Die Grenzen der hydrologischen G ru n d fak to ren , bei denen S. bursa im Baikalsee
vorgefunden wurde, sind folgende:
Tem p e ra tu r | pH Oa mg/l C03 mg/1 C02 bicarb. mg/1 | CaO mg/1 MgOmg/1 Oxydierbark. 0 2 mg/1
■0,00—3,50° 7,4—7,6 11,38—14,25 1,08 4,29 41,2—46,7 2 2 ,8 -2 6 ,8 ’ 2,1—3,2 0,96—2,72
Marituja1) pelagica Ga jewska ja . (Abb. 27, 28, 29.)
E in e neue Ga ttu n g aus dem Baikalsee, k u rz von m ir in ein e r vorläufigen Mitteilung
im J a h r e 1928 beschrieben.
Kö rp e rlä n g e 125— 140 H-, B re ite a n d e r bre ite sten Stelle bis 125 D e r K ö rp e r ist
b re it, stämmig, e rin n e rt se iner F o rm nach an die G a s tru la eines Seeigels. In d e r vord e ren
H ä lfte is t d e r K ö rp e r v e rb re ite r t u n d gleicht im Q u erschnitt beinahe einem K re is. Die
h in te re H ä lfte is t jedoch schmäler als die v ordere , an den Seiten ab g ep la tte t und e rg ib t
im Q u erschnitt ein gestrecktes Oval. Das h in te re K ö rp e r ende is t ab g erundet, im m ittle ren
Teil h a t d e r K ö rp e r eine unbedeutende E in s ch n ü ru n g , welche den v orderen, v e rb re ite rte n
Teil vom h in te re n schmäleren abteilt.
F a s t das ganze Vorderende is t von einem b re iten pe ristom a len Felde eingenommen.
E s wird d ad u rch gebildet, d aß das V o r der ende des Körp e rs, das s a n ft eingebogen e r scheint,
einen b re iten flachen T ric h te r bildet, d e r zu r Längsachse des K ö rp e rs sc hräg
gestellt ist; es e rsche int somit ein wenig abgeschrägt, man k a n n d ah e r in ihm einen obere
n u n d u n te re n Rand u n terscheiden wie auch bei d e r peristom a len E in senkung. Der
obere R a n d d e r p eristomalen E in sen k u n g lieg t etwas e n tfe rn t vom oberen v o rd e re n K ö rp
e rra n d und h a t ab g e ru n d e te Umrisse ; d e r u n te re Rand des Peristoms ersch e in t wie zweigespalten
u n d endet m it ein e r Ecke fa s t a n d e r la te ra le n Seite des Körp e rs. Das Zytostom
lieg t exzentrisch, n äh e r dem linken R a n d des Peristoms u n d zu se iner u n te re n Ecke. Es
h a t die F o rm eines gestreckten, unrege lmäß ig en Dreiecks m it abg e ru n d e ten Ecken; seine
kü rz e ste Seite is t nach d e r oberen Ecke des P eristomalfe lde s, die Spitze na ch d e r u n te ren
Ecke des P e ristom s gerich te t. Die Mundspalte k a n n zuweilen noch schwach gebogen sein.
De r R a n d des Zytostoms is t von ein e r schmalen, s ta rk lichtbre chenden homogenen K an te
um ran d e t. Das Zytostom ist ste ts geöffnet u n d b eh ä lt seine stän d ig en K o n tu ren bei. Die
L änge d e r Mundspalte e rre ic h t 60 M-, is t also im Vergleich m it dem Gesamtumfang des
In fu so rs ziemlich bedeutend. Das Zytostom g eh t in einen Schlund übe r, d e r die F o rm
eines b re iten , kurzen, von den Seiten ab g ep la tte ten T ric h te rs an n immt. Seine W än d e sind
seh r dünn, u n d d e r Schlund lä ß t sich ziemlich schwer unterscheiden. E r is t von ziemlich
langen, dünnen und d ich t aufsitzenden Wimperchen ausgekleidet, die sp ira lfö rm ig
an g eordnet sind; diese S p ira le bild e t an d e r in n e ren W an d des Schlundes zwei volle W in dungen.
Die W im p e rn der e rsten W in d u n g d e r S ch lu n d sp ira le reichen au s den R ä n d e rn
des Zytostoms h e rv o r. Diese sp ira lfö rm ig e A n o rd n u n g der W im p e rn im Schlund is t n u r
bei B e tra ch tu n g des Schlundes d u rch das Zytostom sich tb a r. Als N a h ru n g dienen Algen,
v o r allem Melosira. E s is t leich t möglich, daß die ganze S tru k tu r des V e rd a u u n g sa p p a ra tes
bei Marituja pelagica speziell an die einzige N a h ru n g — die pelagischen Algen des
P h y to p lan k to n s, v o r allem Melosira — an g ep aß t ist, die das In fu so r h ie r vorfindet. Diese
r Umstand wird von uns weiter eingehend beh an d e lt werden.
' *) Marituj — d ie b u rjatisch e B enennung d e r au ß e ro rd en tlich malerischen Gegend, wo sich d ie Baikal-Station d e r
Akademie d. Wissensch. d e r USSR. befindet, u nd wo d ies In fu so r vom V e rfa sse r zum e rs te n Mal 1927 v orge funden wurde.
De r W im p e rm an te l is t a u f dem K ö rp e r des In fu so rs schwach entwickelt; die Wim-
p e rn sind seh r k u rz u n d dünn. Am k la rs te n kommen sie am v o rd e re n Teil des K ö rp e rs zum
Vorschein, im m ittle re n Teil sin d # § hei lebendigen E x em p la ren n u r bei bedeutender V e rg
rö ß e ru n g wahrzunehmen,! zt. B. bei A n w e n d u n g v on W a sserimmersion u n d bei en tsp re chenden
Man ip u la tio n en m it dem B e le u eh tu n g sap p a ra t des Mikroskops. Im h in te re n K ö rp
e rd ritte l g e lang es weder a n lebenden Tieren, noch na ch B e handlung m it Osmiumdämpfen,
d e r F lü ssig k e it F l e m m i n g s oder S e h a u d i n n s oder na ch F ä rb u n g m it alkoholischem
K a rm in wie auch n a ch Anwendung von Opalblau n a ch B r e s s l a u den W im p e rm
an te l zu entdecken. Die W im p e rn in den zwei v o rd e re n D ritte ln des K ö rp e rs sitzen au f
ganz winzigen Wim p e rp ap illen , die au ch im h in te ren , wim p e rfre ien K ö rp e rd ritte l Vorkommen.
Die P a p ille n sind in sehr d ichten L än g sre ih en angeordnet, die den E in d ru ck
ein e r feinen, n ic h t imme r g u t u n te rsch e id b a ren S tre ifu n g au f d e r Körperobe rfläche des
In fu so rs machen. Die feinen S tre ifen v e rlau fe n in d e r L än g srich tu n g des K ö rp e rs, seinen
Umrissen nach, u n d , den K ö rp e r am h in te re n E n d e um greifend, gehen sie a u f die e n tgegengesetzte
Seite über. Am v o rd e re n E nd e stoßen die L än g ss tre ifen a u f die S tre ifu n g
des pe ristom a len Feldes; h ie r sin d die S tre ifen n ic h t so d ich t wie a u f dem ü b rig en K ö rp
e r angeordnet, sie v e rlau fe n in konzentrischen n ic h t geschlossenen Kreisen, das Zytostom
a u f dem oberen E n d e umfassend u n d senken sich in P a ra lle lre ih e n vom u n te ren
E n d e des P e ristom s a u f die la te ra le Seite des K ö rp e rs herab.
Die Bewegungen d e r Marituja sin d sehr langsam, sie schwebt; b einahe im Wasser;
bei B e tra c h tu n g des In fu so rs im P ro b ie rg la s d u rch die L upe k a n n m an wahrnehmen, wie
es sich l a n g s a m um seine Achse d reh t, sich ein wenig in v e rtik a le r B ich tu n g emporhebt
u n d d an n wieder senkjSwobei das Vorderende n a ch oben g e rich te t ist.
Die P e llicu la is t sehr dünn; das E k to p la sm a is t fe inkörnig. D a s E n d opla sma is t va-
k u o lisie rt, kleinwabig. Seine S tru k tu r lä ß t sich m it g ro ß e r Mühe a n lebenden In d iv id u e n
u nterscheiden, d a die Trichozysten, die im E k to p la sm a in sehr b e trä ch tlich e r A nzahl em-
g e lag e rt sind, dies v e rh in d e rn . Im E k to p la sm a liegen zahlreiche große T richozysten; Vire
Z ahl is t enorm. Sie liegen fa s t dich t nebeneinande r, a u f dem ganzen K ö rp e r u n d a u f dem
peristom a len Felde u n d sind u n g e fä h r senk re ch t zu r Körperobe rfläehe a n g e o rd n e t). Die
T richozysten sind spindelförmig, an beiden E n d en zugespitzt u n d s ta rk lichtbre chend;
ih re L änge b e trä g t f|lg § I*; die L änge des F ad en s jedoch n a ch d e r E n tla d u n g bis 60 I». Der
F a d e n is t n ich t seh r dünn, am E nd e zugespitzt. V e rm u tlic h spielen die Trichozysten bei
Marituja v o r allem eine Verteidigungsrolle, d a das In fu so r sich fa s t ausschließlich vom
P h y to p lan k to n e rn ä h rt. Außerdem gelang es u n s zu beobachten, daß die T richozysten von
Marituja soga r a u f den Nau p liu s von Epischura abschreckend wirken; zuweilen k a n n man
beobachten, wie dieser Nauplius, wenn e r auf: d a s In fu so r stößt, schleunigst von ihm to r tstü
rz t; insbesondere geschieht dies, wenn Marituja in d e r P lan k to n p ro b e m a ssen h a ft au t-
t r it t u n d die K reb sla rv e bei einem S p ru n g plötzlich a u f m eh re re Marifwja-Exemplare
stö ß t; d an n lassen sich au ch die ausgeschleude rten Triehozystenfäden besser wahrnehmen.
Doch n ic h t immer ist der Zusammenstoß beider T ie re so heftig, o ft m e rk t man n u r, daß
d e r N au p liu s die Körperobe rfläehe der Marituja b e rü h rt, ohne von Seiten des In fu so rs
irgendwelche Schutzre ak tio n en h e rv o rzu ru fen . E in e p u lsierende Vakuole. Sie is t am A n fan
g der h in te ren K ö rp e rh ä lfte la te ra l gelegen. Die Vakuole lieg t n ich t an der Oberfläche,
sondern ziemlich tie f. Deshalb is t sie k aum u n te rsch e id b a r, u n d ih re Umrisse sind u n k la r
1) Aul dev Abbildung s ta d s ie nich t so dicht an lieg e n d d a rg estellt, um das Bild nich t 4 u ü b erladen.