Ob man im physiologischen oder im jahresze itlichen Farbwechse l a lle r Eidechsen aus
d e r F am ilie d e r L a c e rtid en — in Ü b ereinstimmung m it K ä m m e r e r — V o rstad ien der
melanistischen V a ria tio n sric h tu n g erblicken d a rf, is t frag lich . Nach meinen Beobachtungen
is t d e r physiologische Farbwechse l bei den L a c e rtid en im allgemeinen so außero rd en tlich
gering, daß ihm wohl ü b e rh a u p t keine Bedeutung zukommen kan n . N u r bei Lacerta oxy-
cephala, Ophisops elegans u n d einigen Acanthodactyhis-Vorinen vermochte ich eine leichte
„physiologische“ Ä n d e ru n g des F a rb k le id e s festzustellen; bei den eigentlichen Mauereidechsen
is t m ir dagegen diese E rsch e in u n g bishe r n ich t aufgefallen. W e it v e rb re ite t bei
allen diesen Echsen is t ab e r b ek anntlich d e r jahresze itliche Farbwechsel, der sowohl au f
dem Festlan d e wie a u f In se ln in E rsch e in u n g t r itt; m it d e r Ausbildung k o n sta n t v e rd
ü ste rte r In selformen h a t e r ab e r meines E ra c h te n s kaum etwas zu tu n . Über das mela-
nistische F a rb k le id a u f G rund des physiologischen Farbwechsels und seine Beziehungen zum
insu la ren Melanismus bei an d e ren E ide chsenfamilien vgl. S. 165.
B ish e r haben w ir bei unse ren E rö r te ru n g e n üb e r in su la re F a rb k le id v a ria tio n en zum
grö ß ten Teile die Inselechsen des Mittelmeeres herangezogen; das geschah deswegen, weil
die F ä rb u n g sv a ria tio n en , insbesondere die E rsch e in u n g des Insel-Melanismus, bei diesen
Geschöpfen am bekanntesten ist. Indessen t r it t die in su la re Schw a rz fä rb u n g keineswegs
ausschließlich bei m ed ite rran en Inselechsen in E rscheinung: meh r oder weniger s ta rk
ve rd ü ste rte bis völlig schwarze K rie ch tie re gehören nämlich auch in vie len an d e ren A r chipelen
n ich t g e rad e zu den Seltenheiten. Auch ist d e r Insel-Melanismus nich t etwa au sschließlich
a u f Eidechsen besch rän k t; man k en n t ih n v ielmehr auch von S ch ildkröten und
Schlangen. In systematische r Reihenfolge sei n u n eine Übe rsich t der au ffä llig s ten V e rtre
te r von solchen In selformen gegeben, die eine Neigung zum Melanismus aufweisen; es
sollen also h ie r n ich t ausschließlich extrem me lanistische Fo rm en a n g e fü h rt werden, sonde
rn auch solche, die gegenüber ih ren Ausgangsformen eine Zunahme des schwarzen P ig ments
erkennen lassen, ohne einen ganz extremen S chwärzungsgrad e rre ic h t zu haben.
E i d e c h s e n .
G e k k o n i d a e .
U n te r den H a ftz eh e rn is t Hemidactylus turcicus a u f den kleinen d almatinischen
Scoglien P lan ch e tta , Veli B a rja k u n d Melisello „entschieden d u n k e lfa rb ig e r a ls a u f dem
Festlan d e und den g rößeren Inseln, soweit man es bei dem lebhaften physiologischen
Farbwechsel d e r Geckos m it Sich e rh e it beurte ilen k a n n “ ( K ä m m e r e r 1926, S. 60). Als
ausgesprochen melanistisch möchte ich ab e r die P o p u la tio n des g roßen Gekko vittatus
a u f dem Nissan-Atoll (zwischen den Solomonen und Neu-Mecklenburg) bezeichnen, die
d o rt gegenüber der m a rk a n t gezeichneten S tammform d u rch eine sehr bemerkenswerte
V e rd ü ste ru n g des F a rb k le id e s a u f fä llt (Fig . 6, 7). Auch Phelsuma newtonii, der Riesengecko
von Rodriguez, is t anscheinend ebenfalls ein d ü s te r gefä rb te s Geschöpf; die kleineren Phel-
suma madagascariensis abbotti von A ld ab ra und Ph. laticauda comorensis von Gross-
Comoro haben eine dunklere, meh r g ra u e F ä rb u n g als ih re prach tv o ll lau b g rü n en m it
leuchtend roten Flecken geschmückten Stammformen a u f Madagaska r.
A g a m i d a e .
Als Beispiel des in su la ren Melanismus au s dieser Echsenfamilie k an n vielleicht Draco
formosus von den Natu n a -In se ln g en an n t werden: nach S m e d l e y (1931, S. 47) zeichnete
sich ein Stück von B u n g u ran durch eine deutliche Neigung zum Melanismus aus.
I g u a n i d a e .
E in e au ffa llen d dunkle, oberseits fa st schwarze F o rm is t Liolaemus pictus niger von
d e r Qu iriquina -Insel, nördlich von Concepcion (Chile). In ausgesprochen melanistischen
S tücken kommt Liolaemus nigromaculatus ater a u f d e r P a ja ro s-In se l, westlich von Co-
quimho in Chile v o r (We r n e r 1897, S. 253). — U n te r den Galapagos-Echsen fä llt Tropi-
durus habelii von Bindloe d urch eine bei Männchen seh r dunkle, fa s t schwarze F ä rb u n g
au f; auch Amblyrhynchus cristatus k a n n z.T . a ls melanistisch bezeichnet werden. Bek an n t
is t fe rn e r, daß die riesigen westindischen Leguane der G a ttu n g Cyclura (ähnlich wie ih re
kontin en ta len V e rwandten Ctenosaura) seh r d ü ste re F a rb k le id e r trag en . Nach A n g e l
(1931, S. 517) sind die a u f kleinen In se ln an d e r Süd Westküste M a d agaska rs lebenden S ta chelschwanz
Leguane Oplurus cyclurus d u n k le r und e in fa rb ig e r a ls die madagassischen
In d iv id u en . Dipso-saurus catalinensis von d e r kalifo rn isch en In se l S a n ta C a ta lin a zeichnet
sich d urch eine d u n k e lb rau n e P igm en tie ru n g , besonders d e r Kehle, v o r allen an d e ren G a ttu
n g sangehörigen aus. Aus d e r a rten re ic h en G a ttu n g Anolis sei der eigentümliche Anolis
agassizi von der In se l Malpelo gen an n t, d e r nach d e r F a rb ta fe l bei S t e j n e g e r (1900)
und nach d e r Be schreibung dieses Autors, in seinem F a rb k le id e nich t n u r seh r d ü s te re—^
b rau n e und schwarze Töne aufweist, sonde rn auch eine Neigung zum Cyanismus.
Phrynosoma cerroense von der Cerros-Insel (Nieder-Kalifornien) scheint eine dunklere
G esamtfärbung zu haben als Phrynosoma blainvillii, die das Fe stlan d bewohnt (vgl. B a r -
b o u r 1921b, S. 114, als Phrynosoma schmidti).
A n g u i d a e .
E in melanistischer V e rw an d te r u n se re r Blindschleiche ist Diploglossus hancocki ( S l e v
i n , 1928, S. 681), d e r a u f der einsamen Malpelo-Insel im S tillen Ozean lebt; ganz dunkle,
soga r schwarze F a rb tö n e wiegen in seinem F a rb k le id e vor. Übrigens is t au ch von der
Blindschleiche (Anguis fragilis) bek an n t, d aß sie a u f dem kleinen britisch en Felse iland
Ailsa Cra ig im F ir th of Clyde in ein e r d unkleren P o p u la tio n vorkommt als gewöhnlich.
V a r a n i d a e .
U n te r den W a ran en fä llt v o r allem Varanus kordensis beccarii von den A ru -In se ln
auf, d e r a u f d e r Dorsal- wie V en tra lse ite ganz e in fa rb ig kohlschwarz is t (Fig. 8). Varanus
boulengeri von der Coquet-Insel im Howick-Archipel (Queensland) zeigt eine so in ten sive
E n tw ick lu n g d e r dunklen Zeichnungselemente (Flecken) a u f dem Rücken, daß das
T ie r d u rch au s einen halbmelanistischen E in d ru c k ma ch t (vgl. K i n g h o r n , 1924a,
T af. 17); vielleicht kommt dieser W a ra n auch a u f dem F e stlan d e vor. E in E x em p la r des
Varanus varius von d e r Kangaroo-Insel (Süd-Australien) wird von K i n g h o r n (1924b,
S. 175) so beschrieben: „somewhat d a rk er, and the lig h t cross bands less d istin c tly mar-
ked th an usua.1 with the main lan d fo rms“ .
T e j i d a e.
D e r a u f den nieder-ka lifornischen Cerros- und Nativ id ad -In se ln vorkommende Cne-
midophorus tessellatus multiscutatus h a t a u f jed e r Schuppe d e r Schwanzunterseite einen
g roßen schwarzen Mitteldeck, d e r in ein e r solchen In te n s itä t und Regelmäßigke it bei dem
k ontinentalen Cnemidophorus tessellatus stejnegeri niemals beobachtet wird ; die von der
kleinen N a tiv id ad -In se l stammende P o p u la tio n h a t a u f d e r Kehle g rö ß e re schwarze Makeln
als die Cerros-Echsen. E in e re c h t deutliche Tendenz zum Melanismus zeigt Cnemidophorus
tessellatus canus von dem Sol Si Puedes-E iland und den San L orenzo-Inseln (Golf