rajacensis, deren zylindrischen u n d d e r Ringe entbehrenden Morphen T. cylindrica ebenfa
lls d e r F o rm des Gehäuses nach seh r nah e steht.
Trotzdem u n te rlie g t es keinem Zweifel, daß, abgesehen von d e r Unzulän g lich k e it der
Angaben ü b e r die Org an isa tio n von T. f-usiformis u n d T. cylindrata, sich die erste A r t an
T. Davidoffii, die zweite an T. lobiancoi, T. tubulosa u n d T. karajacensis an schließt, die
e in an d e r ebenfalls sehr nahestehen.
Von In te re s se is t deswegen fü r die Bewertung der im Ba ika lsee gefundenen T intin-
noidea als m a rin e r Elemente d e r F a u n a dieses Sees die F ra g e üb e r die Genesis der W a sserbecken,
in denen T. fusiformis u n d T. cylindrica Vorkommen, wie au ch die Anwesenh
e it oder das F eh len m a rin e r Re likte oder m a rin e r Im m ig ran ten in ihnen. I n bezug au f
den A ralsee sind keine E rk lä ru n g e n nötig. Die Großen Kan ad isch en Seen gehen in dieser
H in sic h t gleichfalls eine vollkommen positive A n tw o rt: wie bek an n t, w a r ein T e il von
ihn en u nm itte lb a r von d e r Joldia-See überschwTemmt u n d ih re F a u n a e n th ä lt eine Reihe
m a rin e r Re likte u n d Im m ig ran ten , d a ru n te r au ch einige m it dem Ba ika lsee gemeinsame
Gattungen (z. B. den P o lychaeten Manajunkia). In bezug a u f den allgemeinen C h a rak te r
d e r F a u n a u n d Mikroflora des Balaton-Sees kommt G. E n t z ju n . zu dem Schlüsse, d aß ein
gro ß e r Teil der P ro tis te n des B a la to n solchen A rte n ang eh ö rt, die nach E n t z sen. au ch in
den Salzteichen von T o rda u n d in denjenigen Süd-R ußlands Vorkommen. „E inige A rten
jedoch hab en sie m it dem A ra l und dem K aspischen Meer gemeinsam.“ D e r See Jul-Sö in
J ü tla n d ste llt ein Wasserbecken d a r, das in d e r Nähe des Meeres liegt.
Bezüglich des Mesözaher Sees, wo beide Tintinnopsis-A r te n zu e rst angetroffen w u rden,
finden w ir in d e r A rb e it von D a d a y n u r sp ä rlich e Hinweise d a ra u f, daß dieses
große, ab e r seichte Wasserbecken ein Glied d e r umfan g re ich en K e tte von Wasserbecken
d a rste llt, die in den Comitaten T orda-Aranyos, Kolos u n d Szalnok-Daboka, |g j in Gegenden,
die zahlreiche salzige Wasserbecken a u f weisen —, gelegen sind. A u s fü h rlich e re geologische
u n d hyd ro g rap h isch e Angaben ü b e r dieses ganze Wassergehiet finden sich in der
Ab h an d lu n g von 0 . H e r m a n n (1868), die u n s leid e r wegen d e r g roßen Selten h e it der
u n g a risch en Ausgabe, in d e r sie ab g ed ru ck t ist, unzugänglich geblieben ist.
Üb e r die K a lifo rn isch en Seen lie fe rt K o f o i d g a r k e in M a te ria l, e r g ib t n ic h t einmal
ih re Namen an.
Somit erscheinen in den F ä llen , wo genaue Angaben vorliegen, die Wasserbecken, in
welchen T. fusiformis u n d T. cylindrata angetroffen werden, als re lik te u n d in ihrem Be-
völkerungsbestande m a rin e E lemente entha lten d e Wasserbecken; in d enjenigen F ä llen
aber, wo genaue Angaben fehlen, is t zu vermu ten , daß diese Wasserbecken entweder in
d e r Nähe des Meeres liegen oder in Gebieten, die zahlreiche salzige Wasserbecken a u f weisen.
Man d a rf also m it einem g roßen Grad von Gewißheit annehmen, daß die A rte n Tintinnopsis
fusiformis u n d T. cylindrica, die sich nach dem H ab itu s ih re r Gehäuse sehr den
m a rin en T in tin n o id en n äh e rn , ihn en auch ih re r Genesis na ch nahestehen.
Somit leben die oben e rw äh n ten 8 Tintinnopsis-A rten au ß e rh a lb des Baikalsees in
Meeren, wo sie einen hohen Grad von E u ry h a lin itä t a u f weisen; die n ächsten Süß wasserv
e rw an d ten einiger dieser A rten kommen in re lik te n Seen vor.
D e r Umstand, daß diese A rte n hei ih r e r äu ß e rsten E u ry h a lin itä t u n d zweifellosen
F ä h ig k e it zu r A k k lim a tisa tio n an das Süßwasser, trotzdem in gewöhnlichen, n ic h t re lik te n
Wasserbecken n ic h t angetroffen werden, is t im Grunde genommen d u rch das Fehlen
e igentlicher Zysten zu e rk lä re n , die ihn en eine p assive V e rb re itu n g d u rch den Wind, die
Vögel usw. sichern könnten. Diese neretischen Arten weisen in ihrem Entwicklungsgänge
nur Ruhestadien auf, die auf den.Grund herabsinken (E n tz , B r a n d t , L a a c km a n n ) .
Übrigens ist zu bemerken, daß diese Seite der Organisation der Tintinnoidea bisher sehr
wenig erforscht is||i;W:
W erden n u n in der Ökologie u n d Morphologie dieser Fo rm en im Ba ika lsee irgend
welche V e rän d e ru n g en wahrgenommen im Vergleich m it den m a rin en E xempla ren? U n te
r den im B a ika lsee Vorgefundenen m a rin en Tintinnopsis-Äxten sind erstens Warmwas-
se rformen zu u nterscheiden, die sich in den Sommermonaten in g u t d u rchw ä rm te n Gegenden
um fan g re ich e r Seichtwasser u n d in den Vormündungsgebieten entwickeln, wie
das Sewernoje Melkowodje, Selenginskoje Melkowodje u n d die Vormündungsgebiete d e r
Flüsse Selenga, B a rg u s in , T scheremschanka usw., u n d zwar im P lan k to n , das keinen
ty p isch „b aikalischen“ , sonde rn gewöhnlichen See und sog a r See-Teichcharakter trä g t.
Zu ihn en gehören T. tubulosa m it ih ren V a ria tio n e n a und b, fe rn e r T. karajacensis m it
v a r. a u n d b u n d T. lobiancoi v a r. fusiformis. I n den Meeren offenbaren diese Arten,
besonders T. tubulosa, eine hohe Anp a ssu n g sfäh ig k e it z u r E ntw ick lu n g in seichten, durch
Flüsse ausgesüßten Meeresteilen u n d kommen d o rt gewöhnlich in d e r Sommerperiode vor
( L e v a n d e r , 1894; L i n k o , 1907; B r a n d t , 1906; We r k e t i s , 1928; S o k o l ow a, 1927;
R o s s o l im o , 1927, u n d viele andere). D u rch die Besiedelung en tsprechender Be zirke des
Baikals£es scheinen diese F o rm e n in v ie le r Beziehung ih re n a lten Biotop e rh a lten zu haben.
Zweitens g ib t es K a ltwasserformen, die dem P e lag ia l des offenen Baikalsees a n g
ep aß t sind, u n d d o rt ih re max ima le E n tw ick lu n g in den W in te r- u n d F rü h ja h rsm o n a ten
erre ichen. Dies sind: Tintinnopsis Davidoffii v. cylindrica, T. meunieri u n d Coxliella helix.
Diese A rte n hab en im B a ika lsee ih re n Biotop s ta rk v e rä n d e rt, da sie im Meer, gleich den
voraufgehenden, als K üsten- u n d S e ieh tw a sse ra rten erscheinen u n d im L au fe des ganzen
J a h re s , auch bei hohen T em p e ra tu ren , angetroffen werden. Diese E rsch e in u n g d e r V e rän
d e ru n g des Biotops beim Übe rg an g aus dem Meer in Süßwasser wurde schon mehrfach
an an d e ren Organismen beobachtet; ih re Ursachen sind bis je tz t noch u n e rg rü n d e t geblieben.
Bezüglich Tintinnopsis formosa u n d T. pyriformis sind u n se re Kenn tn isse noch sehr
unzureichend.
In d e r Morphologie d e r im B a ika lsee Vorgefundenen m a rin en T intin n o id e a -Arten sind
folgende Grundzüge zu verzeichnen:
1. Dieselbe au ß e ro rd en tlich e V a r ia b ilitä t in F o rm u n d Ausmaßen der Gehäuse, die
diesen A rte n in den Meeren eigen ist.
2. Die Anwesenheit derselben, sozusagen leitenden V a ria tio n en wie bei den m a rin en
Form en : bei Tintinnopsis tubulosa: fo rm a a u n d fo rm a b L e v a n d e r , bei T. karajacensis:
v a r. a u n d b B r a n d t , bei T. lobiancoi: v a r. fusiformis B r a n d t , bei Coxliella helix:
fo rma a B r a n d t .
3. B e trä ch tlich g e rin g e re Ausmaße im Vergleich m it den m a rin en E x empla ren,
I n d e r vergleichenden Tabelle Nr. X X X I b rin g en w ir die Ausmaße d e r Gehäuse fü r 8
T in tin n o id e a -A rten u n d an d e re Me erinfusorien aus dem Ba ika lsee u n d entsprechend aus
verschiedenen Meeren u n d Brackwa sse rn.
Aus dieser Tabelle is t ersichtlich, daß abgesehen davon, daß die Ausmaße m a rin e r
In d iv id u e n au s ein e r u n d derselben Gegend seh r erheblichen Schwankungen ausgesetzt
sind, bei allen diesen A r te n im allgemeinen beim Übe rg an g aus Meeren m it großem Salzg
eh a lt in Meere u n d Meeresgegenden m it g e ringerem S a lzgehalt eine V e rrin g e ru n g der
Zoologlca. Heft 83. OD