
lischen Dendrocometes b e trä g t diese Z ahl me ist 3 oder 4; viel se ltener werden Stücke
m it einem, zwei oder fü n f A rm en gefunden. E x em p la re m it ein e r g roßen A nzahl von
A rm en sin d ä u ß e rs t selten, ü b e rh a u p t b e tru g die max im a le Z ahl der Arme, die w ir bei
den b aikalischen Fo rm en beobachteten, 7 (Abb. 157). F e rn e r werden in bezug a u f die
Länge d e r Arme, die In te n s itä t ih re r Verzweigung wie au ch ih re L age a u f dem K ö rp e r
die v e rsch ied en a rtig sten Kombinationen n ich t n u r bei verschiedenen In d iv id u e n , sonde rn
au ch bei ein u n d demselben E x em p la r wahrgenommen. Diese oder jene Modifikation diese
r Merkmale h ä n g t von dem A lte r d e r In d iv id u e n selbst ab, wie au ch von d e r R e ihenfolge
des E rscheinens d e r Arme a u f dem K ö rp e r, d. h. von dem A lte r d e r Arme, von den
Bedingungen, u n te r denen das Wach stum des In d iv id u um s im ganzen oder das Wach stum
eines einzelnen Be zirks seines K ö rp e rs v o r sich ging, d. h. ob das W achtsum stim u lie
r t, oder im Gegenteil au fg eh a lten wurde, u n d n a tü rlic h von d e r v e re rb te n Potenz des
vorliegenden Indiv id u um s. Deswegen treffen w ir Formen, bei denen die Arme symmetris
c h ausgebildet sin d u n d die F o rm selbst eine h armonische Ge staltung aufweist, oder
um gekehrt, einseitige, in bezug a u f die A u sbildung d e r Arme a symme trische F ormen
m it seh r b iz a rrem Hab itu s. Be i den extremen Modifikationen k a n n die Länge der Arme
die des K ö rp e rs um Vz— 2mal ü b ersteigen; gewöhnlich sind solche Arme d ü n n u n d v e r zweigen
sich meh r gegen das E nd e (Abb. 162); oder die Arme werden bei d e r allgemeinen
B e e in trä ch tig u n g des Wachstums des In d iv id u um s zu kleinen, dünnen, sich schwach
oder g a r n ic h t verzweigenden z in k en a rtig en F o rts ä tz en red u z ie rt (Abb. 163); oder die
A rme sind kurz , dick, verzweigen sich b ereits in d e r Nähe d e r Ba sis (Abb. 158) usw.
Die A n o rd n u n g d e r Arme v a r iie r t ebenfalls, m it Ausnahme d e r m ittle re n Lage; auch
k önnen sie a lle oder einige von ihnen zum a p ik a len E nd e geschoben werden u n d sind
d an n gewöhnlich emporg e rich te t (Abb. 160, 161); oder die Arme sin d n äh e r zu r U n te rlage
angeo rd n e t u n d ziehen sich län g s der Kiemenoberfläche h in (Abb. 162). Somit tre f fen
w ir im Ba ika lsee bei D. paradoxus dieselben m annigfachen Modifikationen d e r äu ß e re
n Gesta ltv e rh ä ltn isse vor, die schon vielfach in der L ite ra tu r , d a ru n te r au ch von a lten
V e rfa sse rn (St e i n, B ü t s c h l i u. a.), fü r Dendrocometes aus an d e ren Wasserbecken beschrieben
wurden.
E in e gleiche M a n n ig fa ltig k e it in bezug a u f die Länge u n d allgemeine E n tw icklung
der Arme weisen au ch die In d iv id u e n m it einem ausgezogenen, ü b e r das S u b s tra t emporgehobenen
K ö rp e r au f; deswegen v erweilen w ir hierbei n ich t au sfü h rlich e r.
Wie b ereits erw äh n t, besteht zwischen beiden extremen Formen, d e r forma typica
u n d fo rm a elongata, eine Re ihe von Übergängen, die in einem immer meh r zunehmenden
A usstrecken des K ö rp e rs üb e r d e r Unte rlag e , das d urch das Scheinfüßchen b ew irk t ist,
u n d einem allmäh lich zunehmenden E rs a tz d e r ab g erundeten K ö rp e rfo rm d urch eine
langgezogene, kegelförmige u n d ein Verschieben d e r Arme zum ap ik a len E nd e bestehen.
E in e Reihe solcher Übergangsformen b ieten die Abbildungen 157, 158, 159, 160, 161.
Somit w ird bei D. paradoxus im B a ika lsee dieselbe Tendenz zu r Bild u n g langgezog
ener Morphen, besonders bei In d iv id u e n , die am R ande d e r Kieme und a u f den Stacheln
aufsitzen, beobachtet, die auch bei einigen an d e ren sessilen Formen des Baikalsees, z. B.
Lernaeophrya capitata P é r e z , Dendrosoma radians E h r n b g . u n d Spirochona gemmi-
para S t. u n te r denselben Bedingungen a u f tr itt. Die Bildung dieser u nzähligen Morphen
ersch e in t als Ausd ru ck re in p h än o ty p isch e r V a ria b ilitä t; in keinem F a lle können diese
Fo rm en als Biotypen, als selbständige A rten u n d noch weniger als Gattu n g en b e tra ch te t
werden, wie dies z. B. S w a r c z e w s k i in bezug a u f die von ihm beschriebenen Dendrocometidae
des Baika lsees getan , von denen die einen m it denjenigen Morphen ü b e reinstimmen,
die w ir oben beschrieben haben, die an d e ren leich t in den R ahmen in d iv id u elle
r V a ria tio n en gewöhnlicher D. paradoxus u n d V a ria tio n en nach dem A lte r passen.
S w a r c z e w s k i h a tte 1928 v o r allem a u f Grund d e r U n te rsu ch u n g eines m it F o rm a lin
fixie rten Ma terials, au ß e r Dendrocometes paradoxus noch 19 neue Dendrocometidae-
A rte n beschrieben u n d sie zu 4 Gattu n g en g ru p p ie rt: Dendrocometes, Dendrocometides,
Discosoma u n d Cometodendron; die d re i le tz te ren sind von ihm n eu geschaffen.
Die Ga ttung Dendrocometides m it e in e r Art D. priscus, „d e re n Kö rp er ein em Dendrocomeles-Körper ähnlich ist“,
un ters c h e id e t sich nach d e n Angaben d e s V e rfa s se rs dad u rch von D. paradoxus, d aß ih r „S augappara t in Form von ziemlich
d ü n n en zugespitzten S augröhrchen g e b ild e t ist. Diese Saugröhrchen k ö n n en b ald v erästelt, b ald a b e r u n v e rä ste lt
ersch ein en “ . Diese Form sche int uns e in e d e rje n ig e n Morphen von D. paradoxus m it nicht ausgebilde tem K ö rp e r u nd
Armen zu sein, d ie u n te r en tsp re ch e n d en Bedingungen in e in e r beliebigen D. paradoxus-Popula tion au ftre ten . Es ist
auch möglich, daß d ie s junge, noch n ich t ausg eb ild e te Ex em p lare s in d (Beschreibung u nd Abbildungen sind vom Verf.
nach ein em 1916 m it Formol fix ierte n Material gemacht w orden). De r Autor selbst b em e rk t, „daß Dendrocometides priscus
d ie p rim itiv ste u n te r a llen Dendrocometiden is t“ u n d d aß sich „ a u s einem solchen A p p a ra te (Saugapparat) ganz leicht
d ie k ompliz ierten Arme d e r Dendrocometiden entwickeln k o n n ten “. D e r Vergleich u n s e re r Abbildungen fü r d ie e n tsp re chenden
Morphen von D. paradoxus (Abb. 163) u n d d e r Abbildungen u n d Beschreibungen von S t e i n (1851, Abb. 19)
fü r d ie ju n g en S tadien m it d en Abbildungen u nd Beschreibungen von Dendrocometides priscus von S w a r c z e w s k i
überzeugt uns von -d e ren a u ß e ro rd e n tlich e r Ähnlichkeit.
Au ß e rd em so n d e rte d e r erw äh n te Ve rfa sse r in d e r a lte n Ga ttung Dendrocometes au ß e r D. paradoxus noch 5 n eu e
A rte n ab (D. densus, D. robustus, D. gigas, D. gracilis, D. discoides), d e re n Ve rsch ied en h eiten a u f folgendes zurückzu
fü h ren s in d : a u f d en Grad d e r E rh a b en h e it des Körpers, a u f d ie Ausmaße des Kö rp ers u n d d e r Arme, auf d i e In te n s
itä t d e r Verzweigung, a u f d ie Anzahl, Anhe ftungsste lle un d Wa chstumsrichtung d e r Arme usw., also a u f V e rschiedenh
e iten , d ie vollkommen in d en Rahmen e in e r von uns oben e in g e h en d er besprochenen phänotypischen u n d ind iv id u e lle n
V a riab ilitä t d e r A rt D. paradoxus h ineinpassen. Deswegen b e sp re ch e n w ir h ie r d ie ein z eln en A rte n u n d ih re Gegenü
b e rste llu n g m it d en en tsp re ch e n d en Morphen von Dendrocometes paradoxus, als welche s ie tatsächlich zu betra chten
sin d , nich t au sfü h rlich , so n d e rn we isen n u r d a ra u f h in , d aß a u f solche Weise d ie Zahl d e r n eu e n Va rie tä ten von Dendrocometes
willk ü rlic h bis zu e in e r beliebigen, s e h r ansehnlichen Menge e rh o b en w e rd en könnte.
Diejenigen D. paradoxus-Morphen, d ie ih re n K ö rp e r d u rc h S treckung in v e rtik a le r Richtung ü b e r d ie Unterlage
erh e b e n u n d d ie u n te re in a n d e r u n d m it d e r typischen Form durch ein e Reihe in te rm e d iä re r Glied e r v e rb u n d en sind, h a t
S w a r c z e w s k i z u r selb stän d ig en Gattung Cometodendron e rhoben, d e r e r 12 n eu e A rte n u n te ro rd n e t, d ie sich durch
d e n Grad d e r Ge streckthe it d e s Kö rp ers u n d d e r Umwandlung d e s u n te re n Teils d e s T ie rk ö rp e rs in e in e n „Stiel“ u n te rsch
e id e n ; fe rn e r stützt e r sich auf d ieselb e n Ve rsch ied en h eiten phänotypischen C h arak ters in d e r S tru k tu r u n d Topog
ra p h ie d e r Arme, d ie auch b e i d en 5 oben e rw äh n ten Dendrocometes-A rte n vorliegen. Die Morphen jedoch, b e i denen
„e in B estreben sich etwa s ü b e r das S u b strat zu e rh e b e n “ n u r an g e d eu te t ist, s tellt e r zur a lten Ga ttung Dendrocometes
u n d b ild e t fü r sie 2 n e u e A rte n (D. gigas u n d D. robustus).
Somit k an n man, wenn m an d ie ganz irrtüm lich en systematischen F olge rungen S w a r c z e w s k i s b e is e ite legt,
in dem faktischen Material, d a s in se in e r A rb e it ü b e r Dendrocometidae d e s Baikalsee s e n th a lte n ist, e in e Reihe von
F ormen absonde rn, d ie sich g u t in d ie V a riatio n sreih en e infügen lassen u n d nochmals d ie große D e h n b a rk e it u n d Mannigfa
ltigkeit d e r phänotypischen V a riab ilitä t b e i D. paradoxus illu strie ren .
Was schließlich d ie Ga ttung Discosoma m it d e r A rt D. tenella an g eh t, is t zu b em e rk en , d aß d ie Absonde rung dieses
Organismus als n eu e Gattung u nd Art das Resultat ein e s Mißverständnisses ist, d a s wahrsche inlich te ilweise d an k
dem fü r systematische Zwecke unzulänglich m it Hilfe von Formol fix ierte n Material e n tstan d e n ist, m it d em d e r e r wäh
n te V e rfa sse r b e i se in en U ntersuchungen d e r B aik alin fu so rien a rbeitete.
Die von S w a r c z e w s k i als Discosoma tenella gen. nov. sp. nov. beschriebenen Gebilde ersch ein e n als Zysten,
am eh e ste n irg e n d e in e s Suktors, u n d das, was d e r V e rfa sse r fü r S augröhrchen ange sehen hat, d ie „ se h r k u rz u n d d ünn
sind, wobei sie a b e r ganz deutlich zugespitzt s in d “, ste llt nichts an d e re s a ls k u tik u lä re k le in e Stacheln d ar, d ie au f d e r
Oberfläche e in e r dicken Zystenhülle sitz en und, w ie dies b ei S w a r c z e w s k i beschrieben ist, in 6—10 meridionalen
Reihen, 4—6—8 Stachelchen p ro Reihe, an g e o rd n e t sind. Solche Zysten w e rd e n s e h r häufig au f d en Kiemen von Gamm
a rid e n angetroffen, un d obgleich w ir infolge d e r A rb e itsbedingungen d e r E xpedition nich t Ge legenhe it h atten, ih re
Entwicklung zu beobachten, gelang es u n s trotzdem, s ie von d e r Kieme m it Hilfe e in e r P räp a ra tio n sn ad e l abzunehmen
u n d m it Leichtigkeit d ie Hülle d e r Zyste m it d en aufsitz enden Stachelchen von dem Kö rp er d e r Zyste abzutrennen
Anbei Sei e rw äh n t, d aß d ie se Zysten e in e schöne dunkelrot-orange -gelbe F ä rb u n g besitzen. Sie gleichen ih r e r Form nach
dem Sektor e in e r Kugel, ih r Durchmesser ist 60—80 ß , ih re Höhe b is 10—15 u-
Z u r S tru k tu r u n d Ökologie von D. paradoxus im Ba ika lsee zu rückkehrend bemerken
wir, daß wie bei den typischen Formen, so auch bei den ausgezogenen d e r K ö rp e r n ich t
Zoologien. Heft 83. 27