an u n g e trü b te Gewässer, kleine Wasserbecken gebunden sind, die eine ü ppige Vegetation
u n d Faulsch lamm b ild u n g am Grunde a u f weisen, in den m ittle re n u n d oberen W a s se rschichten
f re i von H 2S sind und genügend Sauerstoff besitzen; fe rn e r in der Randzone der
Torfmoore, wie auch in den re in en m it Algen bedeckten TJfergebieten g ro ß e r W a sse rbecken
angetroffen werden m it ih rem fü r diese Seezone typischen, u n stab ilen , s ta rk
schwankenden hydrologischen Regime. In bezug a u f die T em p e ra tu r ersch e in t H. simplex
als eu ry th e rm e F o rm (4°—27°), in bezug a u f die K o n z en tra tio n d e r Wasserstoffionen als
euryione F o rm (pu 4,38—8).
Holophrya ovum Ehrenberg. (Abb. 2.)
Dieses In fu so r w urde von u n s im B a ika lsee ziemlich selten angetroffen. In g e rin g e r
Anzahl fanden w ir es in d e r Näh e von M a ritu j am 12.—15. V II. 26 bei 11 13 C u n d am
15. V I. 1928 bei 6° C, fe rn e r in d e r Näh e d e r S ta tio n Murino am 22. V II. 1926 bei 13° C; in
g ro ß e r Anzahl n u r einmal, u n d zw a r in der Nähe der S ta tio n B a ik a l am 5. V I I. 1926 bei
15° C. An allen diesen Stellen w urde H. ovum in d e r Uferzone vorgefunden, u n d zwar u n te
r Algen Ulothrix, Tetraspora, die große Steine des Grundes bedecken. Die N ah ru n g besta
n d au s Algen.
Nach d en L ite ra tu ran g a b en tritt H. o vum in k le in en bewachsenen Wa sserbe cken u n d Teichen Deutschlands u n d d e r
Schweiz ( E h r e n b e r g ; K e n t ; R o u x , 1901; D a l l a T o r r e , 1891), Süddeutschlands ( S c h l e n k e r , 1908) u n d in den
Mooren d e s Schweizer J u r a ( T h i e b a u d e t F a v r e , 1906; G. M e r m o d , 1914) a u f; von großen Wa sserbe cken wä ren
zu e rw äh n e n : d e r Balaton-See, wo d ieses In fu so r u n te r Algen u n d Makrophyten a n d e n U fe rn angetroffen w ird
(F r a n c é, 1897).
Au ß e rd em e rw äh n e n w ir h ie r noch d e n einzigen, zudem fraglichen Hinwe is a u f d a s Vorkommen von H. o vum im
p elagischen P la n k to n ; A n d r é (1914) fand d ieses In fu so r im Lac Léman in e in e r P la n k to n -Pro b e au s e in e r T ie fe von
50 m ; d e r Autor zweifelt jedoch an d e r G enauigkeit se in e r Bestimmung d ie s e r Form, d a sich d ie se lb e ziemlich w e sen tlich
v on d e r typischen Form unterscheidet.
Allem Anschein na ch is t H. ovum den F o rm en zuzurechnen, die kleinen Wasserbek-
ken, Torfmooren u n d der Uferzone g ro ß e r Ba ssins eigen sind.
Holophrya discolor Ehrenberg. (Abb. 3.)
Diese A r t is t im Ba ika lsee k le in e r als S c h e w i a k o f f , M e r e s c h k o w s k y , L e p s i
u n d an d e re fü r H. discolor angeben: die Länge b e trä g t 98—130 die B re ite 60—80 M-, u n d
zwar erre ich en die größten E x em p la re des Baika lsees bis 105 M- Länge, ih re B re ite g eh t bis
65 !*; die Länge d e r kleinsten E x em p la re e rre ic h te bloß 55 H-, die B re ite bis 35 I*. Dieses
In fu so r is t im Ba ika lsee w äh ren d d e r Sommermonate sehr v e rb re ite t; es ersch e in t als eine
d e r ty p isch sten Uferformen. H. discolor w ird ste ts, u n d zw a r in seh r b e trä ch tlich e r A n zahl
in d e r Infuso rien g eme in sch a ft vorgefunden, die sich u n te r den Algen TJlothrix, Gom-
phonema u n d Tetraspora a u fh ä lt, welche die Steine d e r lito ra len Zone des offenen B a ik a lsees
u n d se iner B uchten bedecken. Seltener w ird H. discolor u n te r den Algen Draparnal-
dia vorgefunden, die gewöhnlich a u f sandigem Boden wachsen. U n te r den Algen Chaeto-
morpha u n d Cladophora, die im B a ika lsee ebenfalls den ste inigen G rund d e r Uferzone au skleiden,
wurde H. discolor von u n s entweder g a r n ich t oder n u r einzeln angetroffen. Diese
Verschiedenheit des Ansiedlungsgebiets d e r Algen, die u n g e fäh r au s der gleichen Tiefe (0
b is 5 m) stammen, muß v o r allen Dingen w ahrsche inlich a u f den U nterschied d e r N ah ru
n g sv o rrä te d e r verschiedenen A lgenrasen z u rü ck g e fü h rt werden. U n te r den Algen
Ulothrix, Tetraspora u n d besonders Gomphonema findet eine enorme Zahl k le in e r Dia to meenformen,
v o r allem Naviculaceae, U n te rk u n ft. Diese Diatomeen bilden v o r allen Dingen
die N ah ru n g von H. discolor, fü lle n ih ren ganzen K ö rp e r aus. Die kleinen Tetraspor a-
Zellen dienen gleichfalls als N ah ru n g sm itte l f ü r In fu so rien , somit au ch fü r H. discolor.
I n e in e r d e ra rtig e n Anzahl tra fe n w ir die k leinen Diatomeen u n te r Draparnaldia, Chaeto-
morpha u n d besonders Cladophora n ic h t an.
Ü b e r die hydrologischen Bedingungen d e r Zone, in d e r sich H. discolor a u fh ä lt, wird
g e n au e r u n te n (s. den A b seh n itM ln fu so rien g em e in sch a ft, die a n den m it Algen bewachsenen
U fe rn vo rk ommt“) berichtet.
H. discolor fan d sich in g ro ß e r A nzahl au ch in frisch en u n d ih re g rü n e F ä rb u n g noch
b ewahrenden Algenfladen, die Sieh vom U fe r losgerissen haben u n d bei stillem W e tte r im
offenen B a ika lsee herumschwimmen.
I n den W in te rm o n a ten verschwinde t H. discolor, die sich in den Sommermonaten so
s ta rk v e rb re ite t, wahrsche inlich gänzlich. Je d en fa lls fan d en w ir dieses In fu so r in den P ro ben,
die w ir im März 1928 a n den U fe rn von M a ritu j u n te r dem E is nahmen, g a r nich t
vor. D e r Grund seines Verschwindens lieg t v e rm u tlich in dem fa s t gänzlichen F ehlen der
Algen, u n te r denen es sich a u fh ä lt. W äh ren d d e r sta rk e n Herbst- u n d W in te rstü rm e (der
B a ika lsee g e frie rt seh r sp ä t, gewöhnlich n ich t v o r E n d e Dezember) wird das Uferge stein
von d e r B ra n d u n g umgewälzt u n d se iner Vegetation beraubt.
In se lteneren F ä llen wird H. discolor in dem P la n k to n d e r Ba ien u n d B uchten a ls Ty-
choplanktonelement angetroffen; sie wird d u rch die periodisch e in tre ten d en Strömungen,
d u rch die B ran d u n g usw. au s dem Ufergebiet in das Gebiet des P e lag ia ls fortg e trag en .
Was d ie L ite ra tu ran g a b en Über d ie » o l ^ b c h g n Bedingungen fü r ff. d isM o r Setüiftt, so finden Wff in e in e r Reihe
g ru n d leg e n d e r a lte r Monographien ü b e r d ie S ystematik d e r -In fu so rie n ( E h r e n b e r g , C l a p a r ä d e u n d L a c 'h m a n n
S. K e n t , P . S t e i n u. ¡ « H in w e i s e d a ra u f, daß d ie ie s In fu so r in k le in e rem W a sserbe cken u nd in Teichen u n te r A lg e i
lebt. I n d en n eu e re n u n d n eu s ten M o n o g r a p h » ( S c h e w i a k o f f , 1896; .R ip u x , 1901; K a h l , 1927 u. a.) w ird ff. d iscolor
ebenfalls au s kleinen, M ä r e n Wa sserhe cken angegeben, wo sich dieses Infusor u n te r Algen % f h ä l t
g ä f e Was d ie hMo g iseh en Ab h an d lu n g en ü b e r d i e j jn f u s o r i e n ieBlzelner Wusgijibscken anlangt, so: fand M e r e s c h -
k o w s k i y . (1877) ff. discolö r f = H. K e s s le r i M e r .) in g ro ß e r Menge Anfang J u n i k Wologda in Gräben, d ie m it Pflanz
e n 'b e d e c k t w a ren u « ä k e in faulige s W a sser en th ielten , fe rn e r E n d e J u li im Onega-Seifef'in d e r Nähe Ä Stadt Powenez,
in e in e r F lu ßmündung m it ü p p ig e r Vegetation. K. L e v a n d e r (1894) fand ff. discolor reichlich in v erwachsenen Gräben
in d ^ s ü m g e g e n d von Helsingfors, G. Si-.b 1 e r . t f o r (1908) in Tbrfmooren SiiddeutsKilands; T h i e b a u d e t F a v r e (1906)
u n d G. M e r m ord (19)4) gleichfalls.: in Torfmooren des Schweizer Berglandes. D. S a s s ^ h i n (19241); fin d e t s ie in G e meinscha
ft m it In fu so n e n , d ie sich in d e n „S ak o ssja“ d e s F lusse s Oka (Teilen d e s flfe rg e b ie te s d e s FlussSs, d ie von den
S eiten d u rc h d ie u n te r dem W a sser befindlichen P a rtie n d e r S a n d b ä n k eM g re n z tis ih d ) in d e r ü m g e g e n Ä o n Murom au fh
a lte n , S k a d o w s k y (1926) findet f f discolor in k le in e n P fützen am Rande d e s MoortümpelS in d e r Nähe von Lusino
Moskauer Gouvernement, b e i m ittle r e r Somm e rtem p eratu i 22,2» u n d pH 6 ,0 5 -6 ,6 , im Moore selbst, wo d ie Ä jäv e Reaktion
b e d e u te n d s a u r e r ist (4,ö 3,2) w ird ff. discolor nich t gefunden. Im BaikälSee fa n d L. R o s s o 1 i m o (1923) ff. discolor
H Tschlwyrkul-Baii u n d zw ar in lh iem südlichen, seichten T eil (von d e r In s e l Kolfygej bis zu d en Quellen des
Ssor), wo d ieses In fu so r ln g ro ß e r Anzahl u n te r Algen u n d Makrophyten lebt, d ie das san d ig e U fe r d ieses Teiles d e r Bai
in g ro ß e r Masse bedecken.
1928 fan d ich H. discolor am 11. und 12. J u li v o r allem im n ördlichen Teil der
T sch iwyrkni-B ai u n te r denselben Bedingungen vor, bei denen es sonst im B a ika lsee a n getroffen
wird , u n d zwar an den felsigen Ufe rn u n te r Algen Vlothrix, Tetraspora, Gom-
phonema u. a.
Somit ersch e in t H. discolor in g roßen Seen als typische Ufe rfo rm, die sieb an u n g
e trü b ten U fern, u n te r Algen a u fh ä lt; dieses In fu so r is t auch n ich t großen, re in en m it Mak
ro p h y ten bewachsenen Wasserbecken eigen. E s ist den eu ry th e rm en | ! ’g i | :°) u n d eury-
hydrogenionen A rte n (ps 6,05— > 9,0) zuzuzählen.
Holophrya nigricans Lauterborn. (Abb. 4.)
W u rd e n u r einmal in ziemlich g ro ß e r Menge am Ufer d e r Bucht K u ltu k vorgefunden,
u n d zwar u n te r Draparnaldia am 20. V II. 1926 bei 11° in re in em Wasser. Die. meisten
E x em p la re sind m it F e tttro p fe n ange fü llt, die die In fu so rien wahrsche inlich den toten
Zoologien. Heft 83.