wäh ren d d e r vorangehenden P e rio d e in großem Maße d e r W irk u n g d e r häufigen u n d s ta r ken
H e rb sts tü rm e a u f die In fu so rien u n d au f die an d e ren P lan ktonbewohner zugeschrieben
werden.
W ir wenden-uns n u n der E r n ä h r u n g d e r p e l a g i s c h e n I n f u s o r i e n zu; w ir
wollen a u f die Be sonderheiten des biologischen Mediums im P e lag ia lg eb ie t des Baikalsees
eingehen, die in dieser Beziehung von Bedeutung sein können. I n allgemeinen Zügen k an n
man folgende Hau p tq u e llen d e r E rn ä h ru n g d e r plan k tisch en In fu so rien ü b e rh a u p t nennen:
die B a k te rien des U ltra - u n d Nannoplanktons,
d as ü b rig e tie risch e u n d pflanzliche Nannonplankton,
das Mikro- u n d Mesoplankton,
das organische T ry p to n ,
die im W a sse r gelösten organischen Stoffe,
die Zoochlorellen.
U n te r den g en an n ten A rten d e r N a h ru n g haben die pelagischen In fu so rien im B a ik a lsee
eine seh r beschrän k te Wahl.
Die B a k te rien , welche, wie bekannt, eine wesentliche E rn äh ru n g sq u e lle v ie le r In fu so r
ie n a rte n ü b e rh au p t, u n te r ihnen auch d e r U fe rin fu so rien des Baikalsees, sind, hab en fü r
die pelagischen In fu so rien , wie es scheint, g a r keine Bedeutung infolge d e r ä u ß e rs t g e rin gen
B a k te rien z ah l in den Gewässern des P elagialgebietes des Baikalsees. Nach den Angaben
von B l a n k o w (1927) fü r den südlichen Teil des Sees geh t d e r max ima le W e rt fü r
eine Tiefe von 5 u n d 10 m n ic h t üb e r 47 B a k te rien in 1 ccm hinaus. In den höher u n d tie fe r
gelegenen Schichten is t d e r Gehalt a n B a k te rien noch sp ä rlich e r: von 0 bis 13 B a k te rien
in 1 ccm; die oberflächlichen Schichten können ganz b ak te rie n fre i sein.
Wenn w ir diese Angaben, die sich a u f den Monat J u n i des J a h re s 1927 beziehen, m it
d e r Menge z. B. der Maritu ja pelagica wäh ren d derselben Zeit im P la n k to n des südlichen
Baikalsees m it üb e r 70 000 In d iv id u e n in 1 ccm v ergleichen u n d den g ro ß en U n te r schied
in d e r Größe dieses In fu so rs u n d d e r B a k te rien in B e tra c h t ziehen, so k önnen w ir
ohne Zweifel die B a k te rien als N ahrungsquelle fü r die pelagischen In fu so rien a u ß e r Acht
lassen u n d annehmen, daß in d e r pelagischen Infuso rien g eme in sch a ft des Baikalsees
echte B a k te rio p h ag en fehlen, wäh ren d sie in der lito ra len Infuso rien g eme in sch a ft dieses
Sees in so g ro ß e r Menge Vorkommen.
W ir können auch keine an d e ren n an n oplanktischen Elemente nennen, die als N ah ru
n g sv o r ra t fü r die In fu so rien des P elagialgebietes in B e tra c h t gezogen werden kön n ten
; wäh ren d u n se re r d re ijä h rig e n A rb e it haben w ir im offenen B a ika lsee bei niedrigen
T em p e ra tu ren g a r keine F lag e lla ten gefunden; wenn sie Vorkommen, so is t ih re Zahl, wie
es scheint, sehr g e rin g ; na ch den Angaben, die ich von P ro f. K . J . M e y e r e rh a lten habe,
triff t dasselbe in bezug a u f das P h y to n an n o p lan k to n zu.
Das Mikro- u n d Mesoplankton des offenen Baika lsees u n d d e r offenen Buchten, welches
im allgemeinen q u a n tita tiv n ic h t reich ist, zeichnet sich in q u a lita tiv e r Beziehung,
wenn m an die In fu so rien n ic h t rechnet, durch gro ß e A rm u t aus; es w erden in ihm einstweilen
12—15 A rten gezählt, m it E insch lu ß d e r se lten vorkommenden Formen. Von ihnen
k a n n die Grundform des Zooplanktons, Epischura baikalensis, n a ch ih re r Größe n ic h t als
N a h ru n g fü r die In fu so rien dienen. R o ta to rien kommen selten v o r u n d in seh r ge rin g e r
Zahl, bei nied rig en W a s se rtem p e ra tu ren . Von den pelagischen In fu so rien w u rd en n u r bei
Prorodon garganellae V e rd au u n g sre ste irgend eines kleinen, schalenlosen R o ta to rs (Reste
des K au ap p a ra te s ) gefunden. Nach den L ite ra tu ra n g a b e n k a n n sich Amphileptus trachelioides
ebenfalls von R o ta to rien e rn äh ren . Im Baikalsee, ebenso wie in einigen anderen
Becken, n im m t a b e r dieses In fu so r g a r keine N a h ru n g von au ßen a u f u n d e rn ä h r t sich,
wie es scheint, ausschließlich symbiotisch.
Von dem Zooplankton können also die In fu so rien n u r In fu so rien als N a h ru n g gebrauchen.
E ch te R a u b tie re in d e r Gruppe d e r pelagischen In fu so rien sind n u r Didinium
nasutum u n d die pelagischen S u k to rien Mucophrya pelágica u n d Sphaerophrya melosirae.
In d e r pelagischen Gruppe kommen auß e rd em m eh re re omnivore F o rm e n vor, die sich
au ch von In fu so rien e rn äh ren . Das sind u n te r den leitenden Ciliaten Spathidiosus bursa
und Prorodon gargarnellae u n d fe rn e r die se ltener vorkommenden Spathidium campa-
nella, Stentor multiformis u n d Staurophrya elegans.
A n d e rs ste h t es um die Au sn ü tzu n g des P h y to p lan k to n s als N a h ru n g sv ö rra t; dieses ist
die H au p tn ah ru n g sq u e lle fü r die Mehrzahl d e r pelagischen In fu so rien . Im P h y to p lan k to n des
offenen Baikalsees (bei n ied rig en T empe ra tu ren ) spielen zwei Diatomeen die H au p tro lle :
Melosira baikalensis u n d Cyclotella baikalensis, die im ganzen P e lag ia lg eb ie t v e rb re ite t
sind. F e rn e r folgen Melosira binderana, die am häufigsten in d e r östlichen H ä lfte des Sees
vorkommt, Melosira islándica v. helvética, Cyclotella compta v. radiosa, Synedra acus,
Fragillaria capucina, Dinobryon cylindricum, Dinobryon divergens, Epichrysis melosirae.
Alle diese Algen ohne Ausnahme werden von den pelagischen In fu so rien als N ah ru n g
ausgenützt. Die g rö ß te Bedeutung als N ah ru n g sv o rra t haben dre i Algen: die Diatomeen
Melosira baikalensis u n d M. binderana u n d die Chrysomonade Epichrysis melosirae.
Beide Melosiren werden, in g rößerem oder g e ringerem Maße, von allen pelagischen In fusorien,
m it Ausnahme des Didinium nasutum, ausgenützt. Melosira d ien t als H a u p tn
a h ru n g fü r das leitende b aikalische In fu so r Maritu ja pelágica; d e r ganze Ve rd au u n g sa
p p a r a t dieses In fu so rium s is t speziell dazu ang ep aß t, ganze Fad en b ü n d e l d e r Melosira
aufzunehmen; zuweilen finden diese Melosira-Bünde l im Leibe des In fu so rs n ic h t P la tz
genug, sie d eformieren u n d durch b o h ren ihn, ohne jedoch die Marituja zu schädigen, die
a u f das MeZosira-Bündel gleichsam a u fg e re ih t ist. Ophryoglena pelágica, Longitricha
flava, Sulcigera comosa u n d Vorticella pelágica e rn ä h re n sich ebenfalls vornehmlich von
Melosira. Selbst bei so kleinen A rten , wie Tintinnopsis Davidoffii u n d Coxliella helix,
w u rd en von u n s in den Verdauun g sv ak u o len kleine Stückchen von Melosira-Schalen gefunden.
Epichrysis melosirae h a t eine seh r große Bedeutung als N a h ru n g fü r das ganze
W in te r- u n d Sommer-Zooplankton, da sich von dieser Chrysomonade na ch u n se ren Beoba
ch tu n g en a u ß e r den In fu so rien auch Epischura u n d die R o ta to rien e rn äh ren . Alle In fu sorien
des W in te rp lan k to n s ohne Ausnahme e rn ä h re n sich von dieser Alge; fü r solche
A rte n wie Prorodon mórula, Tintinnidium fluviatile f. cylindrica, Tintinnopsis Davidoffii
v a r. cylindrica u n d Coxliella helix, bildet sie die H au p tn ah ru n g .
Synedra acus wird vornehmlich von Tintinnidium -fluviatile f. cylindrica als N ah ru n g
g ebrau ch t, deren schleimiges Gehäuse von au ß en von den Schalen dieser Diatomee wie von
Anhängseln b eh än g t ist; Marituja, Spathidiella bursa, Sulcigera comosa e rn ä h re n sich
ebenfalls von Synedra.
Die gerin g ste B e deutung als N ah ru n g haben Cyclotella u n d Dinobryon, vielle ich t in folge
e in ig e r Unbequemlichkeiten, die sie dan k ih re r F o rm fü r das E inschlucken durch
In fu so rien bieten: die erste h a t, wie bekannt, die F o rm ein e r Scheibe, m it feinen langen