u n d Arch ip e le h a t er
so g u t wie u n b e rü ck sich tig t gelassen. Das soll n a tü rlic h diesem A u to r h ie r keineswegs
zum V o rw u rf gemacht werden; dem Leser des K a m m e r S r sehen Buches d rän g en sich
jedoch sofort einige F ra g e n au f, von deren B e an tw o rtu n g die generelle B e deutung seiner
A u sfü h ru n g en ab h än g t. Z unächst: tre te n die von den da lm a tin isch en Eide chsen b ek an n ten
In se lv a ria tio n en auch bei Kep tilien an d e re r Archipele in gleicher oder mindestens
ä h n lich e r A u sbildung auf? Sodann: h e rrsch en hei den Kep tilien re in tro p is ch e r E ilan d e
gru n d sä tz lich an d e re V a ria tio n e n vor? Un d v o r allem: vermögen inselbewohnende
K rie ch tie re jen e r fe rn e n Zonen die A nsichten K ä m m e r e r s ü b e r die Ursa ch en des in su
la re n A rtenwandels zu stützen oder nicht?
D ah e r besteht die H a u p tau fg ab e v orliegender A rb e it in e in e r U n te rsu ch u n g der
In se lrep tilie n a lle r Meere: die A rchipele d e r nördlich en E rd h ä lf te sollen ebenso b e rücksic
h tig t werden wie die d e r südlichen, die d e r g em äß ig ten Zonen wie d e r tropischen.
Auch wird sich die A rb e it n ich t a u f die Eidechsen a lle in b e s chränken d ü rfen , sondern
muß auch alle an d e ren K rie ch tie rg ru p p en in den K re is d e r U n te rsu ch u n g hereinziehen.
W enn ab e r im folgenden dennoch überwiegend von Inseleidechsen die Rede sein wird,
so geschieht das einfach deswegen, weil ja g e rade die Eidechsen u n te r a llen Rep tilien
die bezeichnendsten Inselbewohner abgeben; wie noch gezeigt werden soll, tre te n Schlangen
a u f In se ln s ta rk zurück, ja sie fehlen den kleineren u n d ä lte re n S fü r In se lstu d ien
besonders aufschlu ß re ich en -H E ilan d e n oft völlig. Und das Gleiche g ilt fü r S childkröten
u n d — in erhöhtem Maße n o c hH - f ü r Krokodile. E in e an d e re U n gleichmäßigkeit in der
B eh an d lu n g des Stoffes: die gelegentliche Bevorzugung m e d ite rra n e r E ilan d la z e rten , e rk
lä r t sich d u rch die Tatsache, daß diese T ie re -fig besonders was die d u rch te rn ä re Namen
zum Ausd ru ck geb ra ch te Gliederung einzelner A rten in Kassen b e trifft — meines E ra c h tens
besser b ek an n t sind als irgen d e in e andere Gruppe inselbewohnender Krie ch tie re .
Die b in ä ren Namen, die z, B. die am e rik an isch en Herpetologen immer noch fü r solche
Inselfo rmen verwenden, die n ichts anderes sind als Ra ssen (Suhspecies), erschweren
jedenfalls den Überblick ü b e r die p hyletischen Z usammenhänge zahlre ich e r In se lrep tilie n
Westindiens oder d e r kalifo rn isch en K ü s te n ganz ungeheuer.
W ie sich au s dem Thema ergibt, g lied e rt sich d ie P roblemstellung v orliegender A r beit
in d re i Teile. Z unächst w ird zu u n te rsu ch en sein, wie die in su la re n H e rp e to fau n en au f
u n se re r E rd e v e r b r e i t e t sind u n d von welchen E ntw ick lu n g sz en tren sie u rsp rü n g lich
stammen; fe rn e r, ob sie a u f dem Wege pa ssiv e r oder ab e r re in a k tiv e r M ig ra tio n nach den
E ilan d e n g e lan g t sind. Zweitens is t eine A n tw o rt a u f die F ra g e zu geben, ob es irg e n d welche
morphologische oder ökologische E igen sch a ften gibt, die n u r bei In se lrep tilie n auf-
tre te n oder zum mindesten bei diesen Geschöpfen besonders h äu tig wiederkehren, so daß
m an sie a ls „ I n s e l m e r k m a l e “ bezeichnen könnte. Im d r itte n u n d letzten Teile sollen
endlich die zoogeographischen u n d n amentlich die morphologischen Befunde in d e s z e n -
d e h z t h e o r e t i s c h e r Beziehung ausgewertet werden: es w ird in d e r H au p tsa ch e n a ch zu
p rü fe n sein, ob die m an n ig fa ltig e n Va ria tio n en , die zu r A rtum b ild u n g d e r in su la ren
R e p tilien fü h ren , Sine S tütze fü r die L eh re des L amarck ism u s abgeben oder ab e r besser
m it den T heorien d e r modernen Genetik in E in k la n g zu b rin g en s i n d ^ B Das H a u p tgewicht
in d e r D a rste llu n g wird ste ts n ic h t so seh r a u f eine möglichst v o llständige Üb e rsieht
d e r E in z e lta tsa ch en gelegt werden, wie v o r allem a u f das E rk en n en a llgemeiner Gesetzmäßigkeiten.
F ü r Zusendung von in su la rem K r ie c h tie rm a te ria l oder fü r verschiedene Ausk ü n fte
bzw. Hilfe b in ich folgenden H e rre n zu dem a u frich tig s ten D anke v e rpflichtet: F . A n g e l
(P a ris ), Dr. T. B a r b o u r (Cambridge, Mass.), Priv.-Doz. D r. G. H e b e r e r (Tübingen),
P ro f. Dr. W. H. H o f f m a n n (Habana), A. L o v e r i d g e (Cambridge, Mass.), D r. F . Ö k -
l a n d (Oslo), H. W. P a r k e r (London), Dr. B. I ? e n s e h (Berlin), K. P . S c h m i d t (Chicago),
H. S c h w e i z e r (Basel), P ro f. Dr. C. S k o t t s b e r g (Göteborg), D r. M. S m i t h
(London) u n d P ro f. D r. D. V i n e i g n e r r a (Genua). - Mit Ausnahme d e r Abbildung 2
u n d F ig . 10 a u f Taf. I I I , die ich d e r L ie benswürdigkeit d e r D irek tio n des Museums of
C omparative Zoology in Cambridge (Mass.) verd an k e , sind sämtliche B ild e r im Sencken-
berg-Museum in F ra n k fu r t a. M., zum g rö ß ten Teile von H e r rn R. M o l l , an g e fe rtig t
worden.